Hamburg - Stadtreparatur, Wiederherstellungen und Renovierungen in der Innenstadt

  • Im Folgenden möchte ich ein paar der aus meiner Sicht sehr positiven Beispiele für Stadtreparatur in der (vielleicht auch etwas erweitert) gefassten Hamburger Innenstadt zusammenfassen. Vorbilder, wenn nicht anders erwähnt, sind Straßenfotos von AppleMaps.

    In der Mönckebergstraße wird nun nach vielen Jahren des Schwebezustandes das Neue Klöpperhaus saniert und die nach dem Krieg vereinfachte Dachlandschaft wiederhergestellt/neu aufgebaut:

    Klöpperhaus, Hamburg
    Klöpperhaus, Hamburg Das Immobilienunternehmen Tishman Speyer plant die Revitalisierung und den Umbau des 110 Jahre alten und denkmalgeschützten…
    www.lupp.de

    Nur wenig weiter wurde wie bereits vielfach berichtet das Mitte der 1960er gebaute C&A-Gebäude abgerissen:

    Das Gebäude ist mittlerweile abgerissen

    Das Elisen Palais an der Mönckebergstraße in Hamburg

    Auch schon gezeigt wurden das Tichelhaus im Fleetviertel, welches gerade schon in der Verklinkerung ist, abgerissen wurde dafür diese Kiste:

    Umfeld hier natürlich insgesamt deutlich weniger attraktiv. Gebaut wird das hier:

    Das Tichelhaus - Tichelhaus

    Auch schon einmal Thema war die Revitalisierung eines ziemlich zerschundenen Geschäftshauses an der Ecke Spitalerstraße/Steintorwall:

    Das Projekt ist auch bereits fortgeschritten in der Umsetzung und soll so werden:

    BiwerMau // N°1911 // Spitalerstrasse 1

    Hier soll jeder gerne noch Projekte vorstellen können, ich habe auch noch ein paar....

  • Das Elisenpalais ist architektonisch keine Perle,aber immerhin besser als das alte C&A.

    Der Ersatzbau für das Tichelhaus ist dem aktuellen Zeitgeist entsprechend ein architektonisch banaler Allerweltsneubau, mehr nicht.:sad:

  • Das Elisenpalais ist architektonisch keine Perle,aber immerhin besser als das alte C&A.

    Der Ersatzbau für das Tichelhaus ist dem aktuellen Zeitgeist entsprechend ein architektonisch banaler Allerweltsneubau, mehr nicht.:sad:

    In der Tat, beim Tichelhaus stimmen die Proportionen nicht so ganz. Aber immerhin besser wie vorher: https://www.mopo.de/hamburg/neubau…von-st-nikolai/

    Sehr wichtig wäre allerdings den Klotz der Deutschen Bundesbank in der historischen Deichstraße abzureißen. Zu dieser Bausünde hat man sich noch 1981 hinreißen alles. Doch hier wird sich nichts tun - der Betonklotz steht unter Denkmalschutz... https://commons.wikimedia.org/wiki/Deichstra…_in_Hamburg.jpg

  • Nicht schlecht, der Elisen-Palais. Das Backsteinmauerwerk ist durch Lisenen und Gebäudeversprünge gegliedert, dadurch wird die Fassade nicht langweilig. Lassen wir uns überraschen, wie das Ganze in der Realität aussehen wird. Vielleicht schöner als auf den Enrwürfen dargestellt.

  • In den Colonnaden wird folgender Klotz:

    ersetzt durch einen angepassten Neubau:

    Colonnaden, Hamburg - Riemann Architekten
    Riemann Architekten Projekt: Colonnaden, Hamburg
    www.riemann-luebeck.de

    Am Alten Wall befindet sich ein aus mehreren Gebäuden der 80er und 90er Jahre bestehender Komplex in einer kompletten Neugestaltung:

    https://www.art-invest.de/en/projekt/alter-wall-3840/

    Das Projekt ist sicherlich nicht völlig ohne Kritik zu sehen, v.a. am Südende an der Straße Alter Wall:

    Aber der Blockrand wird geschlossen und eine typisch unbefriedigende 90er Situation beendet:

    Dabei wird ein Großteil der Substanz erhalten. Einer der unbestreitbaren Vorteile der Stahlbetonskelettbauweise ist die Tatsache, dass man die Gebäude trotz vollkommener Neugestaltung der Fassade im Kern erhalten kann.

    Am Nikolaifleet wird das letzte freie Grundstück neben dem Globushof neubebaut:

    Erweiterung des Globushof - Riemann Architekten
    Riemann Architekten Projekt: Erweiterung des Globushof
    www.riemann-luebeck.de

    Praktisch alle bis alle dieser Projekte sind hier auch schon vorgestellt worden, aber ich wollte das mal konzentriert an einem Fleck machen, um zu zeigen, wie verbreitet diese Maßnahmen sind. Es geht noch weiter....

