Polen surreal - Warschau und Posen

  • Ich habe jetzt auch einige, teilweise surreal verfremdet wirkende KI-Visualisierungen erstellt, allerdings auf Basis eigener Fotos vom letzten Wochenende und mit Luminar Neo, einem KI-gestützten Bildbearbeitungsprogramm (habe ich gekauft und arbeitet lokal auf meinem Rechner).

    Verwendet habe ich das Preset "Mehr Volumen" in Maximaleinstellung, um den trüben Fotos bei schlechtem Wetter ein neues Erscheinungsbild zu verleihen.

    Da das ganze nicht so ernst zu nehmen ist, habe ich einen gemeinsamen Strang für beide Städte angelegt. Würde man die exportierten Fotos aus DxO Optics dezent überarbeiten lassen, kämen wohl tatsächlich vorzeigbare Ergebnisse dabei heraus. Etwaige Artefakte habe ich bewußt belassen, es ist die Direktverarbeitung der RAW-Dateien meiner Canon EOS RP.

    Zunächst einmal die reale Wettersituation - trüb, teilweise kurzer Nieselregen. Dafür ein erfreulicher Anblick - Sächsisches Palais und Brühlsches Palais kommen tatsächlich. Es gibt auch ein Banner mit dem sinngemäßen (polnischen und) englischen Text "we are building what should not have been destroyed".

    Jetzt die KI-gestützt überarbeiteten Fotos aus Warschau. Ich verwende die deutschen Ortsbezeichnungen in Ermangelung von Polnischkenntnissen.

    Platz der drei Kreuze:

    Wie gesagt, eigentlich müßte der Himmel einfarbig grau sein. Die Wolken sind künstlich erzeugt worden, man kann sogar verschiedene Wolkenarten auswählen.

    Selber Platz, St.-Alexander-Kirche:

    Neue Welt, Blick nach Norden:

    Praga:

    Nochmals Praga, das Schild hatte natürlich keine aufgemalten Wolken:

    Etwas weiter südlich, Sächsischer Werder:

    Posen kommt dann im nächsten Beitrag.

    What you teach people to do is admirable, but what you teach them to believe is foolish.

    Mongkut

  • Posen, auch sehr schön, hier das Rathaus:

    Zugehöriger Platz:

    Jesuitenkolleg, das meinte ich mit Artefakten:

    Garten Kaiserliches Schloß:

    Bernhardinerkirche:

    Und nicht zu vergessen - die fünf Hochhäuser, im letzten war mein Hotel untergebracht:

    What you teach people to do is admirable, but what you teach them to believe is foolish.

    Mongkut

  • Ich war auch gerade in Warschau. Eine interessante Stadt, die städtebaulich viel mit Dresden gemeinsam hat (nur fehlen in Warschau die Gründerzeitviertel). Der Wiederaufbau der Altstadt ist wirklich meisterhaft, hat aber auch was "KI-ähnliches": man spürt, dass irgendwas nicht richtig ist. Vielleich liegt es daran, das es alles zu perfekt ist - und das der Übergang zur Innenstadt unglaublich brutal ist.

    Auch muss man sagen, dass es unfassbar ist, dass die Hälfte der 1,3 Millionen Einwohner von den Deutschen im Weltkrieg ermordert wurden. Daher gibt es überall (z.T. düstere) Denkmäler. Die Stimmung ist daher was besonderes.

  • Also, ich liebe Warschau und plane schon meinen nächsten Besuch. Komischerweise stören mich da weder die Hochhäuser noch die Ruinen in Praga noch die ganzen Bauten des Sozialistischen Realismus (wobei ich die teilweise nicht mal von monumentalen Vorkriegsbauten unterscheiden könnte).

    Warschau ist für mich ähnlich wie Berlin eine Stadt, die sich ständig neu erfindet, vielleicht ist es kein Zufall, daß das Gebäude, in dem der Aufbaufonds SFOS untergebracht war, heute dem Verfall preisgegeben ist (trotz erstklassiger Lage):

    Diese Gitter, mit dem Passanten vor herabfallenden Gebäudeteilen geschützt werden sollen, findet man ja auch in Praga recht häufig.

