Waldschlösschenbrücke und Weltkulturerbe

  • Zitat von "Thomas Filip"

    Also ich bin zwar weiterhin ein prinzipieller Gegner eines Brückenbaus am Standort Waldschlößchen. Aber ich bin mittlerweile überzeugt, dass der Brückenbau ohne Verletzung grundlegender demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen unseres Landes nicht mehr verhindert werden kann. Und die wünsche ich mir wiederum auch nicht.

    Sehe ich auch so. Man muss das unter "dumm gelaufen" verbuchen. Schade, dass ein Tunnel nie ernsthafte Option war. Man sollte jetzt wirklich darauf hinweisen, dass eine bestmögliche Brücke kommt.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Die Frage mit dem Tunnel kann ich auch nicht beantworten. Er stand während der Perspektivenwerkstatt nie zur Debatte. Ich denke er ist politisch nicht gewollt, warum auch immer.

    Ich persönlich sehe einen Tunnel allerdings auch kritisch. Er ist sicher umsetzbar, aber technlogisch weitaus komplizierter als eine Brücke und damit teurer.

  • Zitat von "Antiquitus"

    Salve

    Rechtsfreie Räume gibt es in Deutschland genug, man betrachte nur die Wiedergabe der in der DDR enteigneten Grundstücke oder die seit Jahrzehnten einen Staat im Staate bildenden Autonomen, das nur am Rande.
    Das soll beileibe keine Aufforderung zur Bildung weiterer Rechtslöcher sein, aber es sollte doch für einen erfahrenen Juristen einfach sein, diesen Beschluß auszuhebeln, eben beispielsweise wegen des Fehlens von Alternativen.
    Was z.B. von 'Trips' sehr engmaschig gesehen wird, sollte mal mit dem richtigen Maßstab gemessen werden:

    "Die Dresdner" haben nicht für eine Brücke gestimmt, sondern:

    Sie haben dafür gestimmt, daß sie die Elbe zügiger überqueren können, das sollte doch unmittelbar einleuchten und da sie sich nur für "Brücke" und "Nicht-Brücke" entscheiden konnten, haben sie pro Brücke entschieden.

    Ars aedificandi

  • Ich gebe auch Thoman Filip weitgehend recht.
    Zwar hat der Entwurf von Bergermann in meinen Augen durchaus eine Eleganz und er ist die richtige Wahl des Stadtrates, aber an den Ursprungsentwurf kommt er tatsächlich nicht ganz heran. Die Idee, eine Brücke wenigstens teilweise mit Sandstein zu verkleiden, scheint ohnehin heute nicht mehr möglich zu sein.

    Voll und ganz schliesse ich mich Thomas auch bezüglich der Demokratie an. Ich habe beim Kampf gegen das Gewandhaus immer damit argumentiert, dass ich auf das Bürgerbegehren und die drückende Mehrheit der Gegner verwiesen habe. Es wäre einfach heuchlerisch, wenn ich hier sagen würde, dass ein Bürgerbegehren ja nicht so wichtig ist.
    Nein: Wirklich gerecht und demokratisch ist es tatsächlich, die Gewandhausfläche unbebaut zu lassen und die Waldschlösschenbrücke in der Fassung von 1997 zu bauen, ob uns das gefällt oder nicht.

  • Zitat von "jojojetz"

    Voll und ganz schliesse ich mich Thomas auch bezüglich der Demokratie an. Ich habe beim Kampf gegen das Gewandhaus immer damit argumentiert, dass ich auf das Bürgerbegehren und die drückende Mehrheit der Gegner verwiesen habe. Es wäre einfach heuchlerisch, wenn ich hier sagen würde, dass ein Bürgerbegehren ja nicht so wichtig ist.

    Man darf hier nicht vergessen, daß von den Brückenbauern das Bürgerbegehren zum M;ehrbrückenkonzept von 1996 hintertrieben wurde und es dann 1997 nicht zum Bürgerentscheid kam.

    Zitat von "jojojetz"


    Nein: Wirklich gerecht und demokratisch ist es tatsächlich, die Gewandhausfläche unbebaut zu lassen und die Waldschlösschenbrücke in der Fassung von 1997 zu bauen, ob uns das gefällt oder nicht.

    Dann müßte die Brücke mit Straßenbahntrasse gebaut werden. Die Straßenbahn war übrigens der Grund, warum die SPD-Fraktion 1997 auf den o.g. Bürgerentscheid verzichtete.

