Wie im Innenstadtfaden versprochen, mache ich mich mal daran, über diejenigen Viertel Hamburgs zu berichten, die auch heute noch von Vorkriegsbebauung geprägt sind.
Das Karolinenviertel - kurz Karoviertel - schließt sich nordwestlich an die Innenstadt an, und wird durch das Justizforum im Osten, das Heiligengeistfeld im Süden, die U3 bezw. den ehemaligen Hamburger Schlachthof im Westen und die Messehallen im Norden und Nordosten begrenzt. Der Anteil an Altbauten liegt geschätzt und gemittelt etwa bei 85% - das heißt, dass es entweder gar keine, oder nur minimale Schäden im 2. Weltkrieg gegeben haben kann. Die modernen Ergänzungen treten gehäuft an der Südflanke entlang der Feldstraße auf, in der Mitte gibt es kaum welche, und im Norden des Quartiers praktisch gar keine.
Das Karoviertel ist ein „links-alternatives Szeneviertel". Es handelt sich um ein kompaktes Areal von nur ca. 0,5 km2, und damit um das kleinste Szeneviertel der Stadt. Gentrifizierung ist nur in Ansätzen zu beobachten. Es gibt viele Grafittis, Läden mit Indien-Klimbim für die verbliebenen Hippies, ein paar etwas angemüllte Ecken. Insgesamt ist die Aufenhaltsqualität aber sehr hoch. Es gibt kaum fahrenden Autoverkehr, dafür viele ruhige Hinterhöfe mit viel Grün und Kinderspielplätzen. Im Quartier bekommt man das (- meiner Ansicht nach) beste Brot Hamburgs, und eines der besten Cafes mit täglich frisch vor Ort gebackenem, leckeren Kuchen befindet sich ebenfalls hier.
Das Quartier ist eine typische Aufsiedlung der Gründerzeit. Entlang der Außenseiten und der mittigen Hauptachse, der Marktsstraße, reihen sich oft prachtvolle Fassaden. Rückseitig und in de Seitenstraßen geht es deutlich schlichter bis völlig schmucklos zu. Typisch für Hamburg ist die innere Erschließung der Blöcke durch sogenannte "Passagen" mit traufseitiger Randbebauung, die sich quer durch die kompletten Blöcke ziehen. Hamburg bildet damit einen Kontrast zu Berlin mit seinen hintereinander gestaffelten Hinterhöfen. Im Karovierteil gibt es nur eine einzige gestaffelte Hinterhofabfolge nach Berliner Muster, bei allen anderen handelt es sich um "Hamburger Passagen" oder inselartige Hinterhöfe.
Anbei ein paar Impressionen. Ausdrücklich nicht mehr - ein vollständige Dokumentation des Quartiers würden einen dicken Bildband füllen. Die Aufnahmen habe ich an 3 verschiedenen Tagen in der letzten Woche mit jeweils sehr unterschiedlichem Wetter gemacht - bitte daran nicht stören.
Beispiel für die Randbebauung des Quartiers, Ostflanke, nähe U-Bahn Messehallen.
Ostflanke, der Eingang ins Viertel über die Marktstraße:
Ostflanke, ehemalige Israelitische Töchterschule:
Ostflanke - Einblicke in diverse Hinterhöfe - hier in Passagenform:
Und hier die Ausnahme mit gestaffelter "Berliner Hofabfolge mit 2 Hinterhöfen hintereinander:
Karoviertel Teil 2 folgt hoffnungsweise Morgen!