• Die Italiener und Franzosen haben auch eine andere Ausgangslage. In unseren ohnehin schon hässlichen Innenstädten scheinen manche einfach nach der Broken-Windows-Theorie nur einen Schritt weiter zu gehen. Graffiti ist da nur ein Symptom von vielen. Neu ist, dass jetzt sogar historische Kulturgüter ersten Ranges betroffen sind. Wird auch das Stadtschloss Ziel von Vandalismus sein? Mittlerweile durchaus denkbar.

    Graffiti-Schmierereien müssen deutlich geächtet werden, die bisherige Linie, das als Zeichen der "Subkultur" zu tolerieren, ist nicht haltbar.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Broken-Windows-Theorie

    In dubio pro reko

  • Interessante Theorie, mit dem zerbrochenen Fenster. Deshalb sollten die Verunzierungen an der Granitschale schleunigst beseitigt werden.

    Daß auch das Berliner Schloss/Humboldt Forum Ziel von Graffiti wird, halte ich für ziemlich sicher. Die Farbe sollte dann aber sofort wieder entfernt werden, damit die Sprayer keine Gelegenheit bekommen, sich damit zu brüsten.

    War nicht auch mal die Rede davon, daß das Schloss im Erdgeschoss mit einer besonderen Schutzschicht versehen wird?

  • Das mit dem "Verbot" der Sprühdosen, das "Goldstein" ins Gespräch bringt, halte ich für den Ansatz, der das Problem an der Wurzel anpackt. Den Besitz zum Straftatbestand zu machen, schießt natürlich über das Ziel hinaus. Er relativiert das aber durchaus, indem er von einer Genehmigungspflicht spricht.

    Ich würde es anders anpacken. Beim Kauf von Sprühfarbe muss man sich erst mal registrieren (und eine Begründung angeben). D.h. die Personalien werden festgehalten, womit der Umfang der Farbkäufe einer Person registriert ist. Wer jetzt von Bürokratie und Überwachungsstaat redet (oder dass das gar nicht möglich sei), sollte bedenken, dass nicht nur ich mittlerweile meine Personalien im Café hinterlassen muss, wenn ich dort bloß eine Cola trinken will oder ein Bällchen Eis essen.

    Zweitens ist das Mitführen von Sprühfarbe nur in einem verschlossenen Behälter erlaubt. Andernfalls ist das ein Straftatbestand. Das wird heute bereits so gehandhabt, wenn ich z.B. einen Teleskopschlagstock oder bestimmte Einhandmesser von Haus A zu Haus B transportieren möchte. Das kann man problemlos auf Farbsprühdosen ausweiten, dabei gleichzeitig die legale Nutzung (z.B. zum Lackieren von Automobilen) sicherstellen.

  • Die Verpflichtung zur Adressangabe wird aber nach vollendeter Abwehr der Gefahr wieder aufgehoben. Ist also vielleicht nicht ganz dasselbe... Von Graffiti bekommst du zwar vielleicht Augenkrebs, aber dein Leben ist eher nicht in Gefahr.

  • Schärfere Gesetze braucht es nach meiner Auffassung hier eigentlich nicht. Den Besitz einer Spraydose, dem einer Waffe gleich zu stellen, halte ich für übertrieben, aber auch unnötig.

    Schon bei der Beschädigung solcher Gegenstände, welche zur Verschönerung öffentlicher Plätze diesen, erst Recht bei Kunstwerken im öffentlichen Raum, handelt es sich, wie bereits geschrieben, um eine gemeinschädliche Sachbeschädigung (§ 304 StGB). Der Strafrahmen bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe, ist eigentlich ausreichend.

    Selbstverständlich muss der Täter auch für den entstandenen Schaden aufkommen (§ 823 BGB), die Reinigung bezahlen (Von einer Reinigung durch die Täter selber halte ich nichts, eine solche Schadenswiedergutmachung geht erfahrungsgemäß meist nicht gut, .)

    Dies setzt allerdings voraus, darin, dass die Täter auch ermittelt werden können. Dies ist leider meist nicht der Fall

    Auf den eigentlichen Ansatz zur Lösung des Problems hat Königsbau zu Recht hingewiesen:

    Graffiti-Schmierereien müssen deutlich geächtet werden, die bisherige Linie, das als Zeichen der "Subkultur" zu tolerieren, ist nicht haltbar.

    Hierbei kommt es auch gar nicht darauf an Graffitis als solchen abzusprechen ein Kunstwerk zu sein (die auf der Granitschale sind es meiner Meinung nach allerdings in der Tat wirklich nicht).

