• Ich finde den Galerie- Neubau gar nicht schlecht, weil er die Frontalansicht auf das Neue Museum über den Kupfergraben hinweg verdeckt.
    Mich hat die asymmetrische Fassadengestaltung des Museumsbaus mit dieser vereinfachten, "historisch zitierenden" Fassade des nördlichen Gebäudeflügels schon immer gestört. Durch den Galeriebau wird diese unschöne Frontalansicht nun verdeckt und in der Schrägansicht von Süden kommend kaschiert der Neubau diese blöde Fassade auch, während der Blick auf den Mittelrisalit und die historische Fassade frei bleibt.
    Und das Berliner Schmuddelwetter wird hoffentlich das Seine dafür tun, dass der Neubau bald eine Patina bekommt...

    Einmal editiert, zuletzt von Dr. Haus (1. November 2016 um 22:40)

  • Was mich doch irritiert - und fragend schauend zurücklässt - ist eine derart immense Kostensteigerung beim Pergamon-Museum. Manchmal könnte man an Berlin verzweifeln. Hatte mich schon auf 2019 gefreut . . .

    Läge die Museumsinsel in Paris - Sie wäre schon seit 10 Jahren fertig. Und zwar komplett mit allen exakt rekonstruierten Zugängen bzw. Brücken. Piccobello herausgeputzt.

    Ich meine: die Wiedervereinigung war vor 26 Jahren. 10 Jahre Planung + 6 bis 10 Jahre Umsetzung könnte man ja noch verstehen. . .

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Was mich doch irritiert - und fragend schauend zurücklässt - ist eine derart immense Kostensteigerung beim Pergamon-Museum. Manchmal könnte man an Berlin verzweifeln. Hatte mich schon auf 2019 gefreut . . .

    Läge die Museumsinsel in Paris - Sie wäre schon seit 10 Jahren fertig. Und zwar komplett mit allen exakt rekonstruierten Zugängen bzw. Brücken. Piccobello herausgeputzt.

    Ich meine: die Wiedervereinigung war vor 26 Jahren. 10 Jahre Planung + 6 bis 10 Jahre Umsetzung könnte man ja noch verstehen. . .


    Nun sei mal nicht so streng. Die Aufgabe ist unendlich größer als jemals in Paris. Bedenke mal die Ausgangslage 1990: Das Schloss war gesprengt, das Neue Museum eine Ruine. Die übrigen Gebäude waren in einem überaus maroden Zustand. Zudem mussten die Gebäude bei der Sanierung stets zeitlich hintereinander geschlossen werden, um wenigstens immer Teile der Sammlungen der Staatlichen Museen präsentieren zu können. Alles auf einmal in Stand setzen war nicht machbar. 10-15 Jahre müssen wir noch warten bis alles fertig ist, nach dem Pergamon- kommt noch zuletzt das Alte Museum dran. Danach haben wir in Berlin den vermutlich großartigsten Museumskomplex der Welt, herrliche Gebäude von Schinkel bis Messel, angereichert mit unglaublichen Schätzen. Geduld haben! :wink:

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  • Gute Nachricht: Für die noch einige Jahre geschlossene Pergamon-Abteilung des gleichnamigen Museums gibt es bald einen Interimsmuseumsbau gegenüber der Museumsinsel, privat finanziert. Gezeigt werden unter anderem wichtige Marmorskulpturen, zahlreiche Gipsabgüsse von Altarteilen und Friesen sowie verschiedene 3-D-Animationen. Auch das bereits 2012 gezeigte Panorama der antiken Metropole des Künstlers Yadegar Asisi wird Teil der Übergangsausstellung sein.
    :applaus:

    Siehe >> Bericht der RBB-Abendschau und >> Informationen zum Interimsbau, sowie >> Bericht Tagesspiegel

  • Zitat von 3sat

    Ein Eingang für die Ewigkeit
    Stararchitekt David Chipperfield baut in Berlin

    "Architektur muss eine Vision haben, wie die Gesellschaft sein soll", sagt David Chipperfield. Der britische Stararchitekt baut gerade an einem neuen Berliner Wahrzeichen: der James-Simon-Galerie.
    Seit der Wende existiert die Idee, neben den fünf weltberühmten Häusern auf der Museumsinsel etwas Neues entstehen zu lassen: Ein modernes Eingangsgebäude. Doch wie das Unesco-Welterbe modernisieren - ohne den Charme der Historie zu zerstören?

    Mehrere Wettbewerbe gab es, immer wieder finanzielle Engpässe und Planungsstopps, ein Volksbegehren gegen den modernen Bau und schließlich auch noch eine extrem schwierige Baustelle. Aber David Chipperfield und sein Team haben durchgehalten - 23 Jahre lang. 1993, als alles begann, war er noch ein Newcomer, heute ist er einer der Toparchitekten weltweit. Sein neues Eingangsgebäude soll in Zukunft Millionen Besucher aufnehmen und zu den fünf historischen Gebäuden führen. Ein Neubau mit zentralen Servicebereichen, Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen, großer Terrasse und neuem Hof. Ein Gebäude mit einer eigenen Formensprache, das - so David Chipperfield - die Außenwirkung der Insel verändern wird: "Das Eingangsgebäude wird als neues Element auf der Museumsinsel eine physische Präsenz besitzen", so Chipperfield. "Das ist ziemlich aufregend - und beängstigend, denn es bringt eine Veränderung des Ortes mit sich."

