Frankfurt a. M. - Römerberg - Samstagsberg (Ostzeile)

  • Ich fange hiermit mal einen Faden über diese Häuserzeile an, und das aus folgendem Grund: Sie wird im Zusammenhang mit der Debatte um den möglichen Wiederaufbau eines Teils der Frankfurter Altstadt immer wieder erwähnt - und zwar sowohl von Rekobefürwortern als auch von -gegnern. Den ersteren gilt sie als Vorbild, den letzteren als abschreckendes Beispiel. An dieser Stelle möchte ich daher darüber diskutieren, wie diese Gebäude zu bewerten sind, was für sie und was gegen sie spricht.

    Vorweg aber erstmal eines: Mir ist bei den Debatten in Frankfurt aufgefallen, dass sich ältere Einheimische und besonders Mitglieder der "Freunde Frankfurts" vehement gegen den Begriff "Ostzeile" wehren. Der Grund: Diese Häuserzeile hieß früher niemals so, sie wurde "Samstagsberg" genannt. "Ostzeile" ist sie daher eigentlich nur im technischen Sinne (denn sie ist die Häuserzeile, die den [lexicon='Römerberg'][/lexicon] nach Osten hin begrenzt), aber eine Tradition über die Nachkriegszeit hinaus hat diese Bezeichnung offenbar nicht.

    Doch bevor wir nun losdiskutieren, erstmal einige Zitate, wie andere diese Häuserzeile bewerten:

    "Es war legitim, mit der Ostzeile den Platz [lexicon='Römerberg'][/lexicon] zu ergänzen. Und für die Touristen ist damit Genüge getan."
    - Albert Speer

    "Die Ostzeile ist kein Beitrag zur Baukultur, kein Baudenkmal."
    - Jochem Jourdan

    "Dass diese Häuser hier stehen, finde ich sehr gut. Es gibt natürlich einige Fragwürdigkeiten. Aber wir sind hier am Rathausplatz der Stadt [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]. Hier steht der Römer und gegenüber kann eben wunderbar repräsentativ so etwas stehen und sollte auch stehen."
    - Christoph Mäckler

    "So entstand in Frankfurt ein steriles und unhistorisches Fachwerk."
    - Aus: G. Ulrich Großmann & Hubertus Michels: Fachwerk als historische Bauweise

  • Die Fachwerkhäuser sind in meinen Augen ein gelungenes Beispiel dafür, wie Rekonstruktionen dazu beitragen können, einem historischen Platzgefüge wieder Geschlossenheit und vorhandenen Baudenkmälern einen Rahmen zu geben.


    Die Bedeutung dieser Häuser zeigt sich erst, wenn man ihren Kontext betrachtet.
    Der [lexicon='Römerberg'][/lexicon] bestand bereits vorher aus originalgetreu wiederhergestellten Gebäuden und Häusern mit Anklängen an die historische Bebauung. Die Römerfront gegenüber, die Alte Nikolaikriche und das Steinerne Haus waren nach den Kriegszerstöungen originalgetreu wiederhergestellt worden. Bei drei Häusern hatte man zumindest die historischen Erdgeschosse übernommen. Die übrigen Häuser der Fünfziger Jahre beziehen sich mit kleinteiligen Fassaden, Spitzgiebeln, Erkern, Dachgauben und Schieferdächern auf die Vorgängerbauten. Die "Ostzeile" wurde also in eine Umgebung gebaut, die hohen historischen Wert durch die Kaiserkrönungen hatte und deren Nachkriegsbebauung sich bereits rekonstruierend bzw. historisierend auf die Vorgängerbebauung bezog.

    Zwei Häuser, das Haus Großer Engel ganz links und das Haus zum schwarzen Stern rechts, gehörten mit ihren reichen Verzierungen zu den wertvollsten alten Bürgerhäusern Frankfurts. Auch das spricht für ihren Wiederaufbau.
    Ich finde die Häuserzeile sehr abwechslungsreich und prächtig, mit Gotik (Großer Engel), Renaissance (Schwarzer Stern) und 18. Jahrhundert (Goldener Greif, Wilder Mann). Es gibt Putzfassaden, Sichtfachwerk und Schiefer.

    Sichtfachwerk gab es bei den ursprünglich verschieferten Häusern nur beim Großen Engel und beim Haus zum schwarzen Stern. Ich vermute, dass ein großer Teil des heutigen Sichtfachwerks der Häuser eine freie Nachschöpfung ist und daher nicht als Rekonstruktion im strengen Sinn verstanden werden kann. Das dürfte der Hauptangriffspunkt sein auch für die aktuelle Diskussion um die Altstadt. Mäckler sagt ja, ein Viertel ganz aus Fachwerkhäusern wäre eine "Katastrophe".
    Meine Meinung ist, dass freie historisierende Nachschöpfungen erlaubt sind. Die Fünfziger-Jahre-Gebäude am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] wie z. B. das heutige Salzhaus gehören in diese Kategorie. Allerdings sollten sie als Schöpfungen ihrer Zeit unterscheidbar sein von Rekonstruktionen, die den Anspruch erheben, einen zerstörten Bau wieder erlebbar zu machen. Ein wiederaufgebautes Rotes Haus am Alten Markt mit Phantasiefachwerk wäre keine Rekonstruktion sondern im schlimmsten Falle Disneyland.

