Magdeburg (Galerie) - Teil 2 - südliche Innenstadt

  • Nach einer kleinen Pause soll es nun mit dem deutlich besser erhaltenen südlichen Teil Magdeburgs weitergehen, hier finden wir neben dem Domplatz und sehr wenigen wirklich historischen Bauten auch noch ein Gründerzeitviertel (das legendäre Viertel am Hasselbachplatz, auch wenn der Platz am äußersten Rand des Viertels liegt) sowie ein etwas schlichteres Viertel südlich davon - das Sternviertel mit einer Mischung aus Jugendstil, Neoklassizismus und etwas einfacher gestalteten historistischen Baustilen.

    Hier eine Übersicht - es handelt sich um ein relativ schmales Areal, begrenzt durch Elbe und Bahnlinie:

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    Auch wenn in der Karte "Altstadt" eingezeichnet ist, gibt es eine solche nicht - aber im Süden immerhin kleinteilige Strukturen und geschlossene Bebauung.

    Indes gelang es der DDR nicht, das fast unbeschädigte Gründerzeitareal vollständig zu erhalten:

    Nachdem man Ende der 70er die Grundsatzentscheidung getroffen hatte, das inzwischen zu rund 40 % unbewohnbare Areal nicht abzureißen ("Ruinen schaffen ohne Waffen" trifft es gut), wurde es einer "komplexen Umgestaltung" unterzogen, bei der ziemlich viel Bausubstanz verlorenging.

    Krüger Immobilien Magdeburg schreibt zur Situation privater Hausbesitzer:

    Sie mussten zuschauen, wie die von ihnen verwalteten Gebäude immer weiter verfielen. Selbst wenn kleine Rücklagen vorhanden waren, war es unmöglich, an geeignetes Baumaterial zu kommen. Die seitenlangen Anträge bei den Behörden liefen ins Leere, es gab weder Material noch die erforderlichen Handwerker. Selbst wenn ein Eigentümer sein Haus hätte instand setzen wollen, war es zum Bespiel nicht möglich, einen Kredit mit genügend Geld aufzunehmen, Kredite nur in Höhe des nominellen Vorkriegswertes vergeben wurden. Wenn etwa ein Haus 1932 für 12.000 Mark gekauft wurde, durfte somit auch nur ein Kredit in Höhe von 12.000 DDR-Mark aufgenommen werden. Für diese Summe konnte man in den 70er oder 80er Jahren kein neues Dach bezahlen, nicht einmal ein halbes.

    Wobei indes Magdeburg bei der Entstehung des Gründerzeitareals noch eine Festung war und daher der vorhandene Platz sehr begrenzt war, so daß eine gewisse "Entdichtung" des zuvor extrem dicht bebauten Areals vielleicht geboten war.

    Das Sternviertel und die Bebauung südlich davon sind dann wesentlich aufgelockerter gestaltet, da danach die Festung aufgehoben und die Umgebung zur Bebauung freigegeben wurde. Außerdem wurde die Bauordnung angepaßt, so daß extrem hohe Bebauungsdichten schlicht nicht mehr zulässig waren.

    Leider sind die Fotos durch den Wetterumschwung ab der Mittagszeit alle etwas dunkel geworden, ich plane daher für nächstes Jahr noch eine etwas erweiterte Version dieses Strangs mit neuen Fotos, da soll dann auch das Gebiet südlich des Sternviertels dokumentiert werden, ebenso die Bebauung der Elbinsel aus den Zwischenkriegsjahren.

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  • Die Struktur ist recht einfach - in der Mitte der Breite Weg, in Richtung Bahnlinie die Otto-von-Guericke-Straße, die wir ja schon in Teil 1 kennengelernt haben, und entlang der Elbe die Straße Schleinufer, die dann südlich des Doms das Ufer verläßt.

    Breiter Weg und Otto-von-Guericke-Straße treffen dann am Hasselbachplatz zusammen, erwähnenswert ist sicherlich noch die gründerzeitliche Hegelstraße als neu angelegte Prachtstraße, die vom Dom nach Süden bis ins Sternviertel führt.

    Los geht es aber am Breiten Weg:

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    Hier kommen schon ganz am Anfang auf der rechten Seite die beiden einzigen verbliebenen Barockbauten am Breiten Weg, nämlich Breiter Weg 178 und 179 vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Die beiden Gebäude wurden zwar auch stark beschädigt, aber tatsächlich 1948 bis 1950 wieder aufgebaut:

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    Bei dem stilistisch ähnlichen, aber etwas unförmig wirkenden Eckgebäude, handelt es sich um das frühere Bankhaus Friedrich, einem teilweise rekonstruierten Historismusgebäude, der ursprüngliche Zustand ist hier zu sehen: klick

    Die beiden langen Bauten gleich südlich davon stellen den Beginn des Nachkriegsaufbaus im Jahr 1951 dar: die Ladenstraße, bestehend aus zwei sehr ähnlichen langgestreckten Bauten auf beiden Seiten des Breiten Wegs.

    Hier befand sich früher die Engstelle des Breiten Wegs, die Errichtung dieser beiden Bauten mußte vorübergehend unterbrochen werden, weil alle Ressourcen in die "Stalinbauten" investiert wurden. Fertig wurden sie indes schon 1953:

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    Links der Bärbogen, ein Sandsteinrelief des Bildhauers Eberhard Roßdeutscher:

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    Dahinter geht es in die Bärstraße, die ja eigentlich gar keine richtige Straße mehr ist, mangels geschlossener Bebauung.

    Hier der Blick in Richtung Dom mit dem Hundertwassergebäude:

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    Einen Eindruck der vormaligen Bebauung in diesem Abschnitt des Breiten Wegs vermittelt future history. Den typischen gelb-weißen Magdeburger Barock, dessen Gestaltung recht handfest durchgesetzt wurde, bis hin zu Abrissen nach dem Wiederaufbau nach dem Dreißigjährigen Krieg, gab es damals auch an dieser Stelle schon nicht mehr.

    Die Rückseite der langen Zeile auf der gegenüberliegenden Seite wurde neu gestaltet, mit Balkonen und Aufzügen - damit sehen die Bauten aber ziemlich beliebig und fast schon modern aus:

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    Direkt neben den beiden Barockgebäuden lief die DDR-Stadtplanung indes auch nicht gerade zu Spitzenleistungen auf. Dort befindet sich nämlich einfach wie üblich nichts:

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    Dahinter dann die Fußgängerzone Leiterstraße aus der Spätphase der DDR und das schon gezeigte Maritim Magdeburg - denken wir uns letzteres auch noch weg, wird die flächendeckende Leere aus DDR-Zeiten ersichtlich.

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    Indes gibt es auch hier wieder Informationstafeln:

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    Immerhin wird es von nun an deutlich besser - in Magdeburg hat man nämlich etwas getan, was in Dresden (man denke nur an die Innere Neustadt) unmöglich erscheint - man hat die komplette grauenhafte Plattenbebauung entlang der Ostseite des Breiten Wegs von hier ab abgerissen, bis zum Beginn der Gründerzeitbebauung. Siehe auch hier

    An der Westseite war dies nicht nötig, da gibt es nämlich auch heute noch erhaltene Vorkriegsbebauung, dazu dann in den nächsten Beiträgen mehr.

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  • Auf der letzten Tafel sind etliche Reko-Kandidaten zu sehen. Genau diese Häuser sind es, die die Seele des barocken bürgerlichen Magdeburgs ausmachten, und die es gilt, wiedererstehen zu lassen. Da die Breite Straße als verloren anzusehen ist bzw als Ensemble sozialistischen Wiederaufbaus, auf dem solche Häuser nur verloren wirken würden, belassen werden soll, würde ich für die Schaffung eines neuen fiktiven Platzraums irgendwo abseits plädieren, wo diese Häuser ein möglichst geschlossenes Ensemble bilden könnten, sozusagen als Magdeburger Nikolaiviertel.

  • Auf der in Gehrichtung linken Seite kommt nun die Grüne Zitadelle von Hundertwasser aus dem Jahr 2005, hierfür sollte zuerst die Plattenbebauung umgebaut werden, später wurde sie dann zum Glück doch abgerissen.

    An diesem Standort befand sich vormals die als Zeughaus dienende profanierte Nikolaikirche, deren Ruinen 1959 abgerissen wurden - überhaupt war die Bebauung mit einem Lazarett und Kasernen kaum sehenswert. Allerdings unterbot die Kombination aus grüner Wiese und einem flachen langen Plattenbau der DDR-Zeit selbst das noch beträchtlich ...

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    Auf der anderen Seite kommt die schon ganz zu Anfang gezeigte Fußgängerzone Leiterstraße, die nach endlosen Verzögerungen schließlich mit dem Ende der DDR fertig wurde.

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    Am Ende kommt wieder die schon gezeigte Otto-von-Guericke-Straße in etwa auf Höhe des Hauptbahnhofs. Tatsächlich war die Straße zu DDR-Zeiten noch häßlicher ... da die Platten nicht verfugt waren und auch die Balkone fehlten:

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    Wir überqueren daher den Breiten Weg wieder und gehen in Richtung Elbe über die Kreuzgangstraße, wo der Blick erst einmal auf weitere Platten fällt:

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    Sehenswert sind indes zwei DDR-Baukomplexe, die auf historische Bebauung aufbauen, einmal das Kulturzentrum mit Kunstmuseum und Konzerthalle aus dem späten 1950er-Jahre, hervorgegangen aus dem Kloster Unser Lieben Frauen inkl. erhaltener Kirche:

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    Und zum anderen, auf dem zweiten Bild schon zu sehen, ein weiterer gigantischer Gebäudekomplex aus den Jahren 1954-56, heute als Landtag genutzt:

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    Wir sehen - es wird "historischer", auch wenn die Bebauung nicht wirklich alt ist ... sondern aus nachempfundenen Neubauten besteht - zwischen den beiden Gebäuden ist übrigens der Durchgang zum Domplatz.

    Und hier die Seitenansicht:

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    Und hier dasselbe Gebäude in der Ansicht vom Domplatz aus:

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    Was teilweise als "erhaltene Zeile" mißverstanden wurde und die nördliche Begrenzung des Domplatzes bildet, ist eines der gelungensten, aber auch seltsamsten Projekte aus DDR-Zeiten.

    Auf der linken Seite der Fotos, also der Westseite, wurden die Reste der Barockgebäude Domplatz 7, 8 und 9 (vermutlich nur die Fassaden, wenn man sich den Komplex aus der Luft anschaut), die schon vor der Zerstörung zu einer Einheit zusammengezogen worden waren, rekonstruiert.

    Danach folgte ursprünglich eine kleine Straße, gefolgt von einem ziemlich unansehnlichen Bau, Domplatz 6. Dieser wurde nicht rekonstruiert, sondern die Fassade wurde in ähnlichen Stil weitergebaut, bis knapp vor die Ostseite des Domplatzes.

    Damit entsteht tatsächlich eine Verbesserung des Vorkriegszustands mit dieser Bebauung aus einem Guß:

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  • Kommen wir nun zur zweiten historischen Platzkante, die vermutlich bedeutender ist - der Bebauung der Ostseite mit den Hausnummern Domplatz 1 bis 5.

    Leider war durch das Fest und die Bäume der Blick auf die Gebäude nicht gerade optimal, so daß ich auch hier noch weitere Fotos nachliefern muß.

    Gut zu fotografieren war die Hausnummer 1, die sogenannte Möllenvogtei:

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    Das Gebäude stammt von der Mitte des 18. Jahrhunderts und diente dem Möllenvogt als Dienstgebäude, der für den Erzbischof die oberste Gerichtbarkeit ausübte. Später wurde das Gebäude durch Regierungsbehörden und nach der Wiederherstellung 1945 durch verschiedene DDR-Institutionen inkl. FDGB genutzt. Es steht etwas abseits, direkt am Dom.

    Die weitere Bebauung der Domplatz-Ostseite besteht aus 3 Gebäuden (oder sogar 4, wobei aber zwei schon vor der Zerstörung zusammengefügt wurden), leider schwer fotografierbar, hier der Blick in Richtung Dom, mit Domplatz 2 und 3:

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    Bei Domplatz 2 und 3 handelt es sich um das ehemalige Königspalais:

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    An dieser Stelle standen schon alle möglichen Gebäude, auch ein Bischofspalais, das bis Anfang des 18. Jahrhunderts verfiel und schließlich durch als kurfürstliches Schloß für Friedrich III von Preußen neu errichtet wurde. Nach einer Reihe von Umbauten entstand schließlich ein Regierungsgebäude, auf alten Stadtplänen auch einfach "Regierung" genannt.

    Im Krieg teilweise zerstört und dann ziemlich schleppend bis Ende der 70er-Jahre wieder aufgebaut und durch das Kombinat Baureparaturen und Moderninisierung genutzt :smile:

    Die frühere Domherrenkurie hat die Hausnummer 4, später ebenfalls durch die Regierung genutzt.

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    Auch dieses Gebäude wurde im 18. Jahrhundert errichtet, danach mehrfach umgebaut, umgenutzt und weiterverkauft - das zeigt wieder einmal, daß die Vorstellung, Gebäude seien praktisch bis zur Zerstörung unverändert geblieben und müßten daher "originalgetreu" rekonstruiert werden, meist nicht zutrifft. Mitunter ist der Ursprungszustand nicht einmal dokumentiert, wie bei Domplatz 2 und 3.

    Immerhin wurde das Gebäude im Krieg nur schwach beschädigt und konnte schon 1945 wieder genutzt werden.

    Hier nun das Eckgebäude mit der Hausnummer 5, heute als Hotel genutzt, einmal seitlich fotografiert (da fand ja das Fest auf dem Platz statt) und einmal nochmals ein Foto, das ich schon weiter oben gezeigt habe:

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    Dabei handelt es sich um die frühere Domdechanei, praktisch zeitgleich um das Jahr 1730 mit dem Nachbargebäude errichtet. Auch dieses Gebäude wurde ständig umgebaut, speziell im 19. Jahrhundert, und allen möglichen Nachnutzungen zugeführt, vom Sitz des Generalkommandos bis zur letzten Nutzung als Natur- und Heimatkundemuseum.

    Es wurde 1945 weitgehend zerstört, die Entscheidung zum Wiederaufbau fiel noch zu Ende der DDR, allerdings standen da nur noch die Außenmauern, bis schließlich nach der Wende ein Hotel mit historischer Fassade (und modernem Anbau dahinter) entstand.

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  • Die südliche Platzkante bildet der Magdeburger Dom, der im Jahr 1520 fertiggestellt wurde. Hier die Ansicht vom Domplatz, es folgen bei der Umrundung des Doms noch weitere Ansichen:

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    So ein wenig Altstadtstimmung kommt bestenfalls zwischen Dom und Elbe auf, und auch da nicht wirklich. Auch hier habe ich einiges nicht fotografiert - als Gedankenstütze für mich: Möllenvogteigarten mit Bebauung und Fürstenwall, allerlei kleinere historische Gebäude und Teile der Stadtbefestigung ... das Palais am Fürstenwall wird immerhin in der Wikipedia beschrieben: klick

    Es geht nun über den Remtergang zu dem kleinen Teil des Fürstenwalls, den ich fotografiert habe. Domplatz 2/3 von der Seite:

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    In Richtung Elbe diese Gebäude, früher die Domherrenkurie, zu DDR-Zeiten die Dombauhütte:

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    Südlich des Doms und direkt an diesen angebaut befindet sich der trapezförmige Gebäudekomplex der Domklausur, mit einem Innenhof und dem Tatarenturm, in diesem Gebäude befand sich auch der Namensgeber des Remtergangs, nämlich der Speisesaal des Klosters (= Remter).

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    Auch diesen Gebäudekomplex werden wir bei der weiteren Tour um den Dom herum noch besser sehen. Hier indes einige Eindrücke im Umfeld von Fürstenwall und Am Dom, direkt oberhalb der Elbe:

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    Noch etwas weiter südlich kommt ein Holzmodell der Magdeburger Festungsanlagen, integriert in die Reste der Bastion Cleve, südlich davon dann der Park am Fürstenwall:

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  • Cool - wußte ich gar nicht. Wobei das Gebäude wie ein Fragment wirkt, wie sah das früher aus?

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  • War Magdeburg mal eine schöne Stadt? Oder eher weniger schön oder bedeutend?

    Ich persönlich würde sagen eher weniger um 1940, weil weite Teile des barocken Breiten Wegs bereits abgerissen wurden. Davon abgesehen gab es viele Kirchen, von denen einige zu DDR-Zeitrn gesprengt wurden, aber es fehlte eben eine bedeutende Altstadt mit vielen Profanbauten wie im Lübeck, Erfurt etc.

  • War Magdeburg mal eine schöne Stadt? Oder eher weniger schön oder bedeutend?

    Was ist schön? Kennst du das Verb "magdeburgisieren"? Das bedeutet völlig platt machen, so geschehen durch Tilly 1631 und Bomber Harris 1945. Nach Tilly kam doch außer Festungsbau bzw. späterer genossenschaftlicher Wohnungsbau oder ein paar Stalinbauten nicht mehr viel dazu- etwas herablassend gesagt.

    Die Frage ist also, wie hat die Stadt vor 1631 ausgesehen und welche Rolle spielte die Stadt zu der Zeit- das wäre wirklich mal interessant. Wie sah das mittelalterliche Magdeburg aus, die Feste, die Bastion am Ende des karolingischen Frankenreichs (auf der anderen Seite der Elbe waren ja schon die Slawen). Und da gibts eben nicht mehr sehr viel zu sehen außer den ein oder anderen Kupferstich:

    Sieht ganz schick aus oder? Mehr Kirchtürme als Lübeck.

    Magdeburg war im frühen Mittelalter ein wichtiger Handelsort an der Grenze und im Spätmittelalter einer der bedeutendsten Städte im HRRDN, Daneben war die Stadt Erzbistum und Hansestadt.

    Es gibt heute noch vereinzelt aber unspektakuläre Fachwerkbauten, vor dem WW2 noch etwas mehr - aber wie gesagt, so wirklich mittelalterlich sollte es vor deem WW2 auch nicht gewesen sein.

    Magdeburger Chronik - die ehemals größte Festung Preußens

  • Wie sah das mittelalterliche Magdeburg aus, die Feste, die Bastion am Ende des karolingischen Frankenreichs (auf der anderen Seite der Elbe waren ja schon die Slawen).

    Wenn du mit Feste eine Burganlage meinst, so wissen wir darüber zur karolingischen Zeit nichts. Magdeburg war später Pfalzort unter den Ottonen. Bastionen hatte es dort weder unter den Karolingern noch unter den Ottonen gegeben, denn diese sind erst um 1500 entwickelt worden und somit ein Phänomen der frühen Neuzeit.

  • Diese Unterscheidung wäre sinnbefreit, da eine Stadt keine Bastion sein kann. Eine Bastion ist ein ganz bestimmter Teil einer Befestigungsanlage. Für diejenigen, die mit dem Begriff nichts anfangen können:

    Bastion – Wikipedia
    de.wikipedia.org
  • durchschnittliche Gründerzeit

    Dieser immer wieder an etlichen Strängen in diesem Forum aufblitzende Hass gegenüber dem Historismus ist wirklich eine Schande für das generelle Anliegen von Stadtbild Deutschland, kann man nicht anders sagen. Diese Geringschätzung des Historismus ist ja nicht auszuhalten. Habt ihr euch überhaupt mal mit der Lehre aus der Zeit beschäftigt, Handbücher der Architektur gelesen, die Bauformenlehre und vieles mehr? Und was soll überhaupt "durchschnittlich" bedeuten. Wer legt denn hier die Maßstäbe fest? Man fährt doch auch nicht nach Wien und Budapest und betitelt das erhaltene Bauerbe als durchschnittlich. Mag jetzt kein fairer Vergleich sein, aber ich finde schon das man das vergleichen kann, vor allem wenn man die regionaltypischen Unterschiede im Hinterkopf behält. Wer die Architektur des Historismus so vehement verpönt, hat einfach keinen Respekt vor den Leistungen dieser Epoche.

    Aus architektonischer Sicht kann man froh sein, dass es Magdeburg statt Erfurt, Lübeck oder Potsdam so hart getroffen hat.

    Für diesen Satz habe ich ehrlich gesagt keine Worte. Man kann froh sein? Erzähl das mal den Magdeburgern, die erst vor wenigen Tagen den 80. Jahrestag der Zerstörung ihrer Stadt begangen haben. Da kann man nur den Kopf schütteln.