Im folgenden möchte ich ein Areal vorstellen, das als Unterkunft für Bahnmitarbeiter entstanden ist, sprich die zweigeteilte Rangierbahnhof-Siedlung in Nürnberg, gleich neben dem früheren Reichsparteitagsgelände bzw. der heutigen Messe gelegen:
Es handelt sich um den Distrikt 311 "Rangierbahnhof-Siedlung Planetenring".
Diese Siedlung soll künftig der Einfachheit halber als "Parkwohnanlage Zollhaus" bezeichnet werden und entstand 1957 und 1958. Planer war der Nürnberger Architekt Gerhard Dittrich, der auch etwas später für die Neue Heimat die Hochhaussiedlung Meuselsbrunn gleich daneben errichtete - die nehme ich mit dazu, weil es gleich daneben liegt und es am Weg zur U-Bahn liegt
Dittrich hat übrigens auch das Gewerkschaftshaus am Kornmarkt entworfen und 1967 das KÖMA-Projekt vorgeschlagen, ein weitgehender Abriß der vorhandenen KÖnigstor- und MArientormauer, um dort betonlastige Bauten im Stil der damaligen Zeit errichten zu lassen ...
Hier sehen wir eine Überblickskarte:
Links die ältere Siedlung mit den beiden Kirchen, rechts die neuere, der Planetenring führt um die Grünfläche in Kartenmitte herum, Meuselsbrunn liegt direkt südlich der Messe (und die wiederum im Süden des früheren Parteitagsgeländes).
Und hier noch mein Rundgang mit den Foto-Standorten, hier soll nur die auf der Karte rechts eingezeichnete Siedlung gezeigt werden:
Los geht es an der U-Bahnstation Bauernfeindstraße und zurück an der U-Bahnstation Messe.
Um das Fazit schon vorwegzunehmen - so ambitioniert das Projekt auch war, es ist meines Erachtens doch weitgehend gescheitert ... zwar war damals von einer "Synthese zwischen Kunst, Architektur und Landschaftsgestaltung" die Rede, dieses Ziel wurde jedoch nicht erreicht.
Dafür gibt es mehrere Gründe - zum einen waren gleich zwei Organisationen mit dem Aufbau beschäftigt, die sich nicht auf einen gemeinsamen Stil einigen konnten. Und so ist ein Teil der Siedlung dezidiert modern, der andere Teil hingegen äußerst konventionell geraten, und das leider auf sehr bescheidenem Niveau. Und zum anderen wurde auch vieles schlicht nicht realisiert wie das zentrale V-förmige Gebäude, das ein Fragment blieb.
Dennoch ist es ein interessanter Einblick in eine Epoche, die von Fortschrittsglauben und Optimismus geprägt war und sich selbst als "Raumfahrtzeitalter" sah, daher auch futuristische Details wie Straßenschilder und entsprechende Namen wie "Planetenring".