    "Das Eingangsgebäude wird als neues Element auf der Museumsinsel eine physische Präsenz besitzen", so Chipperfield. "Das ist ziemlich aufregend - und beängstigend, denn es bringt eine Veränderung des Ortes mit sich."

    Es ist doch immer wieder amüsant und erschreckend zugleich, wie internationale Elitearchitekten offenbar die Selbstüberschätzung kultivieren. Mal sehen, ob die Veränderung auch hält, was sie verspricht und nicht ein Dorn im Fleisch der Museumsinsel wird....!?

    Film dazu hier:
    http://www.3sat.de/page/?source=/specials/189349/index.html

  • Nach dem Anschauen des oben verlinkten Filmes (sehenswert!!!) revidiere ich meine Meinung über Chipperfield.
    Nicht, daß das nun heißt, jetzt alles von ihm gut zu finden, nein, was ich meine ist: ich habe seinen Charakter besser erfühlen können und das, was er als Architekt anstrebt. Vor allem erscheint er mir als ein bescheidener, geradliniger, klarer Mensch, der sich selbst nicht in den Vordergrund rückt, sondern auf Teamgeist baut, bereit ist flexibel seine Projekte auch entwickeln zu lassen.

    23 Jahre Entwicklungszeit für das Eingangsgebäude ist schon ne geduldige Leistung. Wir können froh sein, daß das ursprüngliche Eingangsgebäude, "The BerlinCube", ein Glas/Stahlwürfelquaderungetüm nicht gebaut wurde, bzw. dank des Eingreifens der Gesellschaft Historisches Berlin verhindert wurde und Chipperfield sich nochmal drangemacht hat und nun ein Gebäude der baldigen Fertigstellung entgegen sieht, daß die klassische Note der Museumsinsel aufnimmt und weiterführt. Damit hat sich Chippie selbst einen großen Dienst erwiesen.
    Im Film auch ein differenzierter, anschaulicher Überblick über sein Gesamtwerk. Der Mann hat schon Gefühl für Proportionen der einfachsten Schlichtheit, meist... !

  • Neußer, genau das dachte ich auch, als ich im Film den Zustand des Literaturarchivs in Marbach sah!!! Das wird selbst im Film kritisch angemerkt.
    Ein leicht überkragender Abschluß am Dach, also ein Dachgesims würde der Verschmutzung von Gebälk und Pfeilern durch herablaufendes Regenwasser schon Einhalt gebieten.
    Wettertauglich für unsere Breiten sind diese Architekturen halt nicht.

  • Dennoch wird in dem Stil gebaut. Es überwiegt bei den Auftraggebern offenbar der Wunsch, modern und im Einklang mit dem Zeitgeist zu sein, vor den rationalen, nachhaltigen Überlegungen. Auch hier ist das Denken eher kurzfristig. Bis der Bau ein Sanierungsfall ist, ist so mancher Politiker, Behörden-, Museums- und Archivleiter ohnehin schon im Ruhestand und überlässt dann das Problem einfach den Nachfolgern.

  • Bei der James-Simon-Galerie wird derzeit die Verglasung eingesetzt, so dass man sich nunmehr ein Bild davon machen kann, in welchem Abstand sich diese zu den Säulenreihen befindet:

    Nach rechts hin (Südteil) endet die Verglasung anscheinend ca. 15 m vor der südlichen (kurzen) Säulenreihe:

    Ansicht von Süden:

    Visualisierung am Bauzaun: der kleine Glaskasten, dessen Funktion sich mir nicht erschließt, ist deutlich zu sehen, der Beginn der eigentlichen Innenraumverglasung aber offenbar perspektivisch verdeckt (?):

    Hof zum Neuen Museum:

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

    Einmal editiert, zuletzt von Snork (3. Dezember 2016 um 15:54)

  • Visualisierung am Bauzaun: der kleine Glaskasten, dessen Funktion sich mir nicht erschließt, ist deutlich zu sehen, der Beginn der eigentlichen Innenraumverglasung aber offenbar perspektivisch verdeckt (?):

    Ein behindertengerechter Aufzug. Dafür ist auch das Tor im Sockel vorhanden. Von dort aus wird man direkt herauf zu den Kolonnaden fahren können.

