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    Das Panorama mit den Giebelhäusern und Groß St. Martin sei „fantastisch“ und erfordere großen Respekt, betonte Böhm. „Damit muss man sehr sensibel umgehen. Die Schwierigkeit des Auftrages liegt darin, dass die Auflagen des Denkmalschutzes sehr streng sind und man sie sehr ernst nehmen muss, dass man aber trotzdem etwas Originelles schaffen möchte. Das weckt meinen Ehrgeiz.“

    Allein diese Aussage von Böhm veranschaulicht doch gut, wie es dazu kommen konnte, dass die bei uns ausgebildeten Architekten seit Jahrzehnten und auch weiterhin unsere historischen Stadtbilder mit ihren Ergänzungsbauten verunstalten - es sei denn, man macht ihnen wirklich strenge Vorgaben mit Hilfe von Gestaltungssatzungen. Nur die Dach- und Fensterformen vorzugeben wird hier nicht ausreichen, um Böhm davon abzuhalten, einen "Bruch" neben die noch vorhandenen Giebelhäuser zu setzen. Warum muss es denn originell sein, welcher Wert liegt darin? Optische Unruhe, Kraut und Rüben, verunglückte Neubauten gibt es doch in Köln, wohin man blickt. Dieser Ort benötigt nichts Originelles, sondern eine respektvolle Wiederherstellung der historischen Ansicht. Nichts anderes wird doch auch von den Kölnern gewünscht. Aber weil das dem Architekten nicht genug kollegiale Anerkennung einbringen und er damit seinem Ruf als "Star-Architekt" nicht gerecht werden würde, muss es eben auf Krampf etwas "Zeitgenössisches" sein. Um das skeptische Publikum zu besänftigen, verstreut er leere Worthülsen wie "erfordere großen Respekt", "sehr sensibel umgehen", "Auflagen des Denkmalschutzes sehr streng", man "müsse sie ernst nehmen". Ich wage zu prophezeien: sobald die ersten Visualisierungen veröffentlicht werden, wird es ein böses Erwachen geben, und dann ist es zu spät.

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  • Die Stadt sollte einfach eine Rekonstruktion oder eine Verbesserung der Rekonstruktion veranlassen. Ich gehe davon aus, dass Architekten immer eine Art Geltungsdrang inne haben und ihre Projekte beweihräuchern. Never change a winning team sollte für den Fischmarkt gelten, die Chance es zu "verkacken" ist dort einfach besonders groß.

  • Warum braucht man für so eine Stelle, zwei Häuser, die den letzten kleinen Rest der identitätsstiftenden ursprünglichen Stadtbebauung stellten, einen "Star-Architekten"?

  • Kann man dem Architekten nicht die Kompromiss Lösung vorschlagen: Außen Reko und innen dafür eine tolle moderne Gestaltung? Ich finde dort und evtl. hintenraus zum Hof könnte etwas spannendes Modernes entstehen. Den Häusern würde man dadurch auf jeden Fall aussehen, dass sie neu sind.

    Ich bedauere das auch an unserem Neumarkt sehr, dass dort wirklich spannende moderne Sachen im Inneren (!) auch nicht gekommen sind, sondern nur Investoren - Einerlei.

  • Ich konnte den Entwurf nun einsehen. Ich finde ihn nicht sonderlich gelungen, ziemlich versaut hat Böhm die Fenster, um „neue architektonische Impulse“ zu setzen. Es wird ein deutlicher Bruch zum erhaltenen Teil des Gebäudes manifest. Außerdem wurde offenbar eine Etage hinzugefügt.


    Damit ist eine weitere sensible Stelle im Stadtbild auf mindestens Jahrzehnte verhunzt.

  • Hm. Ich bin wirklich sehr kritisch normalerweise. Aber wenn die Häuser eine Putzfassade bekommen in einer normalen Farbe und vernünftige klassische Fenster, dann ist der Entwurf doch gut? Also neue Häuser sind halt vernünftig nutzbar im Vergleich zu den alten Holzboden Kisten. Was spicht gegen neue Häuser? Ausser dass keiner mehr Fassaden gestalten kann?Aber in diesm Fall ist doch Kubatur und Form gut, und sicher wird es innen auch vernünftig dann? Wenn wir 100 solche Entwürfe in Köln hätten wäre die Altstadt gerettet.

