Nürnberg - Stunde Null & die 40er Jahre (Galerie)

  • Sorry, Herr Hermann, es gibt noch eine Menge Bilder! Je nachdem wie ich Lust habe. :)

    Nochmal paar östliche Bilder

    Blick über den Marientorgraben und der Steubenbrücke

    A41_I-Repro_188_7d Stadtarchiv Nürnberg 1948

    Laufer Torturm

    A41_Repro_188_7f Stadtarchiv Nürnberg 1948

    Und diese Ansicht konnte ich nicht zurordnen. Sieht da jemand mehr?

    A41_I-Repro_188_4a Stadtarchiv Nürnberg 1948

    Vorerst stoppt dieser Strang von meiner Seite. Ich muss mir wieder neue Bilder aus dem Stadtarchiv bestellen. Das dauert paar Wochen. Auch möchte ich Bilder aus den 50er Jahren zeigen.

    Beauty matters!

  • Und diese Ansicht konnte ich nicht zurordnen. Sieht da jemand mehr?

    A41_I-Repro_188_4a Stadtarchiv Nürnberg 1948

    Das ist im Bereich Wöhrd / Rennweg, Blickrichtung NW, oben der Stadtpark. Ganz spannend auch hier der Vergleich damals und heute.

    Im Luftbild unten links sind die noch stehenden und in der Denkmalliste zu findenden Gründerzeitler Sulzbacher Straße 41 und 45 zu erkennen. Darüber verläuft die heute denkmalfreie Feldgasse. Von der altnürnbergisch aussehenden Nr. 51 blieb offenbar der Treppenturm erhalten. Das zweigeschossige Eckgebäude zur Stabiusstraße wurde offenbar nach 1948 abgeräumt.
    Die gründerzeitlichen Gebäude Bayreuther Straße 29 und 31a (im Luftbild oben links) blieben erhalten, am links-rechts durchlaufenden Rennweg findet sich nur noch die Nr. 31 an der Ecke zur Martin-Richter-Straße in der Denkmalliste.
    Von links oben nach rechts unten verläuft die Ludwig-Feuerbach-Straße, da steht noch die Nr. 44 an der Ecke zur Adamstraße unter Denkmalschutz. Und oben rechts ist der Berliner Platz zu erkennen, da käme außerhalb des Luftbildausschnittes dann gleich die Reformations-Gedächtniskirche.

  • Das zweigeschossige Eckgebäude zur Stabiusstraße wurde offenbar nach 1948 abgeräumt.

    Offenbar wohl zunächst nur im unteren Bereich wiederhergestellt. Oder?

    ____
    Zum Bereich um den Hauptbahnhof gibt es hier einen Bildvergleich:

    Luftaufnahme Nürnberg Hauptbahnhof im Zweiten Weltkrieg
    Die Luftaufnahme zeigt den Hauptbahnhof in Nürnberg. Das Luftbild entstand, als ein Flugzeug die Bahngleise im Tiefflug überquerte, so dass noch der Schatten…
    www.trolley-mission.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Stabiusstraße 1

    Auf dem Luftbild von 1948 sieht es aufgrund des Daches wie ein zweigeschossiges Eckgebäude aus, das 1945 überstand. Aber nach dem Artikel und den Vergleichsbildern 1918 / 2018 blieben die unteren beiden Geschosse erhalten und bekamen offenbar bis 1948 wieder ein Dach. Und in den 50er Jahren kamen wieder ein zweites und drittes Obergeschoss dazu.

  • Ein Blick auf den Paniersplatz von Ost nach West. Rechts im Hintergrund die Burg. In der Bildmitte links die Erdgeschossreste des Grolandhauses:

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    So sah es hier dann 1962 aus:

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  • Das muss man sich mal vorstellen: 1962 hätte man das Grolandhaus noch rekonstruieren können!

