• Ich hab s aber umgeändert, und zwar in # 17. Kannst die auch nicht sehen?

    Vielleicht ist was anderes dran schuld: ich hatte die Bilder ursprünglich irrtümlich in einem Magdeburgstrang hochgeladen und dann einfach hierher kopiert. Wahrscheinlich muss ich sie noch einmal hochladen. Es geht nur um die vier von # 12, oder?

    Komisch ist nur, dass ich sie sehen kann und zwar sowohl mit -jpg als auch mit .jpg-Endung.

  • Danke für die Bilder.

    Vor ein paar Jahren war ich einmal beruflich in Györ (Raab), allerdings war das ein Kurzaufenthalt und darüber hinaus nur in einem Industriegebiet. Das nächste mal werde ich mir Zeit nehmen und die Innenstadt besichtigen.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Györ ist eine Stadt mit viel geistlicher Geschichte und vielen entsprechenden Denkmälern, wie wir schon im Dom gesehen haben. Am vielleicht berühmtesten ist das Bundesladendenkmal auf dem Gutenberg-Platz. Anders als zunächst zu erwarten hat es nichts mit der jüdischen Geschichte Györs zu tun. Im Jahr 1729 flüchtete ein der Bigamie, der Benutzung eines falschen Namens und der Flucht verdächtigter Soldat in das damalige Jesuitenkloster. Der Bischof versuchte den Flüchtigen in die Bischofsburg zu retten. Der zur Prozession am Tag des Herrn als Ministrant verkleidete Soldat wurde von seinen Kameraden erkannt, und die Armee stürmte die Prozession. Im Gemenge fiel dem Priester die Monstranz aus der Hand und zerbrach. Das Denkmal ließ 1731 König Karl III. zur Versöhnung für den Schaden, der dem Altarheiligtum zuteil wurde, errichten. Es wurde von Joseph Emanuel Fischer von Erlach entworfen und von dem Bildhauer Antonio Corradini III. ausgeführt. Die Skulptur gilt als eines der wertvollsten Barockkunstwerke in Győr. Das auf dem Buch mit sieben Siegeln sitzende Lamm auf der das Alte Testament symbolisierenden Bundeslade versinnbildlicht Jesus.

    Blick vom Dom (Ostfasssade) zum Gutenbergplatz:

    Barocke Altstadt in Györ

    Györ: die barocke Überraschung - Reiseblog von Christian Öser (coeser.de)

    Diese drei hübschen Erker wollen wir uns näher ansehen:

    Hier ein hübsches Winterbild, das auch die erwähnten drei Erker zeigt:

    K2.2.1/062 Győr 2 frigyláda

    SACRAVELO - Bundeslade-Skulptur

    Detailansichten:

    K2/062 Győr 2 frigyláda
    K2/062 Győr 2 frigyláda

    SACRAVELO - Bundeslade-Skulptur

    Hier mein Bild:

    Der Platz wird von sehr sehenswerten Häusern gesäumt, besonders malerisch das Kreszta-Haus:

  • "Der Bischof versuchte den Flüchtigen in die Bischofsburg zu retten. Der zur Prozession am Tag des Herrn als Ministrant verkleidete Soldat wurde von seinen Kameraden erkannt, und die Armee stürmte die Prozession."

    Ist das alles historisch verbürgt? Wäre imponierend, wie ein Bischof hier gehandelt hat - erinnert etwas ans "Kirchenasyl". Weiß man, was aus dem falschen Ministranten geworden ist?

  • Um das moralisch beurteilen zu können, müsste man mehr über die Hintergründe bzw das Wissen des Bischofs wissen. Bigamie und Betrug sind keine christlich zu fördernden Tugenden. Und nach Kirchenasyl schaut das Ganze auch nicht aus. Ich persönlich weiß von keinen näheren Umständen.

    Sieht man jetzt die Bilder von #12?