  • @ Mathias:

    Danke für deine Erläuterungen und deine persönliche Bewertung.

    Zitat

    Ich vermute, dass ein großer Teil des heutigen Sichtfachwerks der Häuser eine freie Nachschöpfung ist und daher nicht als Rekonstruktion im strengen Sinn verstanden werden kann.

    Ich habe mit Schlossgespenst drüber gesprochen (ich war zu faul, es selbst zu recherchieren :gg: :( Im Falle des Großen Engels war es wohl so, dass es Fotos gab, auf denen das Fachwerk der unteren Geschosse freilag. Man habe daraus abgeleitet, wie das Fachwerk des oberen Parts aller Wahrscheinlichkeit ausgesehen haben müsste. Beim Schwarzen Stern wusste man wohl vom allergrößten Teil der Fachwerkfassade, wie sie ausgesehen hat.

    Bei den drei anderen Häusern mit Sichtfachwerk hingegen war wohl eine Menge Phantastie im Spiel: Hier wusste man relativ wenig.

    Aber vermutlich könnte Kardinal mehr dazu sagen... (oder vielleicht Riegel?).

    EDIT:
    Für alle, die mit den Örtlichkeiten nicht vertraut sind und daher nicht genau nachvollziehen können, welcher Häusername sich auf welches Haus auf den Fotos bezieht... von links angefangen (also bei dem Haus mit dem Erkertürmchen): Großer Engel, Goldener Greif, Wilder Mann, Kleiner Dachsbau/Schlüssel, Groß Laubenberg, Klein Laubenberg, Schwarzer Stern (= das allein stehende jenseits der Gasse).

  • @ Mathias:

    Für Mäckler (und sicher auch für andere) trifft das möglicherweise zu.

    Bei vielen anderen Gegnern hingegen kann man das wohl nicht sagen, denn aus mehreren entsprechenden Aussagen konnte man schließen, dass Rekonstruktionen dieser Art generell abgelehnt werden, unabhängig davon, wie viel Phantasie im Spiel ist.

    Aber natürlich ist klar: Je weniger Phantasie-Fachwerk, desto stärker die Argumentationsbasis der Befürworter. Jemandem wie Jourdan aber dürfte das egal sein.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Aber vermutlich könnte Kardinal mehr dazu sagen... (oder vielleicht Riegel?).


    Hallo Restitutor!

    Habe eben wieder mal meinen Namen gelesen... Bin gerade an den Vorbereitungen meines FFM-Besuches. Mit diesem Thread hast Du mir gleich was vorweggenommen :aufdenkopf: (so böse bin ich nun auch wieder nicht, mach's gleich wieder gut...) :ueberkopfstreichen:

    Mein erster Besuch wird der Ostzeile gelten. Mich interessiert, weshalb diese rekonstruierten Häuser kritisiert werden. Ich habe auch schon die Stirn gerunzelt, wenn ich Abbildungen von ihnen gesehen habe. Ich möchte analysieren, was allenfalls falsch gemacht worden ist, Baufehler, was man (noch) besser hätte machen können, etc. . Dies als Grundlage, wenn ich mich an der Diskussion über allfällige weitere Rekonstruktionen beteiligen will.

    Also, in einigen Tagen werde ich mich dazu äussern, wenn ich diese Stadt ab kommendem Wochenende für einige Tage unsicher machen werde...
    (Falls jemand einen grossgewachsenen schlanken Schweizer mit Digikamera und historischen Postkarten und Stadtplan in den Händen umherschweifen sieht, dann ist es bestimmt Riegel...)

