Halle an der Saale (Galerie) - Teil 1: vom Bahnhof zum Moritzburgring

  • Nun eine Galerie zur zweiten Großstadt in Sachsen-Anhalt, die hoffentlich angesichts der erhaltenen Bebauung etwas größeren Anklang findet als Magdeburg (die Magdeburg-Galerie geht natürlich noch weiter, und ich plane für dieses Jahr auch noch eine deutlich kleinere Galerie zu Dessau).

    Tatsächlich war Halle die einzige Stadt Deutschlands mit mehr als 200.000 Einwohnern, die den Zweiten Weltkrieg mit relativ geringen Schäden von unter 10 % überstand (grober Anhaltspunkt, wobei ja nicht mal klar ist, ob sich diese Angabe auf Gebäude oder Wohnungen bezieht). Aber auf jeden Fall hielten sich die Schäden sehr in Grenzen.

    Warum das so war, erzählt Prof. Dr. Erwin Könnemann hier in allen Einzelheiten: klick

    Eine Kurzfassung bietet der MDR hier: klick

    Zum einen gehörte natürlich Glück dazu, denn selbst kurz vor Kriegsende gab es noch umfassende Bombardierungen, die häufig gar keinen militärischen Sinn hatten, sondern eher die Moral untergraben sollten bzw. eine Art von "Beschäftigung" für die vorhandene Bomberflotte darstellten (schließlich wollte man der gegnerischen Propaganda keinen Vorwand liefern, man könnte nicht mehr weiter angreifen - mal als lapidare Erklärung gefunden).

    In Halle kamen einige glückliche Faktoren zusammen, ein Gauleiter (Joachim Albrecht Eggeling), der nach dem vergeblichen Versuch, Hitler von der Sinnlosigkeit der Verteidigung zu überzeugen, Selbstmord beging, statt fanatisch bis zum Ende zu kämpfen, ein Oberbürgermeister (Johannes Weidemann), der zwar auch SS-Standartenführer war, aber Vermittlungsversuche stillschweigend billigte, ein Kampfkommandant (Generalleutnant Anton Rathke), der Argumenten zugänglich war, und nicht zuletzt mit Felix Graf von Luckner eine in den USA bekannte und populäre Persönlichkeit, noch dazu mit Englischkenntnissen, als Vermittler.

    Außerdem kamen die Amerikaner unter Führung von General Terry Allen schneller voran als erwartet (daher unterblieben vorbereitende Luftangriffe), zudem hatte er offensichtlich Teile seines Sanitätsdiensts nach der Befreiung von Mittelbau-Dora zurückgelassen und war daher eher bereit, trotz zäher und chaotischer Verhandlungen eher noch abzuwarten und die bereitstehenden Bomber, aber auch Bodentruppen zurückzuhalten.

    Schließlich gaben die deutschen Verteidiger das Stadtzentrum frei und verteidigten nur die südliche Stadthälfte, wobei verschiedene "Kampfgruppen" offensichtlich ohne große Abstimmung miteinander höchst unterschiedlich kämpften, von versprengten SS-Einheiten oder Hitlerjungen bis hin zu Heckenschützen war alles dabei, auch wenn die Wehrmacht angesichts der Kräfteverhältnisse eher verhalten agierte, von sinnlosen Brückensprengungen mal abgesehen.

    Nichtsdestoweniger gab es einige Bombenangriffe, aber im Zuge der Eroberung auch Artilleriebeschuß, hier eine Übersicht:

    • 25. November 1944: Bombenabwürfe auf das Süd- und das Ostviertel
    • 27. Februar 1945: Halle als Primärziel, 314 schwere Bomber mit 723 Tonnen Spreng- und Brand-Bomben, Bahnhofsgegend und die Südstadt getroffen
    • 31. März 1945 (Karsamstag): Angriff auf Halle als Sekundärziel mit 369 Bombern und Abwurf von 1.069 Tonnen Spreng- und Brandbomben. Ziele Hauptbahnhof, Innenstadt und Südstadt
    • 6. April 1945: Angriff auf Halle als Primärziel mit 402 Tonnen Bomben
    • 16. April 1945: amerikanischer Artilleriebeschuss, besonders am Marktplatz