    Das Problem am Tunnel ist das neue Planfeststellungverfahren, in dem ein aktuelles Verkehrsgutachten benötigt wird. Seit 2000 stagniert die Verkehrsbelastung in Dresden, so daß die schon 1997 fragwürdige Entlastung noch schwieriger zu belegen wäre.

  • Zitat von "frankdd"

    Das Problem am Tunnel ist das neue Planfeststellungverfahren, in dem ein aktuelles Verkehrsgutachten benötigt wird. Seit 2000 stagniert die Verkehrsbelastung in Dresden, so daß die schon 1997 fragwürdige Entlastung noch schwieriger zu belegen wäre.

    Das wird wohl der wahre Grund sein und würde auch belegen, dass "diese" Querung unnötig sein würde.

    Naja, "die dümmsten Kälber, wählen ihren Schlächter selber". Das Dresdner Bürgertum wurde zum einen weggebombt bzw. vom Proletenstaat entweder vertrieben oder musste flüchten. Wen wunderts eigentlich noch? Es wird noch Jahrzehnte dauern, wenn sich überhaupt noch jemals...

  • @ Exilwiener

    Bitte nicht mehr solche Äußerungen.
    Es ist eine Beleidigung für alle jetzt in Dresden lebenden Menschen, welchen unterschwellig unterstellt wird, sie wären alle "Proleten", selbst dieses Wort schon ist mit seiner abschätzigen Bedeutung nicht angebracht. Bildungsstand ist nicht alles. Gesunder Menschenverstand schon.

    Lieber wieder auf das Thema konzentrieren.

  • Na ja, irgendwo hat Exilwiener ja leider Recht. Da fühle ich mich als Dresdner nicht beleidigt. Es ist eben schwierig, solche Schildbürgerstreiche immer mit Humor zu sehen.

    --
    Aenos

  • Naja, mir kommt das auch so undifferenziert wie falsch vor. Ich war ja nun auch schon ein paar Mal in DD und finde schon, dass es dort bürgerliche Reste gibt, mehr als in manch anderer Oststadt.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Dresden war unter den ostdeutschen Großstädten jene welche ihr bürgerliches bzw. sogar monarchisches Erbe am besten bewahrte. Die Stadt galt in der DDR nie als proletarisch. Nicht umsonst konnte Biedenkopf sein beinahe feudales System gerade in Sachsen etablieren. Ich würde eher eine beinahe blinde Wirtschaftsgläubigkeit des Leuchtturms Dresden dafür verantwortlich machen, nicht unähnlich dem was man gemeinhin mit Stuttgart oder den 50ern in Westdeutschland in Verbindung bringt.

  • Dresden ist bestimmt nicht proletarisch. Es hat mit München zusammen den höchsten Akademikeranteil unter den Beschäftigten und auch eine Kindergärtnerin oder selbst Klofrau hat üblicherweise schonmal ein Theater von innen gesehen. Eine Unternehmerschicht gibt es auch schon.

    Bei der Brücke war es doch so, dass die Linken und Grünen dagegen waren, die auch schon gegen Frauenkirche, A17 und Gläserne Manufaktur waren und im Coloradio die Hörer von Energy nervten.

    Bei der Abstimmung hat sich kaum einer wirklich Gedanken gemacht. Es reichte, dass die Linksgrünen dagegen waren, um dafür zu sein.

    Ich glaube nichtmal, dass eine weitere Querung notwendig ist. Ein Elbtunnel ist, wenn politisch-volkswirtschaftlich vom Sächsischen König gut organisiert, aber auf jeden Fall finanzierbar, siehe Hamburg 1911. Man kann selbst nur jeden Euro einmal ausgeben, aber so ein Bauwerk kostet Material und Arbeitskraft, nicht Euros. Die sind längst vergessen, wenn man in Tolkewitz abtaucht und in Hellerau wieder rauskommt. Maulwürfe braucht das Land :P http://www.elbtunnel-dresden.de">http://www.elbtunnel-dresden.de

  • Zitat von "Steffen Kaufmann"

    Dresden ist bestimmt nicht proletarisch. Es hat mit München zusammen den höchsten Akademikeranteil unter den Beschäftigten und auch eine Kindergärtnerin oder selbst Klofrau hat üblicherweise schonmal ein Theater von innen gesehen. Eine Unternehmerschicht gibt es auch schon.


