Rothenburg ob der Tauber (Galerie)

  • War Rothenburg eigentlich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg bekannt für seine Altstadt oder stand es eher völlig im Schatten von Nürnberg, Hildesheim etc?

    Rothenburg war seit der Romantik sogar sehr bekannt und bewundert für seine märchenhafte Altstadt. Auch aus diesem Grund wurde die Altstadt wieder so hervorragend (einige Denkmalschützer und Kunsthistoriker mögen hier anderer Meinung sein) aufgebaut. Teilweise schöner denn je.
    Davon zehrt Rothenburg natürlich bis heute. Rothenburg ist ein absoluter Touristenmagnet und der Anteil internationaler Touristen ist dabei ungewöhnlich hoch für deutsche Städte, die so gut wie alle zum übergroßen Teil vom Inlandtourismus profitieren.

  • die so gut wie alle zum übergroßen Teil vom Inlandtourismus profitieren.

    Naja, also ich glaube, Berlin ist mittlerweile auch international ein ziemlicher Hotspot bzgl. Tourismus :smile: München und Heidelberg sicherlich auch. Aber dazu habe ich jetzt so schnell keine Daten.

  • [...] Ich finde Dinkelsbühl aber weit weniger abwechslungsreich und aufregend.

    Ich habe beide Städte diesen Sommer das erste Mal besucht und ich bin erstmal sehr dankbar, dass es die beiden Stadtbilder noch gibt. Beide Städte sind auf ihre Weise einzigartig und sehenswert. Es ist Jammern auf sehr hohem Niveau und ich würde niemals den Wiederaufbau von Rothenburg kritisieren, er ist wirklich gelungen, dennoch sieht man ihn der Stadt an, insbesondere im Vergleich mit dem erhaltenen Altstadtbereich. Mir persönlich fehlt auch das Element Wasser direkt in der Stadt, die Tauber liegt zu weit abseits, dort ist es natürlich sehr schön. In Dinkelsbühl ergeben sich durch die Wörnitz und den Rothenburger Weiher wunderschöne Motive. Kurz gesagt, mir hat es in Dinkelsbühl besser gefallen, es wirkt sehr ursprünglich, auch die Natur entlang der Stadtmauer und es ist nicht überlaufen. Rund um den Marktplatz und Weinmarkt tobt das Leben, abseits herrscht Ruhe und Idylle. Ich empfand es als sehr abwechslungsreich und dass die Stadt nicht „aufregend“ ist, hat mir gut gefallen, die Stadt wirkt wie aus einem Guss. Wie gesagt, das ist keine Kritik an Rothenburg, auch diese Stadt werde ich noch öfter besuchen, bei einem Besuch kann man nicht alles sehen und kleine, versteckte Details entdecken.

    "Seine Welt zeige der Künstler - die niemals war noch jemals sein wird“

    - Hermann Bahr (Inschrift des Ateliergebäudes der Darmstädter Künstlerkolonie)

  • Naja, also ich glaube, Berlin ist mittlerweile auch international ein ziemlicher Hotspot bzgl. Tourismus :smile: München und Heidelberg sicherlich auch. Aber dazu habe ich jetzt so schnell keine Daten.


    Was Berlin angeht eher jein? Ich packe das aber mal in Spoiler, weil es hier nicht wirklich hingehört und womöglich stört:

    Display Spoiler


    Die Stadt hat sich zumindest vor der Pandemie immer gerne damit gerühmt, die drittmeist besuchte Stadt Europas zu sein. Das stand auch lange Zeit (über Jahre) so auf Wikipedia und ähnlichen Seiten. Und je nachdem wie man gerechnet hat, mag das auch halbwegs gestimmt haben, aber der überwiegend große Teil der Berlin-Touristen waren tatsächlich immer Inländer. Wenn man sich internationale Listen der meistbesuchten europ. Städte anschaut, wo normalerweise immer internationale Touristen gezählt werden, da liegt Berlin überraschenderweise relativ weit hinten in Europa.
    Die Liste geht ungefähr so (ich nehme jetzt mal keine ganz spezielle Liste, weil sich das über Jahre immer mal etwas ändert, auch von Liste zu Liste):

    1. London
    2. Paris
    3. Istanbul
    4. Rom
    5. Amsterdam
    6. Barcelona
    7. Prag
    8. Wien
    9. Mailand
    10. Athen

    Berlin ist meiner Erinnerung nach immer außerhalb der Top Ten. Was für so eine große, bedeutende Stadt ungewöhnlich und auch irgendwie schade ist. Die insgesamt hohen Touristenzahlen sind tatsächlich vor allem auf Inländer zurückzuführen.

  • Na ja, ich kann da nicht mitreden, weil ich nie als Berlin-Tourist aufscheinen werde. Nach Potsdam hingegen habe ich noch öfters vor zu fahren, für die Stadt braucht man ja mindestens eine Woche, hier gibt es erdrückend viel zu sehen, dass man es sich nicht antun will, jedesmal aus Berlin anzureisen. Und natürlich werde ich jedesmal was von Berlin "mitnehmen", denn zu sehen gibt s dort auch genug. Mit Rothenburg ist es wie mit Berlin - ich werde auch künftig in eine besser gelegene Stadt fahren und von dort einen Tagesausflug unternehmen. Auch mit Lieblingsstädten wie Meißen verhält es sich nicht anders - die firmieren unter Dresden.

  • Danke für die historischen Bilder. Immer wieder interessant zu sehen, was sich in +100 Jahren alles so verändert hat oder eben auch nicht. Solche colorierten Bilder können doch sehr wahrscheinlich nur eine Annäherung an die ursprüngliche Farbgebung sein? Guckt euch mal die alten Dächer an, herrlich. Die Leute auf den Bildern sind inzwischen längst von der Bildfläche verschwunden. Bei solchen Zeitdokumentationen kann ich Leute auf den Bildern akzeptieren, schön auch der aufgeräumte, Autofreie Straßenraum. Ich habe leider nicht die identischen perspektiven von den populärsten Spots aber ein bisschen kann man Veränderungen sehen.

  • Kurze Frage an die Experten hier: Es ist ja bekannt, dass es architektonische Parallelen zwischen Orten wie z.B. Rothenburg ob der Tauber, Miltenberg, Wissembourg (Elsass), Riquewihr (Elsass) und anderen Orten in Franken, der Südpfalz, der deutschen Oberrhein-Seite und dem Elsass gibt – insbesondere bei Fachwerkhäusern und mittelalterlichen Stadtstrukturen. Ich nutze oftmals Google Streetview und mir fällt auf, dass sich die Pfalz nicht annähernd um seine Orte kümmert, wie es z.B. in Franken oder dem Elsass ist. Oftmals sind es die gleichen Gebäudetypen - im Elsass herausgeputzt, das Fachwerk sichtbar, in der Pfalz totsaniert.

    Mich würde interessieren, ob es hierzu genauere Forschungen oder Kartenmaterial gibt, das diese Zusammenhänge aufzeigt. Kann jemand dazu etwas sagen? Sprich ob sich das „fränkische“ bis zum Oberrhein ausgebreitet hat? Da kenne ich mich nicht aus.

  • Wie oft gibt es das eigentlich noch, dass eine Straße mitten durch ein Kirchenschiff hindurch geht?

    Die Straße führt nicht durch das Kirchenschiff, sondern unter der Heiligblutkapelle hindurch und konnte auch für Prozessionen genutzt werden. Mir ist nur ein vergleichbarer Fall in Deutschland bekannt. Bei der Stadtkirche St. Michael in Jena wurde das nach Osten abfallende Gelände genutzt, um unter dem Hauptaltar einen Prozessionsdurchgang zu schaffen. Die Kirche in Jena ist eine spätgotische Hallenkirche mit eingezogenem Chor.

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    Jena, Stadtkirche St. Michael, Langhaussüdseite mit dem Brautportal (Foto: kein Urheber genannt, Wiki Commons, 2012)

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    Jena, Stadtkirche St. Michael, Südseite, Prozessionsdurchgang unter dem Chor (Foto: J. Triepke, 20. April 2015, CC-BY-2.0)

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    Jena, Stadtkirche St. Michael, Südseite, Prozessionsdurchgang unter dem Chor (Foto: Andreas Praefcke, 15. Mai 2010, CC-BY-3.0)

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    Jena, Stadtkirche St. Michael, Nordseite, Prozessionsdurchgang unter dem Chor (Foto: Andreas Praefcke, 15. Mai 2010, CC-BY-3.0)

  • Kurze Frage an die Experten hier: Es ist ja bekannt, dass es architektonische Parallelen zwischen Orten wie z.B. Rothenburg ob der Tauber, Miltenberg, Wissembourg (Elsass), Riquewihr (Elsass) und anderen Orten in Franken, der Südpfalz, der deutschen Oberrhein-Seite und dem Elsass gibt – insbesondere bei Fachwerkhäusern und mittelalterlichen Stadtstrukturen. Ich nutze oftmals Google Streetview und mir fällt auf, dass sich die Pfalz nicht annähernd um seine Orte kümmert, wie es z.B. in Franken oder dem Elsass ist. Oftmals sind es die gleichen Gebäudetypen - im Elsass herausgeputzt, das Fachwerk sichtbar, in der Pfalz totsaniert.

    Mich würde interessieren, ob es hierzu genauere Forschungen oder Kartenmaterial gibt, das diese Zusammenhänge aufzeigt. Kann jemand dazu etwas sagen? Sprich ob sich das „fränkische“ bis zum Oberrhein ausgebreitet hat? Da kenne ich mich nicht aus.

    Das war schon mehrmals ein Thema hier. Man darf aber nicht vergessen, dass die Pfalz um 1689 von den Franzosen völlig zerstört/niedergebrannt wurde. Daher gibts es weit weniger mittelalterlicher Bausubstanz.

    Ich fand die Dörfer an der Weinstrasse sehr nett und eigentlich ziemlich gepflegt, wobei ist natürlich immer wieder schlechte Sanierungen gegeben hat.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/36/Breisach_-_Breisacher_M%C3%BCnster1.jpg

    Wladyslaw Sojka - Eigenes Werk

    Das Breisacher Münster (Oberrhein) hat zwar keinen Straßendurchgang, aber eine offene Krypta unter dem Chor, ähnlich wie die von Rastrelli erwähnte Stadtkirche von Jena! Wohl auch für Prozessionen genutzt!?


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    Von Wladyslaw Sojka, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3023035


    Quelle:

    Michael Studt
    Entdecke Michael Studts 86.364 Fotos auf Flickr!
    www.flickr.com
  • Das war schon mehrmals ein Thema hier. Man darf aber nicht vergessen, dass die Pfalz um 1689 von den Franzosen völlig zerstört/niedergebrannt wurde. Daher gibts es weit weniger mittelalterlicher Bausubstanz.

    Ich fand die Dörfer an der Weinstrasse sehr nett und eigentlich ziemlich gepflegt, wobei ist natürlich immer wieder schlechte Sanierungen gegeben hat.

    Vielen Dank für den Hinweis, das ist ein sehr wichtiger Punkt! Es stimmt natürlich, dass die Zerstörungen in der Pfalz einen großen Teil der mittelalterlichen Bausubstanz ausgelöscht haben, was die Region architektonisch stark geprägt hat.

    Trotzdem gibt es in der Pfalz noch zahlreiche Altbauten, die – wenn auch oft später erneuert – in ihrem Kern oder Stil an die gleiche Bautradition wie in Franken oder dem Elsass anknüpfen. Es sind oftmals exakt die gleichen Gebäude. Besonders entlang der Weinstraße finden sich immer wieder Fachwerkhäuser, die vergleichbar mit denen in anderen Regionen sind. Leider wirkt es in der Pfalz manchmal so, als würde weniger sorgfältig oder mit einem anderen Anspruch saniert werden. Das sieht man dann leider an vereinzelten "modernen Eingriffen", die nicht immer dem historischen Charakter entsprechen. Aber das ist hier nicht das Thema.

  • An St. Nikolai in Rostock gibt es ebenfalls eine solche bauzeitliche Unterführung. Hintergrund ist, dass der Chor ein nachträgliches Bauteil des 15. Jh. ist und aus Mangel an Platz mit einer Straßenführung kollidierte.

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    Quelle: Schiwago / Wikimedia, Lizenz: CC BY 2.5