Dresden - Schauspielhaus

  • Rekonstruktion des Gründerzeit/Jugendstilsaals von 1912/13

    Anfang der 90er Jahre wurde eine gründliche General- überholung vom "Großen Haus" nötig. Auch der Orchestergraben war nach dem Umzug von Oper, Konzert und Ballett in die Oper nicht mehr nötig. So entschied sich die Stadt Dresden einen Architekturwettbewerb aus-zuschreiben, der die Umgestaltung des Saales vorsah.

    In dem Zusammenhang muss an den Wiederaufbau der Dresdner Semperoper erinnert werden. 1984 wurde der Wiederaufbau des Opernhauses unter Leitung von Wolfgang Hänsch abgeschlossen. Entgegen einiger Nachkriegs-planungen, die im Inneren einen ganz modernen Saal vorgesehen hatten, einigte sich der Planungsstab und die Dresdner Denkmalpflege auf die annähend getreue Rekonstruktion im Inneren und Äußeren. Diese Arbeit wurde im In- und Ausland als große kulturpolitische Leistung der DDR gewürdigt.
    Sicher ist es ein Großteil dieses Erfolges der touristisch erfolgreichen Semperoper zuzuschreiben, daß letztlich die Fachjury mit Vertretern einer traditionell starken Dresdner Denkmalpflege für die Wiederherstellung der alten, ursprünglichen Saalfassung des Schauspielhauses votierte. Obwohl die Nachkriegsfassung inzwischen auch einen geschichtlichen Wert darstellte, wurde die prunkvolle Innengestaltung von 1912 eindeutig als die kunsthistorisch wertvollere Fassung eingestuft. Diese späte Jugendstil-Ausstattung konnte zwischen 1995- 96 mit dem glanzvollen Kronenleuchter und der üppigen Deckendekoration originalgetreu wiederhergestellt werden.

    Zeitgenössische Architektur 1918 bis in die Gegenwart (2011) in Dresden: Moderne, Expressionismus, neue Tradition, "Nationale Bautradition", Nachkriegsmoderne, Postmoderne, Dekonstruktivismus

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • vorher:

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Wahrhaftig wunderbar, dieses Gebäude auch wenn es am Postplatz ziemlich verloren herumsteht.

    Warum saniert man die Opern- und Schauspielhäuser in Hannover, FFM, Essen, Duisburg und Aachen nicht in ähnlicher Weise?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Der Saal ist wirklich prächtig - ich habe zum Glück nie den "alten" Zustand "bewundern" können.

    Der im Artikel erwähnte leitende Architekt des Wiederaufbaus der Semperoper Wolfgang Hänsch ist übrigens auch der Schöpfer des Kulturpalastes. Als ich gestern auf Phoenix eine Sendung zum Wiederaufbau der Oper sah, wurde auch Hänsch interviewt. Schon interessant wie der Verfechter des Kulturpalastes, dessen neuer Entwurf des Hauses sogar noch eine deutliche Verschlechterung darstellt, mit großem Stolz auf den Wiederaufbau zurückblickte. Gleichzeitig verwehrt sich dieser sehr sympathisch wirkende Mensch der Umgestaltung seines Kulturpalastes im Sinn einer Verschönerung des Altmarktes.

    Däne, ja, das Thema sollte von den zuständigen Moderatoren verschoben werden - meine Befugnisse reichen dafür nicht aus. :wuetenspringen::zwinkern:

  • hier hast du dein thema! :zungeorange: ;)
    es wäre aber in der tat sehr schwer zu programmieren, dass der forumkode automatisch erkennt, dass das thema eigentlich zu dir müsste und dir deshalb mod-rechte für diese thema einräumt...
    (merke: komm 'nem rechner nicht mit real-world-semantics ;) )


    thema hänsch: ja, wie erklärt man sich das?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Peter Kulka ist ein ähnlicher Fall: Jetzt zieht er den Ostflügel des Schlosses hoch, früher hat er den modernen Landtag gebaut. Vielleicht ist es gut, solchen Architekten traditionelle Bauaufgaben zu geben, dann bleibt ihnen für billige Architektur weniger Zeit.

  • Quote from "jojojetz"

    Peter Kulka ist ein ähnlicher Fall: Jetzt zieht er den Ostflügel des Schlosses hoch, früher hat er den modernen Landtag gebaut. Vielleicht ist es gut, solchen Architekten traditionelle Bauaufgaben zu geben, dann bleibt ihnen für billige Architektur weniger Zeit.

