Schytomyr und Umgebung

  • Edit: Zu dem Foto von Babber50 oben:
    Nachträglich kolorierte Fotografie. Alle Beschriftungen im Bild sind auf Russisch in der vor 1918 gültigen Orthografie. Die Kutsche könnte ein Postwagen oder Reisewagen sein. Beschriftung "Kiew - Schitomir". An der vorderen Wagentür steht wohl "I. Klasse" (ist nicht genau lesbar). Im Vordergrund ein Straßenbahngleis. Eine elektrische Straßenbahn gibt es in Schytomyr seit 1899 (Meterspur). Nach der Kleidung der Personen lässt sich das Foto auf frühes 20. Jahrhundert datieren. Die Stadt könnte Kiew oder Schytomyr sein. Beide Städte waren zu jener Zeit Gouvernementstädte - Zentren der Gouvernements Kiew und Wolhynien.


    In diesem Thema geht es um die Stadt und das Verwaltungsgebiet (Oblast) Schytomyr. Die Region hat im Norden Anteil an der Landschaft Polessien (ukr. Polissja).

    Ganz im Norden der Schytomyrska oblast liegt Owrutsch, eine der ältesten Städte Polessiens. Fürst Rjuryk Rostyslawytsch ließ hier um 1190 eine große steinerne Kirche erbauen, die dem heiligen Basilius (ukr. Wassyl, russ. Wassili) geweiht wurde. Basilius war der Taufname des Kiewer Fürsten Wolodymyr Swjatoslawytsch (russ. Wladimir Swjatoslawitsch), der 988 das Christentum in der Rus eingeführt hatte. Wolodymyr hatte zudem 997 in Owrutsch eine hölzerne Kirche errichtet, die Rjuryk gut 200 Jahre später durch einen mächtigen Steinbau ersetzte. Die Basiliuskirche in Owrutsch diente als Hofkirche einer fürstlichen Nebenresidenz. 1240 und 1299 wurde die Kirche durch die Tataren zerstört, doch jedesmal wiederaufgebaut. Der litauische Großfürst Gediminas zerstörte die Kirche 1321 erneut. Danach blieb sie als Ruine stehen. 1842 stürzten die Gewölbe ein. Von 1907 bis 1911 wurde die Basiliuskirche schließlich wiederaufgebaut. Die Leitung des Projektes hatte Alexej Schtschussew. Ziel war es, den Originalzustand aus der vormongolischen Zeit zu rekonstruieren.

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    Owrutsch, Basiliuskathedrale (Swjato-Wassyliwskyj sobor) (Foto: Свiтлана Мiнич, 15. August 2020, CC-BY-SA-4.0)