    Auch ein Kunstwerk kann nicht einfach an irgendeiner Stelle angebracht werden. Dabei ist es auch unbeachtlich, ob der Künstler dies subjektiv als hochwertiger ansieht, als das Gebäude oder Denkmal auf die das Graffiti gesprüht wird. Es käme ja auch niemand auf die Idee es als tolerabel anzusehen von einem verputzen Fachwerkhaus ohne Wissen und Wollen des Eigentümers Nachts den Putz abzuschlagen um das bedeutende Renaissancefachwerk freizulegen oder heimlich den Garten eines Anderen in einen Englischen Landschaftsgarten umzugestalten .

  • Von Graffiti bekommst du zwar vielleicht Augenkrebs, aber dein Leben ist eher nicht in Gefahr.

    Das Leben wird man nicht verlieren, aber viel Geld. Für die Beseitigung von Vandalismus kommt in der Regel keine Versicherung auf, der Schaden wird also vom privaten Eigentümer oder dem Staat (= der Allgemeinheit) getragen. Beispielsweise muss die Deutsche Bahn jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag ausgeben, um die Schäden an ihren Zügen zu beseitigen.

    Graffiti werden übrigens nur dann als hippe Subkultur gefeiert und als harmlos betrachtet, wenn sie aus der „richtigen“ politischen Ecke kommen.

    Wenn nun z. B. Identitäre mit Spraydosen entsprechende politische Botschaften hinterlassen würden, wärst du vermutlich der, der am lautesten nach einem Verbot schreien würde... aber von Doppelmoral brauche ich dir vermutlich nichts zu erzählen.

  • Wir entfernen uns wieder weit vom eigentlichen Thema [...]

    Kleine Quizfrage: Was hat "Graffiti auf Architektur der Museumsinsel" mit "Architektur der Museumsinsel" zu tun?

    Spoiler: "Nichts" ist eine falsche Antwort.

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Das Leben wird man nicht verlieren, aber viel Geld. Für die Beseitigung von Vandalismus kommt in der Regel keine Versicherung auf, der Schaden wird also vom privaten Eigentümer oder dem Staat (= der Allgemeinheit) getragen. Beispielsweise muss die Deutsche Bahn jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag ausgeben, um die Schäden an ihren Zügen zu beseitigen.

    Graffiti werden übrigens nur dann als hippe Subkultur gefeiert und als harmlos betrachtet, wenn sie aus der „richtigen“ politischen Ecke kommen.

    Wenn nun z. B. Identitäre mit Spraydosen entsprechende politische Botschaften hinterlassen würden, wärst du vermutlich der, der am lautesten nach einem Verbot schreien würde... aber von Doppelmoral brauche ich dir vermutlich nichts zu erzählen.

    "if you assume, you make an ass of you and me", sagen die Amerikaner. Wenn Du meinen Beitrag wirklich gelesen und ernst genommen hättest UND wenn Du nicht gleich Schlussfolgerungen gezogen hättest, dann wäre Dir vielleicht aufgefallen, dass ich Grafittischmierereien überhaupt nicht begrüße oder auch nur verharmlose. Ich finde es nur albern, Sachbeschädigung mit Gesundheitsvorsorge gleichzusetzen, wie es mein Vorredner gemacht hat. Wer schmiert, ist mir völlig egal. Ob links oder rechts, ich finde es aus beiden Richtungen gleich schlimm und würde mir auch eine konsequentere Verfolgung und höhere Aufklärungsquote wünschen.

    Nächstes mal vielleicht gründlicher lesen, was da so steht, dann macht man sich auch nicht lächerlich.

  • nach vollendeter Abwehr der Gefahr (...) dein Leben ist eher nicht in Gefahr.

    :lachentuerkis::lachentuerkis::lachentuerkis:

    Mein Leben ist in Gefahr, wenn ich eine Cola trinke? Weil Herr Söder und Herr Lauterbach das so sagen? Muss ich jetzt auch meine Adresse hinterlassen, wenn ich über die Straße gehe oder mich ins Auto setze? Oder mich nachts in der ausgestorbenen Fußgängerzone herumtreibe? Denn da ist mein Leben auch in Gefahr.

    Das ist das pikante am Leben. Es ist ständig in Gefahr, und manchmal an ganz unerwarteter Stelle.

    - Ende off-topic -

  • Ich sag mal so - in der DDR wäre solche Schmierereien unter dem Strafbestand "Rowditum" geahndet worden. Darauf konnten gut 2 jahre Haft verhängt werden. Und die JVA Rummelsburg war sicherlich kein Erholungslager. Abgesehen da von daß es in der DDR kaum Sprühflaschen gab, waren freiwillige Helfer der Volkspolizei unterwegs, welche "Rowdis" erst einmal festsetzten um sie anschließend der Polizei zu übergeben.

    Auch ich würde heute - so ich einen Schmierer erwische - der Polizei übergeben und erwarten daß er für den angerichteten Schaden aufkommt.

    Die Museumsinsel Berlin ist ein wertvolles Kulturgut welches Touristen aus aller Welt genießen. Es wäre wünschenswert, wenn sich der Berliner Senat etwas einfallen läßt, um dieses Kulturgut vor Rowditum zu schützen.

  • Muss ich jetzt auch meine Adresse hinterlassen, wenn ich über die Straße gehe oder mich ins Auto setze? Oder mich nachts in der ausgestorbenen Fußgängerzone herumtreibe? Denn da ist mein Leben auch in Gefahr.

    Ich hoffe, dass du damit nicht potentiell hunderte andere Menschen gefährdest, was du als Infizierter beim Cola trinken in geschlossenen Räumen tun würdest. Außer natürlich, du hast mit deinem Auto weitreichendere Dinge vor, davon gehe ich jetzt aber erstmal nicht aus. :schockiert: :wink:

  • ^ Wenn du es so genau wissen willst. Wenn ich krank bin, gehe ich grundsätzlich nicht in Gastwirtschaften, sondern ins Bett. Das handhabe ich so seit Anbeginn meines irdischen Daseins. Im Gegensatz zu manchen anderen Leuten, die sich z.B. hustend und mit Rotznase neben mir ins Kino setzen.

    Ansonsten mache ich mich wegen dieses Virus (u.a. eine mir bekannte Familie hatte ihn, und alle haben ihn überlebt, sogar der demente Stiefvater, der sogar die geringsten Symptome hatte (einen Tag etwas Durchfall)) genau so viel oder so wenig Sorgen, wie bei jedem Grippevirus oder beim jeder Erkältung oder bei Geschlechtskrankheiten. Ich vermeide seit jeher engen Kontakt zu offensichtlich kranken Personen. Da war ich sogar vermutlich stets etwas vorsichtiger als andere gewesen. Und ich bin auch heute nicht fahrlässig, wasche mir die Hände und lecke nicht jeden Passanten ab, der mir auf der Straße entgegenkommt. Aber, es kann einen natürlich immer erwischen, und sei es auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt.

    Auch wenn ich an Corona nach Wahrscheinlichkeitsrechnung ebenso wenig sterben werde, wie am Passivrauchen. Schlaganfall, Herzinfarkt oder Darm- oder Lungenkrebs halte ich für wahrscheinlicher. Die letzteren sind nicht angenehm.

    Ich lasse mich aber von keinem heute-journal, keinen Tagesthemen oder keinem Herrn Drosten oder keinem alarmistischen Politiker in Todesangst-Hysterie versetzen, nur damit bestimmte Leute ihre durchsichtige Agenda durchsetzen können.

    Demnächst erzählen sie Dir, dass Du mit einem Bein über den Gehweg hüpfen musst, um Dein Risiko vor den extraterrestrischen Todespocken zu verringern. Und die ganzen Medien-Schafe fangen an zu hüpfen.

    Nein, wenn das so weiterläuft, sind nämlich eine beschmierte Vase auf der Museumsinsel oder ein paar angeölte antike Kunstwerke die allerkleinsten Probleme, die auf einen Großteil der Leute hierzulande zukommen. Und nicht nur auf die, sondern auch auf die ganze kostspielige Logistik der Museumsinsel. Denn, wie wollen sie denn diese unterhalten, wenn keine Touristen mehr kommen, die Einheimischen andere finanzielle Probleme haben, als teure Museumseintrittskarten zu zahlen, und der Staat durch einbrechende Steuereinnahmen an anderer Stelle gefordert ist? :zwinkern:

  • Ich würde es anders anpacken. Beim Kauf von Sprühfarbe muss man sich erst mal registrieren (und eine Begründung angeben). D.h. die Personalien werden festgehalten, womit der Umfang der Farbkäufe einer Person registriert ist. Wer jetzt von Bürokratie und Überwachungsstaat redet (oder dass das gar nicht möglich sei), sollte bedenken, dass nicht nur ich mittlerweile meine Personalien im Café hinterlassen muss, wenn ich dort bloß eine Cola trinken will oder ein Bällchen Eis essen. ---

    Ich weiß wirklich nicht, ob dein Betrag satirisch gemeint war.

