Hamburg - Feldstraßenbunker St. Pauli - Aufstockung und Begrünung

  • Die lange diskutierte und geplante Aufstockung und Begrünung des Hochbunkers an der Felstraße (St. Pauli, auf dem Heiligengeistfeld gelegen) ist abgeschlossen. Auf dem Dach befindet sich ein kleiner, öffentlich zugänglicher Park mit schöner Aussicht über die Stadt. Der Park ist zugänglich über den an der Außenfassade angebrachten "Bergpfad", und natürlich auch barrierefrei über Aufzüge. Der größte Teil der Aufstockung wird für die Räumlichkeiten eines Hotels genutzt. Im Zwischengeschoß zwischen Altbau und Aufstockung, also auf dem Dach des eigentlichen Bunkers, wurde eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Bauwerks eingerichtet, die ebenfalls über den Bergpfad frei zugänglich ist.

    Das Heiligengeistfeld ist eine riesige, überwiegend asphaltierte Freifläche am westlichen Rand der Hamburger Innenstadt im Stadtteil St. Pauli. Historisch handelt es sich um ein "Glacis", ein absichtlich vor den Stadtmauern als Schußfeld freigehaltenes Areal. Dort findet 3mal im Jahr jeweils für mehrere Wochen der "Dom", ein großer Jahrmarkt statt. Weiterhin gastieren dort größere Zirkusse - es ist sozusagen Hamburgs Fest"wiese".

    Webseite des Projekts

    Anbei ein paar aktuelle Impressionen

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  • Ergänzend ein paar aktuelle Bilder vom Feldstraßenbunker, Hamburgs neuem "Wahrzeichen". Dabei handelt es sich streng genommen überhaupt nicht ausschließlich um einen Bunker, sondern um einen Flakturm, Basis von einst vier Flakgeschützen. Ich kenne den Turm noch aus früherer Zeit, war aber während der Bauphase nicht da und habe ihn nun erstmalig im vollendeten Zustand gesehen.

    Die auf den vorangegangenen Bildern zu sehende, den Turm nun krönende, Grünfläche ist leider recht klein ausgefallen. Das sah mir in den Medien doch weitaus spektakulärer aus. Auch die einstige Dachfläche, die nun ein seitlich offenes Zwischengeschoss bildet, hat bei mir leider keinen großartigen Eindruck hinterlassen. Erinnerte mich irgendwie an ein Parkdeck von Ikea. Die Gastro ist kaum der Rede wert. Klasse hingegen ist der Treppenaufstieg an der Bunkerfassade. Allein dafür lohnt sich schon der Besuch.








    Die Bilder sind von mir.

  • Bei schönem Wetter ein Erlebnis. Der Aufstieg selbst ist großartig, die Aussicht phantastisch, freier Blick bis zur Elphi.

    Wie schon erwähnt, haben die Grünflächen eine sehr überschaubare Größe. Und leider gibt es auch zu wenige Sitzgelegenheiten. Alles in allem aber eine echte Bereicherung für Hamburg!

  • ... freier Blick bis zur Elphi.

    Und auch freier Blick bis zur Bauruine des Elbtower. Ich habe mich immer gefragt, wie ein Hochhaus heutzutage noch als Wahrzeichen taugen soll. Interessant auch, dass es sich bei der Elbphilharmonie, wie auch dem Feldstraßenbunker, um Aufstockungen von Bestandsbauten handelt. Und dass der Feldstraßenbunker während der Bauphase nie wirklich im Focus der Öffentlichkeit stand, nun aber als das nächste große Ding von Hamburg gefeiert wird.

    Vielleicht hätte ich noch Bilder von der Zwischenebene auf dem ehemaligen Bunkerdach machen sollen, aber das kam mir gar nicht in den Sinn. Und auch mehr Gastro da oben würde sich vermutlich mittelfristig nicht rentieren.

    Wie auch immer: Hamburg darf gerne weiter machen mit dem Schnitzen von neuen Wahrzeichen. Demnächst dann bitte die Bornplatz-Synagoge.

  • Hier ist noch eine ganz interessante Reportage über den Bunker und seine Entwicklung zum Hotel-, Gastro- und Grünflächenbunker.

    Hamburgs Grüner Bunker: Wird er zum XXL-Wahrzeichen?
    Der grüne Hamburg Bunker auf St. Pauli. Wird er das neue Wahrzeichen der Stadt? Von einem rauen Koloss zu einem neuen Dachgarten, Hotel, 600 Meter langem Wan...
    www.youtube.com

    Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich von dem Projekt halten soll. Der Denkmalwert, als authentisches, furchteinflößendes, beeindruckendes Zeugnis für die Schrecken des Bombenkrieges, ist jedenfalls zerstört.