    Das ist leider ein großer Irrtum, jojojetz. Hier mal ein persönliches Statement von Kulka zu seinen Intentionen für den Ostflügel:
    (Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/397939/">http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/397939/)

    Man musste sich ja entscheiden, was baut man wieder auf? Es gibt eine barocke Fassung, es gibt eine mittelalterliche Fassung - gleichwohl bin ich kein Rekonstrukteur, das weiß man. Ich bin ein moderner zeitgenössischer Architekt, und ich werde jede Gelegenheit nutzen, um mit der neuen Aufgabe "Schlossmuseum" - da wo es angebracht ist und in Abstimmung mit dem Bauherrn und der Denkmalpflege - auch ein zeitgenössisches Zeichen zu setzen. Dazu gehört auch der Riesensaal. Es ist so, dass wir diesen Riesensaal in seiner Geometrie herstellen werden, aber - er wird auch ein neuer, moderner, grandioser Saal werden. Ich hoffe, er wird so schön werden wie der alte Riesensaal auf seine Weise.

  • Quote from "BautzenFan"

    er wird auch ein neuer, moderner, grandioser Saal werden. Ich hoffe, er wird so schön werden wie der alte Riesensaal auf seine Weise.

    :totlachen: Der neue Saal kann vieles sein, vielleicht sogar ästhetisch schön, aber er wird es mit aktuellen Architekturmaßstäben niemals mit dem alten Riesensaal aufnehmen können. Aber irgendwie haben Architekten die eigenartige Angewohnheit, ihre größtenteils unkreativen Ideenlosigkeiten als "Zitat des Vergangenen" zu verkaufen, quasi als "kritische Rekonstruktion", ohne dabei rot zu werden. In gewisser Weise ist Kulkas Vergleich sogar schon frech, hätte er doch sagen können: wir errichten wegen Geldmangels den Riesensaal schliecht mit modernen Mitteln, versuchen dabei eine ansprechende und für ein Schloß würdige Architektur zu finden und behalten uns aber eine Reko für zukünftige Generationen vor.

  • Auch viele Architekten sind eben einfach nur Verkäufer: sie bauen, was sie wollen, und erzählen den Leuten, was diese hören möchten.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Für 2,5 Mio Euro sollen dieses Jahr das Dach neu gedeckt und das Haus einen neuen Anstrich bekommen. Außerdem sollen Teile der Bühnentechnik erneuert werden.Deswegen schließt es ab Juni 4 Monate.Eine Ersatzspielstätte wird es in dieser Zeit nicht geben.Ein Teil ist sowieso Sommerpause.

  • Quote from "Henry"

    soll das Haus einen neuen Anstrich bekommen

    Das ist überfällig - ich freue mich sehr darüber!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Das Große Haus konnte seine Besucherzahlen auch in 2013 weiter steigern:

    http://www.dresden-fernsehen.de/Aktuelles/Arti…elhaus-Dresden/

    Das Haus hat aber nicht nur meist gutes Theater, sondern nach der Rekonstruktion des Zuschauerraumes zu Beginn der 90'er Jahre auch ein hervorragendes Ambiente zu bieten. Vielleicht klappt es angesichts dieses Erfolges ja auch einmal mit dem Erweiterungsbau?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Goldene Ergänzungen am Schauspielhaus in den letzten Wochen. Das SIB als Bauherr macht also wieder einen gestalterischen Schritt zurück zum alten Prunk des Königlichen Schauspielhauses...*

    März 2022:


    um 2016:


    vor 2006:

    Schauspielhaus_dresden.jpg

    2002:

    Schauspielhaus Dresden â•fi Revitalisierung und Ausbau der  Tragkonstruktionen des Bühnendaches


    nach 2016:

    Wenn das Dresdner Staatsschauspiel am Samstag die Premiere von „Othello“ feiert, dann ist vieles neu

    nach dem Wiederaufbau 1948:

    Wiederaufbau Schauspielhaus Dresden + neuer Saal 1947

    1945:

    Zeichnung 1946

    vor 1918:

    Alte Ansichtskarte: AK Dresden, Königl. Schauspielhaus in der Ostra-Allee, Straßenbahn


    * Und auch am Schauspielhaus - einer Immobilie im Besitz des Freistaates - finden wir wieder den für Dresden typischen Kulturhäuser-Kampf; vergleichbar mit der Residenzschloss-Immobilie.


    Während das SIB den alten monarchistischen Protz wieder auferstehen lässt, begegnen die woken Nutzer der Immobilie solch konservativ-verstocktem Gestaltungsgestus: am Schauspielhaus schon länger durch mutigen gestalterischen Widerspruch in zitronenfalter. Und als Steigerung zur Beschriftung aus 2006 seit ein paar Jahren auch als multiredundante Banner-Werbung.