    Und ein Überblick über Einzeldenkmale:

    • Marktkirche: bei Luftangriff am 31. März 1945 schwer beschädigt.
    • Ebenfalls am 31. März 1945 zerstört: am Riebeckplatz die Hotels „Goldene Kugel“, „Europa“, „Weltkugel“, „Hohenzollernhof“ und „Riebeckbräu“, in der Leipziger Straße das Geschäftshaus „Ritterhaus“, teilzerstört: Altes Rathaus, Ratswaage und Festsaal im Hauptgebäude der Franckeschen Stiftungen sowie das Wohnhaus von A. H. Francke, sowie Altes Rathaus an der Ostseite des Marktplatzes: bei Bombenangriff am 31. März bis auf den Barockflügel zerstört, ab 1948 abgerissen..
    • St.-Georgen-Kirche: 6. April 1945, Einschlag von Sprengbombe dicht neben der Kirche, wodurch starke Risse im Mauerwerk entstanden und Fenster und Türen zerstört und die Dächer von Kirchenschiff und Turm abgedeckt wurden. Durch Artilleriebeschuss am 16. April wurde der Turm weiter in Mitleidenschaft gezogen, außerdem wurden getroffen: Verwaltungsgebäude der Universität, Reichsbahnausbesserungswerk, der Stadtteil Glaucha, Gartengebäude des Elisabeth-Krankenhauses und Universitäts-Frauenklinik
    • Marktplatz, am 16. April 1945: durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss entstanden schwere Zerstörungen, Roter Turm brannte vollständig aus

    Leider sieht Halle bei weitem nicht so gut aus, wie man das erwarten könnte - der Grund liegt in jahrzehntelangem Verfall während der DDR, der schließlich zu flächendeckenden Abrissen führte, gefolgt von Brache oder Neubebauung mit Plattenbauten. Dazu dann im nächsten Beitrag mehr.

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    Mongkut

  • Die vorhandene Bausubstanz war zu DDR-Zeiten extrem verfallen, hier ein Video:

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    Im Internet gibt es auch viele Bildserien zum Halle unmittelbar nach der Wende, das Ausmaß an Verfall ist selbst aus heutiger Sicht noch erschreckend.

    Hier ein Überblick über Nachkriegs-Abrisse, die ja leider im Gegensatz zu den Kriegsschäden offensichtlich nirgendwo in einer Liste dokumentiert werden:

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    Herausgefunden habe ich bislang folgendes, bin aber für weitere Informationen dankbar:

    1 Breite Straße, Fleischerstraße, Abrisse 80er-Jahre, Ersatz durch Plattenbauten

    2 Wohnanlage Domplatz, Abrisse ab 1986, Ersatz durch Plattenbauten, wahrscheinlich am schlimmsten, weil die Areale bis ins Zentrum reichen

    3 Neubaugebiet Spitze, 80er-Jahre, fast kompletter Abriß, Neubebauung ab Wende

    4 Bau der Hochstraße, ab 1968, vermutlich viele Abrisse

    5 Glauchaer Straße, vermutlich Kriegsschäden?

    6 Brunos Warte, flächendeckende Abrisse ab 1984, teilweise Platte, teilweise Brache

    7 Schülershof, ab 1964, erstes Projekt dieser Art, Brache und Platte, Hochhäuser nach der Wende zurückgebaut

    8 Jerusalemer Platz, teilweise wohl Kriegsschäden (Ritterhaus), vermutlich jedoch überwiegend DDR-Abriss in den 80er-Jahren (nebulöser Internetfund: "1984 wurde das umliegende Wohngebiet zum Teil neu bebaut und auch der Platz umgestaltet"), auch heute noch Brache neben einigen Plattenbauten sowie dem Neubau des Ritterhauses nach der Wende

