• NÖ: Aus dem schon im Rosenkavalier erwähnten Gaunersdorf wird 1917 Gaweinstal

    aus Böhmischkrut wird 1922 Großkrut.

    Dazu Wiki: Bis 1922 hieß die Gemeinde „Böhmischkrut“, änderte aber 1922 unter anderem deswegen den Namen, weil die Zustellung von Postsendungen sich häufig dadurch verzögerte, dass der Name vermeintlich auf eine Lage in der Tschechoslowakei schließen ließ.

    Der Name war jedoch eher eine Abgrenzung zum Ort Dürnkrut.

    vgl die tschechische Bezeichnung von Waidhofen /Thaya: Český Bejdov, womit wohl kein "Anspruch" gestellt, sondern einfach eine Unterscheidung zum anderen, "bayerischen" Waidhofen getroffen werden soll.

    Einer der schwierig deutbaren Ortsnamen in NÖ ist Retz. Die Ableitung von rěčice ist nicht schlüssig, weil Retz einfach an keinem Fluss liegt. Der mickrige Retzbach ist kein solcher. Auch der (selten gebrauchte) tschech. ON Reteč spricht nicht für einen hydrologischen Zusammenhang, vgl auch das unweite Röschitz, das an überhaupt keinem Bach liegt. Sagen wir halt mit Freund Heinzer im Zweifel: alles Keltisch.

  • Vor vielen Jahren las ich, dass das fränkisches Dorf Brunzenhausen umbenannt worden sei in Brunnenhausen.

    In diesem Dorf seinen schon seit wohl weit über hundert Jahren keine Kinder mehr zur Welt gekommen. Frauen, die guter Hoffnung waren, hätten sich zur Geburt nach auswärts gegangen, damit in der Geburtsurkunde nicht vermerkt ist: Geburtsort Brunzenhausen.

    Die frechen und übermütigen jungen Burschen der Nachbardörfer aber sollen als Scherz das Ortsschild "Brunnenhausen" immer wieder in Nacht-uns Nebelaktionen übermalen um so aus Brunnenhausen "Brunzenhausen" zu machen.

  • So gut ist mein Gedächtnis nun auch nicht mehr. Es dürfte nämlich geschätzte 50 oder mehr Jahre her sein, dass ich das mal gelesen habe.

  • Lieber Achim84,

    ganz, ganz herzlichen Dank für deine Recherche, die exakt zum richtigen Ergebnis geführt hat. Somit dürfte belegt sein, dass die Geschichte eben nicht erfunden ist, wie ZENO oben vermutet hat. Es handelt sich demnach um Brundorf, heute Stadtteil von Rothenburg o. T., ehedem Brunzendorf.

  • Kleine Geschichte mit ähnlichem Hintergrund: in Rosdorf bei Göttingen wurde im 19. Jahrhundert wie an so vielen Orten außerhalb der Städte ein sogenanntes "Irrenhaus" an der Rasemühle gebaut/eingerichtet. (Die Rase ist der auch Rosdorf (kurzes -o-) seinen Namen gebende kleine Bach, alles verwandt mit "Rohr" im Sinne von Schilfrohr, das oberbayrische Rohrdorf bei Rosenheim dürfte eine ähnliche Namensgeschichte haben). Durch die Assoziation von Raserei/Irresein mit dem Wort "Rasemühle" wurde das Krankenhaus Ende des 19. Jahrhunderts dann in "Tiefenbrunn" umbenannt. Dieser Name wiederum ist für die Gegend fremdartig/süddeutsch klingend, da alle echten -brunn-Orte hier -born-Orte wären.

  • Dieser Name wiederum ist für die Gegend fremdartig/süddeutsch klingend, da alle echten -brunn-Orte hier -born-Orte wären.

    Im südewstdeutschen Raum (links vom Rhein) kommen -brunn-Orte und -born-Orte nebeneinander vor, wobei sogar die Endung -born die häufigere zu sein scheint. So gibt es im Großraum Saarbrücken etwa: Göttelborn, Eppelborn, Numborn, Karlsbrunn, Reichenbrunn. Im Raum Kaiserslautern gibt es Alsenborn, Lambsborn, Börsborn, Mittelbrunn, Gerhardsbrunn.

  • Bin grad bei meinen Recherchen hinsichtlich des Stadtnamens "Linz" auf eine besondere Skurrilität gestoßen.

    Burg_Linz.jpg

    Von Tohma - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=531328

    Ich kenn das Bild von einem der Begleithefte einer Bruckner-CD-Reihe, die Sehenswürdigkeiten aus Linz (natürlich /Donau) und Umgebung (wie natürlich St. Florian) zeigen; und ich hab immer gerätselt, wo denn das sein mag. Linz /D hat ja auch eine Burg, aber die schaut anders aus. Irgendein Objekt des 19 JH an der Peripherie, vermutete ich. So ganz firm bin ich in Sachen Linz ja nicht.

    Das ist also die Burg Linz am Rhein.

    So ein Blödsinn kann passieren, wenn man die Gestaltung ausländischen (vermutlich britischen) Experten überlässt...

    Woher jetzt der Name Linz kommt - ich weiß es nicht, klingt aber schon irgendwie keltisch.

  • Im südewstdeutschen Raum (links vom Rhein) kommen -brunn-Orte und -born-Orte nebeneinander vor, wobei sogar die Endung -born die häufigere zu sein scheint. So gibt es im Großraum Saarbrücken etwa: Göttelborn, Eppelborn, Numborn, Karlsbrunn, Reichenbrunn. Im Raum Kaiserslautern gibt es Alsenborn, Lambsborn, Börsborn, Mittelbrunn, Gerhardsbrunn.