    Wenn es in Deutschland noch weitere dieser Flaktürme geben würde, fände ich es in Ordnung, einen davon zu "opfern". Meines Wissens ist der Flakbunker auf dem Heiligengeistfeld jedoch der letzte/einzige dieser Bauart in Deutschland.

    Andererseits ist dieses Bauwerk in der begrünten Form wahrscheinlich ebenso einzigartig. Die Begrünung ist mir persönlich aber momentan nicht üppig genug. Mag sein, daß sich das Bild in den kommenden Jahren noch verändert, wenn die Bäume größer geworden sind und die Kletterpflanzen die Fassade erobert haben.

    (...) Grünfläche ist leider recht klein ausgefallen. (...)

    Im Gegensatz zu einem auskragenden Fachwerkhaus, dessen Fläche nach oben hin immer größer wird, verjüngt sich der Bunkeraufbau nach oben hin. Als Resultat bleibt wenig Platz für eine Rasenfläche.

    https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/feldstrassenbunker100_v-contentxl.jpg

    (...) Ich habe mich immer gefragt, wie ein Hochhaus heutzutage noch als Wahrzeichen taugen soll. (...)

    Wirklich? Der Burj Khalifa ist ohne Zweifel das Hauptwahrzeichen von Dubai. Der Willis Tower (ehemals Sears Tower) steht, neben dem John Hancock Center (heute 875 North Michigan Avenue), wie kein anderes Bauwerk für Chicago. Die Skyline von New York war bis 2001 unverwechselbar durch die Doppeltürme des World Trade Centers.

    Sicher kann ein Hochhaus auch heute noch zu einem Wahrzeichen werden. Dafür muss es eben, durch seine Höhe, herausragend, oder durch die Architektur ganz besonders sein. Beides ist in Deutschland leider unwahrscheinlich. Unsere Wolkenkratzer sind in der Regel langweilig.

    (...) ...neuen Wahrzeichen. Demnächst dann bitte die Bornplatz-Synagoge.

    Das wäre natürlich sehr wünschenswert. Doch befürchte ich eine herbe Enttäuschung durch einen modernen Neubau, der sich viel zu weit vom Original entfernt. Bald dürfen wir die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs bestaunen. Meine Erwartungen sind gering.

  • Sicher kann ein Hochhaus auch heute noch zu einem Wahrzeichen werden. Dafür muss es eben, durch seine Höhe, herausragend, oder durch die Architektur ganz besonders sein. Beides ist in Deutschland leider unwahrscheinlich. Unsere Wolkenkratzer sind in der Regel langweilig.

    Also ich finde schon, dass einige Hochhäuser in Frankfurt ganz gelungen sind. Ich bin aber froh darüber, dass es in Deutschland nur ein Experimentierfeld für Hochhäuser gibt, dafür bevorzuge ich einfach zu sehr die klassische europäische Stadt.

    Aber wenn man aus einem Hochhaus ein Wahrzeichen machen will, ist das über die Höhe im Prinzip nicht mehr möglich; es sei denn man baut einen 1500 Meter hohen Turm. Fraglich, ob der morastige Boden in Hamburg dafür hinreichend tragfähig wäre. Von der Sinnhaftigkeit gar nicht erst zu reden.

    Bleibt nur der Weg über die Architektur. Der Elbtower sieht in der Planung zwar subtil hanseatisch aus, aber diese Wirkung dürfte international kaum verstanden werden. Und wirklich besonders ist die Architektur nicht. Was bliebe ist ein relativ gewöhnliches, halbwegs originelles, etwas spießiges Hochhaus. Die Elbphilharmonie und der Feldstraßenbunker hingegen haben durchaus das Potential, auch im Ausland als besonders wahrgenommen zu werden.

    Übrigens, falls man mich fragen würde: das gelungenste Hochhaus der letzten Jahrzehnte weltweit ist für mich immer noch der Shanghai Tower.

  • Stimmt. Der Shanghai Tower ist wirklich nett anzusehen. War mir gar nicht bekannt. In Deutschland reicht es leider gerade mal für einen zaghaften "Hüftschwung".

    Ich gebe Dir auch Recht, was die Hochhausverteilung in Deutschland angeht. - In Frankfurt ist jedes neue Haus eine Bereicherung für die Skyline. In den übrigen Großstädten will ich diese Dinger auch nicht so gerne haben.

