Frankfurt a. M. - Römerberg - Samstagsberg (Ostzeile)

  • Gleiches gilt für den Platz um die Paulskirche. Hier müsste man fundamental neu denken. Leider ist man meiner Meinung nach sowohl beim Bundesrechnungshofareal wie auch beim ehemaligen Degussaareal den falschen Weg gegangen,


    Das Dilemma lässt sich aber nur lösen, wenn die Berliner- und die Weissfrauenstraße zugunsten der Baufluchten der Vorkriegszeit weg kommen. und hier ist durch den Erhalt des Rechnungshofes und den Neubauten auf dem jetzigen Straßengrundriss ein Schritt in die andere (falsche) Richtung gegangen worden.

    Aber das ist Thema eines anderen Stranges.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (10. Juli 2017 um 16:18)

  • Was mir aber Sorgen bereitet, das ist der gesamte Bereich zwischen Römer und der Zeil, hier ist praktisch städtebauliches Niemandsland.

    "Städtebauliches Niemandsland" ist wohl etwas übertrieben. Das ist ja nicht Magdeburg, sondern eine sehr dicht bebaute Stadtfläche. Du meinst vermutlich "architektonisches Niemandsland". Man findet zwischen Römer und Zeil kaum Altbauten. Wenn man die Neue Kräme, die direkte Verbindung zwischen Römer und Zeil, langläuft, kommt man am Liebfrauenberg aber immerhin am Haus zum Paradies und an der Liebfrauenkirche vorbei. Erreicht man die Zeil, wird man zumindest mit der Hauptwache und der Katharinenkirche konfrontiert.

  • Zitat von Heimdall

    Du meinst vermutlich "architektonisches Niemandsland".

    Ja architektonisches Niemandsland :lachentuerkis::lachentuerkis::lachentuerkis:

    Dabei muss man leider die Kritikpunkte anbringen, die leider für fast alle westdeutschen Städte gelten. Alles hier ist leider völlig in die Jahre gekommen, man kann auch abgewohnt sagen. Und ich denke, man muss da zwei Dinge auch voneinander getrennt sehen. Das eine ist die Architektur, das andere der öffentliche Raum.

    Zur Architektur: Man findet hier zwischen Römer und Zeil leider kaum bis gar keine Lichtblicke, einige wenige Ausnahmen ausgenommen. Und dann muss man sich wieder mit den Problemen moderner Architektur befassen. Eine der größten Defizite ist eben, dass sie unwahrscheinlich schlecht altert. Während Bauten vor 1910 durch Patina eher noch gewinnen, aber zumindest auch in einem sehr schlechten Zustand noch eine gewisse Würde ausstrahlen, gelingt modernen Bauten das so gut wie nie. Hier wären einfach die Eigentümer gefordert, sich etwas mehr ins Zeug zu legen und wenn man nicht neu baut, dann muss man eben nach 40 Jahren auch einmal substanziell etwas in die Bauten investieren. Allein damit wäre dem Areal zumindest etwas geholfen.

    Zum öffentlichen Raum: Hier liegt meiner Meinung nach kurz und mittelfristig das eigentliche Potenzial. Leider sind fast alle westdeustchen Städte was die öffentliche Infrastruktur angeht völlig verschlissen. Das Pflaster ist kaputt, oft nur notdürftig geflickt (wenn überhaupt), gleiches gilt für die Bordsteine. Dazu ist alles über die Jahrzehnte zu einem Flickenteppich geworden, mal 10 m dieses Pflaster, dann wieder jenes, das macht einen schäbigen Eindruck. Straßenschilder, Bänke, Mülleimer, alles ist kauptt, oft wild zusammen gewürfelt, völlig verdreckt, beklebt und beschriftet, so darf eine Innenstadt einfach nicht aussehen. Und dieser Missstand zieht dann auch immer weiteren Dreck und Vandalismus an. Studien zeigen ja, dass da wo man siich nicht mehr um ein Areal sorgt es zuküftig noch schlimmer wird. Wenn also Person A den Müll einfach weg wirft, tut Person B es auch leichter.

    Die Stadt müsste also hier ran an die öffentliche Infrastruktur. Das hieße die Gehwege neu Pflastern und das altstadtkonform und einheitlich, neue Stadtmöbel aufstellen, neue Straßenbeleuchtung, neue Geländer, die Beete müssten neu gefasst werden, kurzum, es braucht eine Ranaissance zur Wichtigkeit der Pflege des öffentlichen Raums. Dies wäre meiner Meinugn nach der erste Schritt. Wenn dies gelingt und man diese Schmuddelecken endlich beseitigt, dann wird man auch seitens der Eigentümer vielleicht eigeninitiativ. Aber als Stadt kann man nicht immer darauf hoffen, dass es die anderen schon richten werden, man muss selber auch den A... hoch kriegen und Frankfurt sollte in diesem doch recht kleinen Areal dazu in der Lage sein!

    APH - am Puls der Zeit

  • Gewerkelt wurde aber im hinteren Teil des Römer inklusive neuer Dachdeckung

    Auch im Hof laufen Arbeiten

    Hier standen lange Gerüste, jetzt baut man sie wieder ab, ohne das was an der Fassade gemacht wurde.


    APH - am Puls der Zeit

  • Dann wollte ich einam die Gelegenheit nutzen und die Alte Nikolaikirche würdigen.