    In Baden-Württemberg gibt es tlw. noch eine Art Zwischenform auf -bronn (Heilbronn zum Beispiel). Das südlichste -born, was mir bei meinem schon seit der Kindheit ins Manische gehenden Kartenkucken aufgefallen war, ist das schweizerische "Steckborn" am Südufer des Bodensees. Zu meinem Bedauern musste ich aber feststellen, dass dieses -born nicht auf Brunnen zurückgeht, sondern eine andere Namensherkunft hat.

  • Das schöne Linz

    Der Flusslauf der Donau, der im Raume Linz eine Biegung aufweist, scheint namensgebend für die Stadt Linz gewesen zu sein.

    Im Jahr 799 wurde der deutsche Name der Stadt als „Linze“ zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Name Linze leitet sich vom keltischen Wort „Lentos“ ab, was so viel wie „gebogen“ oder „gekrümmt“ bedeutet. Linz wäre somit als Siedlung an der Biegung des Flusses zu deuten, was mit der Lage an der Donau übereinstimmt. Auch die Römer bezogen sich auf den Fluss, da das überlieferte Lentia „Ort an der Donau“ bedeutet.

    Desweitern gibt es zwei Sagen, wie Linz zu seinem Namen gekommen ist;

    Die erste Sage begründet den Stadtnamen durch folgenden Bericht: Im Jahre 784 belagerte Tassilo, Herzog von Bayern, die Stadt, ohne sie jedoch einnehmen zu können. Da träumte er eines nachts, er sei auf der Jagd und setze einem Luchs, der lateinisch lynx heißt, erbittert nach, könne ihn aber nicht erlegen. Am Morgen erinnerte sich Tassilo des Traumes und nahm ihn als Wink und Weisung. Er hob die Belagerung auf und rief beim Abzug aus: „Hinfüro sollst du Aurelium Lynx heißen!" Davon verblieb der Stadt der Name Linz.

    Eine andere sagenhafte Deutung des Stadtnamens Linz geht aus vom althochdeutschen Wort „lint", das Schlange bedeutet und heute nur mehr im Worte Lindwurm erhalten blieb. So meinte man: „Der Name Linz erinnert demnach an jene gräßlichen Ungeheuer, welche in den unermeßlichen Sümpfen brüteten, die an der Nordseite der Alpen erst nach langer Zeit mittels des Rheines und der Donau abliefen. Der Lindwurm hinderte das menschliche Gedeihen in solchen Gegenden."

    Auch die Linzer Torte leitet sich sehr wahrscheinlich von der Stadt Linz ab, da die historische Namensgebung von Speisen ursprünglich nach geographischen Gesichtspunkten erfolgte. Vereinzelt wird jedoch behauptet, ein Wiener Konditor namens Linzer hätte die Linzer Torte erfunden. Diese Behauptung geht vermutlich auf Alfred Polgar zurück, der sie "seinem gelehrten Freund Jakob Frank“ in den Mund legte. Es lassen sich aber weder ein Freund Polgars namens Jakob Frank noch ein Wiener Zuckerbäcker namens Linzer historisch nachweisen.

    "Seine Welt zeige der Künstler - die niemals war noch jemals sein wird“

    - Hermann Bahr (Inschrift des Ateliergebäudes der Darmstädter Künstlerkolonie)

  • Etwas zum Schmunzeln zum Thema Linzer Torte:

    Meine Großmutter hatte einer Frau Professor gegenüber erwähnt, sie habe eine Linzer Torte gebacken. Darauf die Frau Prof.: "Wieviele Linsen nehmen Sie denn zu einer Linzer Torte?"

  • Die Donau macht gar viele Kurven, nicht nur bei Schlögen, um einen Extremfall zu nennen, im Kernbereich des heutigen Linz, der ursprünglichen Stadt jedoch keine. Auch der Rhein macht bei der gleichnamigen Stadt keine Biegung. Vgl hingegen Krum(m)au und Eger (Cheb=Biegung), wo die Burg sehr wohl an einer Biegung liegt.

  • Nicht zu vergessen das märchenhafte Elbogen (Loket), dass komplett auf einem Felsen in einer Schlinge der Eger liegt.

    ...Und deren Rechte Kaiser Karl IV meiner Heimatstadt am 14. August 1370 gnädigerweise verlieh.

  • Dass der Kernbereich des heutigen Linz nicht an einer Biegung liegt, kann sein. Wahrscheinlich haben ältere keltische Siedlungen schon den Namen Lentos getragen, der dann auf das römische Kastell übertragen wurde.

    Dass die Donau im (heutigen) Linzer Stadtgebiet eine Biegung macht lässt sich aber nicht leugnen, aus der Luft und auf Karten ist die Biegung gut zu erkennen.

    Noch ein Zitat:

    "Linz verändert die Donau – und umgekehrt: In Linz macht die Donau eine Biegung, wechselt ihre Richtung. Ist es nur ein Zufall, dass genau an dieser Stelle des Flusses eine Stadt entstanden ist, die viele Veränderungen durchlaufen hat? Die Donau ist die Linzer Lebensader. Lebensfreude und Kultur [...]"

    Linz als Ausgangspunkt für Donau-Schifffahrten

    Warum ausgerechnet jene Biegung hier einer Stadt ihren Namen gegeben hat statt anderswo, bleibt natürlich offen und natürlich ist es nicht zweifelsfrei bewiesen.

    "Seine Welt zeige der Künstler - die niemals war noch jemals sein wird“

    - Hermann Bahr (Inschrift des Ateliergebäudes der Darmstädter Künstlerkolonie)