Wesel - Rekonstruktion des Rathauses

  • Herrlich, vielen Dank dafür!

    Wie sieht es da eigentlich mit weitergehenden Plänen für das Rathaus aus? Wollte man nicht perspektivisch den Neubau dahinter abreißen und sozusagen die komplette alte Kubatur wiederherstellen?

    Der aktuelle Fassadismus mit der Vorgesetzten gotischen Fassade ist ja als Zwischenlösung gedacht.

  • Wesel ist sicher schon harter Tobak! Aber doch muss ich sagen, dass ich Jülich und vor allem Düren als noch gesichts- und geschichtsloser wahrgenommen habe. Jülich besitzt zumindest noch eine wirklich beeindruckende Zitadelle, Düren dagegen rein gar nix mehr...

  • Der TV-Moderator Günther Jauch hatte vor gut 16 Jahren 2500 Euro für die Rekonstruktion des Weseler Rathauses gespendet. Nun war er in der Stadt, und hat sich die fertige Fassade angesehen. Die Rheinischen Post berichtet in ihrer Onlineausgabe darüber.

    https://rp-online.de/nrw/staedte/we…el_aid-35505647

    Herrn Jauch müsste man für Stadtbild Deutschland gewinnen. Das wäre eine tolle Sache.

  • Zitat

    Hat man überhaupt irgendeinen Ort wegen des Krieges komplett aufgegeben?

    es gibt außer Küstrin eine weitere, heute längst vergessene Stadt:
    Kupferberg in Schlesien.
    Aber wurde eigentlich nicht zerstört, sondern im Zuge der Vertreibung halt so aufgegeben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ursus carpaticus
    so man hier wikipedia glauben schenken darf, erfurh die Stadt in baulicher Hinsicht wohl ein sehr ähnliches Schicksal wie Johanngeorgenstadt (überhaupt einer der trostlosesten Orte, die ich kenne): weitgehender Abriss durch Uranabbau, der demografische Untergang der Stadt geschah durch Vertreibung.

    Zitat


    Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Kupferberg von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit fast ganz Schlesien unter polnische Verwaltung gestellt. Die Polen führten für Kupferberg den polnischen Namen Miedzianka ein und entzogen das Stadtrecht. Soweit die einheimischen deutschen Bewohner nicht zuvor geflohen waren, wurden sie in der Folgezeit größtenteils von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde aus Kupferberg vertrieben.

    Ortskirche, bis 1945 evangelisch
    Nach Kriegsende wurde in Kupferberg Uranerz geschürft. Dabei wurde der im Krieg unversehrt gebliebene Ort weitgehend abgerissen. Nach abgeschlossener Ausbeutung der Uranvorkommen wurde die noch vorhandene Bevölkerung 1972 nach Hirscherg umgesiedelt. Die Brauerei wurde geschlossen und der Ort dem Verfall preisgegeben. Vom alten Kupferberg existiert heute nur noch die Kirche. Die Häuserreihen und auch sonst die ganze Ortschaft sind verschwunden. Auf der Gemarkung der ehemaligen Kleinstadt befinden sich heute vorwiegend Waldflächen. Am Ort wurde vor einigen Jahren eine moderne Brauerei in Betrieb genommen.

  • Man könnte auch die Marktflecken Buchers und Zettwing erwähnen, die von der Architektur her als Kleinstädte hätten durchgehen können.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na was heisst Unwillen... Ein Mehrfamilienhaus, selbst wenn es in privater Hand ist, ist ein Investitionsobjekt. Manche Menschen leben von den Mieteinnahmen - und die sind nicht zwangsläufig üppig. Warum sollten die nun ein intaktes Haus, das sich gut vermieten lässt, abreißen und neubauen? Das ist schon ein bisschen viel verlangt.

    Anders sieht es aus, wenn ein Haus baufällig ist oder auch wenn es den Eigentümer wechselt und der neue Eigentümer sowieso neu bauen will. Dann lässt sich möglicherweise mit Gestaltungssatzungen etwas machen.

    Aber es ist ja schon etwas, wenn die Parzellengrößen beibehalten werden. Das würde die Chance eröffnen, einzelne Bauwerke neuzuerrichten, ohne gleich den ganzen Block abbrechen zu müssen. Aber das ist alles Zukunftsmusik...

  • Steht die rekonstruierte Fassade eigentlich an ihrem originalem Standort? Für mich sieht es eher danach aus, als hätte man sich am bestehenden Gebäude beim Wiederaufbau orientiert.

  • Steht die rekonstruierte Fassade eigentlich an ihrem originalem Standort? (...)

    (...) Wo früher nur eine schmale Gasse die beiden Häuserreihen trennte, befindet sich heute eine breitere Straße samt Zufahrt zur Tiefgarage. Deshalb sind die Gebäudetiefen der Giebelhäuser geringer als die ihrer Vorgänger – obwohl die „Trappzeile“ sich weiter als ursprünglich in den Platz schiebt. Die neue Bebauung steht also nicht am Originalstandort, sondern dazu versetzt und verdreht. Auf Grund dessen befinden sich die Kellerreste des zerstörten Rathauses im Nachbargebäude. Da sich kein Konsens für eine Komplettrekonstruktion des Rathauses fand, kam es zum Kompromiss: Haus Nr. 9 wurde im Hinblick auf eine mögliche Fassadenrekonstruktion breiter als die anderen Häuser gebaut. Dies ermöglichte jetzt den Fassadennachbau in Originalbreite und mit gewalmtem Dach – allerdings nur im vorderen Bereich. (...)

  • Danke, wieder etwas dazugelernt.

    Mich indes stört diese leichte Verschiebung nicht sonderlich. Ich bin da nicht päpstlicher als der Papst. Eine "Verdrehung" kann ich nicht erkennen. Keine Ahnung, was "Bauwelt" mit diesem Begriff ausdrücken wollte.