Frankfurt am Main (Galerie)

  • Eine Hochhausskyline ist aus meiner Sicht erstmal völlig uneuropäisch und sollte eigentlich keine europäische Stadt dominieren. Denoch kann ich damit leben, wenn es sich um ein völlig separates Viertel am Rande handelt, wie in Paris La Defense. Zudem passt es auch nur zu großen Millionenmetropolen wie London, Paris, Berlin und Moskau. Im Falle Frankfurts am Main war die Hochhausskyline schon immer völlig überdimensioniert im Vergleich zur Stadtgröße, schließlich handelt es sich im Kern nur um eine 700.000-Einwohner-Stadt. Der Ballungsraum Rhein-Main ist zwar größer, doch zählt dies visuell im Stadtbild nicht.
    Frankfurt ist die deutsche Stadt, die sich am weitesten von ihrem über Jahrhunderte gewachsenen Stadtbild nach dem Weltkrieg entfernt hat. Mir würden die Hochhäuser gefallen, wenn sie - wie in Paris - in Berlin in einem separaten neuen Stadtviertel gebaut würden. In Städten wie Nürnberg, Frankfurt, Stuttgart, Dresden, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Köln dürften überhaupt keine Hochhäuser stehen.
    Die deutsche Teilung hatte leider viel mehr bewirkt als nur die Trennung der Deutschen. dadurch kamen auch erst diese Verschiebungen der Finanz- und Industrieunternehmen aus Berlin zustande und dadurch wurde auch ein Provinzkaff am Rhein lange Zeit provisorische Bundeshauptstadt (was wir finanziell mit dem unsinnigen Bonn-Berlin-Gesetz immer noch mittragen).

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Mittlerweile steigt Frankfurt in meinem Ansehen. Ich freu mich schon auf den Langen Franz, die Rekos, gepaart mit der Skype wird dies eine Kombination, die es sonst nirgends gibt. Frankfurt wird wieder zur deutschen Hauptstadt, zur heimlichen.

  • Mittlerweile steigt Frankfurt in meinem Ansehen. Ich freu mich schon auf den Langen Franz, die Rekos, gepaart mit der Skype wird dies eine Kombination, die es sonst nirgends gibt. Frankfurt wird wieder zur deutschen Hauptstadt, zur heimlichen.


    Die Vervollständigung von Langem Franz und kleinem Cohn steht noch nicht fest, oder? huh:)
    Deutschlands heimliche Hauptstadt ist doch München. :biggrin:

  • Eine Hochhausskyline ist aus meiner Sicht erstmal völlig uneuropäisch und sollte eigentlich keine europäische Stadt dominieren. Denoch kann ich damit leben, wenn es sich um ein völlig separates Viertel am Rande handelt, wie in Paris La Defense. Zudem passt es auch nur zu großen Millionenmetropolen wie London, Paris, Berlin und Moskau. Im Falle Frankfurts am Main war die Hochhausskyline schon immer völlig überdimensioniert im Vergleich zur Stadtgröße, schließlich handelt es sich im Kern nur um eine 700.000-Einwohner-Stadt...


    Die Frankfurter haben sich mittlerweile mit ihrer Stadt versöhnt und sind sogar Stolz auf die Skyline. Der Wendepunkt war 1991 der Bau des hochwertigen Messeturmes. Bis auf wenige Exzesse wie die unsinnigen Hochhäuser am Palais Thurn u. Taxis stören die Hochhäuser nicht weiter und werden trotz des kleinen Stadtkern nicht als störend empfunden.

    ...

  • Sein wir mal ehrlich:
    Die Skyline von Frankfurt ist das einzige, was die Stadt in irgendeiner Weise interessant macht. (Römer und Dom sind ganz schön, aber für eine europäische Stadt nichts besonderes und quantitativ etwas sehr mager.) Der Großteil der Frankfurter Wolkenkratzer ist außerdem von recht hohen architektonischen Niveau. Nur London kommt dem in Europa gleich. Paris ist zu eintönig und unauffällig und Moskau beweist den russischen Hang zum Kitsch und schlechten Geschmack. Nach der kompletten Zerstörung der Altstadt und dem kompletten Imageverlust von einst hat sich Frankfurt komplett neu erfunden und das mit größtmöglichem Erfolg. Alle anderen Versuche sich neu zu erfinden, gingen in anderen deutschen Städte gehörig daneben. Da Lob ich mir den Anflug von amerikanischem Größenwahnsinn in Frankfurt vor aller deutschen Langeweile und Zurückhaltung.

  • Ich mag mir gar nicht vorstellen wie Stuttgart mit solchen Hochhäusern aussähe. Nein, es ist Gottseidank dabei geblieben, daß Frankfurt das einzige Beispiel dieser amerikanischen Skyline-Stadtentwicklung darstellt. Die nämlich lässt sich nie wieder tilgen, während man belanglose Architektur in den Stadtzentren durch Besseres ersetzen kann. Als Freund der europäischen Stadt lehne ich Wolkenkratzer in Deutschlands Kernstädten strikt ab, auch Frankfurt gefiele mir besser ohne sie. Mich faszinieren diese Dinger auch kein bißchen, außer in New York oder Chicago, denn dort haben sie ihre historische Berechtigung.

    In dubio pro reko

    7 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (8. März 2015 um 17:46)

  • Bei Hochhäusern noch von irgendeiner historischen Berechtigung nur an bestimmten Orten zu reden ist, mit Verlaub, völlig blödsinnig.

    Auch in Deutschland gibt es einen großen Drang in die Metropolen/Metropolregionen und Regiopolen/Großstädte/Oberzentren, der anhalten wird. Um der Nachfrage gerecht zu werden und nicht das letzte Quäntchen Natur in den Ballungsräumen zu vernichten (und immer weitere suburbane Wüsten zu schaffen), muss man auch in die Höhe gehen. Das ist besonders bei Bedarfen in Zentrumsnähe vonnöten. Es ist nun einmal so: Hochhäuser gehören zur Großstadt des 21. Jahrhunderts dazu. Weltweit. Darüber kann man nun noch Jahrzehnte lang heulen, oder aber man nutzt dies und gestaltet die Hochhausentwicklung aktiv und ansprechend mit.

    Man kann die Menschen nicht aus den Metros aussperren, indem man durch unterlassene Bautätigkeit die Preise im Bestand ins Unendliche treibt und es für Normalbürger völlig unerschwinglich macht, in der Stadt zu wohnen. Die Urbanisierung der Menschheit findet statt, seitdem unsere Spezies sesshaft ist. Man muss schon blind sein, um diesen Trend über unsere gesamte Geschichte hinweg zu ignorieren. Das Hochhaus ist nur ein logischer Evolutionsschritt darin, der übrigens nur vermeintlich in den USA begann. Auch schon vor der Industrialisierung hat man in Kernstädten mitunter sehr hoch gebaut, schaut euch nur mal einen Ort wie Shibam im Jemen an, oder selbst die einstige hochverdichtete Altstadt von Frankfurt. Was für noch höhere Bauten fehlte, war lediglich die Technik - sonst hätte man Wolkenkratzer schon viel früher errichtet.

  • Nun gibt es ja auch in Europa Beispiele historischer Hochhäuser – noch weit davon entfernt zwar, als Wolkenkratzer durchzugehen, aber die (damals noch intakten) Silhouetten dürften einige dieser Bauten geprägt haben. Der Borsig-Turm in Berlin fällt mir spontan ein, das Cahmann-Haus in Chemnitz, der Hansa-Turm in Köln, das Marx-Haus in Düsseldorf, das Anzeiger-Hochhaus in Hannover. Bei weiterer Recherche fände man sicher ein Dutzend weiterer expressionistischer oder neu-sachlicher Hochhäuser, die den Beginn (und leider dann auch das Ende) dieser Ära markierten.

    Denn daß es nicht mehr und höhere Türme gab, lag wohl eher am Lauf der Geschichte. Wille und konkrete Pläne gab es. Ich denke da z.B. an die Planungen von Mies van der Rohe und Hans Poelzig bis (für die Traditionalisten) Otto Kohtz. Bilder im Anhang.

