Weltkulturerbe im Zerfall
Schön ist Havanna nicht. Aber vielleicht ist die Stadt so faszinierend, weil an jeder Straßenecke zu sehen ist, wie schön sie sein könnte, wenn der graue Alltag sie ließe. Die Malecon ist gleichzeitig Prachtstraße und ein Beispiel für erschütternden Verfall.
Kurz nach Sonnenaufgang räkelt sich der Malecón noch im Dämmerlicht. Auf Havannas kilometerlanger Uferstraße ist am frühen Morgen nicht viel los. Auf der breiten Kaimauer läuft ein einzelner Jogger durch die kühle Morgenluft. Und sogar die Wellen sind jetzt zu hören, die sich an den Felsen brechen. Schon bald danach übertönt sie der Verkehrslärm. Der Malecón ist mehr Hauptschlagader als Hauptstraße, Havanna pulsiert hier tatsächlich. In den 1920er Jahren fertig gestellt, verbindet die Uferpromenade die unterschiedlichsten Viertel - von Miramar, wo einst die Reichen residierten, bis zur Altstadt.
Havannas Altstadt gehört zum Weltkulturerbe - auch wegen der Kolonialbauten am Malecón. Vor Jahrzehnten waren es oft fünf- oder sechsstöckige Prunkbauten. Heute sind viele von ihnen in einem Zustand, der bezweifeln lässt, dass sie noch lange stehen werden: Fensterläden sind vernagelt, der Putz bröckelt großflächig. Und so mancher Balkon wird notdürftig mit Holzpfählen abgestützt.
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