Mir gefällts, das trifft die Nürnberger Quintessenz wirklich gut. Mach gerne so weiter 👏

Neu-Nürnberg - Architekturentwürfe und -skizzen
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Ach wirklich. Danke Dir. Ja, es geht mir tatsächlich darum das „Design-System“ von Alt-Nürnberg zu ergründen. Das ist ein Begriff aus der Software-Entwicklung. Auf die Architektur übertragen bedeutet das für mich, alle Komponenten, welche die Nürnberger Alstadt ausmachten, herauszufinden, aufzulisten und miteinander zu kombinieren.
Fragestellungen: Was kann weggelassen werden? Welche Komponenten sind zwingend? Was kann man neu interpretieren? Und wo beginnen die Grenzen, wo es nicht mehr Nürnbergerisch ist?
Mein Fokus sind mit Abstand die Dächer, die scheinbar ziemlich wild gestaltet waren. Manches Dach erinnerte mich an ein gesträubtes Fell eines Tieres, dann gab es wieder ganz viele liebliche Renaissance-Erker, dazwischen klassische Elemente… etc..
Kann man diese Dächer willkürlich mischen?
Als zweites kommt der Sockelbereich. Braucht man da grundsätzlich eine harte Abgrenzung?
Als ich mir Gedanken um den Sockelbereich machte (ich zeichnete ja leider alles von oben nach unten) und Anregungen suchte, fand ich diesen sehr interessanten Strang aus dem anderen Forum, hier:
Nürnberg - Blendarkadengiebel in der Altstadt - Forum für BaukulturBlendarkadengiebel an Adlerstr. 14 im Jahr 2009. Zwischenzeitlich restauriert und erdrot / weiss gestrichen, Abb. s. hier…club.baukultur.picturesJohann Alexander Böner hat dazu ganz viel festgehalten.
Mittelteil:
Die Mittelteile lasse ich erstmal sehr schlicht. Vielleicht nur ein Fenster highlighten, wie es Chörlein tun. Das erinnerte mich immer an einem Monokel. Kann man das auch mit einem Ornament tun?
Dazu hier nochmal.
Meine nächste Straße heißt Kornstraße und da ich auf den Giebelstrang verwies, wird es eine etwas aufsteigende traufseitige gelb/weiß/ockerfarbige Straße sein, die mit einem Giebelgebäude endet. Wenn ich in den Luftaufnahmen schwelge und sehe dazwischen diese Blendarkadengiebel aufblitzen, erinnert es mich immer an Gerstenähren. Vielleicht verwende ich wieder das Malmittel Öl auf Holz. Ich mag diesen Geruch so und das Haptische.
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Franka Mir ist aufgefallen, dass Du in deinen Entwürfen oft die Farben Blau und Rot verwendet hast. Nun bin ich bei meinen Forschungen zu gotischen Blendarkadengiebeln in Nürnberg auf ein Farbkonzept ebenfalls mit denselben Farben gestossen: Nürnberg - Blendarkadengiebel in der Altstadt.
Rekonstruktionsversuch für den Treppengiebel von Füll 18 mit dem Farbkonzept des Giebels von Burgstr. 8 in einer Abbildung von J. G. Böttinger von 1840. Planzeichnung Riegel.
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Hallo Riegel, herzlichen Dank für den Rekonstruktionsversuche. Der Treppengiebel in Rot und Blau gefällt mir überaus gut. Mit großem Interesse verfolge ich Deine Stränge im Baukulturforum. Der Giebelstrang hat es mir besonders angetan. Ich wollte auch etwas dazu schreiben. Die Farbigkeit beschäftigt mich auch sehr. Dazu besorgte ich mir ein Buch über den Kupferstecher J.A Boener, von Dr. Wilhelm Schwemmer „So war´s einmal“ . Nürnberg musste (immer wieder) mal eine sehr farbige Periode gehabt haben. Das sieht man an den Kupferstichen, aber auch im Vorwort heißt es:
QuoteUnd vor allem fällt bei Boeners Prospekten auf, dass viele Häuser eine prächtige Bemalung zeigten, die sich oft über die ganze Fassade erstreckt hat. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts trat jedoch hierin ein Wandel ein und bezeichnend dafür ist ein Erlaß des Nürnberger Rates vom 22. August 1695, der sich mit der Bemalung der Häuser befasste:
„Demnach… dieses Vorkommen, dass verschiedene Bürger ihre Häuser von außen mit Aufwendung vieler Kosten sehr prächtig malen und renovieren ließen, welches den Fremden sehr in die Augen fällt und zu vielen gehässigen und widrigen Vorhaltungen Anlass gibt, als ist der Herr Baumeister ersucht, die Maler und Tüncher dahin zu bewegen und ihnen zuzusprechen, dass sie die Leute von solchen unnötigen Kosten und Übermalung der Häuser, so durch unanständige Witterung bald verderbt werden können, abmahnen und hingegen dahin disponieren, dass sie es allein bei Einfassung der Fensterstöcke bewenden lassen mögen.“
QuotePaar Jahrzehnte später auf den Prospekten Delsenbach findet man nur noch ganz wenige Häuser mit Bemalung, die im Grunde auf die Renaissance zurückgeht und dem Geschmack dieser Zeit entsprach. Das Bild der Nürnberger Straßen, das Boeners Blätter wiedergeben, ist letzten Endes noch das des späten 16. und des frühen 17. Jahrhunderts. Erst seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts wandelt sich dann das Straßenbild nach und nach in das „elegantere“ Leicht-Barocke..
Übrigens, Danke auch an alle die abstimmten, das hilft mir bei meinen nächsten (finalen) Entwürfe, die allerdings in den Farben Ocker und in Rot sein werden. Der übernächste Straßenzug wird wieder in den Farben rot und blau.
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Jetzt, wo Du auf den Unterschied der Fassadendekorationen bei Boener um 1700 und bei Delsenbach um 1720 aufmerksam machst, sehe ich das auch, obwohl die Abbildungen der Künstler nur 20 Jahre auseinander liegen. Gerade bei den vielen Sandsteinfassaden dachte ich oft, dass diesen Malereien keine lange Lebensdauer beschieden sein konnte, weil Sandstein kein optimaler Träger für Farbe ist. Nur so kann ich mir das aprupte Verschwinden der Fassadenbemalungen nach dem Ratsbeschluss von 1695 erklären. Und auf einen andern Aspekt in Bezug auf die Ansichten Delsenbachs wies ich schon oft hin, nämlich das weitgehende Fehlen von Fensterläden in der Altstadt schon damals!
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Welche Giebelvarianten gefallen Euch (Mehrfachauswahl möglich) 26
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Ich bin wirklich angetan von Deinen Zeichnungen und dann diese Fülle, Wahnsinn. Sehr schön.
Ich steuer auch wieder ein kleines Holztafelbild bei. "Die Kornstraße" Den Straßenzug stellte ich in der Entwurfsphase bereits vor. Es ist auch hier ohne Fluchtpunkt umgesetzt, da es an einem Bauplan erinnern soll. (Wasserrohre etc.. ließ ich weg). Daraus soll dann eine Reihe entstehen. Wobei ich es mir vorbehalte, doch wieder Fluchtpunkte zu verwenden. Es wirkt etwas naiv. Mein Ziel war es zu sehen, wie verputzte Häuser im "Nürnberger Stil" wirken könnten, diesmal mit der Farbe gelb, da das Motto dem Namen nach, sommerlich sein soll. Ich bin nicht der Meinung, dass Gebäude im Nürnberger Stil unbedingt Sandstein beinhalten müssen. Natürlich sind Steinverblendungen immer schön anzusehen, Fachwerk auch. Im Nürnberger Land wurde letztens wieder ein Fachwerkgebäude gebaut. Das ist zwar selten zu beobachten, aber nicht unrealistisch. Denn darum geht es mir, um möglichst realistisch umsetzbare Straßenzüge (keine Traumschlösser), die man auch auf der grünen Wiese bauen könnte. Auch hätte ich nichts gegen Neuinterpretationen. Alt-Nürnberg hatte im Laufe der Jahrhunderte zig Phasen mit verschiedensten Ausschmückungen, Malereien, aber auch mit minimalistischen Tendenzen. Alt-Nürnbergs Architektursprache ist da unglaublich offen.
Kritik (mit einer Begründung!) ist willkommen. Ich möchte mich weiterentwickeln..
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[....] Alt-Nürnbergs Architektursprache ist da unglaublich offen.
Es ist umso weniger verständlich für mich, dass man es dennoch nicht wirklich schafft, an diese Tradition anzuknüpfen, geschweige denn sie sogar weiterzuentwickeln (gilt erst recht auch für andere Städte). Diese Skizze zeigt doch, wie wenig es an sich braucht, um gelungene, wohl-proportionierte Architektur zu gestalten (zumindest meiner Meinung nach als Laie auf diesem Gebiet), auch wenn so eine Skizze natürlich viel Arbeit ist und man sich mit den örtlichen Begebenheiten ausführlich befassen muss. Diese Füllbauten haben den Reiz Nürnbergs ausgemacht, indem sie den berühmten Sehenswürdigkeiten einen Rahmen gegeben haben. Dass man nicht jeder Gaube eine Spitze schenkt und Fachwerk in der Masse baut, sehe ich ein, aber es ließe sich mit wenig viel für das Stadtbild erreichen.
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Kritik (mit einer Begründung!) ist willkommen. Ich möchte mich weiterentwickeln..
Kritik ohne Begründung liefert zwar keine Begründung, liefert aber dem Kritiker die Begründung, Kritik ohne Begründung zu liefern.
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Das linke, kleine Fachwerkhaus ist mein Favorit, auch wenn ich mich bei der Einkehr in die gemütliche Gaststube sehr bücken müsste, es ist im Vergleich zu den Nachbarn zu niedrig geraten. Sollte jedoch die urige Dachgeschosswohnung eines Tages frei werden, ich würde sofort einziehen... Die Fenster, das Holz der Balken, die unterschiedlich gelegten Ziegel, die Blumen, das ist sehr detailreich, wirklich schön, nur die Türen sind sehr sparsam dargestellt. Das Häschen spielt auf Dürer an, kann das sein? Bei den rechten Häusern könnte ich mir noch einen Sockel vorstellen, ein paar weitere kleine Gauben bei den mittleren Gebäuden, und Schornsteine, ebenfalls ein interessantes Designlement. Es ist schwierig das richtige Maß zu finden, es soll ja auch nicht zu viel werden.
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Das linke, kleine Fachwerkhaus ist mein Favorit, auch wenn ich mich bei der Einkehr in die gemütliche Gaststube sehr bücken müsste, es ist im Vergleich zu den Nachbarn zu niedrig geraten
Da hast Du vollkommen Recht. Interessant wie betriebsblind man bei seinen eigenen Werken ist. Mir gefällt auch die Anordnung und der Sockel nicht richtig. Es funktioniert nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.
Eigentlich müsste ich solche Bilder für ein halbes Jahr wegstellen und sie mit einem frischen Blick neu bewerten. Nur dann habe ich meist keine Lust mehr irgendwas auszubessern, da mich Vergangenes von mir selbst nicht interessiert. Deshalb frag ich auch gerne in die Runde.
nur die Türen sind sehr sparsam dargestellt.
Das stimmt. Sie sind halbfertig und auch Platzhalter. Mein Anspruch war ja, zeitgemäß zu bauen. Das Design von Türen spielt in der heutigen Zeit überhaupt keine Rolle, was nicht heißt, dass man sich keine Mühe geben sollte. Ich blätterte auch in dem Buch „So war`s einmal“ . Dort werden die Kupferstiche von J.A. Boener (1647-1720) vorgestellt, also das barocke Nürnberg. Nürnbergs Türen schwanken da zwischen schlicht und äußerst prächtig.
Ich entschied mich für das Schlichte. Aber die Gestaltung von Türen ist noch meine Baustelle
Das Häschen spielt auf Dürer an, kann das sein? Bei den rechten Häusern könnte ich mir noch einen Sockel vorstellen, ein paar weitere kleine Gauben bei den mittleren Gebäuden, und Schornsteine, ebenfalls ein interessantes Designlement.
Im Nachhinein ja, eigentlich wollte ich dramatische Szenen mit einem Sensenmann darstellen. Ich entschied mich aber dann doch für etwas Fröhliches. Ein Hase, der einer brenzligen Situation knapp entwischt. Vor langer Zeit habe ich vor der Ernte die Felder durchkämmt, um Rehkitze und Hasen vor dem Mähdrescher zu retten. Ich dachte mir ein Dürerhase würde gut passen
Und Niedliches wurde auch damals gemalt. Überhaupt wurde viel angemalt.
Es ist schwierig das richtige Maß zu finden, es soll ja auch nicht zu viel werden.
Ja, das ist es.
Nürnbergs DNA sind für mich seine Dächer, (solche Bauweise wieder einzuführen, wäre wahrscheinlich die größte Herausforderung), Sprossenfenster und Loggien zum Hinterhof, anstatt hervorspringende Balkone. Alles andere könnte man dann nach und nach hinzufügen. So meine Wunschvorstellung. .
Herzlichen Dank für Dein Feedback. Ich merke, dass ich es mir teilweise zu einfach machte und bin längst noch nicht fertig.
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Kritik ist willkommen. Ich möchte mich weiterentwickeln..
Deshalb frag ich auch gerne in die Runde.
Deine Dachstühle sind mE zu kurz in ihrer Höhe. Wenn man davon ausgeht, dass hinter den Gauben auch wirklich Wohnraum sich befindet, dann wären die Gebäude entweder extrem wenig tief, bzw. es wäre die abgeleitete Dachschräge entweder zu flach, oder lediglich eine Dachfläche zur Straße hin vorgetäuscht, ähnlich dem Berliner Dach. Üblicherweise müsste etwa über den Gauben nochmal soviel Dachfläche kommen wie ein weiteres Geschoss in Anspruch nehmen würde.
Ich finde sehr cool wie du iterativ dir langsam eine gewisse Essenz in der Gestaltung der Nürnberger Altstadt erarbeitest. Das ist viel intensiver und am Ende dann treffgenauer nehme ich an, als wenn man rein theoretische Ideen sammelt, was z.B. in einen Gestaltungsleitfaden gehören sollte.
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Ja, jetzt wo Du es sagst, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich glaube ich muss zukünftig noch mehr auf dem Tablet üben, als gleich zum Pinsel greifen. Danke auch Dir für Dein Feedback und für das Kompliment meiner Vorgehensweise. „Iterativ“ ist für mich das Mittel der Wahl.
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Ich war mal so frei, auch wenn Frankas Bild nicht zu toppen ist, und habe die vier linken Gebäude ihres Holztafelbildes mit meiner "Technik" nachgezeichnet. Einfach so, weil es Freude macht und nur Übung auch mich weiterbringt. Manches habe ich übernommen, ergänzt oder weggelassen, einen völlig neuen Charakter habe ich den Häusern aber nicht geben wollen.
Die Fachwerkhäuser sind aufwendiger gestaltet, die anderen beiden sind im Vergleich einfacher gehalten bzw. lassen Platz für die Malereien, ähnlich wie beim Vorbild.
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Sehr schöne Zeichnung
Wenn ich einen ungefragten Ratschlag geben darf, dann wäre es, den Fenstern noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Proportionen und Sprosseneinteilungen sind schon sehr gefällig, aber gerade in puncto Dekoration der Fensterrahmen, -stöcke, -pfosten und -sprossen gibt es eine große Vielfalt an Möglichkeiten, und ein Mehr an Dekoration oder auch ein bewusst schlicht gewähltes Fenster trägt viel zum Charakter einer Fassade bei - gerade bei ansonsten eher schlichten Fassaden. Ich lasse mal einfach ein paar Beispiele für die genannte Vielfalt da:
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Vielen Dank für deine Anregungen. Das Thema Fenster kam ja berechtigterweise schon auf und ich nutze tatsächlich nur eine überschaubare Anzahl an unterschiedlichen Dekorationen. Die Kunst ist es, diese Variationen auch darstellen zu können und sie müssen zur jeweiligen Stadt bzw. Stilepoche passen, auch innerhalb des Ensembles muss es Sinn ergeben, sonst wirkt es schnell unpassend und kitschig. Das ist viel Arbeit, so langsam verstehe ich, warum überall nur noch Klötze entstehen...
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Lache, ja, mittlerweile kann ich es auch nachvollziehen, warum man nur „Glasklötze im Dämmerlicht“ entwirft. Verrücktes geht immer, auch 1:1 Rekonstruktionen, aber Neuinterpretationen werden einem nicht geschenkt. Zumindest mir nicht.
Ich war mal so frei, auch wenn Frankas Bild nicht zu toppen ist, und habe die vier linken Gebäude ihres Holztafelbildes mit meiner "Technik" nachgezeichnet. Einfach so, weil es Freude macht und nur Übung auch mich weiterbringt. Manches habe ich übernommen, ergänzt oder weggelassen, einen völlig neuen Charakter habe ich den Häusern aber nicht geben wollen.
Ja, bitte. Seid alle so frei! Es ehrt mich sehr, dass Du meine Idee weiterentwickelt und auch verbessert hast. Die Erdgeschosse, aber auch die Anordnung als Essemble, sind sehr gut gelöst. Gerade mein missglücktes linke Gebäude wirkt bei Dir authentisch. Herzlichen Dank, ich habe mich sehr darüber gefreut.
Ja, mit den Fenstern, da variiert Alt-Nürnberg auch sehr stark. Manche sind quadratisch, manche länglich. Teilweise sind sie riesengroß. Ich entwerfe da sehr spontan und nach Gefühl, was mich dann auch in die Irre führen kann.
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