Gehsteig- und Straßenbeläge

  • Die Antwort der Denkmalpflege, wie gedacht...

    "Lieber xxxxx,

    danke für Deine Hinweise.

    Genau das hatten wir versucht. Ein Blindenleitstreifen in Granit. Die helle Betoneinfärbung des Blindenleitstreifens musste jedoch straßenrechtlich sein, weil der Helligkeitsunterschied zwischen Granitplatte und Blindenleitstreifen aus Granit nicht ausreicht für Sehbeeinträchtigte. Wir hatten sogar den Vorschlag gemacht Basaltkleinmosaik einzubauen, um den Helligkeitskontrast zwischen Granitplattenbahn und Kleinmosaikpflaster zu erhöhen. Der Sachverständige für Sehbeeinträchtigte hat trotz dieses Vorschlages diese Lösung ausgeschlossen, weil es nach seiner Meinung nicht ausreicht.

    An so einer Stelle sind wir in der Regel am Ende mit unseren denkmalrechtlichen Forderungen. Wir alle sind nicht glücklich über diese Monsterlinie, die nichts mit den historischen Sehgewohnheiten in der Altstadt zu tun hat.

    Liebe Grüße aus der Stadtverwaltung"

  • Bei allem Verständnis für die Belange beeinträchtigter Personen: so wird doch das Stadtbild zu Tode normiert. :rolleyes:

    Das ist nicht nur im Tiefbau so sondern auch beim Hochbau. Kein Wunder, dass die Baupreise immer stärker steigen. Letzendlich ersticken wir in der Reglungsflut und irgendwann baut niemand mehr, weil es einfach nicht mehr leistbar ist. Ein Ende der Überregulierung ist jedoch nicht abzusehen, gerade im Bereich Inklusion kommt jede Woche eine neue Idee, mit der man baulich eine weitere verschwindend kleine Minderheit schützen könnte.

  • Nimm es mir nicht übel - aber wenn du selbst betroffen wärst, würdest du diese Normen begrüßen.

    Da ich Erfahrung im Umgang mit beeinträchtigten Personen habe: nein. Selbst für diese sind die Normen oft wenig hilfreich, zumal ja meist nicht einmal die Basics wie abgesenkte Bordsteine umgesetzt werden.

  • Im konkreten Fall hat also der Sachverständige für Sehbeeinträchtigte das Vorhaben verhindert. Es ist also scheinbar kein Automatismus bzw. kann vor Ort je nach Entscheidungsträgern anders verlaufen. Klingt doch schon mal ganz anders als die anfänglichen Absolutbehauptungen.

  • Im konkreten Fall hat also der Sachverständige für Sehbeeinträchtigte das Vorhaben verhindert. Es ist also scheinbar kein Automatismus bzw. kann vor Ort je nach Entscheidungsträgern anders verlaufen. Klingt doch schon mal ganz anders als die anfänglichen Absolutbehauptungen.

    Korrekt. Und der Freisinger Sachverständige hat vermutlich anders entschieden. Was mich zur eigentlich relevanten Frage bringt: wer bestimmt die Sachverständigen? Dem Potsdamer Fahrradbeauftragten ist es, wenn ich mich Recht erinnere, zu verdanken, dass der ehem. Hoheweg heute fünf Meter breiter ist als Not täte - und dass mindestens ein Joch der Ringerkolonnaden fehlt.

  • Solche "Sachverständigen" müssten demokratischer Kontrolle unterliegen. Gibt es keine Möglichkeit, deren Entscheidungen anzufechten? Diese Möglichkeiten müsste es doch geben, in einer *hüstel* Demokratie.

  • Naja, die Frage der Sehbeeinträchtigten kann ich nachvollziehen. In Freising sieht man keinen Unterschied und der Streifen macht für Sehbehinderte keinen Sinn.

    Die Frage war also eher der richtige Einwand von Erbse, die Streifen aus Granit zu fräsen und weiss zu beschichten. Damit müsste den Einwänden der Sehbeeinträchtigten gedient sein, aber vermutlich entspricht diese Lösung wieder nicht der DIN. Ähnliches gilt für eine Pflasterung mit Basaltkleinpflaster. Der Kern des Problem liegt also nicht beim Sachverständigen, sondern bei der notwenigkeit der DIN bei öffentlichen Bauten.

