Nun eine Galerie zur zweiten Großstadt in Sachsen-Anhalt, die hoffentlich angesichts der erhaltenen Bebauung etwas größeren Anklang findet als Magdeburg (die Magdeburg-Galerie geht natürlich noch weiter, und ich plane für dieses Jahr auch noch eine deutlich kleinere Galerie zu Dessau).
Tatsächlich war Halle die einzige Stadt Deutschlands mit mehr als 200.000 Einwohnern, die den Zweiten Weltkrieg mit relativ geringen Schäden von unter 10 % überstand (grober Anhaltspunkt, wobei ja nicht mal klar ist, ob sich diese Angabe auf Gebäude oder Wohnungen bezieht). Aber auf jeden Fall hielten sich die Schäden sehr in Grenzen.
Warum das so war, erzählt Prof. Dr. Erwin Könnemann hier in allen Einzelheiten: klick
Eine Kurzfassung bietet der MDR hier: klick
Zum einen gehörte natürlich Glück dazu, denn selbst kurz vor Kriegsende gab es noch umfassende Bombardierungen, die häufig gar keinen militärischen Sinn hatten, sondern eher die Moral untergraben sollten bzw. eine Art von "Beschäftigung" für die vorhandene Bomberflotte darstellten (schließlich wollte man der gegnerischen Propaganda keinen Vorwand liefern, man könnte nicht mehr weiter angreifen - mal als lapidare Erklärung gefunden).
In Halle kamen einige glückliche Faktoren zusammen, ein Gauleiter (Joachim Albrecht Eggeling), der nach dem vergeblichen Versuch, Hitler von der Sinnlosigkeit der Verteidigung zu überzeugen, Selbstmord beging, statt fanatisch bis zum Ende zu kämpfen, ein Oberbürgermeister (Johannes Weidemann), der zwar auch SS-Standartenführer war, aber Vermittlungsversuche stillschweigend billigte, ein Kampfkommandant (Generalleutnant Anton Rathke), der Argumenten zugänglich war, und nicht zuletzt mit Felix Graf von Luckner eine in den USA bekannte und populäre Persönlichkeit, noch dazu mit Englischkenntnissen, als Vermittler.
Außerdem kamen die Amerikaner unter Führung von General Terry Allen schneller voran als erwartet (daher unterblieben vorbereitende Luftangriffe), zudem hatte er offensichtlich Teile seines Sanitätsdiensts nach der Befreiung von Mittelbau-Dora zurückgelassen und war daher eher bereit, trotz zäher und chaotischer Verhandlungen eher noch abzuwarten und die bereitstehenden Bomber, aber auch Bodentruppen zurückzuhalten.
Schließlich gaben die deutschen Verteidiger das Stadtzentrum frei und verteidigten nur die südliche Stadthälfte, wobei verschiedene "Kampfgruppen" offensichtlich ohne große Abstimmung miteinander höchst unterschiedlich kämpften, von versprengten SS-Einheiten oder Hitlerjungen bis hin zu Heckenschützen war alles dabei, auch wenn die Wehrmacht angesichts der Kräfteverhältnisse eher verhalten agierte, von sinnlosen Brückensprengungen mal abgesehen.
Nichtsdestoweniger gab es einige Bombenangriffe, aber im Zuge der Eroberung auch Artilleriebeschuß, hier eine Übersicht:
- 25. November 1944: Bombenabwürfe auf das Süd- und das Ostviertel
- 27. Februar 1945: Halle als Primärziel, 314 schwere Bomber mit 723 Tonnen Spreng- und Brand-Bomben, Bahnhofsgegend und die Südstadt getroffen
- 31. März 1945 (Karsamstag): Angriff auf Halle als Sekundärziel mit 369 Bombern und Abwurf von 1.069 Tonnen Spreng- und Brandbomben. Ziele Hauptbahnhof, Innenstadt und Südstadt
- 6. April 1945: Angriff auf Halle als Primärziel mit 402 Tonnen Bomben
- 16. April 1945: amerikanischer Artilleriebeschuss, besonders am Marktplatz
Und ein Überblick über Einzeldenkmale:
- Marktkirche: bei Luftangriff am 31. März 1945 schwer beschädigt.
- Ebenfalls am 31. März 1945 zerstört: am Riebeckplatz die Hotels „Goldene Kugel“, „Europa“, „Weltkugel“, „Hohenzollernhof“ und „Riebeckbräu“, in der Leipziger Straße das Geschäftshaus „Ritterhaus“, teilzerstört: Altes Rathaus, Ratswaage und Festsaal im Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen sowie das Wohnhaus von A. H. Francke, sowie Altes Rathaus an der Ostseite des Marktplatzes: bei Bombenangriff am 31. März bis auf den Barockflügel zerstört, ab 1948 abgerissen..
- St.-Georgen-Kirche: 6. April 1945, Einschlag von Sprengbombe dicht neben der Kirche, wodurch starke Risse im Mauerwerk entstanden und Fenster und Türen zerstört und die Dächer von Kirchenschiff und Turm abgedeckt wurden. Durch Artilleriebeschuss am 16. April wurde der Turm weiter in Mitleidenschaft gezogen, außerdem wurden getroffen: Verwaltungsgebäude der Universität, Reichsbahnausbesserungswerk, der Stadtteil Glaucha, Gartengebäude des Elisabeth-Krankenhauses und Universitäts-Frauenklinik
- Marktplatz, am 16. April 1945: durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss entstanden schwere Zerstörungen, Roter Turm brannte vollständig aus
Leider sieht Halle bei weitem nicht so gut aus, wie man das erwarten könnte - der Grund liegt in jahrzehntelangem Verfall während der DDR, der schließlich zu flächendeckenden Abrissen führte, gefolgt von Brache oder Neubebauung mit Plattenbauten. Dazu dann im nächsten Beitrag mehr.








