    Die Krux beim Nürnberger Wiederaufbau ist meiner Meinung nach, dass die maßstabssprengenden Bausünden erst ziemlich gegen Ende kamen. Es ging weniger um: "Wir frieren, hungern und brauchen jetzt schnell ein Dach über dem Kopf" sondern im Gegenteil, man war in den 60er und 70ern eben aus dem Gröbsten raus. Und trotzdem wurden zu dieser Zeit viele Denkmäler noch plattgemacht.

    Das Grolandhaus wie auch die riesige Peststadel-Ruine wurden ja ein Opfer des Ausbaus der Tetzelgasse. Diese wurde verbreitert um den Autoverkehr möglichst ungestört durch die Stadt fließen zu lassen. Einem ähnlichen Straßenbauprojekt wären dann 1973 auch fast die Häuser am Unschlittplatz zum Opfer gefallen, was die Altstadtfreunde in letzter Sekunde verhindert haben.

    Kritisiert man heute den Nürnberger Wiederaufbau heißt es ja oft, "mehr war nicht drin, weil man hatte kein Geld etc."

    Man müsste dieses Narrativ ein bisschen korrigieren und sagen: "Viele Ruinen wurden durch die Notjahre mühsam hinübergerettet, aber schlussendlich, als man die Kapazitäten zum Wiederaufbau gehabt hätte, wurden sie mit großem Hurra der autogerechten Stadt geopfert".

    Aber das wäre dann schon eher ein Thema für die folgenden Galerien "Wiederaufbau in den 50ern und 60ern"

  • Speziell am Paniersplatz hört dann auch mein Verständnis auf - nicht nur die simplen Fassaden enttäuschen (vom glücklicherweise verdeckten Scharrer-Gymnasium mal ganz abgesehen), die Idee, ausgerechnet hier eine primitive Garage anzulegen, setzt dem ganzen noch die Krone auf:

    Lanes are meant to be crossed. If you're staying in your lane you're obviously advancing too slow.

  • Genau dasselbe finde ich so schrecklich, der Wiederaufbau der Altstadt hätte heute eine deutlich höhere Qualität haben können, sie sank jedoch immer weiter je länger der Krieg zurück lag. Hier mein Erklärungsansatz:

    Während nach dem Krieg den Leuten noch der Schock und Schmerz in den Knochen steckte, der sich in der Absicht abbildete, wieder alles so aufzubauen wie es war, verwischte das später immer mehr aus mehreren Gründen. Die Nachriegsnot verschwand, es kam der Wohlstand und mit ihm die Ansprüche. Da kann man doch gleich "groß denken" oder wie es oft heisst "es gescheit machen" und verbreitert Straße, legt Parzellen zusammen und baut modern, etwas höher, etwas breiter, etwas glatter. Das wichtigste Wiederaufbauwerk war ja getan. In der Fachpresse liest man immer wieder, dass der kollektive Wiederaufbauwille (im Sinne von Rekonstruktionen) Ende der 1950'er weitgehend erlosch. Die Gründung der Altstadtfreunde finde ich bezeugen das, in den 1970'ern muss das Maß an öffentlich diskutierten Wiederaufbauprojekten bei fast 0 gewesen sein, siehe Unschlittplatz, sodass jene, die das nicht hinnehmen wollten sich organisieren mussten. Bis heute gibt es in der Stadtverwaltung keine Ambitionen, irgendwas wieder herzustellen, vielmehr noch nehme ich eine gewisse Genervtheit wahr, dass man ja das ganze historische irgendwie erhalten müsse.

  • Genau das ist aber bei genauerer Betrachtung praktisch in allen westdeutschen Städten der Fall. Die schlimmsten Sünden wurden begangen, als es schon lange nicht mehr um Wohnraum oder „das Nötigste“ ging, sondern einfach nur um eine gezielte und gut finanzierte Zerstörung überkommener Strukturen auf dem Altar von Funktionstrennung und Autofreundlichkeit.

  • Nicht unbedingt - damals dachte man in der Mehrheit anders in der Stadtplanung, und man sah die Möglichkeit, schon lange vor dem Krieg entstandene Pläne zur "Flächensanierung" durch Abriß umzusetzen.

    Damals assoziierte man mit Altstädten unzumutbare Wohnverhältnisse, die Zeilenbauweise galt als vorbildlich. Entsprechend ist es gar nicht selbstverständlich, daß man die Vorkriegsstadt auch nur strukturell wieder neu errichten wollte (und außerhalb unseres Forums ist das wohl auch eine Minderheitsmeinung).

    Siehe auch den Plan auf Seite 26 der verlinkten Broschüre zu Schmeißner und Entwurfszeichnungen, Bildunterschrift:

    Quote

    Entwurf Prof. Gustav Hassenpfl ug, Weimar (später TH München);
    außer der historischen Achse Königsstraße – Burg und einigen Einzeldenkmälern wird für die zerstörten Stadtteile eine schematische Zeilenbebauung im Sinne der modernen Siedlungsplanung vorgeschlagen. Der Entwurf wurde angekauft, da er „in seiner methodischen Form der Darstellung bemerkenswert“ ist.

    Damit wäre in Nürnberg strukturell fast so eine Art "DDR-Dresden" entstanden (lange Häuserzeilen, viel Grün, großzügige Straßen, was übrigens dem Hannoveraner Stadtplaner Hillebrecht als "autogerechte Stadt" zusagte - "die machen dasselbe wie wir").

    Lanes are meant to be crossed. If you're staying in your lane you're obviously advancing too slow.

  • Damit wäre in Nürnberg strukturell fast so eine Art "DDR-Dresden" entstanden (lange Häuserzeilen, viel Grün, großzügige Straßen, was übrigens dem Hannoveraner Stadtplaner Hillebrecht als "autogerechte Stadt" zusagte - "die machen dasselbe wie wir").

    In diesem Zusammenhang die kurze Anmerkung, dass die Stadt Hannover von Hillebrecht unlängst eine halbe Million Euro geerbt hat. Als Wiedergutmachung seiner Untaten natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Immerhin blieb die Stadt außerhalb von Cityring, Innenstadt und Einfallschneisen weitestgehend von seinem Wirken verschont.

    Knapp 500.000 Euro: Rudolf Hillebrecht vererbt Stadt Hannover viel Geld
    Rudolf Hillebrecht war Hannovers erster Stadtbaurat nach dem Zweiten Weltkrieg, er verstarb 1999. Anfang des Jahres verstarb nun auch dessen Witwe – die Stadt…
    www.haz.de
  • OT Er war zwar Architekt, entwarf aber nur ein einziges Haus - sein eigenes, ein ziemlich konventioneller Entwurf gleich am Sprengel Museum (angeblich, um eine "sturmfreie Bude" einplanen zu können). Ich sehe sein Wirken eher ambivalent, nicht ausschließlich negativ.

    Lanes are meant to be crossed. If you're staying in your lane you're obviously advancing too slow.

  • Liebe Franka,

    gibt es denn eine Fortführung dieses Stranges bzw. einen neuen Strang, der sich mit der Süd- oder Nordstadt beschäftigt? Du meintest, du hättest weitere Aufnahmen der unmittelbaren Nachkriegszeit bzw. würdest zu den gründerzeitlichen Vierteln (die übrigens ebenfalls katastrophal zerstört waren, zumindest weite Teile der Südstadt) noch im Stadtarchiv Aufnahmen anfordern. Ich würde mich hierüber sehr freuen! :smile:

  • Hier sieht man auch sehr gut, dass Nürnberg beim Zugang über den Hauptbahnhof so nett wirkt, weil [...] dieser [...] Bereich, in diesem Fall erstaunlich gut erhalten war.