    Wie auch immer: etwas anderes als die in großer Zahl und Masse hergestellten Leitstreifen aus eingefärbten Beton wird deutlich teurer werden. Man kann nur hoffen, dass das Ausbrechen der Rillen, das in Berlin in großer Zahl zu besichtigen ist, in der aktuellen Produktion verbessert wurde.

  • Es gibt verschiedene Abstufungen der Seheinschränkungen, sodass manchmal so etwas sehr sinnvoll sein kann. So weit ich weiß, sehen die wenigsten Menschen tatsächlich überhaupt nichts.

    Abseits davon könnte man mal in Erfahrung bringen wie sinnvoll so etwas an manchen stellen wirklich ist, und die Menschen fragt um dann langfristig entsprechende Änderungen der Normen mit etwas mehr Spielraum zu bekommen, solange sie ähnliche Ergebnisse als helfende Orientierung bringen. Klingt schon mühsam beim schreiben. Örtliche Ausnahamen kann man vielleicht eher schaffen.

  • Berliner Gehsteigstandard in "normalen" Lagen:

    Gesägte Betonplatten mit Basaltsplitt-Einlage. Am Rand Granit-Kleinpflaster.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Am Barberini ist jetzt von der Stadt der Bordstein geweisselt worden... Die Stufen hatte das Architekturbüro HS&A schon mit einer Kante aus weissem Granit ausgeführt.

  • Anlässlich der diesjährigen JHV in Landau in der Pfalz habe ich die Gelegenheit für eine kleine Gehsteig- und Straßenbelagsstudie genutzt, aus der ich ein paar Eindrücke zeigen möchte. Landau ist mit fast 50.000 Einwohnern schon eine etwas größere Kleinstadt. In der Innenstadt scheint erst vor nicht allzu langer Zeit großflächig neu gepflastert worden zu sein, und zwar überwiegend mit buntem Kopfsteinpflaster, durchzogen von einem Streifen aus hellem, glatten Granit. Darauf können auch kleinrädrige Vehikel nahezu rüttelfrei bewegt werden. Blindenstreifen sind mir in Landau nicht aufgefallen.

    Macht sich gut, finde ich. In schmaleren Straßen sieht man auch reine Kopfsteinpflaster-Beläge:

    Hier sollte es wohl eine glattere Oberfläche sein (Granit):

    Weiter in der Peripherie liegen überwiegend noch ältere Beläge, die an das Westdeutschland der 1970er erinnern:

    Ein ansehnlicher Gehsteigbelag macht schon einen großen Unterschied.

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  • So gesehen vor ein paar Tagen an/auf einer Brücke in Oppeln:

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • So gesehen vor ein paar Tagen in Miltenberg (wahrscheinlich ortsfremde Granite, Diorite, Porphyre etc.)...


    ...und in Ochsenfurt (wahrscheinlich lokaler Muschelkalk). Der Geologe, der ich bin, freut sich über derlei Straßenpflaster! :wink:

    „Groß ist die Erinnerung, die Orten innewohnt“ - Cicero

  • Diese Art eher grobe Straßenbeläge findet man öfters in den kleinen Nebenstraßen in Berlin und Potsdam, die vor 1918 angelegt wurden. Dieser hier in Lichterfelde-West. Der ziemlich unebene Straßenbelag schüttelt die Fahrzeuge ordentlich durch und wirkt dadurch - ganz ohne hässliche Schwellen - wie eine natürliche Verkehrsberuhigung. Nur für Radler ist es nicht so angenehm.

    Sieht nach über 100 Jahren immer noch so aus wie eh und je. Erhaltungsaufwand praktisch gleich null. Gut aussehen tut es auch. Ein weiterer Vorteil ist, dass viel Regen durch die breiten Fugen versickern kann.

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  • Der ruppige Zustand wäre noch akzeptabel, wenn nicht, wie hier vor Ort, ständige Aufbrüche zum Zwecke neuer Hausanschlüsse gemacht würden und die Pflasterer nicht mehr ordentlich pflastern können. So entstehen regelrechte Stoßdämpferknacker.

  • Typisches Berliner Kopfsteinpflaster aus einer wohl um 1910 gepflasterten Nebenstraße. Gut abgeflachte Oberfläche, die auch das Fahrradfahren nicht allzu unangenehm macht:

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