    Wesentliche historische Wegmarken wurden hier festgehalten

    Altar




    APH - am Puls der Zeit

  • Wahrlich "Glück gehabt", dass dieser Krug oder sollte ich Bembel sagen, final am Römerberg vorüberging: https://scontent.fdtm2-1.fna.fbcdn.net/v/t1.0-9/42299…d1b&oe=5C1F6FB2
    Mich erinnern diese gestapelten Wohnkisten, wie sie ernsthaft an dieser Stelle vorgesehen waren, an die gegenwärtige Tristesse eines Stuttgarter Marktplatzes.

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    2 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (22. September 2018 um 02:15)

  • Kurzer Blick zum Römerberg, hier durchläuft die Ostzeile aktuell eine Generalsanierung, der nördliche Teil ist fertig und abgerüstet, am südlichen haben die Arbeiten begonnen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ein äußerst spannender Bericht von dem Wiederaufbau der Ostzeile auf dem Römerberg:

    https://www.br.de/mediathek/vide…269580018e2420a

    leider zur Zeit nicht verfügbar, aber evtl kann jemand auf seine "Hausmediathek" zurückgreifen.

    Die Argumente mit Disneyland und "unecht" sind die gleichen wie heute - aber auch damals mehrheitliche Begeisterung und Bevorzugung gegenüber "Kastenarchitektur".

    Es gab wohl die Wahl zwischen:

    1.Modern
    2.Historisierend
    3.Historisch

    In dem Bericht wurde auch gesagt, dass die Häuserzeile wohl ein paar Meter nach rechts verschoben sei zum historischen Orginalstandort - um den Weg zum Markt/Krönungsweg nicht zu eng zu machen (das war mir neu!)

    Ganz irre finde ich, dass sogar ein bunter Mix aus "historisch wertvollen" Gebäuden auch angedacht war.
    Dann gäbe es heute keine Goldene Waage am richtigen Standort - nehme ich an. Haus Lichtenstein wäre auch dabei:




    Einmal editiert, zuletzt von Kaiserpalast (22. Oktober 2018 um 10:26)

  • Man kann nie genug betonen, was für ein großer Wurf damals der Aufbau der Ostzeile war. Von fast allen belächelt, aber es war in meinen Augen der entscheidende Tabubruch.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Absolut!

    Was ich mich jedoch schon öfter fragte: welche Bauten befanden sich früher eigentlich hinter den bekannten Römerberg-Fassaden der Ostzeile? Dort griff man ja in den 80ern zu einer recht schlichten Postmoderne, die mE entbehrlich ist, wenn dafür interessante historische Bauten rekonstruierbar sind.

    Hier sind diese schweinchenrosa Bauten zwischen Schirn und Haus zu den drei Römern von der Bendergasse zu sehen.

    Hier kann man ja eine eigenständige Häuserzeile erahnen und keine verbauten Hinterhäuser (rechts hinter dem blau markierten Großen und Kleinen Engel):


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran….gif?uselang=de

    Draufsicht im virtuellen Altstadtmodell von Jörg Ott:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…tt-Luftbild.jpg


    Der Blick auf die südöstliche Ecke der Ostzeile zeigt, wie pittoresk man hier ergänzen könnte (Mylius 1869):

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran….jpg?uselang=de


    Es müsste ja um die Bebauung zwischen Rapunzelgässchen und Schwertfegergasse gehen, ggf. auch noch der Drachengasse. Ich habe leider keinen blassen Schimmer, wie viel Raum die derzeitige Hinterbebauung der Ostzeile im historischen Vergleich einnimmt, und was hier wiederherstellbar wäre. Leider gibts da bei Wiki Commons wenig Material, obwohl sonst viel abgedeckt ist. Das Fünffingerplätzchen ist natürlich bekanntes Highlight, und das Handwerkerhöfchen.



    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…enstein1862.jpg


    Es wäre insgesamt extrem hilfreich, wenn einmal die heutige Bebauung auf den Ravensteinplan projeziert werden könnte! Gibts sowas schon?

  • Ich habe auch öfter darüber nachgedacht, wie schön es wäre, würde man die Bebauung hinter der Ostzeile rekonstruieren. Aber wenn man den Tatsachen ins Auge schaut sieht man dort eine Gebäudezeile im guten Zustand mit hohem Bauvolumen, etwas, was durch die Rekonstruktion nicht größer werden würde. Zudem ist meines Wissens der Fluchtweg aus der Ostzeile dort integriert. Ich denke, es gibt attraktivere und wahrscheinlichere Rekovorhaben in Frankfurt. Ist nicht der Standort der Garküchlein noch frei?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Wenn man hinter der Ostzeile etwas rekonstruieren wollte, müsste man die postmodernen Häuser abreißen. Ich weiß derzeit nicht, wie die Eigentumsverhältnisse sind. Aber die Häuser sind intakt, und meines Wissens steht derzeit kein Abriss an. Deshalb ist das Science-Fiction.
    Die durchaus gefällige postmoderne Neubebauung versuchte zudem ein wenig an die Struktur der Altstadt anzuknüfen. Eine alte Ansicht des Rapunzelgässchens hier und hier, dazu der Vergleich heute. Es wäre schon viel gewonnen, wenn man das Rapunzelgässchen als Durchgang etwas attraktiver machen würde. Dazu würde gehören, für die dort abgestellten Müllbehälter andere, weniger störende Möglichkeiten zu schaffen, ebenso für bisweilen dort abgelegte Bretter usw.

    @"Booni"
    Der Platz der Garküchenhäuser ist frei. Dort befinden sich heute Parkplätze bzw. Baucontainer.