Waldschlösschenbrücke und Weltkulturerbe

  • Waldschlößchenbrücke gefährdet Dresdens Welterbe!

    http://www.dnn-online.de/dnn-heute/58270.html

    P.S. Viele phantastische Fotos von den Loschwitzer Höhen aus auf die Frauenkirche mit Altstadt könnten so nicht mehr geschossen werden. Ich kann mir gewisse Häme nicht verkneifen, ob einer so großen Unfähigkeit politischer Entscheidungsträger, Entwicklungen vorauszusehen.

  • Ich bin trotzdem weiterhin für die Waldschlößchenbrücke - die Argumente habe ich schon früher mal in einem umfangreichen Beitrag genannt.

    Beim Elbtal handelt es sich nun halt einmal um einen dichtbesiedelten und dynamischen Ballungsraum, der auch eine gute Verkehrsinfrastruktur benötigt. Und hinsichtlich Brücken gibt es nach wie vor eine Unterversorgung - beispielsweise verglichen mit Prag, wo es 16 Brücken (und eine ähnliche Tallage) gibt.

    Und mal ehrlich: Wäre die Waldschlößchenbrücke, deren Planung auf das 19. Jahrhundert zurückgeht, schon 1880 gebaut worden, ginge es in diesem Forum doch nur darum, wie die Brücke originalgetreu erhalten werden kann. Einen Abriß würde dann - ähnlich wie beim damals völlig umstrittenen Blauen Wunder - doch garantiert niemand fordern.

  • Zitat von "GanskeStortSett"


    Und mal ehrlich: Wäre die Waldschlößchenbrücke, deren Planung auf das 19. Jahrhundert zurückgeht, schon 1880 gebaut worden, ginge es in diesem Forum doch nur darum, wie die Brücke originalgetreu erhalten werden kann. Einen Abriß würde dann - ähnlich wie beim damals völlig umstrittenen Blauen Wunder - doch garantiert niemand fordern.

    Sehe ich genauso! Schließlich ist der Blick vom Luisenhof auch immer wieder gern fotografiert.

  • Mir spricht der Artikel aus dem Herzen und ich kann die fehlende Entrüstung über die Waldschlößchenbrücke nicht verstehen. Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten. Dresdner, Ihr steckt auch mit der Waldschlößchenbrücke keine Minute weniger im Stau, eher im Gegenteil. Statt dessen vernichtet Ihr einen weiteren Teil des Gesamtkunstwerks Dresden.

  • Während alle über die Waldschlößchenbrücke palavern,
    wurde derweil stillschweigend die Flügelwegbrücke durch einen Neubau ersetzt und hat statt ehemals zwei nun sechs Fahrspuren.
    Auch die Marienbrücke und die Autobahnbrücke erhielten durch Umbau zusätzliche Fahrspuren.
    Nur im Osten der Stadt rammelt alles über das Blaue Wunder und durch die Grundstraße,
    ist das Straßennetz auf dem Stand von 1900 stehen geblieben, bei doppelter Bevölkerung und 20mal stärkerem Verkehr.

    Ich finde, eine gewisse Grundausstattung an leistungsfähigen, zeitgemäßen Verkehrswegen sollte eine Großstadt im 21. Jahrhundert schon haben.
    Dresden ist schließlich nicht Hiddensee oder Wangerooge, wo man mit Pferdewagen und wenigen Elekromobilen auskommt.

  • Heute bei Spiegel-Online http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,383306,00.html\r
    http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1 ... 06,00.html ein Artikel über die Waldschlösschenbrücke.

    Zitat

    Seit Juni 2005 können die Dresdner stolz auf ihr Weltkulturerbe, das Elbtal, blicken. Jetzt müssen die Sachsen jedoch schon wieder um den Titel bangen. Der Bau der "Waldschlösschenbrücke" über die Elbe löst bei der Unesco Stirnrunzeln aus.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Den Artikel habe ich auch gelesen - nur haben sich die Dresdner halt bei der Abstimmung mit 68 % der Teilnehmer FÜR den Bau der Brücke ausgesprochen und nicht etwa dagegen, wie der Artikel behauptet. Zudem liegt die Brücke nicht "unmittelbar" neben dem "historischen" Zentrum, sondern rund 2,6 km elbaufwärts.

