Waldschlösschenbrücke und Weltkulturerbe

  • Da wird die Stadt bestimmt demnächst die Bußgelder für Elbwiesengriller und Hunde ohne Leine drastisch erhöhen, wo doch die Elbwiesen so ein sensibles Ökotop sind.
    Außerdem werden während der Brunftzeit der Hufeisennasen künftig die Handymasten im Elbtal abgeschaltet, damit die armen Tierchen nicht irritiert werden.

  • Zitat von "Trips"

    :gehtsnoch:

    Die ganze Geschichte ist an Abstrusität kaum noch zu übertreffen.

    Nö, Nö - dös üs Dömokratü versus Röchtsmüttelstaat. Unbezahlbar, wenn Herr Thierse mal wieder einen Nekrolog auf das Wahlverhalten im Osten anstimmt. Apropos Thierse - nach Einruch der Dunkelheit sollte Vollbartträgern das betreten der Elbwiesen untersagt werden - fusslige Haar- und Barttracht reflektiert Ultraschall sehr schlecht .

    Zitat

    Diese Art bevorzugt wärmere Gebiete in den Mittelgebirgen und kommt auch in bewaldeten Gegenden vor. Als Rastplätze dienen kleine Tunnel oder Baumhöhlen. Die höchste bekannte Wochenstube liegt bei dieser Art in der Schweiz in einer Höhe von 1177 Meter über NN. Gerade im Norden ihres Verbreitungsgebietes findet man sie häufig auf Dachböden, in Kaminnähe oder in Heizungskellern.

    Durch welche Dachböden und heizungskeller sollte den die WSB gebaut werden ? Oder geht's den Naturschützern um den Tunnel als Riesenfarm für KHN ?

    Aber gutes Lehrstück - mal sehn', wer als nächster wegen Bedrohung des Lebensraumes der Kulturerbschleiche klagt.

  • Ich versteh nicht so ganz, was daran so abstrus sein soll. In meinen Augen ist es ein Zeichen von Kultur, wenn Naturschutz höhere Priorität als nutzlose Verkehrsprojekte bekommt. Zumal wenn es um den möglichen Verlust eines Welterbetitels geht. Der maßlos dummen Brutalität, die in diesem Brückenentwurf den adäquatesten Ausdruck findet, stehen feinsinnige Umweltschützer entgegen, die sich um eine seltene Fledermausart besorgen. Was ist daran abstrus?

  • Zitat von "Vitruv"

    Ich versteh nicht so ganz,


    Das wird nicht zu ändern sein.


    Zitat von "Vitruv"

    die sich um eine seltene Fledermausart besorgen. Was ist daran abstrus?


    Lt. Spiegel-online weiß kein Mensch, wieviele KHN in den Elbauen kampieren, vielleicht gar keine - der Tunnel, bevorzugter Lebensraum der KHN, soll ja erst gebaut werden. Demnächst sind Klagen zu erwarten, die das Zubetonieren des Neumarktes fordern - hast Du Dir eigentlich mal eine vorstellung gemacht, welche Folgen der sogenannte Historistische Neumarkt hat - des Austerben der Sächsischen Ruinenkatze und der Sächsischen Steinlaus, letztere ernährt sich nur von gut abgelagertem Schandauer Sandstein an Basaltragout. Also wie gesagt - tolles Leehrstück - vertraut einfach auf den Einfallsreichtum Eurer Advokaten und Sie werden geholfen und dürfen auch morgen früh - wenn Gott will - im WKE erwachen. Ich hoffe allerdings, daß das nicht ansteckend ist und man allerortens gleich als Weltkulturerbschleicher erkannt wird.

  • Na ja, das Abstruse ist halt, daß hier in Deutschland 80 Millionen Menschen auf relativ wenig Platz leben und damit an allen Orten große Eingriffe in die Natur unvermeidlich sind. Nur wenn irgendwo etwas neues gebaut werden soll, wird dies plötzlich zum Thema - und schon werden entweder zig-Millionen mehr ausgegeben oder alles kommt zum Stillstand wegen irgendwelchen seltenen Pflanzen (gern auch mal Blumen) oder Tiere (gern auch Insekten).

    Ich glaube, bei Aachen wurde sogar irgendein großes grenzüberschreitendes Industriegebiet deswegen zwar erschlossen, danach aber die Ansiedlung von Unternehmen gestoppt...

    Daß 100 Meter daneben 300.000 Menschen leben oder eine vierspurige Bahnlinie und Autobahn vorbeiführt und den Lebensraum dieser Pflanzen/Tiere weitaus stärker beeinträchtigt, interessiert dann seltsamerweise keinen.

    Dennoch fände ich es gut, wenn der Bau der Brücke solange verzögert werden könnte, bis ein neuer Entscheid (wenn ich das richtig verstanden habe) möglich wird. Denn jetzt sind alle Fakten auf dem Tisch, von Unesco bis Fledermaus. Nur würde ich fast darauf wetten, daß der neue Entscheid wieder zugunsten der Brücke ausgeht...

  • Zitat

    Daß 100 Meter daneben 300.000 Menschen leben oder eine vierspurige Bahnlinie und Autobahn vorbeiführt und den Lebensraum dieser Pflanzen/Tiere weitaus stärker beeinträchtigt, interessiert dann seltsamerweise keinen.

    Soll man deshalb auch den letzten Lebensraum zerstören?

    Ich bin bekennender Grünen-Wähler, weil ich glaube, dass der Mensch schon genug Unheil angerichtet hat.