  • Hier der Blick auf dieses schöne Haus mit zwei Erkern aus einer Nebengasse:


    Und noch einmal das Kreszta haz

    man beachte die Brücke in der linken Gasse. Mehr darüber im Folgenden.

  • Sieht man jetzt die Bilder von #12?

    Ja. Ich kann das auch bestätigen. Ebenso in einem späteren Beitrag, wo sie anfangs fehlten. Vielen Dank, dass du das korrigiert hast, denn deine Fotos lohnen sich!

    Győr ist ja wirklich sehenswert. Ungarn ist überhaupt ein sympathisches Land. Seine Altstädte haben so etwas Liebenswürdiges und Freundliches.

    Irgendwer Prominenter im Forum hat unlängst gsagt, der einzig wahre Architekturstil ist der Barock.

    Diese Einschätzung ist nur allzu verständlich. Der Barock hat wahre Wunder in der europäischen Kunst hervorgebracht.

  • Aus irgendwo ein Grund haben wir eine Ganze Ungarn-rundtour gemacht - von Eger bis Sopron. Ich fand irgendwie Ungarn sehr merkwurdig - die Altstädte hat mich nicht umhauen - Sopron fand ich irgendwie in sein Gesamtheit intakter als Györ. Um Györs Altstadt wird es ganz Sowjetisch - die Service lag immer auf die Niveau von Rostock 1987. Viele die wir getroffen haben wollte nach Österreich auswandern - die meiste Taxifahrer wollte Transylvanien zuruck. Das Essen war aber sehr gut. Die Altstädte waren oft relativ Klein, hatte nette Strassenzugen aber in Errinerung blieb wenig. Sogar die Altstadt von Buda kam mich weniger Spektakulär als Pirna oder Meissen. Dafur hatten wir einige Pustalandschaft. Vielleicht wir einfach nicht reif Genug fur Ungarn.

  • Ich finde eigentlich auch mit Rastrelli, dass Ungarn Städte ein ganz eigenes Flair haben, das die meist mangelnde wirklich alte Substanz mehr als aufwiegt. Auch Städte, die nicht einmal mit nennenswerter Barockarchitektur aufwarten können wie Szegedin oder Kecskemet sind sehenswert. Natürlich gibt es nicht so etwas wie ein Meißen in Ungarn. Bulgarien ist da noch drastischer - noch spätere Stadtbilder, aber gleichwohl recht charmant. Györ wirkt im Ganzen tatsächlich sehr kommunistisch, aus den kommenden Bildern vielleicht sogar ein kleinwenig hervorgehen wird. Trotzdem ist es eine sehr bedeutende Stadt, ganz sicher nicht Ungarns Schönste, aber vielleicht die Substanzvollste.

  • Die Königstraße zählt zu jenen drei Straßen, die die zwei gezeigten Stadtplätze (Becsi Kapu und Szechenyi) miteinander verbinden und somit den eigentlichen Kernbereich der Altstadt ausmachen. Alle drei weisen überwiegend Althausbestand auf, aber nur die Kiraly ist ziemlich perfekt geschlossen.

    rechts eines der schönsten Palais der Stadt:

    In dieser Verbindungsgasse zum Gutenbergplatz waren wir schon, jetzt der Blick von weiter hinten:

    Überall schöne Erker als Art Markenzeichen einer ungarischen Altstadt (Belvaros):

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    Készítette: Original uploader was Balint86 at hu.wikipedia - Transferred from hu.wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5930744

  • Die zweite äußere, wichtige Straße dieses Gevierts heißt, warum auch immer, Kazinczy utca. Sie ist insofern malerischer, als in ihren beiden Fluchtpunkten die Türme der Pfarrkirchen positioniert sind. Hier der Blick zur Kapuziner Kirche:

    Hier findet sich das vielleicht schönste Haus der Stadt, das Rosalienhaus:

    Hier der Einmündungsbereich am Wienertorplatz:

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    Készítette: Balint86, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50219003