    Auch der Bau der Autobahn nach Pirna und weiter nach Prag erscheint mir sehr sinnvoll (dieser wird ja im Zeit-Artikel kritisiert)... denn ein Grund für die schlechte Wirtschaftsentwicklung südöstlich von Dresden liegt halt schlicht darin, daß bislang Dresden von einem Ende zum anderen durchfahren werden mußte, um Pirna von Westen her zu erreichen. Und auf dieser Strecke stand ich selbst im Urlaub schon mal an einem ganz normalen Freitag morgen stundenlang im Stau...

    "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten"

    Na ja, ist das nicht eine Kausalumkehr? Ich glaube, den Verkehr gibt es, weil im Ballungsraum Oberes Elbtal rund 800.000 Menschen auf engem Raum leben und nicht weil eine Brücke gebaut wird. Und weil Menschen beispielsweise bei Infineon oder AMD arbeiten oder zum Flughafen fahren wollen, aber südlich der Elbe wohnen usw.

    Genauso gut könnte ich sagen, wer Zahnmedizin studiert, wird Karies ernten... :gg:

    Fakt ist ja wohl, daß nach der langfristigen und altersbedingten Stilllegung des Blauen Wunders auf rund 18 km Länge keine einzige Brücke mehr zwischen Dresdner Innenstadt und Pirna vorhanden ist (wobei in Meißen und Pirna übrigens längst neue Brücken entstanden sind). Und die verkehrsmäßige Anbindung des Blauen Wunders in Richtung Norden über die Grundstraße ist ja ziemlich inakzeptabel und mit Dauerstaus verbunden.

    Bereits bei der Planung von Stauffenbergallee und Fetscherstraße Mitte des 19. Jahrhunderts war der Bau einer Verbindungsbrücke vorgesehen worden - nicht zufällig sind beide Straßen exakt aufeinander ausgerichtet und großzügig gestaltet (wobei die Stauffenbergstraße ja in die Königsbrücker Straße mündet, die wiederum gut ausgebaut zur Autobahn führt, während im Süden Käthe-Kollwitz-Ufer und Blasewitzer Straße den Verkehr aufnehmen). Warum sollten also die Staus in der Innenstadt nicht abnehmen, wenn Leute aus der Johannstadt beispielsweise direkt Richtung Norden fahren können, anstatt erst in der Innenstadt die Elbe überqueren zu können?

    Na ja, aber es wurde im 19. Jahrhundert ja auch schon der Bau der heute so geschätzten Elbschlösser als katastrophaler Eingriff empfunden, vom Bau des Blauen Wunders und der damit verbundenen Zerstörung der ehemaligen Ortszentren von Loschwitz und Blasewitz mal ganz abgesehen...

    Stadtentwicklung vollzieht sich in Dresden halt seit jeher eher indirekt (als Summe all dessen, was nicht verhindert werden konnte :gg: )

  • :?: Ich kann es auch nicht nachvollziehen warum es solch ein HickHack wegen der Brücke gibt. Wenn sie damals gebaut worden wäre, würde heute wahrlich niemand darüber diskutieren! Somal sie dann zugegebener Maßen hübscher aussehen würde als die Variante der heutigen Zeit.

    An der Stelle wo sie gebaut werden soll, gibt es meiner Meinung nach eh nix wirklich Sehenswertes bzw. stört sie dort nicht den Blick da an dieser Stelle eh eine Krümmung des Flusses ist. Und wer mal in Dresden zur Prime Time durch die Stadt gefahren ist, insbesondere über die innenstadt brücken (Carolabrücke, Albertbrücke, Marienbrücke) kann nicht einem zügigen Durchfahren sprechen. Gerade die Königsbrücker Straße (Haupttrasse in den Dresdner Norden) die in Folge der nicht vorhanden Waldschlössenbrücke eigentlich immer verstopft ist würde eine enorme Entlastung bekommen.

    Und mal ehrlich, ich würde eher die die Carolabrücke als eine Schande ansehen, weil diese ist nun wahrlich keine Schönheit. An dieser Stelle würde sich die alte Carolabrücke viel besser einfügen, wenn auch in einer breiteren Variante als damals.

