Nürnberg - Imhoffhaus

  • Moderationshinweis: Aus dem Pellerhaus-Strang als Start der Diskussion über das Imhoff-Haus hierher kopiert:


    Hier einmal eine Zeichnung, um die Baumassen rund um das Pellerhaus zu veranschaulichen und das benachbarte Imhoffhaus aus der Versenkung zu holen. Einen Überblick über die Geschichte des Imhoffhauses gibt es hier.

    Egidienplatz Schwarzes Pellerhaus Weißes Pellerhaus Imhoffhaus Nürnberg

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  • Richtig überzeugen tut das Imhoff-Haus nur in der gotischen Form (die NS-Purifizierung ist zwar nicht unstimmig, aber doch recht langweilig). Es ist ein interessantes Phänomen, wie schwer sich der Nürnberger Stil mit Barock- und Klassizismus- (in gewissen Extremfällen sogar mit Neo-Renaissance-) Elementen tut, während in Bamberg Mittelalter und Barock eine ideale Symbiose gebildet haben...

  • Richtig überzeugen tut das Imhoff-Haus nur in der gotischen Form (die NS-Purifizierung ist zwar nicht unstimmig, aber doch recht langweilig).

    Es wäre eine interessante Diskussion, wie ein neues Imhoff-Haus aussehen würde, stimmte man dessen Rekonstruktion zu. Allein weil ja zum jetzigen Zeitpunkt nicht mal an eine Rekonstruktion der Pellerhausfassade und jener des Schwarzen Pellerhauses gedacht werden kann, wäre es umso müssiger, über ein 'Wie' der Rekonstruktion des Imhoff-Hauses zu diskutieren. Trotzdem ist die Fragestellung interessant, um bei diesem Fall die Schwierigkeiten einer Rekonstruktion wenigstens theoretisch darzulegen und einander gegenüber zu stellen.

    Es gibt vier bekannte Zustände der Fassade:

    • ab 1465 die gotische Fassade mit drei Zwerchhäusern und 5 Statuen auf Säulen (zwei recht unterschiedliche Abbildungen)
    • ab etwa 1800 - 1827 die klassizistische Fassade (von diesem Zustand gibt es offenbar keine Abbildung)
    • 1827 - 1936 die neugotische Fassade von C. A. Heideloff (Fotos)
    • 1936 - 1944/45 die auf Nürnberger Mittelalter getrimmte Fassade (Pläne, Fotos).

    Eine Rekonstruktion der gotischen Fassade müsste sehr schöpferisch angegangen werden, da von diesem Zustand nur zwei rudimentäre Ansichten bekannt sind. Man müsste sich auch auf Analogien abstützen. Eine Rekonstruktion generell - und dazu noch eine vage Rekonstruktion - dürfte es sehr schwer haben.

    Eine Rekonstruktion der klassizistischen Fassade wäre baulich wohl am leichtesten zu bewerkstelligen. Sie ist bildlich wohl nicht überliefert. Da es aber in der Altstadt viele klassizistische Fassaden gab, könnte auch hier mit Analogien gearbeitet werden. Edit.: noricum hat weiter unten ein Bild dieses Zustandes gefunden.

    Eine Rekonstruktion der neugotischen Fassade von C. A. Heideloff ist fotografisch gut dokumentiert, und sie hatte gut hundert Jahre Bestand. Allein dieser Hang Heideloffs zur akademisch wie auch künstlerisch perfekten Neugotik empfinde ich schon beinahe als neurotisch für die Nürnberger Altstadt. Sie ist nicht das Werk einer Epoche, sondern nur das Werk eines Einzelnen.

    Eine Rekonstruktion des Letztzustandes mit der auf Mittelalter getrimmten Fassade... sie dürfte sich von der grossen Menge an Wiederaufbauarchitektur der 1950/60er Jahre nicht gross abheben.

  • Ich finde nur Ansichten des Originalbaus, des klassizistischen und des Pseudomittelalter Baus. So lang kann der neugotische Bau fasf gar nicht bestanden haben, weil die Ansichtskarten eigentlich teilweise gar nicht so alt aussehen. Hast du zufällig ein Bild?

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Im Folgenden eine neue Zeitschicht des Imhoffhauses. Die klassizistische Fassade wurde ab 1827 von Heideloff umgebaut. Im Wesentlichen bestand der Umbau aus dem Anbringen von neugotischen Ornamenten. Etwas prägnanter war dabei nur die Errichtung eines gußeisernen Balkonvorbaus. Die Zeichnung zeigt die Häuser in ihrem Zustand um 1870.

    Auftraggeber des Umbaus und späterer Bewohner des Hauses war Zacharias Platner, der auch als Initiator und Bergründer der Ludwigseisenbahn von Nürnberg nach Fürth gilt.