    Die lokalen Eliten haben aber nix zu melden,
    weil praktisch sämtliche Bürgermeister, Amtsleiter, Dezernenten, Museumsdirektoren, Theaterintendanten, Hochschulrektoren und Chefs der wichtigsten Unternehmen nicht aus der Region stammen,
    und nicht die Dresdner Sozialisation, dieses Hineingewachsensein erfahren haben, weil sie nicht als Studenten oder Absolventen nach Dresden kamen und so die Dresdner Schule in sich hätten aufnehmen konnten,
    sondern gleich als Chefs nach der Wende diesen Institutionen vorgestellt wurden.

  • Miwori,das ist auch in meinen Augen der Kern der Misere. Die fehlende Dresden-Sozialisation der Entscheidungsträger verhindert Dresden-angemessene Entscheidungen.

  • Wenn ich jemanden mit meiner spitzen Formulierung beleidigt habe, was nicht meine Intension war, dann bitte ich höflichst um Verzeihung.

    Aufgrund der Dresdner Politik, die seit vielen Jahrzehnten macht, was sie will undob der teilweise uninformierten, obrigkeitshörigen Bevölkerungsmasse, konnte ich mich dieser Aussage nicht verwehren. Tatsache ist dennoch, dass mit 13./14. Februar 1945 und dem anschließenden Umbau zur "Sozialistischen Grossstadt", das bürgerliche Dresden verschwunden ist. Zumindest das, was ich dafür halten würde.

    Die alten Palais, die alten Bürgerhäuser...wo sind sie nur? Wo sind deren Bewohner? Wo ist das weltstädtische FLair der Prager Straße hin, der einstmals nobelsten Einkaufsstraße Deutschlands? Wo die eleganten Kaffeehäuser?... Sicherlich gibt es auch heute wieder eine Art von Bürgertum in Dresden, welches sich - sicherlich nicht nur meiner Meinung nach - von den ehemaligen "Bürgern", vielleicht sollte ich Großbürger sagen, dieser Stadt, doch irgendwie unterscheidet. Sicherlich, es ist nicht die Schuld, sondern viel mehr das traurige Schicksal Dresdens und seiner Bewohner, dass es nach der Zerstörung auch noch den Sowjets in die Hände fiehl und damit deren willfährigen Vollstreckern.

    Ich merke es selber immer wieder, es fällt mir einfach schwer zu akzeptieren, dass "mein" Dresden nicht (mehr) existiert.

  • Hallo Exilwiener,
    dem kann ich voll zustimmen. Der goldene Reiter August reitet inzwischen zwischen den Plattenbauten und keiner stört sich dran. Ob das typisch für die Nachkriegsdresdener ist ?

  • Zitat von "Exilwiener"


    Aufgrund der Dresdner Politik, die seit vielen Jahrzehnten macht, was sie will undob der teilweise uninformierten, obrigkeitshörigen Bevölkerungsmasse, konnte ich mich dieser Aussage nicht verwehren. Tatsache ist dennoch, dass mit 13./14. Februar 1945 und dem anschließenden Umbau zur "Sozialistischen Grossstadt", das bürgerliche Dresden verschwunden ist. Zumindest das, was ich dafür halten würde.

    Die alten Palais, die alten Bürgerhäuser...wo sind sie nur? Wo sind deren Bewohner? Wo ist das weltstädtische FLair der Prager Straße hin, der einstmals nobelsten Einkaufsstraße Deutschlands? Wo die eleganten Kaffeehäuser?... Sicherlich gibt es auch heute wieder eine Art von Bürgertum in Dresden, welches sich - sicherlich nicht nur meiner Meinung nach - von den ehemaligen "Bürgern", vielleicht sollte ich Großbürger sagen, dieser Stadt, doch irgendwie unterscheidet.

    Das Dresdner Bürgertum fand man in der DDR-Zeit dort wo Dresden noch einigermaßen intakt geblieben war: in den Vororten.
    Abgesehen davon halte ich das Schicksal Dresdens nicht für typisch DDR- proletarisch, ich halte es für typisch Deutsch. Auch im Westen finden sich die zur Unkenntlichkeit wiedererrichteten Städte. Wo war das Bürgertum in Kassel? Wo in Frankfurt? Städte weitestgehend ohne Rücksicht auf ihre Geshichte wieder aufzubauen halte ich eher für preussich: nüchtern entscheiden (Wohnraum schaffen), hart gegen sich selbst sein (Kulturgüter sind verloren, Wohnraum ist wichtiger) und den als richtig erkannten Weg bis zur Selbstverleugnung durchziehen. Im Osten half die Ideologie, im Westen das Wirtschaftswunder.Zurückschauen wollte man damals auf keiner der beiden Seiten.

