Wismar - Wiederaufbau des Gotischen Viertels

  • Vielen Dank für die Links zu den Bildern.
    So überragend die Aufbauleistung auch ist - dieser Blechkasten auf dem Turmstumpf geht ja garnicht! Da der zudem offenbar nicht mittig auf dem Turm steht, ist damit wohl leider auch die Chance vertan worden, doch irgendwann den historischen Notabschluss wiederzuerrichten. Ich denke daher, dass man die Idee von Bürgermeisterin Wilcken aufgreifen und das angefangene Turmgeschoss vollenden und bis auf Firsthöhe hochziehen sollte (siehe Beiträge 101 und 102). Das würde die Fahrstuhlkiste verstecken und eine zusätzliche höhere Plattform ermöglichen, von der aus man einen wirklichen Rundumblick über die Stadt hätte - auch nach Osten, wo man im Moment gegen das Kirchendach schaut.
    Ich werde demnächst mal hinfahren und dann hier mit Fotos berichten.

    Desweiteren hoffe ich, dass die Arbeiten an der alten Schule bald losgehen und auch irgendwann die Marienkirche weitergebaut wird. Diese Situation mit einer Kirche ohne Turm und einem Turm ohne Kirche ist auf Dauer absolut unbefriedigend.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich habe vor wenigen Tagen Wismar besucht und auch die Aussichtsplattform auf dem Turm von St. Georgen besichtigt. Insgesamt habe ich von der Anlage einen gemischten Eindruck; einerseits bietet die Aussichtsplattform einen grandiosen Überblick über Teile der Wismarer Altstadt und den Hafen, andererseits finde ich aber den neuen Glas-Pavillon auf dem Turm optisch wenig ansprechend und bezogen auf dessen Fernwirkung sogar ziemlich misslungen. Meiner Meinung nach hätte man stattdessen einen Pavillon bauen sollen, der sich optisch deutlich mehr an dem grandiosen Vorkriegszustand orientiert hätte (siehe Bilder in diesem Thread). :unsure:

    Auf dieser Seite kann man sich in einer ausführlichen Bilderserie selber einen Eindruck verschaffen:
    SIEHE >>
    http://www.myheimat.de/wismar/ratgebe…e-d2612217.html

  • Also ich empfand den Pavillon bei meinem letzten Besuch als ziemlich unauffällig. Man muss schon genauer hinsehen um ihn überhaupt auszumachen. Der Zugewinn durch die Aussichtsplattform ist für mich ausschlaggebender.

    Aber vielleicht könnte man die anthrazitfarbenen Stahlsegmente einfach in Backsteinrot umlackieren, dann wäre das Ding wirklich kaum noch auszumachen. ;)


    Kralle, hast du dir eigentlich auch gleich das neue Welterbe-Zentrum von Wismar angeschaut? Das wurde ja gerade eröffnet. Ein faszinierendes Ensemble!

    http://www.ndr.de/kultur/Welterb…zentrum100.html

  • Fragt sich nur, wie die Glashütte aus der Ferne gesehen wirkt...


    So, gestern hatte ich endlich mal Zeit, wie vor längerem angekündigt, nach Wismar zu fahren.

    Zum Thema "Aussichtsplattform St. Georgen" stelle ich euch hier ein paar Fotos ein - sind alle von mir und von gestern (22.7.2014).

    IMG_9903.jpeg
    Abb. 1: Die "Glashütte" auf dem Georgen-Turm in voller "Pracht".

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    Abb. 2: Der Bereich zwischen dem Aufbau und dem Langhaus-Westgiebel

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    Abb. 3: Aussichtsplattform nach Westen. Gut erkennbar die angeschnittenen Turmfenster. Angeblich soll der Turm um ein paar Steinlagen erhöht worden sein. Ob das stimmt und um vieviele, lässt sich aber nicht erkennen, da hier oben sämtliche Steine neu sind. Das komplette obere unfertige Turmgeschoss besteht aus neuen Steinen - ebenso der Langhaus-Westgiebel.