  • Auch das alte Klöpperhaus ist in den 2010er Jahren umfangreich saniert worden unter Wiederherstellung einiger verlorengegangener Merkmale:

    https://www.baunetz-architekten.de/caspar/6494230/projekt/7689626

    https://www.art-invest.de/projekt/altes-kloepperhaus/

    Nicht unumstritten ist die Neugestaltung des ehemaligen Commerzbankareals am Nikolaifleet:

    Nachdem die Investoren lange zumindest offengelassen/angedeutet hatten, das alte Commerzbankgebäude mittig im Bild zu erhalten/renovieren, ist dies bereits abgerissen worden und soll einem dem alten Geböude nachempfundenen Neubau Platz machen:

    Nikolai Hamburg - Ensemble für Wohnen und Arbeiten im Herzen der Stadt
    Wo die traditionsreiche Commerzbank Hamburg 1870 gegründet wurde und historisch die Geburtsstätte der Kaufmannsstadt Hamburg liegt, entsteht jetzt durch die…
    nikolai-hamburg.de

    Vor allem wegen des Katz-und Mausspiels und der wie gesagt anscheinend bewusst offen gelassenen Abrissfrage hat diese Maßnahme für relativ viel Unmut gesorgt und passt somit nicht unbedingt in diesen positiv ausgerichteten Thread. Ich habe das Projekt aber trotzdem aufgenommen, weil ich den Neubau für das interessanterweise und im Gegensatz zum zentralen Altbau sogar unter Denkmalschutz stehenden Hochhauses aus den 1960ern sehr gelungen finde.

    Es folgen noch zwei zur Zeit wegen der Benko-Pleite stillstehende Projekte am Gänsemarkt und am Rödingsmarkt und mir fallen sicherlich noch einige weitere ein.

  • Vielen Dank Heinzer!

    Insgesamt sehe ich die bauliche Entwicklung von Hamburg auch positiv. Es ist ja - trotz aller Verluste - auch jetzt schon eine überwiegend schöne Stadt. Nicht alle Menschen lieben die historische Architektur so, wie wir hier im Forum. Deshalb ist manche Stadtreparatur durch ein architektonisch modernes Gebäude begrüßenswert. Vieles, was da gerade in Hamburg neu entsteht ist doch hochwertiger und gefälliger, als das, was vorher da war. Und so dürfte Hamburg auch in Zukunft immer attraktiver werden.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Wooow..... Ich bin total begeistert. Das sind ja richtig schicke Neubau-Projekte, die die Hamburger Innenstadt an den betr. Stellen stark aufwerten. Herzlichen Glückwunsch von der Elbe an die Elbe! (davon könnte man sich hier in DD ein gutes Stückchen abschneiden).

  • Schließe mich dem Resi an. Wirklich großartig, was in Hamburg passiert. Das wird ja noch eine richtig schöne Stadt! Die hier durchschimmernde Kritik an den Neubauten vermag ich nicht zu teilen.

  • Neuschhaffung der Commerzbank Fassade finde ich bestimmt keine Aufwertung: wirkt klotzig und nicht filigran. Das neue Dach ist sogar noch weniger attraktiv. Es fehlt hier an sensibilität.

  • Wooow..... Ich bin total begeistert. Das sind ja richtig schicke Neubau-Projekte, die die Hamburger Innenstadt an den betr. Stellen stark aufwerten. Herzlichen Glückwunsch von der Elbe an die Elbe! (davon könnte man sich hier in DD ein gutes Stückchen abschneiden).

    Kann ich mich vollständig anschließen!

    Ebenfalls Glückwunsch von Elbe zu Elbe - nur eben aus Magdeburg ;)

  • Die Wasserseite der Globushof-Erweiterung sieht echt akzeptabel aus. Würde man auf den Mittelteil des Gebäudes einen Dreiecksgiebel aufsetzen, wäre der Entwurf perfekt und passend zum Altbau.

  • Erstens kommt Resi nicht von Rosi oder Rosemarie etc, sondern wennschon von Theresia. Zweitens muss eine nettgemeinte Abkürzung auf -i enden, -u kommt (nicht nur im Französischen) der Verdacht der Unschicklichkeit oder Verunglimpfung zu, und das will überhaupt im Zusammenhang mit dem Auferstandenen wirklich niemand. Aber gut, ich werd mir was anderes einfallen lassen.

    Dem Robbie (das wird man sagen dürfen, auch wenn bisland nur "Rob" geläufig scheint) ist zuzuerkennen, dass die neue Commerzbank keine städtebauliche Verbesserung darstellt. Allerdings nicht, was das Dach bzw die aufgesetzten Obergeschoße betrifft, die waren vorher schlechter. Aber wie auch immer - die positiven Eindrücke überwiegen drastisch.

