Wismar - Wiederaufbau des Gotischen Viertels

  • Es gibt viele Varianten zur Wohnnutzung von Kirchbauten. Hier werden einige gute und auch weniger gelungene Beispiele gezeigt.

    Ja, die kenn ich schon (gerade erst im Heilig-Geist-Kirchen-Strang nochmal angeschaut). die meisten sind aber in der Größe einer Villa oder eines Herrenhauses. Das eine ist sogar kaum größer wie ein normales deutsches Einfamilienhaus.

    Im riesigen Dach einer Hallenkirche ist das allerdings auch einfacher als im schmalen Obergaden einer Basilika wie St. Marien in Wismar.

    Eben. Außerdem meine ich nicht nur Dach, sondern das ganze Schiff. Und bei St.Marien reden wir davon:


    https://img.oldthing.net/6694/15076193/…tar-ca-1930.jpg

    Wenn es gelingen würde daraus ein Wohnkomplex zu schaffen (oder andere Nutzung, je nach Bedarf), dann wäre das bestimmt ein begehrtes Quartier (Lage, Ausblick!).

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Entschuldigung, aber das ist doch Quatsch. Jetzt sollten wir doch mal ernsthaft bleiben. Erstens ist es doch wohl völlig undenkbar das Kirchenschiff mit Wohnungen zu füllen und damit auf eine mögliche Wiederherstellung des Innenraums im Grunde zu verzichten. Zweitens hätten solche "St. Marien-Lofts" dann mindestens Preise auf dem Niveau der Elbphilharmonie-Wohnungen und damit in der kleinen und strukturschwachen Stadt Wismar wohl kaum die entsprechenden Käufer.

  • Ich kann mir nicht vorstellen das es keinen Bedarf an diversen Räumlichkeiten in Wismar gibt. Die Lage (Das ist das Zentrum!) wäre wie schon erwähnt ideal. Ob nun Wohnungen ist egal, denn Tatsache ist nun mal, dass an Hallen und Sälen eben kein Bedarf besteht.

    Tja... all dieser Aufwand für den Wiederaufbau, und dann ist der Innenraum nicht wiederzuerkennen und auch gar nicht zugänglich?! [...]

    Das meine ich mit neuen Wegen. Um genau zu sein, der Weg zwischen Berliner Schloss und Dresdner Frauenkirche. Und die Zugänglichkeit für Besucher wie wir spielt eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist das Stadtbild, oder habe ich das anliegen des Forums (und Vereins) missverstanden? Die meisten Frankfurter Dom-Römer-Häuser werden wir z.B. auch niemals von innen besichtigen können.

    Entschuldigung, aber das ist doch Quatsch. Jetzt sollten wir doch mal ernsthaft bleiben. [...]

    Ob das Quatsch ist, mag ich nicht zu beurteilen, aber ernst meine ich das auf jeden Fall. :)

    [...] Erstens ist es doch wohl völlig undenkbar das Kirchenschiff mit Wohnungen zu füllen und damit auf eine mögliche Wiederherstellung des Innenraums im Grunde zu verzichten. [...]

    Also ich denke ja daran und versuche mir das auch bildlich vorzustellen wie das ausgeführt werden könnte, also ist es nicht undenkbar. :D Und de facto wird der Innenraum wiederhergestellt nur im selben Atemzug aber nicht sichtbar, da verbaut. Bestünde der Bedarf nach dem ursprünglichen Inneren, könnte man dann aber wieder umbauen. Im Moment braucht man sich darum aber keine Gedanken machen, ist ja nix da zum reingehen, anschauen oder umbauen.

    Wenn das Ziel die Rekonstruktion einer dreischiffige Halle ist, dann kann man in 30 Jahren noch die Fundamentreste bestaunen. Die sind ja aber immerhin öffentlich zugänglich.

    Was ist eigentlich aus der rekonstruktion der Alten Schule geworden

    Nix Herr Kurfürst , ^^ .... alles beim Alten :!:


    Wir wollten da mal selbst was in Gang setzen:

    Vielleicht wäre es gut, das jetzt langsam anzuschieben?

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (2. Dezember 2017 um 21:21)

  • Trauriger Abschluss eines langen, offenbar überaus frustrierenden und zermürbenden Ringens um den Wiederaufbau der Alten Schule: Der gleichnamige Förderverein hat sich aufgelöst, wie die Ostseezeitung berichtet.
    Die bisherige Vereinsvorsitzende gibt der Stadt Wismar die Hauptschuld für die Erfolglosigkeit des Projekts. Die Stadt habe Fakten gegen den Wiederaufbau geschaffen, indem sie beschlossen habe, den erhaltenen Kellerfundamenten der Alten Schule einen modernen Pavillon überzustülpen, mit dem Charme einer Mülltonnenbox wie ich finde (vgl. Bild und früherer Bericht). Diese Entwicklung ist in der Tat erbärmlich für eine Weltkulturerbe-Stadt und für mich persönlich auch überaus frustrierend, da ich in dieses Projekt viel Herzblut gelegt habe.
    Auch wenn ein Wiederaufbau auch weiterhin zukünftig grundsätzlich möglich bleibt gibt es nun niemanden mehr, der sich dafür einsetzt und eine entsprechende Lobbyarbeit betreibt. Das war's dann wohl für erste. :kopfschuetteln:

