• Wenn die Farbe Auswirkungen auf die Temperatur hat, was ja stimmt, würde ich bei Holzteilen immer dunklere Farbtöne (selbstverständlich diffusionsoffen und atmungsaktive Farbe) bevorzugen. Denn dadurch wird das Holz stärker erwärmt und trocknet besser ab, was die Lebensdauer der Holzbauteile verbessert.

  • Klingt schon "irgendwie" logisch - aber eben "irgendwie". Die Freilegung des Fachwerks erfolgte ja schon länger - zu einem erheblichen Teil schon vor WK II, d.h. mehrere Generationen haben sich an den "normalen" Anblick: Fachwerk/ weiße Fensterrahmen gewöhnt. Ich meine, in vielen Altstädten mit Fachwerk sind so gut wie alle Fensterrahmen weiß lackiert - mich hat das ehrlich gesagt noch nie gestört. Großglotzscheiben in einem schönen Fachwerkhaus sind da schon ein völlig anderes Kaliber.

    Die Frage ist doch , wieso es überhaupt zu weißen Fenstern kam. Diese entsprachen der Ästhetik des Barock und des Klassizismus . In dieser Zeit waren Putzfassaden meist pastellfarben. Auch Häuser , die ursprünglich als Sichtfachwerk konzipiert waren , wurde nachträglich verputzt. Dabei wurden auch die Fenster komplett erneuert . Als man später den Putz wieder entfernte , behielt man die barocken Fenster überwiegend bei. Im Kontext von Sichtfachwerk sind sie ahistorisch, während bei Bauten des Barock und des Klassizismus in der Regel das freigelegte Fachwerk ahistorisch ist.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Das, was Sie hier schreiben, ist sicher alles richtig. Ich bin allerdings nicht ganz sicher, ob neben ästhetischen Gründen nicht auch der angestrebte Brandschutz hier eine Rolle spielte. Es war wohl nicht nur der Geschmack des Hausbesitzers, der den Ausschlag zur Verputzung gab, sondern in vielen Fällen auch der Befehl "von oben". Ob die Verputzung Brände wesentlich verhinderte, weiß ich nicht. Die Frage, die hier diskutiert wird, ist doch in erster Lnie die, ob man das heutige meist vorhandenen weißen Fensterholz noch "passend" finden soll. "Ahistorisch" ist doch vieles, was wir heute schätzen. Die nachträgliche Barockisierung einer gotischen Kirche würden wir heute doch nicht mehr wie im 19. Jhdt. purifizieren. In ästhetischer Hinsicht gibt es sicher auch eine Art Gewöhnungseffekt.

  • Im 18. Jh. kam es in Württemberg in Fachwerkstädten zu verheerenden Stadtbränden. Herzog Carl Eugen soll daraufhin angeordet haben, dass alle Fachwerkhäuser zu verputzen seien. Daneben soll er damals auch das Decken von Gebäuden mit Stroh verboten haben. Die Freien Reichsstädte waren Stadtrepubliken, hatten über sich nur den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Diesen freien Reichstädten konnte Carl Eugen nichts vorschreiben. So kam es, dass die Häuser in vielen Freien Reichstädten weiterhin freigelegtes Sichtfachwerk bzw. Zierfachwerk aufwiesen, während in benachbarten württembergischen Städten die Fachwerkhäuser verputzt wurden.

  • Wir könnten zu diesem Thema auch einmal Riegel befragen. Er ist in diesem Forum einer der größten Fachwerkexperten.

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