    Eigentlich wollte ich die Altstadt neu fotografieren, aber da das Wetter noch schlechter war als bei meinem letzten Versuch, habe ich mich dann auf den Süden und auf Praga konzentriert.

    Im Gegensatz zu Danzig wirkt die Altstadt schon authentisch, aber es ist tatsächlich kein Nachbau der eher häßlichen originalen Altstadt, sondern die extrem beschleunigte Fortführung eines Umbau- bzw. Aufbauprojekts der Vorkriegszeit, mit dem ja in ganz Warschau die russischen Spuren beseitigt werden sollten, aber eben auch eine "optimierte" Altstadt aus einem Guß entstehen sollte - mit optimierten Traufhöhen, Fassaden, teilweise neuen Gebäude, ohne Balkone oder unpassende Dächer.

    Wenn man genau hinschaut, stellt man fest, daß manche Straßen etwas verlegt oder verbreitert wurden, die Stadtmauer ist auch komplett neu, der Wiederaufbau des Barbakans begann ja schon in den 30ern.

    Warschau 1870:

    1870--3.jpg

    Die Gebäude ganz links wurde nicht aufgebaut, hier verläuft ja jetzt die Stadtmauer. Das schäbige Gebäude ganz rechts wurde schon vor dem Krieg durch ein annähernd quadratisches Gebäude ersetzt, das wiederum nach dem Krieg in deutlich aufwendigerer Form nochmals wiederholt wurde:

    IMG_2859_DxO.jpg

    Viele Details, Dachformen, Fassaden wurden deutlich verbessert. Auch in dieser Hinsicht "Polen surreal".

    Weiß eigentlich jemand, warum die Baudichte in Richtung Stadtmauer so extrem zurückgenommen wurde? Hat das damit zu tun, daß das Büro für den Wiederaufbau meines Wissens schon Ende der 1940er-Jahre von den Kommunisten geschlossen wurde?

    Hier ist teilweise nichts mehr gebaut worden:

    IMG_7534_sil.jpg

    Im Rest ist die Bebauungsdichte auch niedriger, aber eher aus praktischen Erwägungen heraus, es sollten ja brauchbare moderne Wohnungen entstehen.

    What you teach people to do is admirable, but what you teach them to believe is foolish.

    Mongkut

  • und das der Übergang zur Innenstadt unglaublich brutal ist.

    Den Übergang finde ich eigentlich weitgehend "sanft", überall gibt es noch Rekoprojekte oder sogar komplett rekonstruierte Straßenzüge und Plätze. Für die Neustadt gebe ich dir aber recht, hier kommen ja teilweise hinter einer einzigen Häuserzeile sofort grüne Wiese und Neubauten.

    What you teach people to do is admirable, but what you teach them to believe is foolish.

    Mongkut

  • Sanft? Vielleich an einigen Stellen, aber so sieht es auch aus:

    Westliche Innenstadt

    Die Rekos am Theaterplatz sind relativ neu. Das sieht schon recht skurril aus - Ich muss aber sagen, dass ich die wahnsinnige Mischung toll finde!

    Dluga

    Generell finde ich auch, dass viele Plattenbauten deutlich origineller als in der ex-DDR sind. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass es in Polen in den 60er Jahren ein gewisse kulturelle Blüte gab?

  • Ja, aber auch in westlicher Richtung kommt ja noch der Bankenplatz und einiges mehr, es stehen also nicht direkt an der eigentlichen Altstadt dann schon Hochhäuser.

    Das Neue Rathaus wurde als Bank neu erbaut, allerdings eher eine lose Anlehnung an den Vorgängerbau der Vorkriegsvariante.

    Die Plattenbauten beeindrucken mich nicht so sehr, eher die ganzen monumentalen Bauten des Sozialistischen Realismus und vor allem die Fähigkeit, mit komplett neuen Bauten einerseits eine richtige Innenstadt zu bauen (mit richtigen Straßen und Plätzen), und andererseits mit Projekten wie MDM, Erlöserplatz und Latawiec große Ensembles zu gestalten, bei denen ich wirklich sagen muß - das ist ja fast besser als die Vorkriegsbebauung.