    Norbi

  • @GanskeStortSett

    Dein Kariesbeispiel ist doch einleuchtend. Wenn es viele Zahnärzte gibt, glauben einige Zeitgenossen, sie bräuchten ihre Zähne nicht allzusehr pflegen, da es zur Not auch noch den Zahnarzt gibt, der alles wieder gut macht. Deswegen entsteht mehr Karies. :zwinkern:

    Beim Straßenverkehr in Dresden ist es genauso. Viele wissen um die nicht einfache Verkehrslage in der Innenstadt und umfahren die Stadt daher weiträumig. Steht erstmal die Brücke, erhoffen sie sich Zeitgewinn und fahren durch die Stadt. Die Brücke saugt zusätzlichen Verkehr an. Ein gutes Beispiel ist die vierte Elbtunnelröhre in Hamburg, von Entlastung keine Spur!

    Will mich ja um den Postplatz kümmern, sage mir doch bitte, wie?

  • Zitat von "Philipp"


    Beim Straßenverkehr in Dresden ist es genauso. Viele wissen um die nicht einfache Verkehrslage in der Innenstadt und umfahren die Stadt daher weiträumig. Steht erstmal die Brücke, erhoffen sie sich Zeitgewinn und fahren durch die Stadt.


    Das glaub ich nicht.
    Von Dresden-Prohlis bis Dresden-Hellerau fährt man seit dem Sommer auf der A4/A17 ca. 25min.
    Wenn man stattdessen durch die Stadt fährt, ist man in der selben Zeit noch nicht mal an der Elbe.

  • Zitat von "Miwori"

    Während alle über die Waldschlößchenbrücke palavern,
    wurde derweil stillschweigend die Flügelwegbrücke durch einen Neubau ersetzt und hat statt ehemals zwei nun sechs Fahrspuren.

    Wobei man sich bei dem Neubau nicht im geringsten Gedanken darüber gemacht hat, ob man ihn optisch genauso wirken lässt wie die Vorgängerbau aus den 20ern. Nein.. der Naubau scheint pure betonierte Häßlichkeit zu sein... wenn ich das aus Internetfotos richtig ersehen habe. Dabei ist es doch nichteinmal unmöglich, die Seitenansicht einer Brücke optisch zu rekonstruieren, oder?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Booni"

    Wobei man sich bei dem Neubau nicht im geringsten Gedanken darüber gemacht hat, ob man ihn optisch genauso wirken lässt wie die Vorgängerbau aus den 20ern. Nein.. der Naubau scheint pure betonierte Häßlichkeit zu sein... wenn ich das aus Internetfotos richtig ersehen habe. Dabei ist es doch nichteinmal unmöglich, die Seitenansicht einer Brücke optisch zu rekonstruieren, oder?


    Beides moderne Zweckbauten ohne besonderen Anspruch.

    die alte

    (http://www.bildindex.de">http://www.bildindex.de)

    die neue


    (Aufnahme Okt.2005)

  • Zitat

    Wie beim Kölner Dom geht es auch bei der Dresdner Waldschlößchenbrücke um "Umgebungsschutz". Der berühmteste Fernblick über die Elbe auf die Türme der Stadt, von Dichtern seit der Romantik besungen und von Malern unzählige Male aufs Bild gebannt, wäre nach Meinung der Kritiker ein für allemal futsch. Denn die Brücke quert den Strom just an der breitesten Stelle der Elbtalaue, dort, wo die Elbe einen weiten Bogen beschreibt, ehe sie auf die Stadt zufließt.


    Seit 140 Jahren streiten die Dresdner darüber, ob diese vielgerühmte Stadtansicht durch ein Verkehrsbauwerk zerschnitten werden darf. Zu den ästhetischen treten heute wirtschaftliche Zweifel. Denn das eiserne Ungetüm würde die horrende Summe von 157 Millionen Euro verschlingen und damit zur teuersten Stadtbrücke Deutschlands. Und seine Verkehrsströme würden bevorzugte Wohngebiete belasten.


    Dennoch waren die Bürgerinitiativen in einem Bürgerentscheid der erdrückenden Macht der Autofahrer unterlegen. Jetzt hoffen sie darauf, daß Dresdens Stadtväter mindestens so sensibel wie die von Köln auf die Unesco-Bedenken reagieren.

    aus der WELT vom 5.11.05


    Vielleicht sollten die Dresdner einmal darüber nachdenken, warum die Planungen des 19. Jahrhunderts, an dieser Stelle eine Brücke zu errichten, niemals ausgeführt worden sind. An Zufälle mag ich da nicht glauben! Man muß nur lang genug im Archiv graben, um wahrscheinlich auf ähnliche Äußerungen der damals Handelnden zu kommen wie zum Thema Gewandhaus im 18. Jahrhundert.

