• Vor ein paar Jahren war ich durch Instagram motiviert auf Foto-tour in Deutschland unterwegs und kam u. A. in Wertheim vorbei. Die Altstadt hat auf google eine 4,6:

    Das heißt viele Leute finden die Altstadt toll. Wertheim wird auch touristisch beworben:

    Stadtschönheiten - Tourismus Region Wertheim
    Entdecken Sie die Top-Stadtschönheiten in Wertheim, ob auf eigene Faust oder im Rahmen einer der zahlreichen Stadtführungen.
    tourismus-wertheim.de

    Daneben sah ich ein paar hübsche Foto,s so dass ich selbst auch mal hingucken wollte.

    Rückblickend war der Ort für mich eher enttäuschend. Eher so Beispielhaft für den voranschreitenden Verfall unserer Baukultur inkl. allem was das Herz nicht begehrt- Bausünden, nagelneue Dächer, fehlende Schornsteine, große gläserne Schaufenster oder anderweitig langweilige- bzw. hässliche Fassaden. Das ein oder andere hübsche Haus zwischendrin kann das Bild auch nicht retten. Aber seht selbst:


    Langweilige moderne Dächer:

    Dachform- und Materialwildwuchs & relativ langweilige Fassaden:

    Sprossenfenster lassen grüßen:

    Mhhhhhh:

    Nochmal mhhh:

    Diese Fenster.... autsch....

    Glas und Kabelsalat:

    Naja...:

    Hier guckt man schön hin zur Bausünde:

    M.E. der schönste Blick zur Kirche hin- aber das Fenster- und Fassadenmischmasch..... ein klares Downgrade.

    Die alte Burg inkl. Bild-torpedierendes Kfz.:

    Für mich sieht das eher so aus wie eine 3,0 auf google. .

  • Ein paar Anmerkungen von mir, wir hatten das Thema ja schon öfter.

    Die Burg passt nicht in die Reihe, für das Auto kann sie nichts, zumal die Altstadt auf deinen Bildern frei von Autos wirkt, was für das Städtchen spricht. Die Burgruine ist aber wirklich fantastisch erhalten (auch Ruinen erfordern viel Pflege, Aufwand, Mühe und Kosten).

    Das linke Haus ist doch großartig, daneben ist das Dach zu perfekt, kann ich aber mit leben.

    Eine Bausünde sieht für mich anders aus.

    Das ist für mich ein wunderschöner Stadtraum.

    Das empfinde ich ebenfalls als wunderbar erhaltene Szenerie.

    Das Licht ist zu grell, eine andere Beleuchtung würde hier schon vieles verbessern.

    Die Obergeschosse auf der linken Seite bis zum roten Haus sind wenig gelungen, das stimmt.

    Auf mich wirkt die Stadt auf deinen Bildern absolut sehenswert und nicht enttäuschend, aber ich war im Gegensatz zu dir noch nicht dort, ich beurteile aber auch nur die Bilder.

    "Seine Welt zeige der Künstler - die niemals war noch jemals sein wird“

    - Hermann Bahr (Inschrift des Ateliergebäudes der Darmstädter Künstlerkolonie)

  • Am Main gibt es viel zu entdecken; städtebaulich, kulturell, landschaftlich, als Teil einer größeren Einheit. Daß die Zeit nicht stehen bleibt, muß einem schon klar sein; aber Bilder wie die obigen gehören sicher schon zum Besten, die es neu zu entdecken gibt; Genuß- und Suchtfaktor inclusive, Vertrautheit auch.

  • Das linke Haus ist doch großartig, daneben ist das Dach zu perfekt, kann ich aber mit leben.

    Ein einzelnes Haus macht idR kein Bild, d.h.- es hängt von der Einbettung ab.

    Eine Bausünde sieht für mich anders aus.

    Das Bonita-haus ist keine Bausünde?

    Das empfinde ich ebenfalls als wunderbar erhaltene Szenerie.