  • Fachwerk kann meiner Ansicht nach, schon alleine wegen seiner statischen Funktion, kein reines Phantasieprodukt sein (ausser, es ist vor eine massive Wand vorgeblendet).
    Für mich ist der Vorwurf gegen die "Ostzeile" in soweit nachvolltiehbar, als dass die Häuser von der Konstruktivität relativ neu aussehen, ihnen fehlen die typischen Merkmale historischem Fachwerks, wie durchgebogene Balken und Wandneigungen, die sich bei Fachwerkgebäuden erst allmälich einstellen. Trotzdem siend diese Haüser stadtbildprägend und ein wichtiger teil der architektonischen Identität Frankfurts. Und natürlich wurden achwerkhäuser auch in früheren Zeiten, nach Bränden, Stürmen, Wurm- oder Schwammbefall oder ähnlichem wieder aufgebaut und standen dann auch noch ganz grade, bis sie sich, Materialbedingt eben wieder durchbogen und neigten.
    Das gerade ist jetzt aber kein Grund, diese Häuser zu verteufeln, sondern vielmehr ein Grund, dankbar zu sein, dass diese häuser wiedererstanden sind.
    Ausserdem stellt sich dann die Frage, was gegen das Bauen von Fachwerkhäusern spricht. Eigentlich doch nur die Mode und die ist, wie der Name schon sagt, stetem Wandel unterlegen.
    Warum ist man nicht so fair und ehrlich und räumt Neubauten in Fachwerkbauweise eine Daseinsberechtigung ein? Wenn diese Fachwerk-Neubauten dann in Form und gestalt den Häusern entsprechen, die vor dem Kriege da gestanden haben, um so besser.
    Es gibt in frankfurt zwischen Römer und dom nur eine architektonische Katastrophe, und das ist der Umstand, dass dort NICHT nur Fachwerkhäuser stehen.

    "... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann..." (Goethe)

  • Irgendwie fehlt das "Leben" dieser Häuser. Ich kann mich erinnern, eine Aufname gesehen zu haben, aus welcher ich schloss, dass vor allem Büros (typische Büro-Lamellen vor den Fenstern) darin sein müssen. Ein Aufnahme bei Nacht ergab einen ähnlichen Eindruck.

    Auch fehlt die Individualität der einzelnen Bauten. Ich nehme an, dass die sechs Gebäude nicht verschiedenen Besitzern gehören; denn dies ist eine Grundvoraussetzung, damit jedes neu errichtete Haus seine eigene Geschichte bekommen kann. Stell Dir einmal vor: irgendwann wird eine Aussenrenovation fällig. Dabei bin ich mir sicher, dass der ganze Samstagsberg in einem Zug eingerüstet werden wird. Unterschiedlich starke Patinas werden die einzelnen Fassaden so nie bekommen, folglich auch keine individuellen Hausgeschichten. Dabei ist es doch genau die Individualität, welche eine "Altstadt" ausmacht.

    In meinem Beruf als Architekt überzeuge ich meine Bauherren jeweils folgendermassen, wenn ich sie davon abhalten will, ihr Haus überrestaurieren zu wollen (was sich ja auch auf die Baukosten auswirkt):
    1. Frage: gefällt Ihnen Venedig? Antwort: ja (falls jemand anders antworten würde... tja, jemand solcher wäre wohl nicht mein Bauherr)
    2. Frage: weshalb gefällt Ihnen Venedig? Antwort: äh, ich kann es nicht genau sagen
    3. Meine Antwort: das Unperfekte, bröckelnder Verputz, Patina, mal ein prächtig renovierter Palast dazwischen... und genau das erwarten wir doch auch von unserer Altstadt. Auch ein renoviertes Gebäude darf doch den Weg eines Alterungsprozesses beschreiten.

    Ist nur mal ein Punkt, wie man über "alte Häuser" philosophieren kann. Aber ich möchte diese Häuser wirklich erst mal in Natura begutachten, bevor ich eine konstruktive Kritik anbringe.

  • @ Mephistino:

    Zitat

    Für mich ist der Vorwurf gegen die "Ostzeile" in soweit nachvolltiehbar, als dass die Häuser von der Konstruktivität relativ neu aussehen, ihnen fehlen die typischen Merkmale historischem Fachwerks, wie durchgebogene Balken und Wandneigungen, die sich bei Fachwerkgebäuden erst allmälich einstellen.

    Das stimmt natürlich. Gleichzeitig ist das aber bei einem Neubau nicht vermeidbar (kosmetische Maßnahmen, um neue Gebäude künstlich altern zu lassen, würde ich auch für fragwürdig halten).

    @ Riegel:
    Ja, das kann ich nachvollziehen. Ich glaube, alle Gebäude befinden sich auch im Besitz der Stadt (kann das jemand bestätigen?). Ich kann deiner Kritik bezüglich Überrestaurierung voll zustimmen (eine Kritik, die, wie aus deinen Worten ja selbst hervorgeht, sich nicht vornehmlich gegen Rekonstruktionen richtet).

    Da es aber nun mal Nachbauten sind, und da es ja auch manchen Architekten darauf ankommt, dass Nachbauten auf keinen Fall den Eindruck erwecken dürften, das Original zu sein...
    ... könnte man natürlich auch argumentieren, dass gerade das, was du kritisierst, dazu geeignet ist, die Gebäude als Kopien aus den 80ern erkennbar sein zu lassen (und ich meine das Wort "Kopie" hier keineswegs negativ). Manche historische Gebäude wurden ja auch gerade wegen bestimmter "Fehler" besonders interessant... wäre es denn möglicherweise auch denkbar, dass das, was an diesen Häusern heute als Mangel gilt, im Jahre 2100 als besonderer Wert betrachtet wird?

