Frankfurt am Main (Galerie)

  • @ Münchner:

    Die Entwicklung des Frankfurter Hochhausviertels ist ja auch keine historische oder organische. Die Bauten wurden dort aus genau dem von Dir genannten Grund eingesetzt.

    Ich sprach aber von langen Entwicklungslinien, die quasi evolutionär zu Hochhäusern hinführten oder hätten hinführen können, wäre nicht der Krieg dazwischengekommen.

  • Die Entwicklung des Frankfurter Hochhausviertels ist ja auch keine historische oder organische.


    Doch, genau das ist sie. Es war ja nicht allein etwa die Entscheidung von Politikern mit einem tollen Masterplan, Frankfurt zur Hochhausstadt zu machen - dann könnte man sicher von einer "künstlichen" Entwicklung sprechen. Mehrere Banken, Versicherungen und weitere Firmen wollten repräsentative Hauptsitze am Standort Frankfurt. Daraus hat sich später eine ganz eigene Dynamik entwickelt, heute werden auch wertige Misch- und Wohnhochhäuser in Frankfurt gebaut. Das hat sich eben aus der Nachkriegsgeschichte organisch so entwickelt. :wink:

    Ein Blick auf diese Liste verdeutlicht ja auch die längeren Linien, wie sich das Ganze über die Jahre entwickelt hat:
    Liste der Hochhäuser in Frankfurt am Main

  • ^
    Ich meinte das auf die evolutionäre Entwicklung von Städtebau und Architektur bezogen, insbesondere unter Maßgabe einer intakten Stadt, die sich kontinuierlich hier und da mit Rücksicht auf das vorhandene neu fügen muß. Der große Bruch durch die Kriegszerstörung ist genau der Grund, warum es eine kontinuierliche Entwicklung, wie ich sie meinte, in Deutschland kaum gab (in Spanien ja z.B. schon). Es mag in Frankfurt ein neuer Entwicklungsprozess gestartet sein, aber der knüpfte eben nicht an die Reste der vorhandenen Stadt an.

  • Dass wir die Zukunft nur meistern können mit verdichteten Städten, anstelle der bisher betriebeben Suburbanisierung des Landes, ist heute Konsens bei allen Planern und Politikern weltweit. Nur frage ich mich, warum Deutschland nach wie vor zögert, den Weg zu beschreiten, den nahezu alle unsere europäischen Nachbarn schon seit langem eingeschlagen haben.

    1. Glaube ich nicht, dass Deutschland wirklich zögert. Es ist der Weg der "Grünen", die schließlich den politischen Überbau (Medien) geistig beherrschen: Möglichst viele Leute ins Land holen, dann verdichten, so dass die Massen in Hochhausquartieren leben und das umliegende Land möglichst menschenleer "der Natur" überlassen wird.
    2. Mag das Konzept der verdichteten Stadt, das eines der Wachstumsideologie ist, Konsens unter den heute herrschenden Planern und Politikern sein. Richtiger wird es dadurch nicht. Man muss keinesfalls wie das Schaf der Herde hinterherrennen.

    Weiterhin: Da es hierzu schon etliche Diskussionen gab, werfe ich nur noch ein paar meiner schon an anderer Stelle getätigten Stichworte ein. Z.B.: Das Hochhaus ist ein technisch anfälliges System. Dort wo die Wege in der Einzelhaussiedlung von Licht, Luft und Grün geprägt sind, sind sie es im vertikalen Hochhaussystem durch wöchentlich zu pflegende Gänge, künstliches Licht, technische Apparaturen (Aufzüge). Hochhäuser sind von steter Energiezufuhr abhängig, sonst kann der Opa seinen Wasserkasten nicht in den 15. Stock transportieren. Sie fördern durch die Verdichtung des Wohnens Anonymität, modernes Nomadentum (geringen Bezug zur eigenen, von anderen verwalteten Wohnstätte), Stress (beispielsweise eine Zunahme des Verkehrs auf engem Raum). Kurzum, die Hochhäuser sind die passende Wohnstätte für die Arbeitsbienen, die jenen den Mehrwert ermöglichen sollen, die selbst meist in einer Villa/Finca im Grünen leben. Zudem wird die Entfremdung von der Natur gefördert. Wo der Eigenheim-Besitzer in seinem kleinen Garten noch Gemüse oder Rosen anbauen kann, also ein Erleben der Jahreszeiten und der Naturkreisläufe hat, bleibt dem Hochhausbewohner im allerbesten Fall ein wenig Straßenbegleitgrün, dass von der Stadt oder einem Gartenservice in Schuss gehalten wird. usw.usf. Kurzum, Hochhäuser sind nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten zu bewerten, sondern auch unter sozialen bzw. sozialpsychologischen. Aber diese Diskussion hatten wir, wie gesagt, schon öfter.

  • Schon dass Du als Gegensatz zu "Wachstum" den Begriff "Niedergang" (nicht etwa beispielsweise "Maß halten") setzt, zeigt die Prägung durch die scheinbar als alternativlos empfundene Wachstumsideologie. Womöglich wird gerade diese in den Niedergang und dereinst wieder zu einer Flucht aus den Städten führen.