    Kennt ihr auch dieses Gefühl der Hoffnung, wenn man aus dem Bahnhof kommt und von diesem Entrée, von den sozialen Brennpunktproblemen abgesehen, rein architektonisch betrachtet, mit der großartigen Stadtmauer, den Türmen, der Königstraße mit ihren vielen Altbauten, ja, auch dem Handwerkerhof empfangen wird, dass die Stadt doch besser als erwartet durch den Krieg und den Wiederaufbau gekommen ist? Dazu noch dieser typische "herzhaft-süße" Duft nach Bratwurst und Lebkuchen, nennt mich kitschig, aber Nürnberg riecht für mich als Besucher immer gut (ich meine jetzt nicht die stinkenden Ecken die jede Stadt hat), alle Sinne werden angesprochen.

    Natürlich weiß ich es spätestens seit dem ersten Besuch besser was mich erwartet, trotzdem werde ich immer wieder von der Realität eingeholt. Ich glaube, dass hier auch einer der Gründe für den guten Ruf der Stadt heutzutage begründet liegt. Die meisten Hauptsehenswürdigkeiten sind auf den ersten Blick wieder da (ja, vieles fehlt noch) und jemand, bspw. als Bahnreisender der nur wenig Zeit hat, sieht diesen recht schönen Bereich der Stadt, bspw. vom Bahnhof bis zur Lorenzkirche mit dem Blick zur Burg und fährt mit einem recht guten Gefühl wieder weg.

    Ich mag die Stadt sehr, bin aber auch der Letzte der die Stadt verklärt und nur alles positiv sieht, es gibt viel zu verbessern, aber dass die Stadt ein eigenes Flair besitzt, an jeder Ecke (auch verlorene) Geschichte atmet und bis heute besonders ist, kann man ihr nicht absprechen.

    "Seine Welt zeige der Künstler - die niemals war noch jemals sein wird“

    - Hermann Bahr (Inschrift des Ateliergebäudes der Darmstädter Künstlerkolonie)

  • Stimmt, der Auftakt ist sehr schön, im wesentlichen, weil hier am wenigsten zerstört wurde. Ich war sogar mal im Hotel gleich am Frauentorturm, im vierten Stock, und man hatte beim Blick nach unten wirklich den Eindruck einer lebendigen und sogar schönen Großstadt.

    Aber schon die Bahnhofstraße in Richtung Dürrenhof ist superhäßlich, was leider auch für die gesamte Bebauung nördöstlich des Bahnhofplatzes gilt (hinter dem Park Plaza Hotel, was die Neubauten dankenswerterweise versteckt).

    Überwiegend schön ist die Strecke vom Bahnhof zur Burg, die ich hier gezeigt habe:

    buarque
    October 24, 2022 at 9:22 AM

    Aber spätestens am Kornmarkt ist der Eindruck dann ziemlich desaströs, auch die Breite Gasse oder Brunnengasse bleiben doch stark hinter der Karolinenstraße als Haupteinkaufsstraße zurück.

    Außerhalb des Zentrums gibt es im Norden und Osten schöne Ecken, der Süden ist doch überwiegend recht unangenehm.

    Lanes are meant to be crossed. If you're staying in your lane you're obviously advancing too slow.

  • Also Gostenhof ist schon auch noch sehr sehenswert und in Bezug auf Gründerzeit gut erhalten. Mögeldorf und die weiter außerhalb liegenden Stadtteile sind teilweise auch noch sehr schön. ☺️

  • gibt es denn eine Fortführung dieses Stranges bzw. einen neuen Strang, der sich mit der Süd- oder Nordstadt beschäftigt?

    Grüß Dich, ja tatsächlich würde ich das gerne noch fortführen. Auch finde ich den frühen Wiederaufbau sehr interessant. Ich muss mir mal wieder Zeit nehmen. Wahrscheinlich komme ich erst im August dazu.

    Beauty matters!