  • Zitat von "Vitruv"

    Ich bin bekennender Grünen-Wähler, weil ich glaube, dass der Mensch schon genug Unheil angerichtet hat.

    Hallo Vitruv, Du kannst aber aus der Parteizugehörigkeit nicht schließen, das alle CDU Mitglieder für die Brücke sind. Ich bin zufällig in diesem Verein und bin gegen die Brücke. :prosit:

  • Zitat von "Vitruv"

    Ich versteh nicht so ganz, was daran so abstrus sein soll. In meinen Augen ist es ein Zeichen von Kultur, wenn Naturschutz höhere Priorität als nutzlose Verkehrsprojekte bekommt. Zumal wenn es um den möglichen Verlust eines Welterbetitels geht. ...

    Völlig korrekt. Und: Es handelt sich um ein Landschaftschutzgebiet! Die werden ja gerade deshalb eingerichtet, um der Natur in diesen Gebiete Vorrang zu gewähren.

  • Zitat von "Trips"

    :gehtsnoch:

    Die ganze Geschichte ist an Abstrusität kaum noch zu übertreffen.

    Volle Zustimmung.
    Also entweder man erachtet das Bauvorhaben für nötig, dann sind ein paar Fledermäuse wurscht. Oder man erachtet es als unnötig, dann kann das aber nicht durch Fledermäuse begründet werden.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Landschaftsschutzgebiet? Diese 100 Meter Wiese zwischen Elbe, Straße, Plattenbauten und 100.000 Menschen?

    -- off topic --

    Erinnert mich an eine Anzeige, die ich vor 10 Jahren mal wegen "Einfahren in ein Landschaftsschutzgebiet" in der Nähe von Karlsruhe erhalten habe (der aber nie irgendwelche Konsequenzen gefolgt sind). Das "Schutzgebiet" bestand aus einer Art Baggersee, 10 Meter neben einer vierspurigen Bundesstraße und 300 m neben riesigen Erdöltanks im Industriegebiet. Unmittelbar daneben intensive konventionelle Landwirtschaft. Aber die 200 Meter dazwischen waren tatsächlich "Landschaftsschutzgebiet". Sollte man also nicht so ernst nehmen. Nebenbei bemerkt ist die Polizei selbst mit dem VW-Bus eingefahren und hat von dort aus alle Kennzeichen aufgeschrieben.

    -- off topic aus ---

  • :?
    Gut, dass es in dem Fall solch einen strikten Naturschutz
    gibt, mit dem sich die Behörden selbst im Wege stehen.
    Wäre es nicht einfach grandios, wenn die Fledermäuse
    den Titel von Dresden retten?
    Und übrigens: Hauptsache, die Brücke wird nicht gebaut, oder?

  • Dass nun der Baubeginn der Brücke wegen einer winzigen Fledermaus aufgeschoben wurde, ist schon skurill, tut dem Segen, der von dieser Verschnaufspause. für Dresden ausgehen kann keinen Abbruch. Bemerkenswert ist, dass die Un-Nachhaltigkeit der Brücke erst so spät erkannt wurde.

    An der Wertschätzung, die der Naturschutz in deutschen Planungsprozessen erfährt, sollte man in diesem dichtbesiedelten Land nicht rütteln. Die ganze Provinzposse hätte ganz einfach verhindert werden können, wenn die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung von vornherein die vorrangige Bedeutung der Elbwiesen für Natur und Landschaft akzpetiert hätten. Und - wenn's denn sein muss - einen Tunnel geplant hätten.

  • Zitat von "faber"

    Bemerkenswert ist, dass die Un-Nachhaltigkeit der Brücke erst so spät erkannt wurde.


    So verwunderlich ist das nicht.
    Es geht ja hier um Planungszeiträume von inzwischen Jahrzehnten

    Als das Planfeststellungsverfahren zur Brücke begann, war die Elbe noch eine stinkende Kloake. Es gab auch noch keine Kuppel der Frauenkirche,
    viele heutige Brückengegner sind noch mit der Trommel um den Christbaum gerannt, während damalige Macher inzwischen pensioniert oder tot sind.
    Von der Elbe wußte man in New York nur, daß sie kurz vor Hamburg irgendwo den Ostblock verläßt,
    und auch die kleine Hufeisennase, so es sie denn gibt, ist erst später zugewandert, weil es in Dresden so schön ist.

  • Rhinolophus Hipposideros ist der Elbwiesen-Batman, vielleicht nicht die Hand Gottes, aber doch zumindest der Ansatz von einem starken August des dritten Jahrtausends, ein Wesen, das Respekt verlangt, oder ?

  • Miwori, dein Sarkasmus ist immer wieder wunderbar! :D

    Unser verehrter Dankwart Guratzsch schreibt heute als Fazit im Artikel Der Fluch der Fledermaus

    Zitat

    "Brehms Tierleben" beschreibt "Rhinolophus hipposideros" als eine sympathische Spezies. "Sie gehört zu den muntersten, niedlichsten und anziehendsten unserer einheimischen Fledermäuse." Es wird so manchen Dresdner geben, der dieses Urteil seit gestern aus vollster Überzeugung teilt.

    Die "Kleine Hufeisennase" hat irgendwas von Loriots (fiktiver) Steinlaus.

    Sehr treffend dieser Satz:

    Zitat

    Aber Dresden wäre nicht Dresden, wenn sich die Gemüter damit [Anm: positiver Bürgerentscheid] schon beruhigt hätten.