    9 Riebeckplatz: einzelne Kriegsschäden, siehe oben, hier überwiegen aber sicherlich die DDR-Abrisse gegenüber den Kriegsschäden, Bau von Hochhäusern und einer gigantischen Kreuzung

    10 Ernst-Toller-Straße: Zufallsfund beim Betrachten alter Luftaufnahmen, Bebauung fehlt heute, stand nach der Erbauung des Thälmannplatzes noch

    Umfang dieser Verluste in der Innenstadt - schwer zu schätzen, vielleicht 25 %?

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    Mongkut

  • Wir beginnen bei Punkt 9, also am Bahnhof - und das bedeutet auch, daß hier zu DDR-Zeiten jede Menge abgerissen wurde.

    Angereist bin ich mit dem ICE, der ab Bamberg extrem schnell unterwegs war, mit mindestens 280 km/h, und somit die Reisezeit ab Nürnberg auf gut 1 Stunde 45 Minuten verkürzte.

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    Die Hochgeschwindigkeit-Strecke zwischen Nürnberg und Bamberg ist aber offensichtlich auch nach 30 Jahren noch nicht freigegeben.

    Den Bahnhof selbst habe ich nicht fotografiert, es handelt sich um einen Inselbahnhof zwischen den Gleisen, zu DDR-Zeiten bekam er eine vorgehängte Fassade, die aber 1984 schon wieder abgebaut wurde: Wikipedia Halle Hbf

    Das ist also nicht der eigentliche Bahnhof, sondern nur der Ausgang in Richtung Innenstadt:

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    Ein wenig erhaltene Bauten gibt es hier noch:

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    Aber nicht besonders viel, denn dahinter kommt gleich der Riebeckplatz - ab dem Bau des Hauptbahnhofs mit gründerzeitlichen Hotels bebaut, die dann (siehe oben) teilweise zerstört wurden.

    Der Platz wurde zu DDR-Zeiten dann in Thälmannplatz umbenannt, heute trägt er wieder den alten Namen, sieht aber leider nicht mehr wie vor 1945 aus.

    Im Hintergrund der Ausgang des Bahnhofs, daneben der neue zentrale Omnibusbahnhof:

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    Und schon sind wir am Riebeckplatz angekommen - ab 1960 wurde fleißig unter Richard Paulick (ja, der hat auch Halle-Neustadt entworfen) geplant, dann abgerissen, gesprengt und wieder aufgebaut.

    Es entstand eine Hochstraße in Nord-Süd-Richtung, der Ost-West-Verkehrsstrom (Anbindung der Hochstraße nach Halle-Neustadt) wurde mit einem Kreisverkehr eine Etage darunter gebündelt und die Fußgänger in Tunnel verbannt. Bei der Straßenbahnanbindung ging dann aber leider das Geld aus, die fährt erst seit Nachwendezeiten wieder in Richtung Halle-Neustadt.

    Dafür war für neue Gebäude jede Menge Geld da - zwei Hochhäuser mit 23 Geschossen in Stahlskelettbauweise und natürlich jede Menge Plattenbauten, mit denen der Platz eingefaßt und die dahinter befindliche Bebauung quasi versteckt wurde.

    Dazu noch eher unfreiwillig komische Kunst wie die vier Fäuste. Der Platz soll umgestaltet werden, bereits jetzt wurden die beiden Hochhäuser abgerissen und einige Neubauten errichtet, auch die untere Ebene hat eine Ladenzeile erhalten.