    Du scheinst schon abgehärtet zu sein :D

    Am Main gibt es viel zu entdecken; städtebaulich, kulturell, landschaftlich, als Teil einer größeren Einheit. Daß die Zeit nicht stehen bleibt, muß einem schon klar sein; aber Bilder wie die obigen gehören sicher schon zum Besten, die es neu zu entdecken gibt; Genuß- und Suchtfaktor inclusive, Vertrautheit auch.

    Stimmt, eine schöne Region. Auch so vom Essen her :D

    Viele Orte am Main fand ich mittelprächtig... Wertheim, Lohr am Main, Gemünden, Karlstadt, Mainbernheim... aber auch Würzburg oder Aschaffenburg. Ich bewerte das aber auch eher weniger an einzelnen schönen Gebäuden als an der Summe an schönen Fotos. Also zum Vergleich. Orleans, Tours - hier habe ich etliche schöne Fotos machen können

  • Das Bonita Haus ist schlicht und vermutlich ein entstuckter Gründerzeitler oder so, aber eine Bausünde erkenne ich da auch nicht. Wenn das unsere schlimmsten Bausünden wären, könnten wir uns glücklich schätzen.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Das Bonita-haus ist keine Bausünde?

    Ach das soll die Bausünde sein?? Ich habe auf dem Bild keine entdeckt und die Bildüberschrift daraufhin als unzutreffend ignoriert. Geht es um die Erdgeschoßfenster? Das ist doch das Normalste auf der Welt, dass man in der Stadt Schaufenster hat. Das Haus ist doch überdurchschnittlich gut erhalten, wo ist das Problem?

  • Die hier gestellten Ansprüche sind komplett überzogen. ja überdreht. Natürlich könnte man beim Bonita-Haus eine Gestaltungssatzung einmahnen, die durchgehende EG-Entkernungen und -Entstellungen durch alles ausfüllende Schaufensterfronten verbietet. Hier würde man mE damit gar nicht so weit kommen, da die in Frage stehende Gestaltung eindeutig älteren Datums zu sein scheint und durch die vernünftige Untergliederung eigentlich sogar einigermaßen dezent wirkt. Es handelt sich einfach nicht um ein besonders bedeutendes Haus, um keinen Blickfang, sondern um einen "Lückenfüller", der sich ganz gut ins Stadtbild integriert. Natürlich könnte man anhand dieses Bildes (und eines weiteren) das Phänomen der Lichtverschmutzung diskutieren bzw eine Verdunkelung für Werbeeinrichtungen einfordern. Alle diese Beanstandungen sind jedoch im Kontext zu sehen, dass Wertheim im Ganzen diesbezüglich ausnehmend gut dazustehen scheint, dass auf den meisten Bildern sogar ein mustergültiges Problembewusstsein dargestellt ist. Letztlich handelt es sich um eine Stadt in der heutigen Zeit, in der heutige Menschen leben müssen. Wertheim ist auch zu unbedeutend, um für sich einen de facto Status als Freilichtmuseum à la Rothenburg und Dinkelsbühl zu reklamieren (ich weiß, dass dies auf die erwähnten Städten auch nicht ganz zutrifft, es war nur um der Diskussion willen).

    Dazu kommt bei diesem User folgendes grundsätzliches Problem: die Photographen früherer Zeiten legten es oft (und aus heutiger Sicht völlig zurecht) darauf an, den Vordergrund im zeitgenössischen Sinne belebt zu gestalten, dies oft sogar künstlich durch Statisten und Staffagen. Aus heutiger Sicht sind diese Elemente oft die interessantesten, wie auch viele Elemente, die man ursprünglich als ungewollt, ja störend empfunden hat, heute die Interessantesten sind, zB Verwahrlosungsspuren und politische Aufschriften in kommunistischen Stadtbildern. Die alten Häuser als solche werden voraussichtlich bestehen bleiben, Firmenaufschriften hingegen vergehen oft und sind so wichtige Zeitzeugen. Der photographische Ansatz, eine perfekte altertümelnde Welt vorzutäuschen, in der man einen kleinen PKW in der Landschaft vor einer ohnedies x-mal abgelichteten Burg als störend empfindet (obwohl er eine wichtige Rolle spielt, schon zur Maßstabsetzung, zur Dokumentation der verkehrstechnischen Übererschließung - vielleicht wird es in besseren Zeiten verboten sein, dort zu fahren? - bishin zum allgemeinen wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Bild), dieser Ansatz also ist mE ein verfehlter.

  • Zeno  VonSalza ich kann hier nur für mich sprechen, bzw. über das was mein Auge als schön oder nicht schön empfindet. Insgesamt kann in Wertheim von mittelalterlichem bzw. frühneuzeitlichem Ambiente keine Rede mehr sein- und das ist, was hier mMn hingehört. Die Häuserfronten wirken allesamt sehr unruhig und unharmonisch, hervorgerufen durch den Wildwuchs an Dachformen, Dachziegeln, Farben, Fenstern sowie das Kuddelmuddel aus trauf- und giebelständigen Häusern an sich. Hier sind alle Fensterlaibungen bzw. Sprossenfenster weiß - warum in Gottes Namen? Die Fenster sind fast alle steril und in höchster Präzision ausgerichtet, rechteckig und hochkant 2:3. Sieht so Gotik aus oder Renaissance? Nope.

    Zum Bonita-Haus: hier fällt der Blick hin wenn man die Straße runter läuft. D.h. hier bietet sich eine schöne Fassade an- weil man diese eben gut sehen kann. Und die Fassade sieht aus wie ganz schlimme Augenwurst. Das Haus fügt sich weder in das Ensemble ein noch wertet es dieses in irgendeiner Weise auf.

    Gestaltungssatzung einmahnen

    Wäre das ein offizieller Weg, den man gehen könnte?

    Es handelt sich einfach nicht um ein besonders bedeutendes Haus, um keinen Blickfang, sondern um einen "Lückenfüller", der sich ganz gut ins Stadtbild integriert.

    Ich finde gerade das ein Problem- aber ich fotografiere natürlich auch gerne. Blickfänge müssen erschaffen werden, Sichtachsen, Plätze...

    Der photographische Ansatz, eine perfekte altertümelnde Welt vorzutäuschen

    Es gibt hier mehr als genug Foto-Galerien, bei denen mit der Kamera einfach drauf gehalten wird. Sehr zeitgenössisch eben. Mit Autos, Verkehrsschildern, Leuten die von links nach rechts sprinten incl. pinken Neoprenoverall, Mülltonnen etc. etc. etc. Und auch wenn das die Realität ist- wer will das denn sehen? All diese Elemente bringen eine extreme Unruhe ins Bild.

  • Du scheinst schon abgehärtet zu sein :D

    Wenn ich abgehärtet sein muss, damit mir die Ansicht gefällt, bin ich es gerne. Das Palmengewächs stört mich am meisten, dass die Stadt bzw. deren Bewohner nicht sorgsam mit ihrem baulichen Erbe umgehen, kann ich hier wirklich nicht erkennen.

    Die Häuserfronten wirken allesamt sehr unruhig und unharmonisch, hervorgerufen durch den Wildwuchs an Dachformen, Dachziegeln, Farben, Fenstern sowie das Kuddelmuddel aus trauf- und giebelständigen Häusern

    Das ist mittelalterliche Stadtbaukunst, die einer Stadt wie Wertheim völlig gerecht wird, die Häuser nehmen aufeinander Rücksicht, keines der Bürgerhäuser drängt sich auf, die Ensemblewirkung steht im Vordergrund.

    Mit Autos, Verkehrsschildern, Leuten die von links nach rechts sprinten incl. pinken Neoprenoverall, Mülltonnen etc. etc. etc. Und auch wenn das die Realität ist- wer will das denn sehen? All diese Elemente bringen eine extreme Unruhe ins Bild.

    Es ist nunmal eine bewohnte Stadt die zuallererst ihren Bürgern gehört und nicht den Fotografen. Lustigerweise gibt es gerade hier auf den Bildern fast keine modernen Zutaten wie Mülltonnen, Schilder und Autos (nur das bei der Burg) zu sehen.

    "Seine Welt zeige der Künstler - die niemals war noch jemals sein wird“

    - Hermann Bahr (Inschrift des Ateliergebäudes der Darmstädter Künstlerkolonie)

  • Mit Autos, Verkehrsschildern, Leuten die von links nach rechts sprinten incl. pinken Neoprenoverall, Mülltonnen etc. etc. etc. Und auch wenn das die Realität ist- wer will das denn sehen?

    Ich will das so sehen, denn ich will die Welt sehen, wie sie ist, und Wertheims Altstadt so wie sie ist und wie ich sie kenne. Du kannst doch nicht erwarten, dass die in Wertheim lebenden Menschen die Stadt so gestalten, dass Du schöne Bilder für Deine Traumwelt machen kannst.

  • Das ist mittelalterliche Stadtbaukunst, die einer Stadt wie Wertheim völlig gerecht wird

    Entschuldige, aber hier ist so gut wie gar nichts mehr Mittelalter. Vielleicht irgendwo eine verputzte Strebe aber das sollte es gewesen sein.

    Es ist nunmal eine bewohnte Stadt die zuallererst ihren Bürgern gehört und nicht den Fotografen

    Wenn du damit alles glatt streichst, bleibt früher oder später gar nichts mehr über von der alten Bausubstanz (geschweige denn ein geschlossenes zeitgenössisches Bild). Du kannst davon ausgehen, dass Fotografie eine Menge Leute anlockt, die alte Architektur bewundern wollen. Nicht umsonst wirbt die Stadt damit. Zudem sehen die Orte rings um Wertheim herum ohnehin schon aus wie Kraut und Rüben, zesiedelt, modern usw. dann könnte man doch versuchen die 2,3 Straßenzüge zu erhalten und Lücken wieder aufzufüllen. Wenn dir nen Zahn fehlt lässte doch auch nen Stiftzahn einsetzen und keinen Radiergummi.

    Du kannst doch nicht erwarten, dass die in Wertheim lebenden Menschen die Stadt so gestalten, dass Du schöne Bilder für Deine Traumwelt machen kannst.

    Das ist aber was ich mir deutschlandweit wünsche, schönere historische Stadtzentren. Mehr Bewusstsein für Ästhetik und Tradition.

  • Es scheint ja schon recht menschlich einen Wunsch nach Kohärenz zu pflegen. Anders ist wohl kaum zu erklären, warum selbst in moderner Architekturprosa stets betont wird, wie Materialien und Formen aus der Umgebung aufgegriffen würden, wie zitiert würde. Oftmals zwar bekanntlich mehr Versprechen als Realität. Dennoch. Es unterstreicht die Relevanz, wenn sich ein solcher Anspruch durch alle Kulturbrüche hinweg, die sich die Moderne auf die Fahne schreibt, einigermaßen erhält (und auch regulatorisch verfestigt hat).
    Da die Umsetzung dieses Anspruchs regelmäßig versagt, ist eine der verbreitesten Kritikpunkte moderner Architektur, dass sie sich nicht ins Stadtbild einordnet, keine Ensembles bildet.
    Vor diesem Hintergrund ist es für mich völlig nachvollziehbar, dass man in noch weitgehend zusammenhängenden Stadträumen jede Störung sehr empfindlich wahrnimmt, muss man doch befürchten, dass auch dort sich Zerfall breit macht wie in all den neuen und schlimmer noch intensiv erneuerten alten Stadträumen allerorten.