    Mehr ins Gewicht fallen für mich da eher technische Mängel, die nach der Errichtung dieser Häuser teure Nachbesserungen nötig machten. Aber: Man lernt ja aus sowas, und derartige Fehler wurden 1995 beim Bau der Aschaffenburger Löwenapotheke vermieden (da gibt es bis heute keine Riss), sie dürften daher wohl auch bei der Rekonstruktion weiterer Fachwerkhäuser in Frankfurt vermieden werden.

  • Ich möchte mal die Aussagen des Architekten und Fachwerk-Spezialisten Prof. Manfred Gerner wiedergeben, mit dem ich zu diesem Thema ein Telefongespräch geführt habe (welcher übrigens auch an der Rekonstruktion Samstagsberg beteiligt war).

    Wie man vielleicht auch so erkennt, kann man anhand des Fachwerks die Bauzeit des jeweiligen Gebäudes eingrenzen (Überblattungen, Streben, gebogene Streben, Mannfiguren...). Dies funktioniert natürlich auch umgekehrt. Kennt man die Bauzeit eines Hauses, dessen Geschichte (Umbauten, Erweiterungen, Nutzungen), betrachtet sich dann verschiedene Bilder (Merian-Plan von 1628, kein WItz, kann man viel daraus erkennen!!!) nimmt dann noch Bilder und Aufmaße mit den letzten Fensteranordnungen, dann kann man selbst bei verputztem Fachwerk die Balkenlage sehr genau bestimmen. So wurde das auch beim Samstagsberg gemacht.
    Vielleicht, ohne zu hochtrabend sein zu wollen, ist das vergleichbar, wie wenn man Einsteins Relativitätstheorie als Phantasiegebilde verspottet, nur weil es eine Theorie ist. Beim Fachwerkbau ist schließlich die Indizienführung noch viel einfacher. Aber genauso unverschämt ist dieser Vorwurf.
    Dazu kommt, daß, wie mir Gerner aus eigenen Erfahrungen berichtet hat, beim hessisch-fränkischen Fachwerkbau die Balkenquerschnitte für die typischen Lagen im gesamten Gebiet dieser Bauweise nur um +- 2 cm abweichen!!!!

    Von einem der sich nicht interessiert, kann man so ein Wissen auch nicht erwarten.

    Daher ist absolut eine reelle Rekonstruktion fast aller Gebäude in diesem Bereich möglich!!!

    Nochmal meine dringende Bitte: die Forderung muß bleiben: Rekonstruktionen in diesem Bereich müssen in absoluter Mehrzahl stehen und dürfen nicht auf nur zwei, drei "Leitbauten" beschränkt werden. Damit würde man eine einmalige Chance vergeben.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Also, ob ein Gebäude oder eine Altstadt "gefallen", hat doch für mich nichts damit zu tun, daß der Zustand der Häuser (absichtlich?) in einem schlechteren Zustand gehalten wird, als dies technisch und finanziell möglich wäre.

    Wichtig ist doch das Konzept des Erbauers (Farb- und Formgebung, Ornamente, Bezugnahme auf angrenzende Gebäude usw.) - und wenn dieses Konzept gut und zeitlos ist, spricht doch wirklich nichts dagegen, das Haus wieder in den Zustand zu versetzen, den es bei der Erbauung hatte (es war ja nie explizit als "Altbau" konzipiert worden).

    Und ich muß gestehen, daß mir beispielsweise das Regensburg von heute wesentlich besser gefällt als das Regensburg von vor 20 oder 25 Jahren - als viele Gebäude der Innenstadt in einem Zustand waren, daß sie nur noch mit großen Komforteinbußen bewohnt werden konnten (beispielsweise roch Kleidung muffig, wenn ich sie nur einige Tage in meinem Schrank liegen hatte, da die Wände total feucht waren, und der original erhaltene Keller war so eklig, daß ich ihn nie als Lagerraum genutzt habe). Gleiches gilt für viele andere Städte, die heute zum Glück wieder in gutem Zustand sind.

    ---Zitat---

    1. Frage: gefällt Ihnen Venedig?
    2. Frage: weshalb gefällt Ihnen Venedig?
    3. Meine Antwort: das Unperfekte, bröckelnder Verputz, Patina, mal ein prächtig renovierter Palast dazwischen... und genau das erwarten wir doch auch von unserer Altstadt.

    ---Zitat---

    Mir gefallen Städte wie Venedig, Rom, Madrid oder Lissabon auch besser als das heutige Köln, Frankfurt oder Stuttgart (oder Pescara, um mal ein Negativbeispiel aus dem Ausland zu bringen) - Lissabon ist eigentlich mein Favorit.