  • In Frankfurt ist jedes neue Haus eine Bereicherung für die Skyline.

    Ich sehe das anders. Auch in Frankfurt ist das alles keine Bereicherung. Wie grandios Frankfurt ausschauen könnte, wenn alle Hochhaus das Niveau des Mainplazas hätten. Sonst sind da ausschließlich nur „sehr großer Volumen“ abgestellt. Das ist freilich beeindrucken, aber nicht beeindruckender als ein Kreuzfahrtschiff. Die sind auch nicht schön sondern schlicht „überwältigend“. Das ist aber für mein Empfinden eine andere Kategorie. Überwältigung ist eben nicht maßgebende und allein seeligmachende Kategorie im Städtebau. Das ist die Kategorie wenn man einen Rummel plant.

    Somit ist der Bunker an seinem Ort bestens platziert. Als weitere eventisierte Attraktion auf dem Dom. Möge er in Frieden eingrünen und die flache Stadt mit dieser besten Gratisaussicht vom Kunsthügel um eine interessante Attraktion erweitern.

    In Hamburg gibt es aus dem Backsteinexpressismus allerdings noch einige schöne Hochhäuser. Daran ließe sich auch heute noch wunderbar anknüpfen.

    Hier eines der Beispiele:
    Das vom Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verband errichtete Haus am Brahms Platz. Wird heute als „Brahmskontor“ vermarktet. Das zuletzt 1927–1931 entstandene 55 Meter hohe Hochhaus mit seinen 15 Geschossen war seinerzeit der höchste Profanbau Hamburgs.

    Bild: © Ajepbah / Wikimedia Commons /

    Bild: © Ajepbah / Wikimedia Commons /

    Gebaut werden dann aber 60m Glasstummel ohne Zusammenhang noch und nöcher. Gerade in der sogenannten HafenCity ist soweit kein einziges schönes Hochhaus entstanden, wenn wir die Elphi als sonderbar jetzt mal außen vor lassen.

  • Stimmt. Der Shanghai Tower ist wirklich nett anzusehen. War mir gar nicht bekannt. In Deutschland reicht es leider gerade mal für einen zaghaften "Hüftschwung".

    Ich gebe Dir auch Recht, was die Hochhausverteilung in Deutschland angeht. - In Frankfurt ist jedes neue Haus eine Bereicherung für die Skyline. In den übrigen Großstädten will ich diese Dinger auch nicht so gerne haben.

    Beim Shanghai Tower ist es nicht nur die äußere Erscheinungsform, sondern besonders die doppelwandige Außenhaut, die überzeugt. Allein schon dieser irre Raumeindruck zwischen der Innen- und Außenschale. Dazu kommt dann noch die städtebauliche Wirkung vom Bund aus.

    Das jetzt unbedingt jedes Hochhaus in Frankfurt eine Bereicherung ist, sehe ich nicht so. Aber in Frankfurt findet nun einmal diese städtebauliche Transformation statt und dann kann man auch die positiven Resultate darunter würdigen. Ich mag das DG-Gebäude, den Opernturm und dieses neue gewundene Wohnhochhaus; eingeschränkt noch den Messeturm. Alle anderen Hochhäuser sind ziemlich egal.

    Ansonsten bin ich eher Strelizius Meinung. Ich hätte ein solches städtebauliches Experiment nicht angeschoben und habe kein Problem damit, dass Hochhäuser in Europa eher die Ausnahme sind. Die von Strelizius propagierten 15 Geschosse als gesundes Maß für Hochhäuser entsprechen auch meinen Vorstellungen.

    Und um auf Hamburg zurückzukommen: Der Elbtower würde in seiner fertigen Form entfernt an ein großes weißes Segel erinnern und damit bei Deutschen diverse Assoziationen hervorrufen - an den Hafen, die Landungsbrücken, den Fischmarkt und an viele Fernsehsendungen, wie z. B. an das "Großstadtrevier". All diese Assoziationen würden bei Ausländern aber entfallen. Für einen Italiener ist Hamburg halt nur eine Hafenstadt unter vielen und der Elbtower wäre für ihn einfach nur ein segelförmiges Hochhaus. Eine Anspielung, die er vermutlich noch nicht einmal als sonderlich intelligent empfinden würde. Die Transformation des Feldstraßenbunkers hingegen, von einer Kriegsmaschine hin zu einer überwucherten Oase, würde er mit großer Wahrscheinlichkeit als sehr cool wahrnehmen.