    Ich denke, die Entwürfe von letzterem zeigen sehr gut, daß Hochhäuser in europäischen Großstädten sehr wohl möglich sind, ohne amerikanisch oder moskowitisch auszusehen, wenn sie denn einerseits die Struktur der Stadt achten (Blockrand, gestaffelte Höhenentwicklung von der Standardtraufe ausgehend, Blickbezüge etc.) und sich auch stilistisch einzupassen versuchen (Material, Gliederung, Detail).

    Den Frankfurter Bauten der Commerzbank oder der EZB gelingt dies eindeutig nicht. Main-Plaza, Messe- und Opern-Turm nehmen m.E. jedoch durchaus Rücksicht auf die Umgebung.

    Alle Bilder zu Otto Kohtz: CC BY-NC-SA Athena / Architekturmuseum der TU Berlin




    2 Mal editiert, zuletzt von Atticus (8. März 2015 um 15:11)

  • Danke, imposante Entwürfe! Dann gibt es ja auch noch Orte wie die Gran Vía in Madrid mit diversen Hochhausbauten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wie der Edificio Telefónica von 1929, ein sehr spanisch/europäisch geprägter Hochhausbau. In Rotterdam begann die Hochhausgeschichte bereits 1898 mit dem Witte Huis im Hafengebiet. In den 50ern hat man sich in der Rostocker Langen Straße an einer backsteinexpressionistischen Interpretation für ein Hochhaus versucht, sehr gelungen mE. An sowas kann man doch anknüpfen.
    Die turbulente Geschichte des 20. Jahrhunderts hat die Hochhausentwicklung letztlich durcheinandergewirbelt, die Zeit war oft von Stagnation/Niedergang und Wiederaufbau geprägt. Ansonsten hätte sich eine ganz natürliche Evolution des europäischen Hochhauses fortgesetzt; dieser Prozess setzt erst seit den 80ern allmählich wieder ein.

    Zwei Leseempfehlungen in dem Zusammenhang noch:
    Liste der historischen Hochhäuser in Deutschland
    Frühe Wolkenkratzer
    (US-Fokus, in engl. Sprache)

  • Dass wir die Zukunft nur meistern können mit verdichteten Städten, anstelle der bisher betriebeben Suburbanisierung des Landes, ist heute Konsens bei allen Planern und Politikern weltweit. Nur frage ich mich, warum Deutschland nach wie vor zögert, den Weg zu beschreiten, den nahezu alle unsere europäischen Nachbarn schon seit langem eingeschlagen haben. Während bei uns seit eh und je die Alternative gilt: mäßige Traufhöhe oder Hochhaus, verstehen es undere Nachbarn, mit angehobener Traufhöhe eine erhebliche Verdichtung zu erzielen, ohne durch Hochhäuser die überkommene Struktur der Stadt infrage stellen zu müssen. Natürlich ist die Traufhöhe in Relation zur Straßenbreite zu sehen, aber es gibt in deutschen Großstädten zahllose Straßen, denen eine wesentlich gesteigerte Traufhöhe auch städtebaulich außerordentlich gut täte (z:B: die Sonnenstraße in München). Sie würde nicht nur die gewünschte Verdichtung erzielen, sondern auch das stadtspezifische Raumerleben steigern, nicht zuletzt auch der Architektur guttun, da "moderne" Fassaden desto akzeptabler wirken, je mehr durch Reihung und gehäufte Wiederholung ein dynamisches Moment erzielt wird. Dieser positive architektonisch/städtebauliche Effekt lässt sich In den Großstädten aller romanischen Länder beobachten, aber selbst bei unseren Nachbarn im engeren Sinne (Wien, Brüssel, Rotterdam) bekennt man sich wenigstens stadtviertelweise zu einer höhergezonten Traufhöhe, während in Deutschland noch immer die Punkthausmode der Wiederaufbauzeit den Ton angibt. Die Punkthausmode scheint sich für jedes Hochhaus durch niedrige Sockelbebauung entschuldigen zu müssen, bestätigt aber damit das modernistische Verständnis von Stadt als einer Ansammlung von Klötzen. Vor allem die romanischen Völker haben demgegenüber stets den hochurbanen Stadtbau gepflegt, der die Stadt als Folge von intensiv erlebbaren Stadträumen versteht. Es ist an der Zeit, dass man sich hierzulande diesen fundamentalen Unterschied zumindest bewusst macht.

