Kulturgeschichte und Denkmalpflege in Sachsen

  • Es gibt ein Zwischending zwischen Dorf und Stadt: der Flecken. Dieser hatte gegenüber dem Dorf das Marktrecht. Auch heute noch wird dieser "Aufstieg" :smile: verliehen.

    Stimmt. Und natürlich gibt es auch solche Fälle, wo eine Siedlung günstig gelegen war, wirtschaftlich prosperierte und deswegen Markt- und Stadtrechte erhielt. Aber die Vorstellung, dass alle oder auch nur ein Großteil der Städte sich ihre Rechtsstellung "verdient" hätten, ist naiv.

  • Keiner bekommt ein Stadtrecht, ohne vorher was geleistet zu haben, oder anbieten zu können.

    Ich befürchte, dass du heutige Verhältnisse mit mittelalterlichen gleichsetzt. Schon das Stadtrecht war damals ein ganz anderes. Im Grunde genommen bestand es aus einer ganzen Reihe von Rechten, von dem das Marktrecht das zentralste war. Manchmal sind diese auch sukzessive über einen längeren Zeitraum verliehen worden, sodass es schwer ist, den Zeitpunkt der Stadtwerdung genau zu benennen.

    Einige Foristen haben ja bereits betont, dass gerade im Zuge der deutschen Ostsiedlung unzählige Städte mehr oder weniger auf grüner Wiese gegründet wurden. Das sind regelrechte Stadtgründungswellen, die man da im 13. Jahrhundert beobachten kann, zum Beispiel in Mecklenburg, aber auch bei den Schauenburgern in Holstein. Die Städte erkennt man gut an ihren regelmäßigen Stadtgrundrissen. In Süddeutschland fallen mir ad hoc die Zähringer ein, die sich da hervorgetan haben.

  • Die "gefühlte" Stadt muß nicht zwangsläufig dem Begriff der Stadt entsprechen. Meine Nachbargemeinde Nieder-Olm hat über 10.000 Einwohner und seit 2006 Stadtrechte; aber das "gefühlte Zentrum" kann den dörflichen Hintergrund nicht verbergen. In Sachsen macht man immer wieder die Erfahrung, daß Städte mit geringerer Einwohnerzahl viel eher städtisch erscheinen, daß der Markt "halt eben doch etwas mehr hermacht", obwohl die Hintergründe häufig deutlich anders liegen. Die Einwohnerzahl als solche ist nicht das Maß aller Dinge.

  • Die "gefühlte" Stadt muß nicht zwangsläufig dem Begriff der Stadt entsprechen. Meine Nachbargemeinde Nieder-Olm hat über 10.000 Einwohner und seit 2006 Stadtrechte; aber das "gefühlte Zentrum" kann den dörflichen Hintergrund nicht verbergen. In Sachsen macht man immer wieder die Erfahrung, daß Städte mit geringerer Einwohnerzahl viel eher städtisch erscheinen, daß der Markt "halt eben doch etwas mehr hermacht", obwohl die Hintergründe häufig deutlich anders liegen. Die Einwohnerzahl als solche ist nicht das Maß aller Dinge.

    Man darf nicht vergessen, dass gerade in Sachsen und auch Sachsen-Anhalt die Innenstädte gezielt zerbombt wurden. Kleinstädte blieben oft verschont. Beim Wiederaufbau hatte der Wohnungsbau Priorität. Hier in Dessau (fast 90% Zerstörung)fehlt es an jeder städtischen Behaglichkeit.

  • Das ist aber kein Alleinstellungsmerkmal von Sachsen und Sachsen-Anhalt.

    Das Gegenteil ist der Fall. An städtebaulich bedeutenden Großstädten sind hier nur MD und DD als Totalverlust zu registrieren (wobei in DD viel rückgewonnen worden ist). Die Mittelstädte, aber auch sogar tw Großstädte blieben in ihrer historischen Struktur erhalten. Besser ist nur noch Thüringen davongekommen. Der Verweis auf die Rüstungsindustrie ist auch irreführen, da gerade Halle/S ziemlich gut davonkam.

    Man kann daher viel eher sagen: Im Ganzen, dh zwei besonders tragischen Beispiele unberücksichtigt sind die Städte von Sachsen und Sachsen-Anhalt im gesamtdt. Maßstab erstaunlich gut durch den 2. WK gekommen. Für den Strangtitel ist daher nur der Wiederaufbau des DDner Neumarktes von wirklicher Relevanz; gerade die sächsische zählt zu den besterhaltenen Stadtlandschaften in D.

  • Das Gegenteil ist der Fall. An städtebaulich bedeutenden Großstädten sind hier nur MD und DD als Totalverlust zu registrieren (wobei in DD viel rückgewonnen worden ist). Die Mittelstädte, aber auch sogar tw Großstädte blieben in ihrer historischen Struktur erhalten. Besser ist nur noch Thüringen davongekommen. Der Verweis auf die Rüstungsindustrie ist auch irreführen, da gerade Halle/S ziemlich gut davonkam.

    Man kann daher viel eher sagen: Im Ganzen, dh zwei besonders tragischen Beispiele unberücksichtigt sind die Städte von Sachsen und Sachsen-Anhalt im gesamtdt. Maßstab erstaunlich gut durch den 2. WK gekommen. Für den Strangtitel ist daher nur der Wiederaufbau des DDner Neumarktes von wirklicher Relevanz; gerade die sächsische zählt zu den besterhaltenen Stadtlandschaften in D.

    Hier muss ich widersprechen. Die Innenstadt von Halle blieb wahrscheinlich verschont, weil die Hauptangriffe die Leunawerke und Merseburg trafen. Auch Halberstadt hatte mit 80% große Verluste. Von Dessau als Großstadt mit ca. 90% ganz zu schweigen.