Rothenburg ob der Tauber (Galerie)

  • Ich finde deine letzte Bilder macht fast eine Grosstadtische Eindruck - da versteht man die Beliebtheit diese Stadt bei Auslandern.

  • Es stellt sich die Frage, Zeno, wie man großstädtischen Charakter definiert. Ich fürchte, dieser Charakter wird von uns meist als Folge stilistischer, insb. gründerzeitlicher Durchmischung angesehen. Schau dir bloß relativ unzerstörte Städte wie Halle oder [lexicon='Leipzig'][/lexicon] an... Und viele der (nicht vielen) rein erhaltenen Altstadtvierteln in Großstädten (Bremen Schnoor, Braunschweig St. Magni usw) muten kleinstädtischer an als prachtvolle Zentren sogenannter Kleinstädte. Abgesehen davon waren Rothenburg, Nördlingen und Dinkelsbühl im Mittelalter sicher keine Kleinstädte. So gesehen verstehe ich Johans Einwurf sehr wohl. Dazu kommt, dass es in (abgesehen von Italien und ev Flandern), was die Mittelalterliche Substanz anbelangt, kaum "Großstädtischeres" als Rothenburg geben dürfte.

    Zitat

    Das würde ja voraussetzen, dass Ausländer mehr die großstädtisch aussehenden Orte bevorzugen.

    Ist das etwa nicht der Fall? Schau dir bloß Minga oder Dresden an, wie die überrannt sind!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ursus and Niederlander hat es sehr gut aufgefasst. Danke! Ich konnte es nicht besser ausdrucken.

    Ja, ich meinte ja naturlich mitteralterlich Grosstadtisch - nicht grunderzeitlich. In Deutschland waren ja die meisten Stadten auch in Mittelalter auch keine Supermetropolen - Italien und Sudspanien/Maroko war da deutlich dicther besiedelt und Urbaner. Ein grosse Altstadt wie Fez oder Bologna gibt es in Nordeuropa selten. Viele heutige Mittel- und Nordeuropaische Grosstadten sind entweder extrem uberformt oder die mittelalterliche Altstadten sind nur kleine Teilbereiche. Ist die Altstadt von Rothenburg so viel kleiner als die Alstadt von Warschau und die Altstadt von Warschau waren ja junger. War Stuttgarts Altstadt wirklich soviel grossartiger als die Altstadte von Esslingen/Tubingen oder Ravensburg? Viele stagnierte deutsche Mittelalterliche Gossstadten sind ja heutige Kleinstadten - damals war es deutlich anders. Stadten wie Lubeck und Regensburg bietet ja da realistischer Blicken in damalige Dimensionen unsere Grosstadten.

    Rothenburg was bestimmt zu seiner Zeit nicht nur relativ gross sondern auch grossartig. Rothenburg bietet mit seine schone Dimensionen (Grosse Giebelhauser und enge Strassen) eine dichte und urbane Stadteraum.

    Einmal editiert, zuletzt von Johan (11. September 2015 um 21:48)

  • War Stuttgarts Altstadt wirklich soviel grossartiger als die Altstadt von Esslingen/Tubingen oder Ravensburg?

    War sie nicht. Die Altstädte in Tübingen und Esslingen wirken zumindest in einigen Gassen und Plätzen großstädtisch, da sie dort so dicht und stattlich bebaut sind, wie es in Fachwerkstädten überhaupt möglich war. Rothenburgs Bauten jedoch, finde ich, erreichen nicht wirklich großstädtisches Format. Der Abstand zu einer echten mittelalterlichen Großstadt wie Regensburg ist doch riesig:


    Haidplatz 7-7a Regensburg 1 [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], von Dr. Bernd Gross (Eigenes Werk), vom Wikimedia Commons


    Wahlenstraße 4-14 Regensburg [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], von Dr. Bernd Gross (Eigenes Werk), vom Wikimedia Commons

  • Braunschweig und vielleicht Erfurt waren Großstädte im Mittelalter. Auch Danzig und Breslau. Vor allem, aber, war Köln im Mittelalter die mit Abstand größte Stadt im deutschen Sprachraum, mit hunderttausend Einwohner. An zweite Stelle standen wohl Lübeck, Nürnberg und Danzig mit schätzungsweise je 25.000 Einwohner. In Nordeuropa konnten ja nur London, Paris und ein Paar flämische Großstädte mit Köln mithalten. (Im Jahr 1600 wohnten in London sogar 200.000). In Italien waren die Städte immer größer. Schönste Architektur hatte es allerdings auch in ziemlich kleine Städte gegeben. Wenn man Vorkriegsbücher über Deutschland durchblättert, merkt man schon wie viel von den besten bzw. bekanntesten Gebäude und Altstadtensembles in kleinere Städte zu finden waren. Glücklicherweise!

  • Ich weiss nicht wie korrekt diese Information ist (es ist ja Wikipedia) aber intressant ist es trotzdem

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…hen_St%C3%A4dte

    "Köln und Prag mit etwa 40.000 Einwohnern
    Augsburg, Lübeck, Magdeburg und Nürnberg mit etwa 20.000 bis 30.000 Einwohnern
    Aachen, Basel, Braunschweig, Bremen, Breslau, Erfurt, Genf, Hamburg, Lüneburg, Metz, Mühlhausen, München, Münster, Regensburg, Rostock, Schwaz, Soest, Stralsund, Straßburg, Trier, Ulm und Wien mit etwa 10.000 bis 20.000 Einwohnern"

    Falls die Liste stimmt gibt ja da ein paar uberraschungen wie Luneburg, Muhlhausen (Thüringen), Stralsund oder sogar Soest....wie viel hatte Frankfurt zu diese Zeit? Wie gross war Rothenburg?

  • Rothenburg, Nördlingen, Dinkelsbühl sind weder von der ma Größe u Einwohnerzahl, noch von der Bebauung her Kleinstädte.
    Historische Kleinstädte sind Kaliber wie Braunfels, Runkel, Retz, Teltsch, Neustadt/Mettau, Dürnstein, Rust, Büdingen, Stolpe, Greiffenberg und unzählige andere.
    Hingegen waren viele heutige Großstädte irgendwann einmal Kuhdörfer. Rothenburg ist somit etwa das Gegenteil von Bochum.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Rothenburg, Nördlingen, Dinkelsbühl sind weder von der ma Größe u Einwohnerzahl, noch von der Bebauung her Kleinstädte."

    Richtig, es sind typische Mittelstädte. Auch solche können in zentralen Bereichen sehr stattliche Wohnhäuser aufweisen und dort wie eine Großstadt aussehen.

    Hingegen waren viele heutige Großstädte irgendwann einmal Kuhdörfer.

    Ich wage zu behaupten, daß jede Großstadt einmal ein Kuhdorf war.

  • Wenn's die politische Lage und der damit in Zusammenhang stehende Bahnverkehr es zulässt, hätte ich für den November eine Rothenburg-Reise geplant.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Mein lieber Storch! :schockiert:

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    Ich habe noch dieses bemerkenswerte alte Bild gefunden:

    Ist der Verlauf der Häuserfronten bis heute erhalten geblieben?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Beim Rathausturm hoch herrscht immer mal Verstopfung oben raus. Ist aber ein besonderes Erlebnis. Die Ratstrinkstube gefällt mir so ganz in Weiß auch viel besser, toll.

  • Beim Rathausturm hoch herrscht immer mal Verstopfung oben raus.

    Es ist wirklich sehr eng da oben. Der Turm ist auch bemerkenswert, da er trotz seiner beachtlichen Höhe von ca. 60 Metern kein eigenes Fundament besitzt, sondern nur auf dem Giebel aufsitzt.

  • Die Begeisterung für das kalte Weiß der Ratstrinkstube kann ich vor dem Hintergrund der lokalen Tradition warmer Farbtöne überhaupt nicht nachvollziehen.
    Hätte man sich wenigstens für ein gebrochenes Weiß (Stichwort Kalkgrube) entschieden oder am besten den ursprünglich beigen Farbton belassen, wäre das im Sinne des Stadtbildes zuträglicher gewesen.

  • @Vulgow: Danke für das sw-Bild. Diese Dachlandschaft mit ihren herrlichen alten Ziegeln ist infolge auch in Rothenburg zum Großteil durch Industriebiber verloren gegangen.
    Die abgebildete Dachlandschaft dürfte in D heute kaum noch, wenn nicht sogar überhaupt nicht mehr zu finden sein. Wir kennen sie meist nur noch aus größeren und kleineren Städten der Schweiz.