    IMG_9939.jpeg
    Abb. 4: Aussichtsplattform nach Nordosten. Über dem Querschiffsdach ist die Spitze des Marienkirchturms zu sehen.

    IMG_9886.jpeg
    Abb. 5: Blick nach Nordosten, rechts Querschiff von St. Georgen, links Heiligen-Geist-Kirche, hinten St. Nikolai


    Und nun wie gewünscht noch ein paar Bilder zur Fernwirkung des Glas-/Stahlkastens:

    IMG_9848.jpeg
    Abb. 6: Blick von der Straße "Am Schilde" (Südost-Seite)

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    Abb. 7: Blick vom Alten Hafen (Nordseite)

    IMG_0174.jpeg
    Abb. 8: Desgl. in Vergrößerung

    Dass der Stahl-/Glasaufbau aus der Ferne nicht stört, kann ich leider nicht bestätigen. Wie man auf den Bildern sieht, stellt sich der Aufbau deutlich als Störfaktor dar und passt so gar nicht zum ansonsten sehr sorgsamen, feinfühligen und historisch korrekten Wiederaufbau der Kirche. Zudem ist keine Rundumsicht möglich, da nach Osten der Blick durch Lang- und Seitenschiff versperrt ist. Damit kann man die wichtigen Elemente St. Marien und Markt nicht sehen.

    Ich hätte den historischen Dachabschluss vorgezogen, auch wenn dieser wahrscheinlich keine Aussichtsplattform ermöglicht hätte. Als Alternative mit Aussichtsplattform hätte man ansonsten das unfertige Turmgeschoss zu Ende bauen sollen. Das hätte dann bis knapp über den First des Kirchenschiffs gereicht, was einen Ausblick auch nach Osten ermöglicht hätte. Zumindest aber sollte man in irgendeiner Form noch den Aufbau so "verstecken", dass er nicht so störend auffällt. Ich befürchte aber, dass der Status Quo endgültig ist.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (8. April 2023 um 21:50) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Und alles nur für den Fahrstuhl - oder ist da noch ein mietbarer Partyraum dabei?


    Könnte man denken, wenn man Tisch und Wasserkästen auf Bild 2 sieht. Es gibt aber nicht nur den Fahrstuhl, sondern auch eine Treppe. Die Treppe endet in Bild 2 hinter dem Tisch und nimmt - wie auch der Fahrstuhl - etwa 1/4 der Grundfläche des Aufbaus ein.

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  • Die Treppe darf – meines Wissens – aber nur in Notfällen benutzt werden. Schließlich will man ja den Fahrstuhl durch zahlende Gäste refinanzieren :)

  • Hier noch eine kleine Spielerei von mir:

    Als ich heute durch meine Heimatstadt Lübeck fuhr und St. Petri sah, dachte ich, dass das doch auch für St. Georgen in Wismar die ideale Lösung wäre. St. Petri in Lübeck hat beim Wiederaufbau nach dem Krieg auch eine Aussichtsplattform mit Fahrstuhl und Treppe erhalten. Man hat zwischen Turmschaft und -helm einfach eine zusätzliche Aussichtsetage eingefügt, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist:

    Petri_HL2.jpeg
    St. Petri zu Lübeck. Links aktueller Zustand, rechts ungefährer Vorkriegszustand von mir rekonstruiert.

    Ich habe das jetzt mal auf St. Georgen übertragen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
    Georgen1.jpeg

    Und etwas größer:
    Georgen1a.jpeg

    Wenn man davon ausgeht, dass das Fertigbauen des Turms in voller Höhe (wie im Mittelalter ursprünglich geplant) Utopie ist - schon alleine mangels originaler Baupläne, wäre doch dies eine hervorragende Lösung, mit der man mehrere Probleme auf einmal erschlägt:
    - Man erhält trotz Aussichtsplattform den historischen Turmabschluss zurück
    - Der Glaskasten verschwindet unter dem Dach (er kann dort ja bleiben)
    - Die Aussichtsplattform ist überdacht und damit auch bei schlechtem Wetter gut nutzbar

    Zugegeben müsste man auch hier - wie in Lübeck - den Wermutstropfen schlucken, dass das Dach quasi über dem Turmschaft schwebt, aber das finde ich weitaus weniger schlimm als den jetzigen, weithin sichtbaren Glaskasten.