    Außerdem ist es eine Unverschämtheit, aufgrund der desaströsen Kassenlage das Gewandhausgrundstück zu verhökern und gleichzeitig mehrere Millionen als Eigenanteil in dieses Ungetüm zu stecken.

    Und auf einmal berichtet auch die DNN kritisch, obwohl beim Bürgerentscheid davon nichts zu hören war. Was für eine Heuchelei! Aber trotzdem, ein Artikel über die Inkompetenz Dresdner Beamter und Politiker im Rathaus, eine adäquate Informationspolitik, zumindest im bezug auf die UNESCO, zu betreiben.

    http://www.dnn-online.de/dnn-heute/58315.html

  • Zitat

    Außerdem ist es eine Unverschämtheit, aufgrund der desaströsen Kassenlage das Gewandhausgrundstück zu verhökern
    und gleichzeitig mehrere Millionen als Eigenanteil in dieses Ungetüm zu stecken.

    Obwohl ich eigentlich ein Befürworter der Brücke bin, da muß ich Dir zustimmen !

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Es ist eine Abwägungssache

    Das Durchschnittstempo, mit dem sich Dienstleister und gewerbetreibende tagsüber innerhalb der Stadt bewegen können, ist ein wichtiger Standortfaktor.
    Wenn z.B. Handwerker, Kuriere, Pflegedienste pro Tag durchschnittlich 30 min weniger ihrer bezahlten Arbeitszeit im Verkehr feststecken, entspräche das einem Produktivitätszuwachs von über 6%.
    Das spiegelt sich dann auch im städtischen Steuersäckel wieder.
    Wenn Beschäftigte auf dem Weg von und zur Arbeit ähnlich Zeit sparen, entspricht der Freizeitgewinn von mehreren Tagen Urlaub im Jahr.

    Das betrifft viele Menschen sehr konkret.

  • Die Brückengegner arbeiten immer mit Visualisierungen aus der Frosch-Perspektive. Da muß die Brücke schon von der Perspektive her wie eine riesige Hochbrücke erscheinen.
    Ist meines Erachtens bewußte Volksverdummung!

    Dabei liegt die Fahrbahn max. 14m über der Fahrrinne, genau wie beim Blauen Wunder oder den anderen Elbbrücken.
    Der Bogen dürfte dann auf ca. 25m Höhe über Fahrtrinne kommen
    (weiß jemand genaue Maße?), zum Vergleich: 37m hat das Blaue Wunder.

    Das Höhenniveau der Elbwiesen in Johannstadt liegt wegen der Trümmer-Aufschüttungen nach dem Krieg um mindestens 4-5m über dem Normalpegel, so daß der Brückenbogen kaum die Höhe der Häuser am Johannstädter Ufer erreichen dürfte.
    Ob er da für den Blick vom Terrassenüfer zu den Elbeschlössern ein Sichthindernis darstellt, wage ich zu bezweifeln.
    Für den Blick von Loschwitzhöhe oder Weißen Hirsch dürfte es sogar eine Bereicherung sein.

    Gibt es eigentlich ein paar ordentliche Visualisierungen, wie die Brücke z.B. vom Terrassenufer, von der Frauenkirche oder von der Loschwitzhöhe her aussehen würde?

    Wichtig wird die Farbe sein!
    weißer Beton sollte unbedingt vermieden werden!

  • Schlagabtausch im Stadtrat zum Weltkulturerbe-Streit


    Zitat

    "Die Stadt hat in keiner Weise den Bau verharmlost oder verheimlicht", sagte Roßberg vor dem Stadtrat. Nachträgliche Änderungen an den Planungen habe es nicht gegeben, betonte er. Der Lagefehler im Evaluierungsgutachten - die Brücke war dort fünf Kilometer flussabwärts, also etwa in Übigau, lokalisiert worden - sei nicht bei der Stadt, sondern bei Icomos entstanden. Roßberg verteidigte auch die verzögerte Reaktion auf den Unesco-Brief. Vorschnelle öffentliche Äußerungen könnten die Fronten nur verhärten, meinte er.

    http://www.dnn-online.de/dnn-heute/58769.html