    Ich weiß, ich stehe hier eh komplett alleine da, aber ich finde die James Simon Galerie recht gelungen. Ein Eingangsgebäude hätte man uns so oder aufgedrückt und es ist auch wirklich nötig um die Touristenmassen zu lenken und die historischen Gebäude zu entlasten. Die James Simon Galerie übernimmt die Aufgabe und wirkt gleichzeitig filigran und unaufdringlich und sie erinnert tatsächlich an Tempelbauten und weiß sich ins Ensemble einzufügen. Einzig allein die Verkleidungsfarbe hätte vielleicht etwas dunkler/natürlicher sein dürfen.

  • Der Glaskasten könnte ein Fahrstuhlhäuschen sein (ein hydraulischer Fahrstuhl). An der Stirnfront unten ist ein Eingang. Vielleicht für Rollstulfahrer und Eltern mit Kinderwägen!?
    Auf diesem Bild von Snork wirft die Gerüststange eine Schattenlinie auf den Gebälkträger und ruft die Illusion hervor es gäbe eine Verkröpfung, eine leicht überstehende Überkragung. Leider ist dem nicht so. Wenn es so wäre, wäre der Bau mir gefälliger. Aber das darf es ja nicht sein. Übertriebener Minimalismus. Und der nachhaltige Vorteil einer gesimslichen Überkragung wäre die Verhinderung von herablaufenden Regenwasser und damit eine Verschmutzung auf den ach so hellen Marmorbeton.
    Der Hof zum Neuen Museum mit den kühlen Pfeilergängen wird vielleicht ganz passabel, vor allem, daß es einen weiteren geschützten Hof zum Ankommen auf der Museumsinsel gibt!!!

    Ah, da war Treverer schneller!

    Snork, was ist den mit dem Bild passiert? Sehe ich erst jetzt! Im unteren Bereich hat sich ein anderes Motiv eingeschlichen. ?(

  • ^das ist kein überpatchter Passant, sondern anscheinend ein Hochladefehler von Abload.

    ^^Mir gefällt die JSG auch sehr gut. Sie hat eine ruhige und klassische Ausstrahlung, bietet zugleich mit der Freitreppe am Kupfergraben und der schmalen Terrasse dorthin eine Art "ernsthafte Verspieltheit" und einen Anhalt für das menschliche Maß. Zugleich nutzt sie den eher kleinen und ungünstigen Bauplatz absolut optimal aus und wird wohl auch ein erstaunliches Raumvolumen zeigen. Für die Innenraumwände ist Architekturbeton vorgesehen - kann ich mit leben, fand ich im neuen Ägyptischen Museum in München auch ganz ansprechend -, für den Fußboden Naturstein.
    Mit Grausen denke ich an den ersten Entwurf von Chipperfield zurück, der 2007 zum Glück abgelehnt wurde. Dieser jetzt fertigwerdende Bau wird, denke ich, im Urteil der Nachwelt einen positiven Stellenwert behalten.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Meine schon früher geäußerte Vermutung, dass der fertige Bau überzeugender ausfallen dürfte, als in der Bauphase zu vermuten war, scheint sich zu bestätigen. Noch nie hat ein Architekt gewagt, was hier angestrebt wurde: eine Verschmelzung des heute angesagten Minimalismus mit dem Pathos antiker Tempelanlagen, ja sogar den endlos sich wiederholenden Säulenhallen des hellenistischen Städtebaus. Dass die Säulen- (pardon: Stäbchen)reihen.der erhöhten Galerie in dem Neuen Hof wiederkehren, schafft eine verblüffende antikische Anmutung, und die an die Athener Propyläen erinnernde gewaltige Freitreppe tut ein Übriges dazu. Das Gebäude dürfte eine faszinierende Ausstrahlung entfalten und weltberühmt werden.

  • Heute wurden die Metallbleche der Spundwände entfernt, die die Baugrube vor Spreewasser schützten. Bin gespannt, wann der erste 'Künstler' seine Duftmarke hinterlässt, das schreit ja direkt nach 'Verschönerung'.

    Fotos von heute von mir:

    Blick vom Humboldtboxwürfel zur James-Simon-Galerie:




    Wie schön ist es anderen beim Arbeiten zuzugucken!




  • Wie mir scheint ist die James Simon Galerie doch ein ziemlich gelungener Bau !

    Hier nochmals der Hinweis auf die jüngste ZDF-Doku zur James Simon Galerie:

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  • Wie mir scheint ist die James Simon Galerie doch ein ziemlich gelungener Bau !

    Finde ich auch, und sie fügt sich doch einigermaßen harmonisch in das Ensemble ein.

    Der am gegenüberliegenden Ufer stehende grobschlächtige Klotz stört m.E. allerdings das Gesamtbild sehr. Was ist das eigentlich...ein Anbau vom historischen Museum?

  • Nein, das Haus Bastian war ein privates Galeriegebäude, dass ebenfalls von Chipperfield vor Jahren gebaut wurde. Nun hat der Besitzer das Gebäude allerdings vor kurzem an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz verschenkt. Eine sehr großzügige Geste. In Zukunft wird das Haus dann wohl in Verbindung mit der Museumsinsel genutzt.