    Das hat aber nichts mit bröckelndem Putz oder mangelnder Perfektion zu tun, sondern mit der gelungenen Zusammenstellung ansprechender Gebäude. Bröckelnden Putz und Patina (sprich Wasserflecken usw.) finde ich auch in Pescara en masse (hier bröckeln halt die 60er Jahre Beton-Wohnblöcke) - und sogar an meinem Hochhaus bei Stuttgart aus dem Jahr 1972, ohne daß sich dies positiv auf die Ästhetik ausgewirkt hätte :gg:

    In Lissabon finde ich in manchen Stadtvierteln wie Barrio Alto, Castelo oder Alfama in solchen Massen bröckelnden Putz, einfallende Häuser und solche, die kurz davor stehen und nur noch mit aufwendigen Metallkonstruktionen stabilisiert werden, daß ich mir auch nicht so recht vorstellen kann, daß es wirklich wünschenswert ist, hier die "Patina" bei jedem einzelnen zu erhalten - das mag ja in einer wohlgeordneten Schweizer Stadt pittoresk wirken, in Portugal würde dies wohl eher zu einer Ruinenlandschaft führen.

    Andererseits hat Ästhetik für mich nichts mit dem Alter eines Gebäudes zu tun, daß mir ältere Gebäude meist besser gefallen, liegt einfach an dem minimalistischen heutigen Baustil.

    Ich stelle mal ein paar Fotos aus Lissabon ein (bewußt kleines Format, um das Laden nicht zu verzögern):

    Verfallenes Haus im Barrio Alto - teilweise gab es bis in die 80er Jahre ganze Straßenzüge mit lauter solchen Gebäuden, heute sind es eher Einzelfälle:

    Hier überzeugt doch eher die Form denn der Zustand :D

    Ein meiner Meinung nach recht gelungener Neubau im Chiado, das 1988 flächendeckend durch einen Brand schwer beschädigt wurde.

    Eine lange Häuserreihe ganz im Norden des Baixo, bestehend aus einfachen, aber harmonischen Neubauten.

    Das sind gute Beispiele dafür, daß Ästhetik nichts mit dem Alter oder Zustand von Gebäuden zu tun hat, sondern nur mit deren Konzept.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"


    Ich habe mit Schlossgespenst drüber gesprochen (ich war zu faul, es selbst zu recherchieren :gg: :( Im Falle des Großen Engels war es wohl so, dass es Fotos gab, auf denen das Fachwerk der unteren Geschosse freilag. Man habe daraus abgeleitet, wie das Fachwerk des oberen Parts aller Wahrscheinlichkeit ausgesehen haben müsste. Beim Schwarzen Stern wusste man wohl vom allergrößten Teil der Fachwerkfassade, wie sie ausgesehen hat.

    ...alles muß man selbst machen! :zwinkern:

    Hier kann man's doch genau sehen:

    Großer Engel

    Schwarzer Stern

    Bildquelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Das obere Bild stammt laut Bildunterschrift übrigens aus dem Jahr 1920, also aus einer Zeit, in der definitiv kein Nazi bei der Freilegung mitgewirkt haben kann.
    Beim Schwarzen Stern war, wie man unschwer erkennen kann, das gesamte Fachwerk vor dem Krieg freigelegt (wobei ich da auch schon ein besseres Foto gesehen habe), also ist diese Reko absolut authentisch, da können sich die Disneysager auf den Kopf stellen.

    Meiner Meinung nach hätte man auch die drei "fraglichen" Häuser einfach wieder verschiefern bzw. verputzen sollen, alleine um sich das Gerede und die Diskussionen zu ersparen. Schlecht ausgesehen hätte das ja auch nicht, und der Vorwurf des frei erfundenen Fachwerks wäre vermieden worden.


    http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

  • @Schlossgespenst

    Wie schwach die Argumente der Gegner sind, zeigt sich auch darin, dass sie gar nicht differenzieren und darauf eingehen, wie gut dokumentiert das Fachwerk insbesondere des Schwarzen Sterns war.

    Kardinal

    Solche Fachwerk-Experten wie Prof. Gerner müssen viel mehr Öffentlichkeit bekommen! Jetzt, nachdem die Rekonstruktion von Fachwerkbauten wie der Goldenen Waage und dem Roten Haus immer wahrscheinlicher wird - und zwar nach Stimmen aus fast allen Parteien - , ist es unverantwortlich, dass immer noch die Glas-und-Stahl-Spezialisten als Experten angehört werden für Dinge, von denen sie keine Ahnung haben (können).
    Die Rekonstruierbarkeit von regional- und zeittypischem Fachwerk ist dabei ein absolutes Kernthema!

  • Willkommen am Frankfurter Weihnachtsmarkt!
    (und nicht "Willkommen in Disneyland!", wie man es der vielen Lämpchen wegen meinen könnte)


    Nun bin ich endlich mal dazu gekommen, die längst versprochene kritische Betrachtung der rekonstruierten Samstagsbergs-Zeile zu "Papier" zu bringen. Bei meinem Besuch in Frankfurt Ende November war gerade auch der innenstadtweite Weihnachtsmarkt, was ich nicht einkalkulierte hatte, und deswegen über die riesige Menschenmenge, welche über das ganze Wochenende nicht abzunehmen schien, unangenehm überrascht war. Im nachhinein war ich aber froh darüber, denn ich erlebte damit wirklich einmal ein Fachwerk-Disneyland (komme später nochmals darauf zurück), wofür aber die Samstagsberg-Zeile nichts dafür konnte.

    Mein Urteil über diese in den Jahren 1981/83 erfolgte Rekonstruktion möchte ich Euch nicht bis zum Schluss vorenthalten: Hut ab vor dieser Rekonstruktion! Ich schreibe dies als ein in der Erforschung und Restaurierung von Fachwerkbauten tätiger Fachmann, welcher bei eigenen Arbeiten hohe Massstäbe setzt. Anfänglich war ich ja in diesem Faden eher meinungslos gegenüber dieser Rekonstruktion eingestellt, konnte aber nicht sagen, weshalb. Wohl habe ich bei meinem Besuch einige Mängel baulicher und planerischer Natur festgestellt, möchte aber nicht mit deren Auflistung beginnen, da solche nichts über den Stellenwert einer Rekonstruktion aussagen.

    Ich bin fasziniert von der handwerklichen und detaillierten Ausführung dieser Häuser. Man ist sich gar nicht mehr gewohnt, eine solche von Sockel bis Dachfläche perfekt aussehende Häuserzeile zu erleben. Mit ein Grund, weshalb von einigen die Zeile als Insel wahrgenommen wird. Sicher vermisse ich die Patina, aber bei frisch renovierten historischen Gebäuden braucht es auch Geduld, bis sich eine solche wieder einstellt. Da alles schön winkelgerecht in Waage und Blei dasteht, erhält man den Eindruck des Überperfekten, welchen man bei historischen Bauten nie findet, resp. nicht finden sollte. Es ist nun mal eine Rekonstruktion! Historische Bauten waren ja auch einmal neu!

    Ich möchte mal mit einem Rundgang samt einigen Kommentaren beginnen:

    Der Höhepunkt der sechs Häuser, der "Engel", liegt am Eingang zum alten Markt, dem ehemaligen Krönungsweg vom Römer zum Dom. Sein charakteristischer Erker wird von einer überaus reich geschnitzten Konsole getragen, macht die Fassadenvorkragungen mit, und endet über der Traufe in einem achteckigen Türmchen. Auch wenn der originale "Engel" von 1562 nicht mehr fassbar ist, so besticht heute wenigstens doch die Architektur der damaligen Zeit, welche auf 47 Quadratmetern ein solch grandioses Bauwerk schuf!



    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Der ursprüngliche "Engel" nach der Restaurierung von 1905



    Ausschnitt aus einer Ansichtskarte vom Verlag von K.W.F. Schäfer, Frankfurt, vor 1902

    Vor der Restaurierung von 1905
    Man beachte, dass die Fensteranordnung nach 1905 verändert worden ist. Gemäss der Literatur über die früheren Bürgerhäuser Frankfurts soll es sich dabei bereits um eine damalige Rekonstruktion derselben handeln, desgleichen bei den kielbogigen Fensterstürzen. Bei der Rekonstruktion von 1981 stützte man sich auf Aufnahmepläne des Fachwerks von der Restaurierung von 1905.


    Mein Lieblingsbild! Im Gegenlicht wirkt das Fassadenrelief besonders lebendig. Ich käme hier nicht auf den geringsten Gedanken von "Sterilität", was von Rekonstruktionsgegnern immer wieder behauptet wird.


    Eine gewisse "Sterilität" könnte man den Fassaden aus diesem Blickwinkel vorwerfen. Die durchgehenden Fensterreihen sowie die monotone Aneinanderreihung immer wieder des gleichen Brüstungsfachwerks entsprechen nicht dem gewohnten Bild eines lebendigen Fachwerkhauses. Am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] hatte aber diese Eigenheit eine Tradition, da dort bei Krönungszeremonien die "Fensterplätze" an Zuschauer vermietet wurden, weshalb man offenbar möglichst viele Fenster anbieten wollte (besonders augenfällig auch beim "Schwarzen Stern"). Unbefriedigend sind auch die abgerundeten Füllungen zwischen den vorkragenden Balkenköpfen der Geschossdecken. Bei historischen Vorbildern habe ich dieses Detail nie so gesehen; entweder sind diese Füllungen auf die Ebene des darunterliegenden Stockwerks zurückversetzt, oder bei vorkragender Ausführung kantig verputzt (wie beim Haus "Wertheim"). Jedenfalls nimmt es den Fassaden viel von ihrer Kraft, und wirkt hier förmlich "geleckt".