    Was natürlich gelingen muss ist, Komfortansprüche zu garantieren und Unterhaltskosten in solchen Stadträumen nicht ausufern zu lassen. Daher ist der Anspruch ,,Kohärenz" ein so viel sinniger. Es soll zusammenpassen, es muss jedoch nicht authentisch sein. Authentizität erreicht man lediglich in einem Museum, wo dann ein Strohdach oder ein mundgeblasenes Holzasche-Glas mit Kreide/Leinöl-Fensterkitt ggf. ein Muss ist. Manche der gezeigten Fenster in Wertheim sind nicht authentisch, in der Materialität sowieso gar nicht (allein das Fensterglas ist modernste Gestalt durch Reinheit, Bedampfung, Scheibenzwischenraum, Randverbund), aber durch die Fensterteilung passen sie zum sonstigen Detaillierungsgrad und sind damit kohärent. Sprich es entstehen keine übergroßen einheitlichen oder zu filigranen Flächen (sieht man von einigen gezeigten Ausnahmen ab). Bei der Farbe der Fensterrahmen ist es schwierig zu debattieren, welche Farbe nun zu welcher Fassade passt, vielleicht muss man das aber auch gar nicht: Da gibt es nämlich einen mir erscheinenden Widerspruch in der Argumentation. Warum ist in einem Fall die Gestaltung zu wenig einheitlich (,,unruhig", ,,Wildwuchs an Dachformen, Dachziegeln, Farben [...]" etc.) im anderen Fall dann aber die Einheitlichkeit der weissen Fensterrahmen wiederum inakzeptabel. Da wird vermeintliche Authentizität wieder ausgespielt gegen Kohärenz. Wenn die Meisten weisse geteilte Fenster haben, kann man ja auch eine gewisse Ensemblewirkung sich überlegen.

  • Das ist aber was ich mir deutschlandweit wünsche, schönere historische Stadtzentren. Mehr Bewusstsein für Ästhetik und Tradition.

    Das wollen wir sicher alle, das ist sogar unser Kernanliegen. Da ich auch recht viel fotografiere, sind mir zu viele moderne Zutaten auch immer ein Dorn im Auge, vor allem auch die vielen unpassend und unelegant gekleideten Leute mit ihrer schreienden, oft neonfarbigen Funktionskleidung, die ich dann teilweise aufwändig rausretouchieren muss... das fällt vor allem im Vergleich zu alten Fotos bis in die 1960er Jahre auf, bei denen die männlichen Passanten noch meistens Anzug und die weiblichen ein Kleid tragen und dementsprechend selten stören, sondern das Bild angenehm beleben. Auch die Ladeneinbauten sind in Deutschland oft moderner und unsensibler wie man z.T. auch auf Deinen Bildern von Wertheim sehen kann, da hat man in anderen Ländern meistens mehr Gespür.

    Ansonsten aber muss ich mich den Vorrednern anschließen: ich finde auch, dass Du in der Bewertung von Wertheim (oder soll ich schreiben "Bewertheimung" :zwinkern:) viel zu streng bist. Natürlich kann man die überwiegend weiße Farbe der Fenster beanstanden und eine dunklere, den Balken des Fachwerks angepasste bevorzugen; natürlich ist auch grundsätzlich diese Art von Sprossenfenster nicht mittelalterlich - aber wie bereits oben von anderen angesprochen, leben in diesen Häusern eben Leute von heute, denen Butzenscheiben o.ä. nicht zuzumuten wären. Man muss bei solchen "normalen" alten Städten, d.h. nicht wie bei außergewöhnlich bedeutenden wie z.B. Rothenburg, schon auch einen Kompromiss eingehen können, sonst verliert man die Hausbesitzer, die eine solche Immobilie oft unter großem Kostenaufwand erhalten müssen, ganz. Ich für meinen Teil kann mit dem Großteil der gezeigten Fenster durchaus leben und würde bloß in vielen Fällen eine dunklere Farbe wünschen.

    Die Mischung aus trauf- und giebelständigen Häusern dürfte sicherlich original sein, in Süddeutschland ist das recht normal. Dass Du das Bonitahaus als entweder gründerzeitliches oder evtl. auch klassizistisches Haus als Bausünde abkanzelst ist wirklich grotesk: natürlich stören die Ladeneinbauten, aber ansonsten ist das ein unauffälliger und nicht würdeloser Lückenschluss, der bezeugt, dass sich die Stadt über mehrere Jahrhunderte weiterentwickelt hat.

    Abschließend: natürlich geht immer mehr, aber es würde auch viel, viel weniger gehen. Ich gebe Dir allgemein recht, dass in anderen Ländern oft mehr Respekt und Gespür für alte Bausubstanz vorhanden ist und in Deutschland durch diesen verfluchten Modernisierungs- und Perfektionswahn viel kaputt gemacht wird. Unter diesen Gesichtspunkten scheint mir Wertheim recht gut erhalten.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus