"Traditionelle" Neubauten im Westend

  • Im Frankfurter Westend entstehen zur Zeit drei Mehrfamilienhäuser im "alten Stil". Der Architekt Michael Landes legt hierbei besonderen Wert, dass sich die Bauten in das Umfeld einfügen. Das Westend gilt als eine der besten Lagen in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon], unter anderem liegt das wohl an den vielen Gründerzeitbauten. :D

    Näheres gibt es hier:

    http://www.noor.de/westend/index.htm\r
    http://www.noor.de/westend/index.htm

    Ein kleiner Vorgeschmack.

    Beachtet auch den Verweis auf das Interview mit dem Architekten am Ende der Seite!

    Zitat

    Nach dem Krieg wurden Städte gebaut, die in erster Linie autogerecht waren. Nun wird in vielen Städten wieder großer Wert auf eine gute Gestaltung des öffentlichen Raums gelegt

    Zitat

    Ich versuche ein Gebäude zu konzipieren, das brauchbar ist. Etwas, das nicht nur den Anspruch hat, irre auszusehen, sondern mit dem Leben zusammen hängt, Kommunikation erzeugt. Ich möchte in diesem Sinne gut funktionierende Räume schaffen.

    Offizielle Seite: http://www.landes-partner.de/index.htm\r
    http://www.landes-partner.de/index.htm

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Das Haus geht ja, aber was soll hier "traditionell" bedeuten? Nur ein Gesims und eine angedeutete Mansarde, und schon hat man "den alten Stil", was auch immer das sein soll? Verkaufen ist eben alles.

    Warum überhaupt immer diese extra klobigen Gauben? Warum haben alle Angst vor einer horizontalen Fensterteilung? Warum gelingt es niemandem, ornamental ansprechend zu arbeiten?

  • Stimme meinem Vorredner zu.
    Es stimmt schon, dass sich das Gebäude einfügt. Freilich ist es nett, dass es Gesimse, stehende Fenster und Läden hat. Aber es bleibt trotzdem äußerst schlicht; man freut sich nicht beim Betrachten ob der Schönheit, sondern nur ob der Nicht-Hässlichkeit. Ein paar Rundbögen, Ornamente, vernünftigere Sprossung und ein ordentliches Dach - ist das schon zuviel verlangt?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Habt ihr euch die anderen Gebäude angesehen, oder das Interview gelesen?

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zitat von "Antiquitus"

    man freut sich nicht beim Betrachten ob der Schönheit, sondern nur ob der Nicht-Hässlichkeit.

    ... das ist doch heutzutage auch schon was. :zwinkern:

    Ich finde die Gebäude nicht schlecht. Heutzutage werden immer noch so viele wirklich langweilige und häßliche Wohnhäuser hochzezogen, da ist eine Zeile wie diese eher erfreulich.

    Das Interview klingt ganz nett, aber es wurde ja auch keine unbequeme Frage gestellt, da ist ist es leicht, gut rüberzukommen. Im übrigen scheint Landes ein Zwillingsbruder von Heiner Lauterbach zu sein (nach der Geburt getrennt). :gg:

  • ich verstehe die aufkommende kritik nicht
    ganz, die an diesen gebäuden geübt wird.
    als füllbau, z.b. am neumarkt, wurde diese
    form von gestaltung teilweise sehr gelobt.
    füllbauten dieser art am rande der innenstädte
    müßten dann doch hochgelobt werden. :!:

    wie bei den modernistischen neubauten
    am neumarkt, halte ich die türhohen,
    französischen fensterlösungen für überflüssig.
    eine gemauerte brüstung bringt nicht
    weniger nutzbares licht in einen raum und
    vermeidet banale geländerelemente, wie sie
    heutein den meisten fällen bei solchen lösungen
    üblich sind.

    insgesamt und dieser stelle eine zurück-
    haltende, wenn auch nicht traditionelle
    lösung. 8)

  • Zitat von "Stephan"

    Habt ihr euch die anderen Gebäude angesehen, oder das Interview gelesen?

    Ich gestehe, nein. Wenn du allerdings dsarauf abhebst, werde ich das noch tun und dann noch ein Urteil abgeben. ;)
    An dem Urteil allein zu obigem Gebäude wird sich freilich nichts ändern. :)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Im Westend, insbesondere südlich der Bockenheimer Landstrasse werden jetzt vermehrt trostlose 60iger/70iger Jahre Bauten in eine grossbürgerlich-historische Optik umdekoriert. Dabei werden die Sockelbereiche aufgewertet, die Fassaden mit Pastelltönen übertüncht und die Vorgärtenbereiche aufgehübscht. Das Ergebnis ist leider sehr oft ernüchternd. Übrig bleibt ein hässlicher Baukörper mit kitschigen Applikationen. So schnelllebig sind Trends. Vor Jahrzehnten hat man die bestehenden Alt-Bauten noch dem Abrisswahn geopfert. Jetzt werden scheinbar sogar Immobilienmogule wie Josef Buchmann einsichtig. Der bewirbt auf seinem Webangebot seine Immobilien z.B. so: " Wohn- und Geschäftshaus im Herzen des begehrten Frankfurter Westends. Durch seine Altbausubstanz mit schönen Fassaden, wie auch modernen Neubauten zählt das Westend zu Frankfurts Spitzenlagen." Hoffe das der Schlingerkurs der Modernisten gestoppt wird (siehe z.B. aktuell die Abrisspläne für die Villa Hirsch)- denn eines ist sicher: Altbauten sind heute begehrt und profitabel und heben insgesamt die Qualität von Wohnlagen.

    ...

  • Hier sind wir an einem Punkt angelangt, der bei mir immer wieder Kopfschütteln auslöst: Wo immer in einem gründerzeitlichen Viertel ein Neubau beworben wird, erfolgt dies unter größtmöglicher Anpreisung der umliegenden Altbauten. Daraus schließe ich, dass der Bauherr dem potenziellen Käufer/Mieter die Ansicht unterstellt, Altbauten sind attraktive Gebäude. Nun frage ich mich aber, wieso nicht ebendiese Neubauten selbst die Qualitätsmerkmale eines Altbaus aufgreifen? Zieht da im letzten Moment immernoch die Furcht vor Hohn und Spott der Kollegen die modernistische Notbremse? Ist es das scheinbare Dogma, dass man "sowas heute nicht mehr bauen kann"? Was sind die Ursachen dieses krassen Widerspruches?

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • ...ideologische Verblendung
    ...Alt-68er Dogmatismus
    ...Vermassung des universitären Lehrbetriebs
    ...bauhandwerkliche Unfähigkeit

    Nenne es wie Du willst