    Derart soll die Zukunft aussehen, wenn es unendlich so weitergehen würde:
    https://www.youtube.com/watch?v=Vrxyr1CjiSM

    Und so dürfte es enden:
    https://www.youtube.com/watch?v=9IKVj4l5GU4 :zwinkern:

  • Schrumpfung/Niedergang ist der Gegensatz zu Wachstum. Postwachstumsfantasien führen in eine Sackgasse. Vielleicht nicht für die heutige Generation, aber für künftige.
    "Maß halten" ist dann eben gleichbedeutend mit Stagnation. Stagnation mündet früher oder später in den Niedergang. Wobei ich mit keinem Wort für blindes und rücksichtsloses Wachstum plädiere, aber Wachstum verhindern oder klein halten zu wollen ist eben schädlich für den Menschen, schon immer gewesen und wirds immer sein.

    Deine Terminologie verschleiert letztlich nur, dass du den Lauf der Dinge auch nicht ändern kannst. ;)
    Die Menschheit hat übrigens noch viel Platz im All, da gibts Millionen, womöglich Milliarden von Planeten.

  • "erbse", Du kannst den Leuten, wenn sie sich die Köpfe einhauen, ja sagen: "Bleibt locker, fliegt doch zum Mars." Vielleicht antworten sie Dir, dass Du zu viele Science-Fiction-Romane gelesen hast...

    Und die Verinnerlichung der herrschenden Wachstumsideologie erkennst Du selbst daran, dass Du sie nur materiell verstehst. Natürlich steht die Welt nicht still. Und stets findet auch Wachstum statt, so wie Verfall auf der anderen Seite. Kinder wachsen heran, Alte sterben. Das muss aber gar nichts mit der Anhäufung von Gütern oder dem Bauen immer höherer Häuser und immer breiterer Straßen zu tun haben. Es gibt auch ein Wachstum an Geist, an Güte, an Erkenntnis, an Achtsamkeit. Das ist das Wachstum, das weit mehr meine Sympathien hat. Und für dieses bedarf es eben keiner weiteren Hochhaus-Siedlungen.

  • Du verstehst mich nicht, weil du irgendwelche Dinge in meine Aussagen hinein interpretierst, die da nicht stehen. Zivilisatorisches Wachstum kann auch geistiges Wachstum mit sich bringen, meistens tut es das. Materialismus ist nur ein Aspekt unter vielen in einer wachsenden und aufblühenden Zivilisation und mir beileibe nicht der wichtigste; negieren will ich ihn aber auch nicht. Denn repräsentative und schöne Architektur ist ein Bestandteil von Materialismus. Wir müssen nicht immer so tun, als hätten bestimmte Schlagworte wie dieses nur schlechte Aspekte, das ist menschenfeindlich.

    Frankfurt hat jedenfalls noch Potenzial für Hochhaus- wie auch Altstadtmaterialismus, die Herrlichkeit der Stadt ist noch stark steigerbar. Und das ist für mich auch ein Antreiber für die Kultur, für Güte, Achtung für Historie und die ganze Stadtgesellschaft. Exzellenz und Hochkultur soll man auch der Architektur ansehen können, da haben die meisten deutschen Großstädte Luft nach oben.

  • Zitat von »Philoikódomos«
    Dass wir die Zukunft nur meistern können mit verdichteten Städten, anstelle der bisher betriebeben Suburbanisierung des Landes, ist heute Konsens bei allen Planern und Politikern weltweit. Nur frage ich mich, warum Deutschland nach wie vor zögert, den Weg zu beschreiten, den nahezu alle unsere europäischen Nachbarn schon seit langem eingeschlagen haben.


    1. Glaube ich nicht, dass Deutschland wirklich zögert. Es ist der Weg der "Grünen", die schließlich den politischen Überbau (Medien) geistig beherrschen: Möglichst viele Leute ins Land holen, dann verdichten, so dass die Massen in Hochhausquartieren leben und das umliegende Land möglichst menschenleer "der Natur" überlassen wird.