    Fotos und Montagen von mir, historischer Bildausschnitt gemeinfrei.

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (8. April 2023 um 23:24) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Und hier noch ein bebilderter Beitrag zur Alten Schule:

    Die ausgegrabenen und sehr gut erhaltenen Kellermauern der Alten Schule sind inzwischen eingehaust und vor Witterungseinflüssen gut geschützt.

    IMG_0042.jpeg
    Abb.1: Einhausung von Westen mit Marienkirchturm

    IMG_0022.jpeg
    Abb.2: Einhausung von Osten mit Sicht-Öffnungen

    IMG_0026.jpeg
    Abb.3: Blick in die linke Öffnung

    IMG_0034.jpeg
    Abb.4: Blick in die mittlere Öffnung

    IMG_0037.jpeg
    Abb.5: Blick in die rechte Öffnung

    IMG_0041.jpeg
    Abb.6: "Bauschild"


    Etwas beunruhigend finde ich jedoch, dass der Förderverein zum Wiederaufbau ziemlich tot zu sein scheint. Auf dessen Webseite
    http://www.alteschule-wismar.de
    ist der neueste Eintrag vom 27.9.2011 (ca. einen Monat nach Gründung), wenn ich das richtig sehe.

    Auch auf dem "Bauschild" ist nur von der Sicherung der Kellermauern die Rede, nicht aber von einem Wiederaufbau...

    Weiß jemand etwas genaueres, ob es mit diesem Projekt irgendwie weitergeht?

    Alle Fotos von mir.

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    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (8. April 2023 um 23:10) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Hallo Frank, du hast eine sehr interessante Foto-Montage zum Turm der Geogenkirche erstellt. Großes Kompliment! Schade dass deine Version nicht Realität geworden ist, sondern jene komische Glashütte. :augenrollengruen:

  • Das wäre wirklich die allerbeste Lösung. Zur Zeit ist es übel, obwohl der Wiederaufbau als gelungen erscheint.
    Ich möchte mich auch der Frage nach der " Alten Schule " anschließen, was ist denn da los ???

  • St. Georgenkirchturm
    Wismar ist eine Stadt, die fortschrittlich in die Zukunft investiert und gleichermaßen sorgsam mit dem historischen Stadtkern umgeht. Das Potential einer Stadt mit Ambiente zieht Touristen an und gibt den Einwohnern eine gebaute Identität.
    Nach jahrelangem Wiederaufbau der kriegszerstörten St. Georgen Kirche ist noch ein weiteres kleines Bauproblem, was bisher nie gelöst wurde, zu bewältigen, der unvollendete Turm.

    Mein Entwurf löst das Problem, indem ich äußerlich etwas herstelle, dass gut mit dem gebauten Körper zusammenpasst und innen eine große gewerblich vermietbare Fläche für zum Beispiel ein Cafe, eine Galerie oder auch kleine Shops und die beliebte Aussichtsplattform einfüge. Die Jahreseinnahmen liegen bei ca. 100.000 Euro, wovon die Baukosten des Turmes gedeckt wären und später die Unterhaltskosten der gesamten Kirche mitgetragen werden können.
    Aus städtebaulicher, finanzieller und auch ästhetischer Sicht, sollte Wismar hinter diesem Entwurf stehen.
    B. Lüders, https://www.facebook.com/Architecture.Berlin

  • Super, großartige Entwürfe! Eine echte Aufwertung für St. Georgen. :daumenoben:
    Leider wird aber wohl auf absehbare Zeit die jetzige schnöde Glashütte die "Turmbekrönung" bleiben. :crying: