Das Schloss von Caserta

  • Ein Besuch im Schloss von Caserta, welches als größtes Schloss der Welt beworben wird (als ein einheitlicher Baukörper). Die Wiki will von der Herrlichkeit etwas abzwicken:

    Das Schloss Caserta (italienisch Reggia di Caserta im italienischen Caserta, etwa 40 Kilometer nördlich von Neapel, ist eines der größten Schlösser Europas. Die Barockanlage wurde als Residenz der Bourbonen für deren Herrschaft über die Königreiche Neapel und Sizilien errichtet. Der Bau begann 1751 unter Karl VII. nach den Plänen Luigi Vanvitellis und wurde unter Karls Sohn Ferdinand im Wesentlichen vollendet. Das Schloss, das regelmäßig um vier Innenhöfe gruppiert ist, gehört mit 1217 Zimmern zu den größten Barockbauwerken Europas.

    Mit dem Regio von Neapel nach Caserta

    Direkt neben dem Bahnhof, der dort im 19. Jh errichtet wurde.

    Der Durchblick zu den Wasserspielen am Ende des barocken Parks

    Zu besichtigen sind aber nur einige Prachträume

  • Auf dem Weg zum mächtigen Treppenhaus

    Die Kuppel ist zweischalig, um darin ein Orchester zu verstecken

    Die Treppenanlage

    "How will you explain this invasion to the Senate?"

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    Einbruch in den "Vatikan"

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  • Eher unbekannt, verglichen mit anderen großen Palästen Europas, dabei womöglich der eindrucksvollste Palast von allen. Die Ausmaße sind einfach gigantisch. Dagegen wirken andere Paläste eher mickrig.
    Besonders das Treppenhaus ist meiner Meinung nach unerreicht in Größenordnung und Prachtentfaltung.

  • Eher unbekannt,

    Unverdientermaßen. Vermutlich ist dies auch darin begründet, dass das "Königreich beider Sizilien" im Rahmen der italienischen Einigung 1860 sang- und klanglos von der politischen Bühne Europas verschwand bzw. von dem Draufgänger Giuseppe Garibaldi hinweggefegt wurde. Und damit dann auch aus dem kollektiven Gedächtnis die bis dahin regierende Dynastie und deren Schlösser.

  • Es ist einfach die Überfülle Italiens, wodurch der italienische Barock automatisch ins Hintertreffen gerät. Auch der deutsche Barock hat sich lang schwer getan, in seiner Bedeutung erkannt zu werden. Der italienische Barock ist zudem etwas herber, und von Vorgängerstilen schwerer abgrenzbar. Und überhaupt tut sich der neapolitanische Raum sowieso schwerer gegen andere Kulturregionen. Touristisch überdecken hier Pompei und Amalfi alles, dazu von Capri.

    Ein Menschenalter reicht einfach nicht aus, um alle Schätze Italiens kennenzulernen. Wer nimmt sich die Zeit, wegen eines Barockschlosses 80km weit zu fahren?

    Mal umgekehrt: Wird etwa Neresheim von ausländischen Touristenströmen heimgesucht?

    PS Ich wusste überhaupt nix von Caserta. Und ich bin barockaffin, hab mich etwa in Rom in erster Linie auf den Barock capriziert.

  • Am Rande: Marie in Bayern, Schwester der Kaiserin von Österreich, war die letzte Königin beider Sizilien. Ihr Großneffe war Pater Emmeram von Thurn und Taxis, Mönch in Neresheim. So leicht bringt man selbst Caserta und Neresheim zusammen... :smile:

  • Weiter mit der kalten Pracht

    Eine kleine Bibliothek gibt es natürlich auch... Nur im schlosseigenen Theater war ich nicht, da dies gerade nicht zugängig war.

    Blick in den Garten

    Den langen Weg kann man mit Minibussen zurücklegen

    An der Quelle, die durch ein Aquädukt gespeist wird

    ...und der Blick zurück zum Schloss. Bergab würde es sich einfacher laufen.

    Caserta - sehr sehenswert, auch wenn man schon woanders war. Als Ersatz kann man auch das Schloss in Neapel besichtigen, welches ähnlich ist.

  • Vielen Dank für die Fotos! Ich war selber leider auch noch nicht in Caserta, aber das Schloss ist keineswegs unbekannt, sondern sogar UNESCO-Welterbestätte (wie auch immer man zu dem Titel stehen mag) und auf jeden Fall eines der berühmtesten Schlösser Italiens. Es stimmt aber sicherlich, dass man als Tourist in Italien so vieles andere Schöne zu sehen bekommt, dass so ein Schloss schon mal in der Masse untergehen kann, zumal ja auch das nahegelegene Neapel reich an architektonischen Schätzen ist.

    Ich finde die Bemerkung interessant, dass das Schloss "kalt" wirkt - das ist wahrscheinlich ein eher mitteleuropäischer Eindruck, weil unsere Schlösser und Palais meistens eher verspielter sind. Für italienische Augen ist hingegen gerade die steinerne Schwere und die Fülle an hochwertigem Marmor ein Merkmal von Würde und Qualität, verputzte Wände und Stuck oder Holzvertäfelungen sind da eher selten. Dazu kommen die meistens größeren Dimensionen und Raumhöhen, die natürlich hauptsächlich klimatisch bedingt sind. Und dann ist die Reggia di Caserta ja auch schon am Übergang von Barock zu Klassizismus entstanden, was man ihr auch ansieht: die "Scenografia" ist zwar noch barock, die Dekoration und Ausstattung aber schon mehr klassizistisch.

    Ich finde den Vergleich zwischen dem Stiegenhaus in Caserta und demjenigen in Schleißheim, das ich vor kurzem hier vorgestellt habe und welches einige Jahrzehnte älter ist, interessant: die Anlage ist in beiden Fällen ja sehr ähnlich, nicht nur vom Treppentypus, sondern auch vom Gewölbe mit der darüberliegenden Flachkuppel her. Das Hauptgewölbe in Caserta ist aber gemauert und deswegen viel steiler, während dasjenige in Schleißheim aus Holz und wesentlich flacher ist. In Schleißheim sitzt dafür direkt auf der Ellipse eine Kuppellaterne mit hölzernen Säulen auf, während in Caserta die Flachkuppel als zweites Gewölbe auf den Hauptmauern des Stiegenhauses lastet: http://caserta.arte.it/guida-arte/cas…sottotetto-5158

    Ob dieses zweite Gewölbe gemauert ist oder nicht, weiß ich allerdings nicht, die sehr flache Neigung der Kuppelschale lässt aber vermuten, dass es wahrscheinlich aus Holz ist. Auf jeden Fall muss dieses Stiegenhaus in Verbindung mit dem oberen Vestibül ein äußerst beeindruckendes Stück Architektur sein!

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Noch ein Nachtrag zur Schlosskapelle

    "Vor dem Zweiten Weltkrieg waren dort sieben weitere Gemälde zu sehen, doch diese wurden durch Bombenangriffe zerstört."

    Die Beschädigungen im ZWK sind teilweise erhalten:

    Auch Goethe war hier und bemängelte die Kälte:

    Goethe besuchte im März 1787 Schloss Caserta... In seinem Buch Italienische Reise lobte er die Lage und die Gärten, während er über die Residenz selbst schrieb: „Das Schloss, wahrhaft königlich, schien mir nicht genug belebt, und unsereinem können die ungeheuern leeren Räume nicht behaglich vorkommen. Der König mag ein ähnliches Gefühl haben, denn es ist im Gebirge für eine Anlage gesorgt, die, enger an den Menschen sich anschließend, zur Jagd- und Lebenslust geeignet ist.“

  • Der ursprüngliche Entwurf mit Türmen, Kuppel und Planstadt im Hintergrund

    Ich glaube dieser Entwurf hätte der strengen und schweren Fassade des Schlosses deutlich mehr Leichtigkeit und auch mehr Eleganz verliehen. Ist bekannt warum auf diese Bauteile verzichtet wurde??

  • Diese Ecktürme waren damals schon anachronistisch. Es verwundert nicht, dass die (vermutlich) mit einem Federstrich beseitigt wurden.

  • Ich glaube dieser Entwurf hätte der strengen und schweren Fassade des Schlosses deutlich mehr Leichtigkeit und auch mehr Eleganz verliehen. Ist bekannt warum auf diese Bauteile verzichtet wurde??

    Zustimmung! Der Außenbau ist eher Tarnung oder Verpackung für die klassische Größe und Prunkentfaltung im Inneren. Eine Kuppel und stärker betonte, hervor tretende Eckrisaliten, statt Ecktürme, hätten dieser riesigen Baumasse eine wohltuende Gliederung, Rhythmisierung und fokussierende Überhöhung verliehen! Auch scheint mir das Dach (wenn schon ein über der Balustrade hervor lugendes Dach) etwas flach geraten zu sein! Kein Leichtes, solch monumentale Baumassen ansprechend zu gliedern. Daran kann sich Meisterschaft bewähren!