    Mich wundert, dass niemand auf meinen Gedanken eingegangen ist und auch du, Heimdall, in deiner Stellungnahme daran vorbeischrammst Meine Überlegung bezog sich auf die Beobachtung, dass in Deutschland kaum irgendwo der Weg beschritten wird, der im Ausland weitverbreitet ist. Es geht um Verdichtung unter Vermeidung von Hochhäusern und unter Bewahrung überkommener Blockstrukturen. Möglich ist dies durch Anhebung der Traufhöhe, was keineswegs als nachteilig empfunden werden muss, sondern bei breiteren Straßen sogar ein gesteigertes Raum- und Stadterleben ermöglicht, Die sprichwörtliche Trostlosigkeit durchschnittlicher deutscher Stadtquartiere hängt u.a. damit zusammen, dass ein Vorbehalt gegen allzu Großstädtisches besteht. Alles soll möglichst auf kleinstädtisches, ländliches Maß beschnitten werden; der Deutsche, seinem Wesen nach hauptsächlich Kleinstädter und Provinzler, erträgt es angeblich nicht anders: Dennoch ist man nicht bereit, ländlichen Baubestand rekonstruierend zu bewahren, sondern man schwört auf die "Moderne", stutzt sie aber zusammen auf Bonsai-Format. Jeder kann sich diesen Effekt vor Augen führen: wenn man eine hinreichend gelungene Hochhausfassade auf vier Stockwerke reduziert, kommt unweigerlich etwas Kümmerliches zustande. Moderne im Altstadtformat will nicht gelingen. Entweder historisch geprägte und durchgestaltete Kleinteiligkeit oder Bekenntnis zu großstädtischer Moderne. Die visuelle Dichte historischer Architektur ist für die Moderne unerreichbar, die reduzierte Qualität muss durch gesteigerte Quantität kompensiert werden. So langsam sollte dieses Gestaltungsgesetz auch deutschen Stadtgestaltern und Stadtbürgern zu Bewusstsein kommen.

  • Erkenntnisse, zu denen jeder normale Mensch schon längst selbst gekommen ist, die aber bei zeitgenössischen Stadtplanern und Architekten auf taube Ohren stoßen. Die Mittel der kühl-rationalen Moderne taugen nicht zu Urbanität und Wohlgefühl, das wollen diese Herrschaften einfach nicht einsehen. Und die nächste verkorkste Planergeneration wird schon herangezüchtet. Man sieht es doch gerade wieder am Beispiel der "tollen Ideen" für den Max-Joseph-Platz in München. Bäume als Alibi und Ersatzkulisse, das einzige Zugeständnis an den Stadtbürger.

    In dubio pro reko

    5 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (16. März 2015 um 18:49)

  • Vielleicht sollte man bei der Gestaltung von öffentlichen Plätzen nicht immer nur "Experten" und "Fachleute", sondern generell auch die Bevölkerung mit einbeziehen. Sie muss schließlich am Ende mit dem Ergebnis leben. Die Neugestaltung des Frankfurter Roßmarktes ist in der Tat ein ganz trauriges Beispiel. Wie es aussieht, ist der Boden sogar gepflastert . Insgesamt sieht es aber eher nach einer billigen Asphaltdecke aus. Das hätte man leicht besser machen können. Wenn man gewollt hätte, wäre dieser Zustand sogar wieder herzustellen gewesen. Bei der nächsten Umgestaltung, in 20 Jahren, ist man möglicherweise etwas schlauer.

  • Ich finde es ganz bezeichnend, dass Bilder von den Ausschreitungen hinsichtlich Blockupy Menschen in einer menschenfeindlichen Architektur zeigen, friedliche Demonstranten aber vor der Kulisse des Römerbergs. Architektonische Strukturen wirken bürgerlich beruhigend.

  • Passt nun vielleicht nicht zu 100% in die Galerie, finde ich aber trotzdem zeigenswert.

    In Thailand ist mir ein Werbeplakat des Telefon-, Fernseh- und Internetanbieters TRUE aufgefallen. Darauf sieht man einen Ausschnitt der Skyline von [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]. Warum hat man sich gerade dafür entschieden, wo es doch massenhaft Städte mit üppigerer Hochhausdichte gibt?


  • Interessante Entdeckung.

    Ist das Plakat Teil einer größeren Werbeaktion in Thailand oder sieht man es nur vereinzelt? Eventuell steckt eine
    deutsche Werbeagentur dahinter oder eine dortige Agentur hat einen Mitarbeiter aus unserer schönen Stadt am Main.. ?

    Die Frankfurter Skyline ist vermarktungsfähig, ohne Zweifel :wink:
    ..Nur der gewählte Blick vom Maintower zeigt zu wenige Hochhäuser, ortsunkundige würden denken, dass es nicht mehr Hochpunkte gibt.

    Wobei das ja nicht stimmt :thumbup:

  • Ich wollte das Bild erst in "Auerbachs Keller" unter "Wer kennt´s?" einstellen. Aber dann erschien mir das Rätsel als zu schwer für die meisten Forumskollegen...

    Es ist das schöne alte Rathaus in Frankfurt-Fechenheim aus dem Jahr 1902.

  • Ich wollte das Bild erst in "Auerbachs Keller" unter "Wer kennt´s?" einstellen. Aber dann erschien mir das Rätsel als zu schwer für die meisten Forumskollegen...

    Es ist das schöne alte Rathaus in Frankfurt-Fechenheim aus dem Jahr 1902.

    Wobei das ein gutes Beispiel dafür ist, daß Historimus sehr wohl ansehnliche Regionalsprachen ausbilden kann. Und dementsprechend wäre es nicht unerratbar gewesen.

  • Ich hatte die Angabe nicht gelesen. Mit Google findet man viele Bilder recht schnell. Es gibt in Google ja die Möglichkeit Bilder hochzuladen, und Google findet dann ähnliche Bilder.