    Das als Einleitung vor den Fotos. Hier der ZOB mit Blick auf den Platz:

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    Die Hochstraße in Nord-Süd-Richtung:

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    Die DDR-Bebauung schirmt Straße und Platz ab, hier entlang der heutigen B91 in Richtung Süden:

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    Dahinter ist schon die erwähnte Brache von Punkt 10 zu erahnen. An der Ecke indes erst noch das ComCenter, eine Kombination aus einem Altbau von 1929 und einem Neubau von 1988:

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    Darin ist offensichtlich eine Art von Flüchtlingsbetreuung untergebracht. Nördlich davon dann ausgedehnte Brachen bzw. verfallende DDR-Bauten:

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    Auf diesem Foto aus DDR-Zeiten scheint das Gebiet noch bebaut zu sein, die beiden Stahlskelett-Hochhäuser stehen auch noch: klick

    Abgerundet wird das Ensemble dann noch durch etwas Ruinen und Wildnis:

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    Mongkut

  • Welch ein Ödniss und hässlicher Umgebung. Totall ungepflegt, Bauten die verstümelt sind, unpassend zu einander. Halle hat viel Schönes zu bieten, aber nicht hier.

  • Die Bilderstrecke von buarque vermittelt ein falsches Bild.

    Das ist also nicht der eigentliche Bahnhof, sondern nur der Ausgang in Richtung Innenstadt:

    Dein Foto zeigt einen Teil des Bahnhofs, aber nicht den Ausgang Richtung Innenstadt, sondern den Ausgang Ernst-Kamieth-Straße.

    Diesen Ausgang nimmt man, wenn man
    a) zur Haltestelle der Straßenbahnlinien 2 und 5 will;
    b) zum Schienenersatzverkehr will;
    c) zum Busbahnhof will;
    d) einen Döner kaufen will;
    e) zum Landesverwaltungsamt will oder ein anderes spezielles Ziel hat.

    Hauptsächlich wird der Ausgang Ernst-Kamieth-Straße von Nutzern der Straßenbahnlinien 2 und 5 frequentiert. Wer nur allgemein zur Straßenbahn will, der nimmt den Hauptausgang zum Hans-Dietrich-Genscher-Platz, wo am nördlichen Ende (unter der Bahnbrücke) die anderen Linien abfahren. Für den Weg in die Innenstadt (also zum Marktplatz) ist die Linie 7 (Richtung Kröllwitz) zu empfehlen. Mit den anderen Linien, die dort fahren, kann man bis Franckeplatz mitfahren. Dort kann man gegebenenfalls umsteigen - Haltestelle Franckeplatz in der Rannischen Straße - oder man geht zu Fuß weiter, denn die Rannische Straße ist eine sehenswerte Altstadtstraße.

    Vor der Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof breitet sich der Riebeckplatz aus, der nach der Umgestaltung (2005-2007) für Fußgänger gut zu passieren ist. Man kann also problemlos in die Innenstadt laufen. Man geht einfach über den Riebeckplatz und dann weiter auf der Leipziger Straße. Das ist der normale Weg in die Altstadt. Die Leipziger Straße ist eine Fußgängerzone und besteht hauptsächlich aus Gründerzeitbauten.

  • Da habe ich mich etwas unklar ausgedrückt, der Ausgang zeigt in Richtung Innenstadt, wenn auch eher in Richtung südliche Innenstadt ...

    Die Hauptfassade ist hingegen diese in Richtung Genscher-Patz und zeigt nach Norden, ist aber sicherlich die schnellste Methode, um in die Innenstadt zu gelangen:

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    d) einen Döner kaufen will;

    Welcher Ausgang wird empfohlen, wenn man eine Thüringer kaufen möchte?

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    Mongkut

  • Dann zeigen wir auch den Kuppelbau des Hauptbahnhofs von innen.

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    Halle (Saale), Hauptbahnhof, Kuppelhalle, Blickrichtung Ausgang (Foto: Bettenburg, 11. Mai 2015, CC-BY-SA-4.0)

    Ich mag den Hauptbahnhof in Halle sehr. Das folgende Foto zeigt den Standort des Fotografen des vorigen Bildes.