    Sicher gelingt es auf diese Art und Weise, die Besucherzahlen zu steigern. Wenn´s nur einmal dran steht, übersieht der eine oder andere doch sonst, was der Schuppen bietet. Und gestalterische Shoppingcenter-Zitate vermitteln natürlich die unverbrüchliche Solidarität der die Bühne bespielenden Kulturschaffer*innen mit ALLEN Besuchenden. So bekundet man heute Egalité, Liberté und die Bereitschaft die Schwellenangst bildungsferner Schichten zu verringern.

    Danke dafür.

  • Falls hier jemand vom SIB mitliest:

    Vielen Dank für eure Mühen und euren Kampf zur Bewahrung und Wiederherstellung von historischen Bauwerken in Sachsen.

  • Rekonstruktion Salon Schauspielhaus

    Der Salon im Schauspielhaus wird seit August in seinen Ursprungszustand im Jahr 1913 zurückversetzt. Dafür investiert der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) 1,7 Millionen Euro. Bereits Anfang September 2024 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

    Mehr hier: Sächsische Zeitung

    Weiter gehts. Genial, was hinter den Wandkoffern und der abgehängten Decke alles zum Vorschein kam. Die Stuckateure haben ihre Arbeit im März bereits beendet. Jetzt wird mit Malstock und Pinsel fortgefahren. Wundervoll zu sehen ist auf den Bildern mit welcher Akribie die Ornamentik rekonstruiert wird. Soweit hört sich das nach Zeitplanarbeit an. Quelle : Sächsische Zeitung. 

    Fachleute der Firma Rentsch & Weinrich aus Neschwitz bei Bautzen zeichnen sich für die Ausmalungen der Decke verantwortlich.

    Alle Bilder Copyright von Rene Meinig für die Sächsische Zeitung



    Restaurierung eines Orginal Tondos von Alexander Baranowsky von 1912.


    Detail eines Stuckprofils.

    Alle Bilder Copyright von Rene Meinig für die Sächsische Zeitung

  • Am Sonntag gibt es im Rahmen des Tags der Architektur eine Führung durch das Schauspielhaus. Bei dieser wird auch der aktuelle Stand zur Rekonstruktion des Salons zu sehen sein.

    Ich werde leider keine Zeit haben. Es wäre klasse, wenn jemand aus dem Forum Zeit findet und den aktuellen Stand dokumentiert.

  • Die Wiederherstellung des Salons ist abgeschlossen.

    Im restaurierten Dresdner Salon wird bald der rote Teppich ausgerollt
    Der Dresdner Salon im Schauspielhaus wurde restauriert. Trotz des Zeitdrucks haben Bauleute und Restauratoren fast alles geschafft. Ein krönendes Schmuckstück…
    www.saechsische.de

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Bekanntlich sind ja in Dresden eine Vielzahl historischer Bauten unwiederbringlich verloren. Und das gilt natürlich in noch viel größerem Umfang für historische Innenarchitekturen. Deshalb freut es mich immer besonders, wenn solch ein historischer Innenraum wieder aufersteht. Zum Schauspielhaus sollte man noch wissen, dass dieses Gebäude zwar relativ zeitig nach dem Krieg wieder nutzbar gemacht wurde, aber die Rekonstruktion des Inneren, insbesondere des opulenten Zuschauersaales (Jugendstil) erfolgte erst in den 1990er Jahren. Der Salon blieb dabei außen vor.

    Projektseite des Architekten:

    Alexander Poetzsch Salon im Schauspielhaus Dresden

    Historische Raumaufnahmen:

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/hauptkatalog/0268000/df_hauptkatalog_0268033.jpg

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/hauptkatalog/0268000/df_hauptkatalog_0268034.jpg

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/hauptkatalog/0268000/df_hauptkatalog_0268032.jpg


    Und das möchte ich noch nachreichen. So sollte das Schauspielhaus modern umgebaut werden (bestätigter Plan von 1969). Schauspielhaus in der Mitte am rechten Bildrand:

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/hauptkatalog/0154000/df_hauptkatalog_0154583.jpg

    Zum Glück ging der DDR dann für solche Projekte das Geld aus und es wurden ab den 1970er Jahren für die Bauwirtschaft andere Prioritäten gesetzt - stark angekurbelter Wohnungsbau in Plattenbauweise (Wechsel Ulbricht/Honecker).