  • Was hätte denn jetzt dagegen gesprochen, die Fenster wieder so zu gestalten und anzuordnen, wie sie vorher waren? Es sah einfach besser und lebendiger aus.

    Keiner wird sich je für Böhms "Handschrift" an diesen Gebäuden interessieren. Wirklich souverän wäre es gewesen, die alte Fensterordnung wieder so zu übernehmen wie sie war. Diese fixe Idee der heutigen Architekten, etwas "eigenes" schaffen zu müssen, wirkt sich hier wieder negativ aus.

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  • Was hätte denn jetzt dagegen gesprochen, die Fenster wieder so zu gestalten und anzuordnen, wie sie vorher waren?

    Meine Overlays legen nahe, dass zum einen die originale Fensteranordnung daran scheitert, dass die neuen Häuser im Gegensatz zum Altbau über dieselben Geschosshöhen und damit Fensterhöhen verfügen. Zum anderen werden nach oben hin vermutlich die Raumhöhen vergrößert im Vergleich zum Vorgänger. Das alles optimiert natürlich die Flächenausnutzung.

    Mach besser mal einen vorher nachher Vergleich mit links / rechts Anordnun

    Da hätte ich bisschen Urheberrechtsbedenken. Konnte kein verlinkbares Bild finden. Edit: was ich aber besser mal gemacht hätte - siehe Urheberrecht Bearbeitung...

  • Das alles optimiert natürlich die Flächenausnutzung.

    Um die darf es in speziell in diesem Fall aber nicht primär gehen, sondern um die Wiederherstellung eines historischen Ensembles, mit den Einschränkungen wirtschaftlicher Verwertbarkeit, die das nunmal mit sich bringt. Sonst käme bei mir der Verdacht auf, die Häuser wären genau aus diesem Grund abgerissen worden.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Meine Overlays legen nahe, dass zum einen die originale Fensteranordnung daran scheitert, dass die neuen Häuser im Gegensatz zum Altbau über dieselben Geschosshöhen und damit Fensterhöhen verfügen. Zum anderen werden nach oben hin vermutlich die Raumhöhen vergrößert im Vergleich zum Vorgänger. Das alles optimiert natürlich die Flächenausnutzung.

    Ich bezog mich auf die insgesamt 5 verschiedenen Fensterformen und -anordnungen, die die beiden Altbauten oberhalb des Erdgeschosses hatten, und aus denen Böhm nun einen einzigen, mittig geteilten französischen Fenstertyp macht, und das auch noch ohne die für die Gesamtwirkung sehr wichtigen Fensterrahmungen der Originale:

    Im linken Bau zwei einzeln stehende, 6-fach geteilte Fenster im 1. und 2. OG, eine Doppelfensteranordnung im 3. OG und ein Fenster mit Rundbogen im DG.

    Im rechten Bau je zwei einzeln stehende französische Fenster im 1. - 3. OG, ein 4-fach-Fenster im 4. OG und ein Rundbogenfenster im DG.

    Diese prägenden Elemente der ansonsten im Original schlichten Fassadengestaltung hätte Böhm zumindest nachbilden und nach den neuen Stockwerkmaßen adäquat positionieren können. Stattdessen bekommen wir nun 12 völlig identische, relativ zur Fassade zu kleine französische Fenster.

    Um mal einen musikalischen Vergleich zu bemühen: die frühere Fensteranordnung war wie eine Melodie, nun wird ein einziger langer Ton daraus. Die namenlosen Baumeister früherer Zeiten hatten es besser drauf als unsere heutigen "Stararchitekten".

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  • Und warum ist das so , schnödes Analytisches Denken als Architekt oder fehlendes gefühl für das schöne , fehlgeleitete Ausbildung an der Uni und/ oder fehlende Wertschätzung dem Original gegenüber ?!

    Um mal einen musikalischen Vergleich zu bemühen: die frühere Fensteranordnung war wie eine Melodie, nun wird ein einziger langer Ton daraus. Die namenlosen Baumeister früherer Zeiten hatten es besser drauf als unsere heutigen "Stararchitekten".

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