    Aus gegebenem Anlass noch ein Blick in die Karmeliterkirche:


    Gy%C3%B6r_Karmeliterkirche_Innen_Hochaltar_1.JPG

    Györ_Karmeliterkirche_Innen_Hochaltar_1.JPG (2586×3440)

  • Ein paar Sacherln fehln noch:

    Palais Zichy in der Liszt-Straße:

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    Készítette: Balint86 - Originally from hu.wikipedia, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4028378

    Die Ungarische Hospitalkirche in der Rakoczi-Straße:

    Und jetzt noch zur größten Bausünde der Stadt, die natürlich aus dem realen Sozialismus stammt:

    Sie steht zum Glück außerhalb der Altstadt, wird aber etlichen von euch die Freude über diese schöne Stadt verderben, da sie neben dem unzweifelhaften Lieblingsobjekt einer bestimmten Spezies von Architekturfreunden (nein, das ist nicht die Franka-Ursus-Barock-Fraktion, ganz und gar nicht) steht. Davon noch später.

  • Hoffentlich trübt dieser Misston nicht eure Meinung über diese schöne, vielfältig unterschätzte Stadt allzu sehr.

    Leider hatte ja Zeno recht, als er schrieb, dass man an dieser Stadt üblicherweise vorbeifährt.

    Vor allem die Österreicher tun das. Wer einkaufen will, fährt nach Mosonmagyarovar. Wer Kultur besichtigen will, fährt nach Sopron. Und wer in Ungarn urlauben will, fährt an den Balaton oder nach Budapest. Für Györ ist da kaum Interesse.

    Mein Eindruck war trotzdem nicht übertrieben positiv. Ich kannte die Stadt noch aus dem Kommunismus. Seitdem hat sie an Attraktivität in summa eingebüßt. Geschäfte: viel Ramsch, nichts Originelles. Im Kommunismus war Ungarn ungleich bedeutungsvoller, nicht nur für blöde und gierige österreichische Touristen, sondern auch für die Bruderstaaten, die zB häufig ihre Autobusse aus Ungarn bezogen. Man hat einfach alles drüben gekriegt (zugegeben zu einer Zeit, als es bei uns in den Städten selbst, dh nicht in den Supermärkten an ihrer Peripherie, noch Sachen zu kaufen gab). Mich hatte natürlich das kulturelle Angebot mehr als die Dinge des täglichen Lebens interessiert, Bücher, Partituren, Schallplatten, und ich bin da nie zu kurz gekommen. Essen: wenig Auswahl, und im gehobenen Niveau sauteuer. Angebot und Qualität haben drastisch abgenommen. Gegrillte Gänseleber etwa kriegt man bei uns um ein Drittel bis eine Hälfte billiger, und das überhaupt nur in wenigen Restaurants (selbstverständlich ausschließlich für Touristen). Die Leute wirken ärmlicher als zB in der Tschechei, wo es zB das Phänomen der Wirtshäuser mit nur genau einem Speisenangebot jedenfalls im urbanen Bereich überhaupt nicht gibt. Das ist jetzt nicht das Schlimmste, eigentlich ist das kein unsympathisches Phänomen, das Essen war ja in Ordnung. Wahrscheinlich wäre der Wirtshausbetrieb ansonsten für die Einheimischen kaum leistbar. In Tschechien hingegen werden auch die besseren Restaurants durchaus von Einheimischen frequentiert. Dafür findet man dort kaum so Phänomene wie Tattoo- und Piercing-Studios, dazu auch weniger Alkoholläden. All dies scheint in Györ zu florieren. Ich muss sagen, dass ich, der dem heutigen Ungarn wie etliche Österreicher Sympathie bis Hoffnung entgegenbringe, vom kulturellen Ambiente im Ganzen ziemlich enttäuscht war.

    Nun - das ist nicht unser Gegenstand. Was für uns zählt: Die Stadt haben sie schön hergerichtet, und man sollte daran nicht immer bloß vorbeifahren.