  • Heinzer - vielen Dank für die schöne Zusammenfassung!

    Eine kleine Anmerkung/Korrektur: Bei dem C&A Gebäude in der Mönckebergstraße handelte es sich um Vorkriegsbestand (- ich meine aus den 1920ern), der in den 1960ern derart komplett überarbeitet wurde, dass er gemeinhin für einen 1960er-Jahre Bau gehalten wurde - selbst vom derzeitigen Eigentümer auf seiner Homepage.

    Zum Tichelhaus: Um die finale Wirkung zu beurteilen it es IMHO noch zu früh. Ein "banaler Allerweltsbau" wird das aber nicht. Die aus dunkelroten Elbklinkern gemauerten, runden "Halbsäulen" / Lisenen aus denen die Fassade erstellt wird, sind ein Alleinstellungsmerkmal. Über die Herstellung der Ziegel in einem kleinen Traditionsbetrieb im Land Kehdingen hat der NDR eine eigene Doku angefertigt.

  • Bei aller Euphorie darf man nicht vergessen, dass auf der anderen Seite immer noch Abrisse und städtebauliche Fehler in Hamburg begannen werden. So wurde 2021 an prominenter Stelle in nähe den Landungsbrücken der Altbau Johannisbollwerk 10 entmietet und völlig unnötig abgerissen. Bis heute klafft dort eine unbebaute Baulücke - die großen Investorenpläne sind wohl verflogen... https://www.zeit.de/hamburg/2021-0…komplettansicht

  • Heinzer - vielen Dank für die schöne Zusammenfassung!

    Eine kleine Anmerkung/Korrektur: Bei dem C&A Gebäude in der Mönckebergstraße handelte es sich um Vorkriegsbestand (- ich meine aus den 1920ern), der in den 1960ern derart komplett überarbeitet wurde, dass er gemeinhin für einen 1960er-Jahre Bau gehalten wurde - selbst vom derzeitigen Eigentümer auf seiner Homepage.

    Zum Tichelhaus: Um die finale Wirkung zu beurteilen it es IMHO noch zu früh. Ein "banaler Allerweltsbau" wird das aber nicht. Die aus dunkelroten Elbklinkern gemauerten, runden "Halbsäulen" / Lisenen aus denen die Fassade erstellt wird, sind ein Alleinstellungsmerkmal. Über die Herstellung der Ziegel in einem kleinen Traditionsbetrieb im Land Kehdingen hat der NDR eine eigene Doku angefertigt.

    Das Gerücht bzgl. des C&A-Baus als ledigliche "Umgestaltung" kenne ich, bin mir aber ziemlich sicher, das irgendwo glaubwürdig widerlegt gelesen zu haben. Sonst Zustimmung.

  • Nicht so erfreulich ist die Situation beim sogenannten "Flüggerhaus", das das Flaggschiff der Flüggerhöfe werden sollte, die Reaktivierung eines seit Jahren unternutzten und tlw. leerstehenden Kontorhauskomplexes am Rödingsmarkt:

    Das Flüggerhaus (im Vordergrund) enthält möglicherweise den ältesten funktionsfähigen Paternoster der Welt, seit der Benkopleite sind die Sanierungsarbeiten aber in einem absolut kritischen Stadium zum Erliegen gekommen und nicht einmal eine notdürftige Dachsicherung ist noch erfolgt.

    Die Folge ist, dass es reinregnet und das bereits mit erheblichem Aufwand teilsanierte Gebäude zur Zeit zu verfallen droht. Ein erschütternder Filmbericht:

    NDR Info: Hamburg: Signa-Pleite gefährdet ältesten Paternoster der Welt - hier anschauen
    Der historische Aufzug befindet sich im Flüggerhaus. Das Kontorhaus in der Altstadt soll saniert werden - eigentlich.
    www.ardmediathek.de

    Zusammen mit dem Neubau am Gänsemarkt, bei dem nach Abriss des wirklich hässlichen Baus aus den späten 70ern (?) bereits erfolgt ist:

    Hier sollte eine neue Passage entstehen, über die bereits in diesem Strang RE: Hamburg - nördliche Innenstadt, Gänsemarkt ausführlich diskutiert wurde:

    Daniel Sumesgutner, Architekturfotograf Hamburg | Daniel Sumesgutner

    Das wäre ein ebenfalls beeindruckendes Stück Stadtreparatur gewesen, es gab auch tolle Innenansichten aus der Passage.... auch dieses Projekt ist aktuell eingefroren. Für beide Projekte gibt es aber zumindest Hoffnung, die Flüggerhöfe seien von einem Hamburger Investor übernommen worden:

