Architekturreise durch den Westen der USA
Inspiration für Deutschland? Vielfalt und Regionalität im Fokus
Hallo zusammen!
Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, auf einem Roadtrip durch den Westen der USA (Kalifornien, Oregon, Idaho, Montana, Wyoming, Utah, Colorado, Nevada und Arizona) die Architektur einiger moderner Wohnhäuser genauer zu betrachten. Dabei ist mir aufgefallen, wie kreativ und regional angepasst viele dieser Neubauten gestaltet sind. Die Amerikaner bauen tatsächlich viele schöne, manchmal relativ einfach wirkende Häuser, die dennoch mit viel Liebe zum Detail und zur Umgebung harmonieren. Diese schönen "Neubau-Viertel" und deren Häuser mit regionalem Bezug habe ich nicht nur im Westen der USA, sondern auch in einigen Vororten von Städten in Florida wie Naples, Orlando oder St. Augustine beobachten können.
Es ist faszinierend zu sehen, wie in den USA eine starke Verbindung zur Landschaft und zu regionalen Stilen in die Gestaltung integriert wird. Auch bei Neubauten in den Vororten und ländlichen Gebieten merkt man, dass oft versucht wird, mit Holz, Natursteinen und regional typischen Details eine ansprechende, einladende Atmosphäre zu schaffen. Manche Bauweisen erinnern an moderne „Ranch-Häuser“ oder an die traditionellere Architektur (Viktorianisch), angepasst an moderne Anforderungen und Materialstandards. Gleiches gilt für die Einkaufsstraßen, auch wenn es selten wirkliche Fußgängerzonen gibt.
Mir scheint, dass in den USA oft mehr Wert auf die optische Einbettung in die Umgebung gelegt wird als bei uns, während in Deutschland viele Neubauten – leider oft in reiner Weiß-Farbgebung und Flachdach-Designs – recht unpassend wirken und das Stadtbild eher trist gestalten. Die Architektur in den USA zeigt, dass es durchaus möglich ist, kreativ zu bauen und gleichzeitig Bezug zur Region zu wahren. Von dieser Herangehensweise könnten wir uns in Deutschland meiner Meinung nach einiges abschauen!
1. Verwendung von Materialien, die zur Umgebung passen
In Städten wie Bend und Boise fällt auf, dass viele Neubauten Materialien wie Holz und Naturstein nutzen, die optisch sehr gut zur umgebenden Landschaft passen. Auch wenn ich nicht sicher weiß, ob diese Materialien tatsächlich aus der unmittelbaren Region stammen, verleihen sie den Häusern eine warme, natürliche Anmutung, die sich harmonisch in das Gesamtbild der Stadt einfügt.
2. Harmonische Gestaltung der gesamten Viertel
Nicht nur die Häuser selbst, sondern auch die gesamte Umgebung ist in Städten wie Bend und Boise sehr ansprechend gestaltet. Die Straßen sind oft gesäumt von Baumreihen und gepflegten Rasenflächen, und es gibt viele Spielplätze und Gemeinschaftsflächen, die eine einladende Atmosphäre schaffen. Ein weiterer Pluspunkt: In vielen Vierteln finden sich meist 5–6 unterschiedliche Haustypen, die sich in regelmäßigen Abständen wiederholen, jedoch nicht monoton aneinandergereiht sind. So entsteht eine harmonische Einheit mit natürlicher Abwechslung – alles wirkt wie aus einem Guss und dennoch lebendig und vielfältig.
3. Moderne Designs mit traditionellen Elementen
Manche der Neubauten in diesen Städten kombinieren moderne, klare Linien mit traditionellen Elementen wie Veranden, Holzelementen, großen Fensterflächen, Erkern oder Satteldächern. Diese Mischung macht die Häuser gleichzeitig zeitgemäß und wohnlich, ohne die historischen Baustile komplett auszublenden.