    Imhoffhaus-Heideloff-Nürnberg-Pellerhaus

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  • Ich finde nur Ansichten des Originalbaus, des klassizistischen und des Pseudomittelalter Baus.

    1827 - 1936 die neugotische Fassade von C. A. Heideloff (Fotos)

    Ich denke, dieser Zustand wird gemeinhin als klassizistisch bezeichnet, die neogotischen Elemente treten da eher in den Hintergrund.

    Quote

    (Riegel)


    Eine Rekonstruktion des Letztzustandes mit der auf Mittelalter getrimmten Fassade... sie dürfte sich von der grossen Menge an Wiederaufbauarchitektur der 1950/60er Jahre nicht gross abheben.

    Das ist für mich völlig unverständlich. Nicht bös sein, aber ich halte das für einen schweren Realitätsverlust, der oft im Zusammenbau mit dem Nürnberger Wiederaufbau zu beobachten ist.

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    Und auch Bilder.

    Wo fandest Du eine Ansicht des klassizistischen Zustands?

    Mir sind die neugotischen Elemente tatsächlich nicht aufgefallen. Die wirken wie an einen klassizistischen Bau geklatscht.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Der Mittelrisallit resp. seine dekorativen Elemente machen eben gerade den neugotischen Anteil von 1827 aus, ebenso auch die beiden Portalbekrönungen und die Blendarkadenfriese unter der Traufe.

    Den klassizistischen Zustand von ca. 1800 bis 1827 kann man sich wohl in der gleichen Grundform des Hauses samt Mittellukarne vorstellen, ohne den neugotischen Zierrat, aber mit regelmässiger Fensteranordnung ohne Mittenbetonung. Insofern stimmt VonSalzas Aussage.

  • Zur klassizistisch-gotisierten Fassade noch zwei Bilder aus dem Archiv der Altstadtfreunde:






    Und eine Neuentdeckung!: die einzige mir bekannte Darstellung der klassizistischen Fassade:

  • Die stimmt natürlich (vSs Aussage). Insgesamt wirkte das Haus in dieser Form äußerst ungotisch und nicht überzeugend. Sowohl der Erst- als auch der Letztzustand wären rekomäßig mE absolut zu bevorzugen.

  • Die Ruinen von Schwarzem und Weißem Pellerhaus, wie auch des Imhoffhauses am Egidienberg nach der Zerstörung. Teile der aufragenden "Ruinensäulen" wurden in den späteren Jahren abgebrochen. Die Zeichnung zeigt noch den Zustand davor, im Jahr 1945:

    Imhoffhaus-Pellerhaus-Ruine-1945-Egidienplatz-Nürnberg

  • Die Portale wurden restlos abgeräumt. Im östlichen Innenhof des Imhoffhauses gab es noch ein schönes Treppenturmportal und im westlichen Hof Reste von Blendarkaden, leider hat das alles nicht die Enttrümmerung überlebt.

    Im Folgenden eine neue Zeitschicht, der Wiederaufbau von 1957. In dieser Form präsentieren sich die Fassaden bis heute.

    Interessant finde ich, dass die Zahl der Fensterachsen beim neuen Imhoffhauses nur um eins höher liegt (15), als beim alten Imhoffhaus (14). Trotzdem wirken die Fenster beim 50er-Jahre-Bau auf mich viel erschöpfender und drückender, was vermutlich am kleineren Abstand dazwischen liegt und daran, dass es insgesamt weitaus mehr sind.

    Imhoffhaus-Pellerhaus-Wiederaufbau-1957-Fritz-Walter-Mayer

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    Klasse Aufrisse, danke!

    Das Imhoffhaus sieht in Natura ein wenig besser aus, finde ich. Aber die oberen 3 Stockwerke mit ihren Gucklochfenstern sind keine ästhetische Schönheit. Insgesamt ist die überwiegende Fläche dieses Komplexes als Lagerhaus nach damaligen Standards gebaut worden, nur wenige Räume haben eine repräsentative Ausstattung und Aufenthaltsqualität. Ich denke dass die Stadt Nürnberg dieses Ensemble noch einige zeit als Klotz am Bein weiter bewirtschaftet, bis es nicht mehr geht, und man endlich wieder offen diskutieren kann. Ich selbst habe mich immer für den Erhalt des heutigen Imhoffhauses ausgesprochen, da alle repräsentativen Räume hier verortet sind. Aber allein soweit ich das sehe dürfte die Deckenhöhe von 2,20 m (so heißt es, habs nicht nachgemessen) in den oberen Stockwerken alles behindern. Gibt es heutzutage überhaupt eine Nutzung, in der solch geringe Deckenhöhen zulässig sind? Wie soll man das je erhalten und sinnvoll nutzen, ohne es zu zerstören?