  • "Spree-Athen ist tot. Spree-Chikago wächst heran."
    Walther Rathenau, 1899

    "Berlin is Europe's Chicago."
    Chicago Daily Tribune, 3.4.1892

    Daß ausgerechnet Frankfurt heute mit einer solchen Skyline dasteht, erklärt sich aus der Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg.


    Die Entwicklung von Hochhausarchitektur im Allgemeinen war aber nur natürlich in den boomenden Städten Europas – und zwar schon vor dem ersten Weltkrieg. Das steigende Repräsentationsbedürfnis der großen Firmen hatte sich zunächst in immer massiveren historistischen Geschäftshäusern gezeigt (Palais Equitable, Wien; Edificio Metrópolis, Madrid; Guardian Insurance Building, London), die nur deswegen keine Hochhäuser waren, weil die Baubehörden dies nicht zuließen. Dazu kam, daß europäische Großstädte, wie amerikanische, bereits so verdichtet waren, daß es vielerorts nur noch in die Höhe gehen konnte.

  • Die Entwicklung von Hochhausarchitektur im Allgemeinen war aber nur natürlich in den boomenden Städten Europas – und zwar schon vor dem ersten Weltkrieg. Das steigende Repräsentationsbedürfnis der großen Firmen hatte sich zunächst in immer massiveren historistischen Geschäftshäusern gezeigt (Palais Equitable, Wien; Edificio Metrópolis, Madrid; Guardian Insurance Building, London), die nur deswegen keine Hochhäuser waren, weil die Baubehörden dies nicht zuließen. Dazu kam, daß europäische Großstädte, wie amerikanische, bereits so verdichtet waren, daß es vielerorts nur noch in die Höhe gehen konnte.


    Atticus

    Die Innenstadt von Dresden wird auch deshalb keine Wiederholung von Kassel oder Chemnitz, weil die Baubehörden dies nicht zulassen. Und Frankfurt hat sicher nicht deshalb heute Hochhäuser, weil die Stadt nach 1945 schon so verdichtet war, sondern weil sich einige Bankvorstände eingebildet haben, sie müssten ihre neuen Zentralen nach amerikanischem Vorbild bauen. In den Chefetagen der ebenso mächtigen Banken von Zürich hatte man diesen Drang zum Glück nie. Es gibt eben auch Großstädte und Millionenmetropolen in Europa, die völlig ohne Hochhäuser im Innenstadtgebiet auskommen und gerade deshalb hochattraktiv sind, siehe z.B. Rom, Prag, Budapest, Amsterdam, Stockholm und Lissabon.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • erbse

    Gerade das hatte ich ja zuvor als positiv herausgestellt. Hochhäuser sollen auch keine europäische Großstadt dominieren. Paris hat es wieder mal genau richtig gemacht. Es bewahrt sein wunderschönes Stadtbild im Zentrum und befriedigt das Prestigebedürfnis der Wirtschaft in einem separaten Viertel.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Genau, wenn überhaupt, dann sollte man es so wie in Paris machen, Hochhäuser in einer separaten Zone außerhalb des Zentrums, aber bitte nicht als Mittelpunkt. Dagegen ist dann nichts einzuwenden. Volle Zustimmung Münchner.

    In dubio pro reko

  • Das hängt aus meiner Sicht von der Stadtphysiognomie ab. Ein gut erhaltenes vorkriegszeitliches Zentrum wie in Paris, Prag, Lübeck oder Regensburg ist für Hochhäuser natürlich tabu. Gerade Metropolen sind aber polyzentrisch und diese Subzentren kann man ruhig auch an Hochhausbebauung erkennen - siehe London mit der City, Canary Wharf und den Docklands oder Berlin mit City West, Potsdamer Platz und Alexanderplatz.

    In Frankfurt hat man neben der historischen Kernstadt gebaut, in Den Haag auch - ich finde das hat in Einzelfällen wie den genannten auch seinen Reiz, auf die Mischung kommt es an. Überall sollte das natürlich nicht so sein und wird es auch nicht, schon der unterschiedlichen Entwicklungsdynamiken wegen. Unter den gut erhaltenen wichtigen Städten Europas wirklich versaut hat man mit der Hochhausbebauung mE eigentlich nur Monaco, wobei es dort immerhin farbenfroh zugeht.