    Signa-Projekt Flüggerhöfe geht an Hamburger Investor
    Ein Großprojekt des insolventen Konzerns Signa in der Hamburger Innenstadt findet einen lokalen Investor. Die Flüggerhöfe am Rödlingsmarkt in Hamburg...
    fashionunited.de

    Auch für das Projekt am Gänsemarkt gibt es Hoffnung, dass ein lokaler Investor es mehr oder minder zu Ende führt:

    Wüste im Herzen der City: Neue Hoffnung für die Brachfläche (M+)
    Eine öde Sandfläche, umgeben von schäbig aussehenden Gebäuderückseiten: Wer das Foto oben betrachtet, der denkt wahrscheinlich an vernachlässigte Viertel
    www.mopo.de

    Nun heißt es, Daumen drücken.

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen! Ich bin wirklich der Meinung, dass Hamburg im Moment diejenige deutsche Großstadt ist, die am Ehesten halbwegs konzertiert Stadtreparatur im Innenstadtbereich betreibt. Wir sehen zwar überall immer mal ganz gelungene moderne Entwürfe gewinnen, aber so systematisch geschieht dies praktisch nur in Hamburg (und witzigerweise auch in Köln).

    Dass zum Beispiel eine Stadt wie Dresden den Postplatz so bebaut hat, wie er bebaut wurde, ist bei aller großen Freude über die Wiederauferstehung der Altstadt wirklich enttäuschend. Ich bin auch bei (den wenigen mir bekannt werdenden) Neubauprojekten in München oder Frankfurt oft alles andere als beeindruckt. Einen solchen metropolitanen, klassischen Stil mit Regionalbezug haben diese Städte einfach noch nicht gefunden. In Berlin existiert dieser zwar auch, beschränkt sich aber großenteils auf Wohngebäude im klassischen Berliner Blockrand (bei so etwas wiederum gehört Berlin ganz nach vorne in Deutschland). Diese gemischten, eher innerstädtischen Geschäftshäuser bekommt Berlin als Neubauten etwa am Kurfürstendamm oder anderen "Prachtlagen" nicht so gut hin.

    Die Wermutstropfen wurden schon genannt: Es wird weiter abgerissen, skandalöser noch als den Abriss des alten Commerzbankgebäudes finde ich den Abriss am Johannisbollwerk 10, wie von wikos gezeigt. Auch entsteht nur wenig außerhalb dieses kritischen Bereichs im Münzviertel/Quartier am Hühnerposten ein dezidiert modernistisches "Midrise-Viertel", das aus meiner Sicht ästhetisch etwa auf dem Niveau des Berliner Hauptbahnhofumfelds/Europa-City liegt:

    MK timelapse auf Instagram: "Villa Viva, one of our local projects in Hamburg, was completed earlier this year. It's not only a very cool looking building in the heart of Hamburg, but also a really interesting project with a great philosophy. Please…
    10K likes, 33 comments - mk_timelapse am August 19, 2024: "Villa Viva, one of our local projects in Hamburg, was completed earlier this year. It's not only a…
    www.instagram.com

    Trotzdem bin ich einfach beeindruckt. Das große Glück Hamburgs ist, dass die Innenstadt für eine westdeutsche Großstadt überraschend gut erhalten ist UND dass der dort dominierende Stil zwischen spätem Historismus/Jugendstil und Backsteinexpressionismus sicherlich sehr viele Anknüpfungspunkte an neuklassische und moderne Architektur bietet. Sowas ist in einer historistisch überformten, teilzerstörten, ursprünglich mittelalterlichen Innenstadt natürlich viel schwieriger.

  • Ja, das Münzviertel hätte eine rauhe, aber charmante städtebauliche Perle werden können - wenn der entsprechende Wille da gewesen wäre. Ein paar Altbauten als Anknüpfungspunkte waren bzw. sind in den Randbereichen vorhanden. Enstanden ist stattdessen eine zugige Ödnis. Was selbst im großen Nachbarforum überwiegend so gesehen wird.

    Meine Theorie dazu ist, dass hier der Fehler darin lag, dass die Freifläche so groß war, dass ein eigener B-Plan aufgestellt wurde. Die Planung hat die exentrischen und extroverierten Grundstücksformen vorgegeben, auf die schon prinzipiell nur noch moderne Kisten passten. Es gab kein organisches Wachstum auf dem alten Stadtgrundriß (- der zu Gunsten eines Parkplatzes abgeräumt war), und die zentrale planerische Vorgabe war in diesem Fall schwach.

    P.S.: Von der INNENarchitektur her ist das u.a. auf dem Gelände befindliche "Villa Viva" Hotel her äußerst interessant. Von außen IMHO eine Katastrophe.