    Broncetafel an der Seitenfassade von Nr. 16


    Die Seitenfassade von Nr. 16 wirkt trotz unregelmässigem Balkenbild und Fensterverteilung langweilig und flächig. Ungewohnt sind die dünnen Balkenquerschnitte, was aber bereits vor Jahrhunderten eine "Spezialität" der Frankfurter Fachwerkbauweise war. Auch der balkenbündige, flächige Verputz unterstreicht den "Abziehbildchencharakter" der Seitenfassade, wie wenn es sich um ein aufgeblasenes "Faller-" oder "Kibri-Häuschen" handeln würde. Diesen Eindruck erhält man beim "Engel" nicht.


    An der Rückseite sieht man, dass nicht nur historisch aussehende Fassaden vor moderne Neubauten geklebt wurden; nein, von Sockel bis First, von vorne bis hinten sind die Häuser detailgetreu den historischen Vorbildern nachgebaut worden! Die vielen Verbindungsbrückchen dienen offenbar als Wohnungszugänge oder auch als Fluchtwege.



    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Dieselbe Ansicht des Rapunzelgässchens früher


    Das Ende des Rapunzelgässchens mündet wieder in den Alten Markt, wo der "Engel" auf drei Seiten frei steht
    (Grundfläche 47m2, also ca. 5 x 9 m!)


    Diese Detailfülle - einfach prächtig!


    Die Farbwahl bei den geschnitzten Holzteilen überzeugt mich nicht; jedenfalls ist sie aber diskret. Ob bei der Renovation des ursprünglichen "Engels" 1905 schon Farbuntersuchungen getätigt worden sind, entzieht sich meiner Kenntnis (damals wurden diese Schnitzereien freigelegt)


    Augenfällig sind Teile des Verputzes und der Putzgefache herausgefallen (oder aus Gründen der Sicherheit und Sondierung herausgeschlagen worden?). Jedenfalls hat man sich hier bei der detailgetreuen Rekonstruktion nicht an die historischen Vorbilder mit Lehm- oder Backsteinausfachungen gehalten, sondern mit Leisten, Dübel, Platten und Hohlräumen ein schliesslich misslungenes Experiment gewagt!


    In der Natur des Holzes liegt dieser Bauschaden begründet. Überall Spalten zwischen den Balken und den Gefachen (Rückseite von Nr. 18 )! Im Gegensatz zum Möbelbau hat man im Hausbau seit je her frisch geschlagenes Holz verarbeitet. Jeder, der schon mit Holz gearbeitet hat, weiss, dass saftfrisches Holz leichter zu bearbeiten ist als trockenes Holz. Nach dem Aufrichten eines Hausgerüstes verkeilt sich dieses durch den Trocknungsprozess des Holzes (Schwinden und Verdrehen) von allein; ein willkommener Nebeneffekt! Schon historische Bauten wurden in relativ kurzer Bauzeit erstellt. Dies bedeutete, dass die Gefachfüllungen bereits zwischen die noch feuchten Holzbalken eingebracht wurden. Durch das Trocknen der Holzbalken und der damit einhergehenden Verringerung des Balkenquerschnittes entstanden Spalten zischen den Füllungen und Balken.

    Aus bauarchäologischen Untersuchungen geht oft hervor, dass dieser Baumangel schon früher in Kauf genommen wurde, ja sogar als normal angesehen wurde. Oft hat man die Füllungen durch einschlagen kleiner Holzkeile und Verfüllen der Spalten mit feinem Mörtel wieder gefestigt.

    Gut ist hier auch die Oberflächenbearbeitung des Holzes ersichtlich: die rohen Sägespuren heben die neuen Balken deutlich von den zweitverwendeten (vorwiegend an der Vorderfront eingebauten) alten Balken ab. Eine ehrliche, feine Spur, welche die Rekonstruktion verrät.


    Die vorgenannten Schäden sind beim Engel bereits behoben worden, wie man es an den Verputzrändern erkennen kann. Gekünstelt wirken hier die geschrobbten Balkenoberflächen (auch in Querrichtung des Holzfaserverlaufs!!), ein Vorgang, welcher das Holz auf alt trimmen sollte. Ein Vorgang, welcher vergebens nach einem historischen Vorbild sucht, dem Laien aber nicht ins Auge springen dürfte.