4. Durchdachte Gestaltung und Identität - ein klarer Unterschied zu deutschen Neubauten
In Städten wie Bend (Oregon), San Diego (Kalifornien) oder Boise (Idaho) fällt auf, wie individuell und durchdacht die Häuser gestaltet sind. Obwohl es meist wiederkehrende Haustypen gibt, wirken die Häuser lebendig und haben Charakter – jedes scheint eine eigene Identität zu besitzen. Das Gegenteil sehe ich oft in deutschen Neubaugebieten: Hier dominiert die Standardbauweise mit endlosen Flachdach-Würfeln und weißen Fassaden, die kaum Bezug zur Umgebung haben. Ganze Viertel sehen oft identisch aus und wirken wenig einladend, fast wie eine industrielle Anlage statt wie ein Ort zum Leben. Dieser „Einheitslook“ in deutschen Neubaugebieten nimmt den Vierteln oft ihre Wohnlichkeit. Hier könnten wir von den Amerikanern lernen: mehr Vielfalt, angepasste Materialien und etwas mehr Mut zur Individualität würden vielen deutschen Neubaugebieten guttun und das Stadtbild abwechslungsreicher machen.
Kritik an der Ästhetik – Ein Versuch in die richtige Richtung
Es lässt sich nicht leugnen, dass viele dieser neuen Wohnprojekte manchmal etwas „fake“ oder nach einer gekünstelten Kulisse wirken. Oft werden traditionelle Designelemente und Materialien so kombiniert, dass sie ein gewisses nostalgisches Flair erzeugen, das nicht immer authentisch erscheint. Dennoch ist es wichtig, diesen Ansatz zu würdigen. Diese Architekten und Entwickler versuchen, ein ansprechendes Wohnumfeld zu schaffen, das nicht nur die Ästhetik, sondern auch die Gemeinschaft fördert.
Im Vergleich zu vielen deutschen Neubaugebieten, in denen häufig einheitliche und wenig inspirierende Designs vorherrschen, wirken die amerikanischen Projekte oft einladender und durchdachter. Der Versuch, traditionellere Elemente zu integrieren, mag nicht immer perfekt gelingen, doch die Resultate sind in vielen Fällen visuell ansprechender und abwechslungsreicher. Das zeigt, dass es durchaus einen Weg gibt, der über das Standardisierte hinausgeht und mehr Persönlichkeit und Charme in die Wohnarchitektur bringt.
Webseiten
Wer sich für solche Wohnarchitektur interessiert, kann sich auch auf den Webseiten und in den Portfolios amerikanischer Architekturbüros umsehen – viele stellen dort inspirierende Projekte vor, die regionale Materialien und kreative Details in den Vordergrund rücken.
Schafer Buccellato Architects
Peter Pennoyer Architects
Allan Greenberg Architect
Jeffrey Dungan Jeffrey Dungan Architects
Curtis & Windham: Architectural Design
Weitere:
Michael G. Imber Architects
Mit Standorten in San Antonio und Santa Barbara ist diese Firma bekannt für ihren modernen klassischen Stil. Sie haben ein Portfolio, das verschiedene Wohnprojekte umfasst, die sich harmonisch in ihre Umgebung einfügen.
Projects – Michael G. Imber Architects
KTGY
KTGY ist bekannt für die Gestaltung von modernen Wohnkomplexen und gesamten Gemeinden. Sie setzen häufig auf nachhaltige Materialien und betonen eine ansprechende, funktionale Architektur.
Dwell Design Studio
Dieses Architekturbüro bietet kreative Lösungen für Wohnprojekte und hat einen klaren Fokus auf nachhaltiges Bauen und die Integration von Wohnräumen in die Umgebung.
https://www.dwelldesignstudio.com/projects
Robert A.M. Stern Architects, LLP
Dieses renommierte Büro ist bekannt für seine klassischen und traditionellen Designs, die oft an die regionalen Bauweisen angepasst sind. Sie arbeiten an verschiedenen Projekten, darunter auch städtische Wohngebiete und Einfamilienhäuser.
Anbei ein paar Bilder, die ich während meines Roadtrips aufgenommen habe und die die besondere Gestaltung und Atmosphäre dieser Viertel einfangen.