  • Die Stadt Wismar hat auf ihrer Homepage ein ausführliches Dossier zur Neugestaltung des ehemaligen Kirchenschiffs von St. Marien zum "Marienforum" eingestellt (PDF).
    Klick >> hier

  • Ganz erfreulich, aber "Neue Perle in der Altstadt"ist eine journalistische Übertreibung. Was ist das für ein toller Maßwerkgiebel in Bild 4/8?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ^ Das ist die Nordvorhalle der Kirche, hier besser zu sehen:


    Foto gemeinfrei

    Ja, das ganze ist eine gute Maßnahme, aber eine Perle wir es erst werden, wenn Kirche und Alte Schule wieder stehen. Immerhin wird das durch die momentanen Arbeiten nicht verhindert. In den 90ern war ja mal eine Überbauung des Kirchengrundstücks mit einem Büro- oder Wohngebäude geplant. Bei meinem ersten Wismar-Besuch hatte ich damals ausgestellte Wettbewerbsentwürfe gesehen. Das hat sich dann aber zum Glück zerschlagen.


    Edit:
    Hier ist die Nordseite auch nochmal im Modell auf einem Foto zu sehen, das ich weiter oben Ende 2014 schon einmal gezeigt hatte:


    Foto von mir

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Genauer gesagt, ist es der Sakristeibau, welcher unmittelbar nach dem Bau der nördlichen Vorhalle an diese angebaut worden ist (1388-1390). Die aufgesetzten Maßwerksgiebel stammen von 1470 und sind laut diesem Bericht im Jahr 1660 eingestürzt und erst 1895 wiederaufgebaut worden.

    Marienkirche Wismar von Nordosten (Aufnahmejahr 1934)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (22. Juni 2018 um 11:44)

  • Ja, ok, die Nordvorhalle sind dann nur die beiden Joche mit den Dreiecksgiebeln rechts daneben, danke für die Korrektur und die weiteren Infos! :thumbup:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Nach längerer Zeit mal wieder ein Update aus Wismar zu St. Marien :

    Die große Glocke aus der Jahr 1567 im Turm der Marienkirche läutet endlich wieder. Dazu ein Bericht mit Video in der Ostseezeitung, zudem gibt es Einblicke in das Turminnere in einer dazugehörigen Fotogalerie.

    Gleichzeitig werden die Mauerarbeiten am ehemaligen Kirchenschiff fortgesetzt und im kommenden Jahr wahrscheinlich vollendet werden, siehe Ostseezeitung.

  • St. Marien:

    Inzwischen wurde auf dem Terrain des 1960 von der SED gesprengten Kirchenschiffs das neu geschaffene Marien-Forum eröffnet, das im Wesentlichen aus den (bis zu einer Höhe von 1 Meter) wiederhergestellten Grundmauern der Kirche samt umkränzenden Grünflächen besteht. Ein ähnliches Procedere ist mit der angrenzenden, langfristig zum Wiederaufbau bestimmten Alten Schule vorgesehen. Da das SED-Regime das Terrain nach dem Zerstörungswerk in einen öden Parkplatz verwandelt hatte, ist die nun erreichte Lösung eine massive Verbesserung des Stadtbilds und der Aufenthaltsqualität.

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    Bericht der OZ

    Bildergalerie

  • Sehr schön, aber kann man auf den Grundmauern - zu einem späteren Zeitpunkt - wieder aufmauern oder ist das nur quasi eine Zierde, was natürlich dann nur halb so schön wäre, denn schon allein das Gefühl, dass man hier bereits ein gutes Fundament zum Weiterbauen hat, wäre sehr wichtig, aber vielleicht ist das hoffentlich ohnedies der Fall? Die alte Kirche ist auch nicht an einem Tag gebaut worden.

  • Ja, das wurde so solide gemauert, dass man das Kirchenschiff problemlos wieder darauf aufbauend hochziehen könnte. Aber ... für eine wiederaufgebaute Marienkirche gibt es weder die dafür nötigen gigantischen finanziellen Mittel noch einen konkreten Verwendungszweck.

  • Rundgang durch das Gotische Viertel in Wismar:

    Das Viertel trägt seinen Namen zurecht, hat aber durch Kriegsbomben und die Sprengwut der SED erheblich hat wertvoller Bausubstanz verloren.

    Los geht es mit der Georgenkirche, die von 1990-2010 wiederaufgebaut wurde und mit ihrer spätgotischen Wuchtigkeit zu den monumentalsten Backsteindomen in Norddeutschland gehört.