    Hinter dem Samstagsberg bestanden einst vier weitere Häuserzeilen, welche nur durch schmale Gässchen voneinander getrennt waren. Drei dieser Gässchen bildeten zusammen mit dem Zugang vom [lexicon='Römerberg'][/lexicon] her und einem Hofzugang das eigenwillige "Fünffingerplätzchen". Bei der Rekonstruktion des Samstagsbergs hat man die Lage der ersten beiden Zeilen in postmoderner Formensprache wieder aufgegriffen . Städtebaulich finde ich diesen Bau etwas vom gelungensten auf dem Gebiet der ehemaligen Altstadt, auch wenn einige architektonische Elemente (Erdgeschossöffnungen, Giebelfenster) durchaus weniger pompös hätten gestaltet werden können.


    Sogar das Schwertfegergässchen und auch das (allerdings nur einseitig bebaute) Drachengässchen sind dabei wieder entstanden! Aus Fussgängerperspektive wirkt ihr Zugang allerdings wenig einladend; vielleicht eine bewusste Erinnerung an die mittelalterlichen Gässchen, welche sicher schmuddelig waren, und deren "Düfte" die Passanten auch nicht sonderlich einluden...


    Man sieht, meine Kritik richtet sich vor allem an die Gestaltung des Fachwerks an und für sich. Mir selber ist erst jetzt aufgefallen, dass ich über die beiden verputzten Häuser Nr. 24 und 26 kein einziges Wort verlor. Mein persönliches Urteil über sie: perfekt! Nichts zuviel, nichts zuwenig, nichts gekünsteltes! Auch über die Fenster aller sechs Häuser gibt es Diskussionsstoff. Damit dieser Beitrag aber nicht zu lange wird, und ich ihn endlich abschicken kann, möchte ich diesen Themen in Kürze einen eigenen Beitrag widmen. Ich werde dort Vergleichsbauten aus anderen Fäden ("Das alte Hanau", "Esslingen am Neckar") beiziehen. Das Innere der Häuser zu besichtigen wäre auch interessant gewesen, hätte aber den Rahmen dieses Beitrags gesprengt.

    Ich könnte ein Buch über diese rekonstruierte Häuserzeile schreiben, aber ich hoffe, dass sich durch eine anschliessende Diskussion eine weitere Vertiefung mit dem Thema Rekonstruktion oder Fragestellungen ergeben. Zum Dessert serviere ich Euch noch weitere Eindrücke vom Weihnachtsmarkt; ein Zufall wollte es, dass die Marktstände auf den beiden letzten Bildern ziemlich genau die "Schirnen" beim ehemaligen "roten Haus" (auch "Haus auf Holzsäulen" genannt) einnahmen...


    Rotes Haus Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

  • Herausragender Beitrag, großes Kompliment und vielen Dank!

    Die Auflösung aus dem ersten Absatz, warum du ein Fachwerk-Disneyland erlebt hast, würde mich noch interessieren. Habe ich diese übersehen? Meinst du die zusammengenagelten Stände des Weihnachtsmarkts im Fachwerk-Look? Der Trubel hatte immerhin den Vorteil, dass du während deiner Erkundung keinen Hunger und Durst leiden musstest :).

  • Danke für den sehr schönen Beitrag, ich werde ihn mir in den nächsten Tagen mal ganz in Ruhe durchlesen, weil ich ich ihn jetzt nur überfliegen konnte. :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • @ Henk Frost

    Jawohl, ich meinte wirklich diese Fülle von kitschigen Hüttchen. Das war wirklich wie eine Stadt in der Stadt! Das Spektrum reichte von "Fachwerkhüttchen vor realen Fachwerkbauten" bis hin zu "Fachwerkhüttchen vor Betonmonster". An was liegt es wohl, dass diese Budenstadt (wie überall) so Anklang findet? Ich denke nicht, an der Budenarchitektur, Kitsch gehört nun mal zu Weihnachten. Aber insgesamt stimmte es mich bedenklich, dass bei gut rekonstruierten Fachwerkhäuser boshaft der Stempel "Kitsch" aufgedrückt wird, nur um ein weiteres Gegenargument gegen Rekonstruktionen in der Hand zu haben, obwohl der Kitsch ja gerade vor ihnen stattfand! Diese Stimmung war es, welche mich sehr zum nachdenken anregte, und diese verdankte ich ja diesem unerwarteterweise angetroffenen Fachwerk-Disneyland!

    Meine ursprüngliche Absicht war ja, mit einem Stadtplan von vor 1944 die verlorene Altstadt abzulaufen, und wirklich mal reell an den verschiedenen einstigen "Postkartenmotiven" zu stehen. Umso erstaunter war ich, just anstelle der berühmtesten Fleischschirnen beim ehemaligen "roten Haus" wieder (zwar erbärmlich schwach besuchte) Marktstände vorzufinden...