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    Im Hauptbahnhof (Foto: Dguendel, 23. Februar 2023, CC-BY-4.0)

    Welcher Ausgang wird empfohlen, wenn man eine Thüringer kaufen möchte?

    "Thüringer Rostbratwurst" ist eine geschützte geografische Angabe. Rostbratwurst ist aber in Mitteldeutschland praktisch überall gleich und auch dann zum Verzehr geeignet, wenn sie nicht "Thüringer" heißt.

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    Im Hauptbahnhof (Foto: Dguendel, 23. Februar 2023, CC-BY-4.0)

    Im Durchgang hinter "ÖSA Versicherungen" sehen wir rechts einen Bäcker, dahinter einen Asienimbiss und dann einen Fleischer. Da gibt es Rostbratwurst. In der Tiefe des Raumes folgt dann "nahkauf" ein kleiner, kultiger Supermarkt mit sehr langen Öffnungszeiten.

    Die nächstgelegenen großen Bahnhöfe, auf denen man echte Thüringer Rostbratwurst bekommt, sind die Hauptbahnhöfe Erfurt und Leipzig.

  • und auch dann zum Verzehr geeignet, wenn sie nicht "Thüringer" heißt.

    Stimmt, in Hamburg habe ich mir einen "Mö-Griller" gegönnt, der genauso aussah, aber wohl vom Mö-Grill selbst stammte.

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    Mongkut

  • Vor der Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof breitet sich der Riebeckplatz aus, der nach der Umgestaltung (2005-2007) für Fußgänger gut zu passieren ist. Man kann also problemlos in die Innenstadt laufen. Man geht einfach über den Riebeckplatz und dann weiter auf der Leipziger Straße. Das ist der normale Weg in die Altstadt. Die Leipziger Straße ist eine Fußgängerzone und besteht hauptsächlich aus Gründerzeitbauten.

    Dazu noch einige Bilder.

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    Halle (Saale), Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof, vom Riebeckplatz gesehen. Links steht die 7 nach Kröllwitz bereit
    (Foto: Falk2, 13. Februar 2020, CC-BY-SA-4.0)

    Ihr könnt in die 7 einsteigen und über Franckeplatz bis Marktplatz fahren oder eben laufen. Dieses und das folgende Foto zeigt den Blick zurück in Richtung Hauptbahnhof.

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    Riebeckplatz, links die 7 Richtung Kröllwitz (Foto: Falk2, 13. Februar 2020, CC-BY-SA-4.0)

    Hier sehen wir die friedliche Koexistenz zwischen Fußgängern und Straßenbahnen. Von Autos wird man in diesem Bereich des Riebeckplatzes nicht belästigt. Nach wenigen Schritten verlassen wir das Ladenrondell auf dem Riebeckplatz und sehen dann rechts den Hotelneubau "the niu", fertiggestellt 2020.

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    Riebeckplatz 10, Hotel the niu Ridge (Foto: Dguendel, 23. Februar 2023, CC-BY-4.0)

    Noch etwas jünger ist das Eckhaus zur Leipziger Straße (oben bereits links im Bild).

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    Riebeckplatz, das Haus Dorotheenstraße 11 an der Ecke zur Leipziger Straße (Foto: Dguendel, 23. Februar 2023, CC-BY-4.0)

    Dorotheenstraße 11 ist das erste Haus rechts in der Leipziger Straße. Das zweite ist dann schon ein netter Gründerzeitler.

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    Leipziger Straße 50 (Foto: Catatine, 15. Mai 2016, CC-BY-SA-4.0)

    Und so geht das dann in der Fußgängerzone weiter bis zum Marktplatz.

  • Nun geht es die westliche Platzkante entlang nach Norden, hier eine kleine Übersicht:

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    Die großen Scheiben schirmen die Innenstadt völlig ab:

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    Die beiden Stahlskelettbauten wurden abgerissen, der Renovierungsaufwand wäre zu hoch gewesen, entsprechend gibt es hier freie Fläche bzw. deutlich flachere Neubauten:

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    Die Straßenbahn unterquert jetzt wieder den Platz und führt in Richtung Innenstadt:

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    Unterhalb der Hochstraße befindet sich jetzt eine runde Ladenzeile mit einer Spielhalle:

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    Die neu angelegte Straßenbahnlinie:

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    Diese riesige Scheibe schirmt das Charlottenviertel ab:

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    Dahinter entstand dieser Neubau:

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    Geschafft - wir haben jetzt die Leipziger Straße erreicht, die bis zum Marktplatz führt und auf Höhe des Leipziger Turms durch die Ringstraße mit wechselnden Namen quasi halbiert wird.

    Das Charlottenviertel bietet im südlichen Drittel noch historische Bauten, ist aber teilweise doch fragmentiert. Nördlich davon das gigantische Charlottencenter und wiederum im Norden davon Blockrand-Wohnbebauung, vermutlich eine Mischung aus alt und neu.

    Kleiner Vorgeschmack - es wird jetzt auf jeden Fall attraktiver:

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    Mongkut

  • Die Straße ist eigentlich recht schön, aber eben auch durch einzelne Lücken und dahinter teilweise großflächige Brachen beeinträchtigt - vielleicht typisch für weite Teile von Halle.

    Andererseits habe ich mit Google Earth festgestellt, daß es auch möglich ist, ziemlich lange Strecken in weitgehend historisch bebauter Umgebung zurückzulegen, z. B. vom Dom über die Große Nikolaistraße und Große Steinstraße bis zum Steintor, und das ist mehr als 1 km am Stück. Jedenfalls behaupte ich daher einfach mal, daß Halle schöner ist als 95 % aller Großstädte, denn selbst Wiesbaden hat ja selbst im Zentrum durchaus seine Bausünden.

    Dennoch - es kommt gleich zu Anfang ein unsaniertes Haus:

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    Danach geht es relativ geschlossen weiter:

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    Hinterhof auf der linken Seite - wie fährt man denn in die Garage?

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    Kurzer Blick in Richtung Marthastraße/Augustastraße gleich am Leipziger Turm hinter der rechten Häuserreihe:

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    Weitflächige Brache:

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    Damit haben wir aber erst einmal die unschönen Seiten hinter uns gelassen, der Hansaring, der über die Hauptpost zur Oper führt, hat mich dann wirklich begeistert. Komplett geschlossen ist die Bebauung zwar auch dort nicht, aber der Gesamteindruck hat mich überzeugt.

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    Mongkut

  • Ein städtischer Wohlfühlplatz für die Menschen ist der Riebeckplatz sichtlich noch immer nicht.

    Der Bahnhof ist durch die Neugestaltung Riebeckplatz der 1960er Jahre bis heute von der Innenstadt abgeschnitten worden. Auch die Sanierung und Umgestaltung dieses Platzes nach der Wende konnte ihn auch nicht so wirklich lebendiger und attraktiver machen. Solange der Riebeckplatz ein starker Verkehrsknotenpunkt mit Hochstraßen usw. bleibt,kann er nie zu einem Menschenfreundlichen Platz mit Aufenthaltsqualität werden. Er ist und bleibt einstädtbaulicher Misstand.

  • Offensichtlich sollen ja die Hochstraßen hier beseitigt werden:

    Riebeckplatz wird umgebaut

    Also noch ein langweiliges Hochhaus am Riebeckplatz?

    Der Hallebesucher wird weiterhin vor dem Bahnhof von großen eintönig langgezogenen weißen Gebäuderiegeln empfangen. Leider auch nach der erneuten Umgestaltung des Riebeckplatz. Nur dann ohne die Hochstraßen.

  • Das heutige Jelenia Góra dürfte aber kaum noch Ähnlichkeiten mit Halle aufweisen (und vorher erst recht nicht), es kam zwar fast perfekt durch den Krieg, allerdings wurde da im Vergleich zu Halle nachträglich noch sehr viel mehr abgerissen, unter anderem aufgrund von Verfall das komplette Stadtzentrum, siehe diese Luftaufnahme:

    klick oder klick (animiert)

    Die heutige Schildauer Straße wurde indes inkl. Biegung nachgebildet (oben mittig links unter erstem Link), der Rest erinnert von der Konzeption her stark an Danzig (lange schematische Häuserzeilen, wenig bis nichts dahinter) bzw. ist nochmals viel schlechter als "Rekonstruktion".

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    Mongkut

  • Nö, die heutige Schildauer Straße ist Original, zumindest was heute noch steht. Im Umgang mit der Altsubstanz weisen beide Städte in der Tat gewisse Ähnlichkeiten auf. Am Markt wurde beileibe nicht alles abgerissen (und rekonstruiert), aber wo dies der Fall gewesen ist, war der Wiederaufbau historisch korrekter als in Danzig.

    Ein gravierender Mentalitätsunterschied: In Hirschberg hat man die städtebauliche Homogenität des Marktplatzes wiederhergestellt. Niemand wäre dort so blöde, ein so entscheidende Ecke wie die des Alten Rathaus brach zu lassen.

  • Dennoch - ein flächendeckender Abriß einer kompletten Innenstadt ist nochmals eine andere Dimension, vor allem, wenn gleich hinter dem Markt entweder nichts kommt oder deutlich erkennbare Neubauten.

    Ich stütze mich hier auf Massacre in Jelenia Góra. In the 1960s, most of the Old Town was demolished:

    Quote

    In the 1960s, a controversial project was launched by, among others, the Miastoprojekt Wrocław studio. Most of the historic townhouses within the market square and Kopernika Street were razed to the ground. A significant part of the historical urban fabric, bearing witness to the centuries-old history of Jelenia Góra, disappeared irretrievably. At the beginning of the 1970s, after the old tenements were removed, new buildings were erected in their place, which were partly intended to imitate the old architecture. In the whole process, only six of the more than 40 facades of the historically priceless houses surrounding the Town Hall Square (former market square) were preserved. Behind the stylised and few surviving facades, houses with a new interior layout and depth were built. The reconstruction of outbuildings was abandoned and courtyards were arranged in their place. Many townhouses or even entire frontages have not been reconstructed at all. Most pre-war buildings have survived in the southern and eastern parts of the Old Town.

    Also die übliche Vorgehensweise und auch hier nachlässig ausgeführt:

    Quote

    The reconstruction of the Old Town, although aimed at recreating the character and image from before the demolitions, was carried out in a hurry and using modern materials. The work was often carried out carelessly, and many of the original stone architectural details that could have given the new buildings their authentic character were omitted or distorted. There were even several building disasters during the demolitions, in which priceless elements of the facades and their decoration were destroyed. The new buildings, although they referred to historical forms, deviated from the originals in terms of proportions and details. Not to mention the lost decoration of the staircases, flats or arcaded premises. In this way, the heart of Jelenia Góra, which survived the conflagration of the war, was ripped out.

    Auf der verlinkten Website gibt es einen Schieberegler für das originale/heutige Zentrum (Draufsicht). Entweder hat man einer Reihe der früheren Gebäude in der Schildauer Straße jetzt Flachdächer verpaßt oder es ist wirklich neu (wahrscheinlich eine Mischung aus beidem).

    Das tragische in Halle ist ja, daß die meisten Abrisse erst Mitte der 80er Jahre erfolgten, eine etwas frühere Wende hätte weite Teile der Stadt architektonisch gerettet.

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    Mongkut

  • Das tragische in Halle ist ja, daß die meisten Abrisse erst Mitte der 80er Jahre erfolgten, eine etwas frühere Wende hätte weite Teile der Stadt architektonisch gerettet.

    Angeblich war ja die Vernachlässigung des Baubestandes von Halle die treibende Kraft, die zur Wende geführt hat.