    Beides kann ich in der DDR eigentlich nirgendwo feststellen, es gibt immer wieder schöne Einzelbauten wie die diversen Hyparschalen oder gelungene Bauten der "Ost-Moderne", aber eigentlich wurde fast nirgendwo eine klassische Stadt neu errichtet (sondern eher Grüne Wiese und dann aufgelockerte Bebauung - oder sehe ich das falsch?).

    Ich bin extra immer mit der Metro zu Politechnika herausgefahren und den Umweg zum Hotel gegangen, weil das ganze Ambiente mit all den gelungenen Nachkriegsbauten inkl. Villen, Botschaften und Parks einfach so schön ist.

    What you teach people to do is admirable, but what you teach them to believe is foolish.

    Mongkut

  • Ja, die Bauten des Sozialistischen Realismus sind ganz gut. Erstaunlich, wie gut in z.B. Muranow gebaut wurden. Ab 1960 war aber damit schluss. Allerdings ist Warschau ja auch die Hauptstadt und wurde verwöhnt. Wola finde ich aber ziemlich schrecklich. Die Stadt ist aber auf jedem Fall ein Muss für Architekturliebhaber.

    Anderswo wurden weit weniger schön gebaut (Danzig, Stettin) abgesehen von den Rekos der Altstädte.

  • Es gibt schon eine nachvollziehbare Gewichtung - in Stettin wurde kaum rekonstruiert und das Geld eher für eine verbesserte Verkehrsanbindung nach Polen ausgegeben, ansonsten gab es jede Menge Verfall (bis heute) und Abrisse, sowie einige Aushängeschilder:

    Warschau - Hauptstadt (war aber ab 1945 gar nicht sooo klar, wie sich die Dinge hier entwickeln würden)

    Posen - Kern Großpolens, frühere Hauptstadt

    Lublin - Ort der Lubliner Union, Ende des 2. Weltkriegs Ort einer Regierung von Stalins Gnaden

    Danzig - ab 1945 erstmals Teil Polens (vorher maximal der polnischen Krone direkt unterstellt), klar, daß hier auch investiert werden mußte

    Breslau - ähnliche Motivation wie Danzig, während in der Fläche in Schlesien viel verfiel, inkl. ganzer Städte

    Generell aber schon ab den frühen 50ern dann Sozialistischer Realismus und danach auch Moderne. Die Rekophase war abgesehen von einigen späteren Phasen also sehr schnell zu Ende, und das hatte keine finanziellen Gründe.

    What you teach people to do is admirable, but what you teach them to believe is foolish.

    Mongkut

  • buarque, die fünf Hochäuser in Posen ähneln den fünf City Hochhäuser in Stockholm, und dem City Hof Ensemble in Hamburg (dort nur vier Hochhäuser).

  • Die "KI" phantasiert wie üblich ohne jegliche Intelligenz irgendetwas zusammen.

    Beispiele:

    Der Warschauer Süden heute:

    Und im Mittelalter:

    Man beachte die mehrspurigen geteerten Straßen und die Fackeln an den Lichtmasten.

    Nationalstadion heute:

    Nach Meinung von Gemini spielte man früher darin Fußball:

    Läge der Warschauer Ostbahnhof ...

    in Afrika, dann sähe er so aus:

    Diese Art von "Intelligenz" ist wirklich lustig, statt Bahnhof eine Reihe von kleinen Hütten.

    What you teach people to do is admirable, but what you teach them to believe is foolish.

    Mongkut

  • Die "Intelligenz" der KI hängt natürlich von der Genauigkeit der Prompts ab. Ich weiß ja nicht, was du in diesen Fällen wörtlich gefragt hast. :tongue:

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Einfach nur: versetze dieses hochgeladene Foto in das Mittelalter, den Barock, nach Afrika.

    Aber auch außergewöhnliche Wünsche werden prompt erfüllt (no pun intended), nein, das ist nicht Honecker, sondern Le Corbusier.

    What you teach people to do is admirable, but what you teach them to believe is foolish.

    Mongkut