    Traurig finde ich auf jeden Fall, zur Argumentation die Maßnahmen zur Eingrenzung der Pandemie heranzuziehen und diese als übertrieben darzustellen und ins Lächerliche zu ziehen ("Bällchen Eis...").

    Mein Leben ist in Gefahr, wenn ich eine Cola trinke? Weil Herr Söder und Herr Lauterbach das so sagen?

    Es ist ja schön, dass Du dich einer guten Gesundheit erfreust und denkst, nicht zum gefährdeten Personenkreis zu gehören (immerhin ca. 30 % der Bevölkerung).

    Eigentlich müsste das mittlerweile jedem klar sein: Es geht bei den Maßnahmen nicht primär darum, ob DEIN Leben in Gefahr ist, es geht darum, die Pandemie einzudämmen und Leib und Leben der Schwachen zu schützen.

    Man nennt es Solidarität und Empathiefähigkeit.

    Offensichtlich hast Du noch nie täglich miterlebt wie ein Mensch, der sich einen gefährlichen Virus eingefangen hat monatelang um sein Leben kämpft und langsam elendig daran stirbt.

    Dagegen sind sowohl die Verpflichtung zur Angabe der Personalien in einem Café als auch diese Graffiti-Schmierereien tatsächlich ein Vogelschiss...


    Mal abgesehen davon, ist dein Vorschlag vollkommen realitätsfremd:

    Jeder könnte kleine, unauffällige Mengen von Sprühfarbe in X verschiedenen Baumärkten kaufen, oder sich von Freunden, Bekannten kaufen lassen. Oder kurz nach Polen rüberfahren oder sie sich sonstwo aus dem Ausland mitbringen, oder im Internet bestellen.

    Auch mit zig Beamten könnte dies im Fall einer Schmiererei nicht nachverfolgt werden.

    Zweitens ist das Mitführen von Sprühfarbe nur in einem verschlossenen Behälter erlaubt. Andernfalls ist das ein Straftatbestand. Das wird heute bereits so gehandhabt, wenn ich z.B. einen Teleskopschlagstock oder bestimmte Einhandmesser von Haus A zu Haus B transportieren möchte. Das kann man problemlos auf Farbsprühdosen ausweiten, dabei gleichzeitig die legale Nutzung (z.B. zum Lackieren von Automobilen) sicherstellen.

    Allein das Mitführen von Sprühfarbe als Straftatbestand zu werten und mit Schlag- und Stichwaffen gleichzusetzen ist echt mehr als skurril.

    Das kann man i.Ü. auch rechtlich nicht "problemlos auf Farbsprühdosen ausweiten", das kippt spätestens das Verfassungsgericht wegen Verletzung der Verhältnismäßigkeit mit einem Federstrich.

    Mal abgesehen davon, dass dies in der Realität nicht ansatzweise kontrolliert werden kann und keinen potentiellen Täter abschreckt.

  • Nö. Hab ich ja getippt, dass es nicht passt.

    Naja, den Kommentar hätt es jetzt auch nicht gebraucht, aber sei es drum. Es sollte wirklich überlegt werden, wie Schmierfinken in Berlin das Handwerk gelegt werden kann.... daß ganze Häuser besprüht werden, ist schon abartig, aber daß wertvolle Kulturdenkmäler den Schmierereien zum Opfer fallen, ist schon pervers .

    Die Museumsinsel wurde nach allen Regeln der Kunst wieder hergestellt, da kann es doch irgendwie nicht angehen, daß so assoziale Dreckfinken alles zu nichte machen?

  • OberstMadig

    Und deinen Kommentar hätte es ein paar Beiträge früher gebraucht.

    I.Ü. wie bereits getippt: Es gibt hier drin wohl keinen, der sich nicht über solche Schmierereien empört.

    Es ändert aber auch nichts, wenn man die Empörung immer und immer wiederholt.

  • Ich bin nicht nur auf die Täter wütend, sondern, und das vielleicht noch mehr, auf die zu laschen Anstrengungen, derer habhaft zu werden bzw. diejenigen angemessen zu bestrafen.

    Ich nenne die Erfolge von New York und Singapur.

  • OberstMadig

    Und deinen Kommentar hätte es ein paar Beiträge früher gebraucht.

    Naja, Recht haste schon - aber mei, ich brauchte auch mal a bisserl Ruhe.

    Und wenn ich wieder mal nach Berlin fahr, möcht ich die Museumsinsel unbeschmiert genießen können.