  • Zitat von "Karasek"


    Im Osten half die Ideologie, im Westen das Wirtschaftswunder.Zurückschauen wollte man damals auf keiner der beiden Seiten.

    Volle Zustimmung. Wenn man nur bedenkt, daß noch in den 80igern in Hamburg-Altona oder Gelsenkirchen die schönen Bahnhöfe abgerissen und durch grottenschlechte Architektur ersetzt worden sind, kann man nur mit dem Kopf schütteln. :wuetenspringen:

  • Stellt sich nur die Frage:
    Wie würden sich das alte Großbürgertum zur Waldschlößchenbrücke positionieren?

    Der konservative Adel?
    Die Fabrikanten und Bankiers?
    Die Professoren der Bildenden Künste?

    Ich bin fest davon überzeugt, daß ein "Großbürger"-entscheid ein Ergebnis brächte, das sich von dem 2005er in keinster Weise unterscheidet.

  • Zumindest eines hätte sich grundlegend geändert. Angesichts der bisherigen Menge an Welterbetiteln und Touristenmassen für

    Frankfurt/Main
    Nürnberg
    Hildesheim
    Hannover
    Breslau
    Köln
    und wohl noch ein paar anderen


    fiele es ned weiter auf, wenn eine deutsche Stadt mal im offiziellen Ranking downgesized wird. Abgesehen davon erstickt Dresden spätestens seit Ende der Vierziger im Straßenverkehr, ebenso wie andere Städte.

    Berlin hatte einen interessanten Beräumungsversuch mit der Nord-Süd-Achse von Tessenow und Behrens; aber dergleichen war sonst fast nirgendwo in dieser Konsequenz möglich; abgesehen von Ruhrstadt und Hamburg natürlich. Ihr wißt ja, der leidige deutsche Denkmalschutz...

    Nein, die werden gedünstet

  • Ich habe mir nur einige Beträge durchgelesen und weiß nicht ob es diesen Vorschlag schon gab :?:

    Dass Dresden die Waldschlösschenbrücke braucht, da sie eine wichtige Verkehrsverbindung darstellt und einen besseren Verkehrsfluss gewährleistet, darüber sind sich viele einig.
    Es gibt eine Menge guter Gründe für diese Brücke und ich persönlich vertrete die Position der Befürworter.
    Was mich aber extrem stört ist die Architektur der Brücke, die nichts sagend und einfach ein Fremdkörper an diesem Ort ist.
    Mein Vorschlag wäre eine Brücke zu bauen, die zu Dresdens Image (Elbflorenz...) passt.
    Ich könnte mir eine Brücke in Anlehnung an die Augustusbrücke vorstellen.
    D.h. man wendet sich von der Überlegung ab eine Brücke zu bauen, die möglichst unauffällig sein soll und baut stattdessen massiv.
    Die Brücke könnte z.B. eine Verkleidung aus Elbsandstein erhalten.

    Dadurch dass man auf Sichtbetonflächen verzichtet und ein Gestein aus der Region verwendet, fügt sich eine solche Brücke besser in die Umgebung ein (im Elbtal vorhandene Schlösser etc.).
    Denn das was eine Vielzahl der Brückengegner motiviert ist, dass ein Bau entsteht, der das Elbtal verschandelt.

    In einigen Jahrzehnten werden nur die wenigsten noch wissen, dass diese Brücke nicht uralt ist (ähnlich wie bei der Frauenkirche), was bei einer Brücke mit moderner Architektur und viel Beton nicht der Fall sein wird.
    Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Brücke für die Reisenden, die sich auf den Ausflugsschiffen befinden und sich Dresden nähern, ein würdiges Einfahrtstor darstellen könnte.

    Dieser Vorschlag ist meines Erachtens ein guter Kompromiss und eine Überlegung wert.

    Die Brücke kann wahrscheinlich nicht verhindert werden, machen wir das Beste draus!