Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Das ist schade. Gibt es eine rationale Begründung für diese Geisteshaltung?

    Für einen Altstadtfreund Nürnbergs sollte es doch wohl oberste Priorität sein, dass die Nürnberger Altstadt überhaupt wieder richtig erlebbar wird! Oder etwa nicht?

    Wie stehen denn andere Vereinsmitglieder dazu? Gibt es im Verein verschiedene Lager, pro/contra Reko? Wieviele Mitgl. haben sie überhaupt?

    Die Altstadtfreunde sollten sich mE darauf besinnen, wozu ihr Verein gegründet wurde: Die Wiedererlebbarkeit der wundervollen Nürnberger Altstadt! :daumenoben:

  • Nachdem es nie wieder ein Vorkriegs-Nürnberg geben wird, stellen wir uns doch einmal die Frage wenn wir die Möglichkeit bekämen nur 10 Reko´s in Nürnberg verwirklichen zu können, welche wären die Wichtigsten aus Euerer Sicht?

    Ich fang mal an uns sage natürlich das
    1. Pellerhaus und Hof
    2. Topplerhaus
    3. Viatishaus
    4. evtl. das alte Gartenbauamt

    bitte weitermachen:

  • Zitat von "Nämberch"

    10 Reko´s in Nürnberg [...] welche die Wichtigsten aus Euerer Sicht?


    Das Pellerhaus ist wichtig, sehr sogar, keine Frage. Aber das wird ja nun in Angriff genommen (die Fassade wird nur eine Frage der Zeit sein).

    Auf Nr. 1 stünde bei mir zweifelsohne: Komplettrekonstruktion des Hauptmarktes - und zwar ohne Kompromisse! 8)

    Wie realistisch ist es, dass dies in - sagen wir - einem Zeitraum der nächsten 10-20 Jahre machbar ist?

  • Philon: Schreib das doch mal der guten Frau Lauterbach persönlich. Wenn sie keinen Gegenwind bekommt, warum sollte sie etwas an ihrem Kurs ändern?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zu nämberch: für wünschenswerte Rekonstruktionen verweise ich auf meinen Beitrag vom 17. 9. 2007:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=3&t=130&start=156

    Es ist schade, daß Frau Lauterbach von den Altstadtfreunden anscheinend nicht versteht, daß in einer so zerstörten Stadt wie Nürnberg Restaurierung und Rekonstruktion von Gebäuden einander ergänzenden aufgaben sind, um das alte Stadtbild wieder erlebbar zu machen und die Bürger dafür zu begeistern.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die Sache hat zwei Seiten. Einerseits habt ihr Recht, Frau Lauterbach ist bislang nicht gerade durch rekonstruktionsfreundliche Bemerkungen aufgetreten. Auch gibt es Stimmen, die ihr vorwerfen, sich nicht entschieden genug für die Ziele der Altstadtfreunde einzusetzen, zum Beispiel in der öffentlichen Debatte um das Bauen in der Altstadt. Als Mulzer-Nachfolger hat man allerdings auch eine undankbare Aufgabe, es ist schwer hier ein eigenes neues Profil zu finden.

    Zum anderen sind Rekonstruktionen nicht das alleinige Ziel der Altstadtfreunde. Ihre Leistungen sind derart großartig und ausfüllend, daß eine Kritik, sie würden zu wenig für Nürnbergs Altstadt tun, blanker Hohn wäre. Da gibt es eine Menge Leute, die viel Geld spenden, ehrenamtlich arbeiten oder in ihrer Freizeit wirkliche Bauarbeiten verrichten und - bitte entschuldigt - nicht nur Kaffeeklatsch im APH-Forum machen - ohne dabei dessen Bedeutung schmälern zu wollen.

    Bezeichnenderweise hat kein einziger hier zu den vor wenigen Tagen im parallelen Strang eingestellten Fotos vom nun gerüstfreien Haus Weißgerbergasse 10 irgend einen Ton geäußert, soweit ich das erkennen kann. Erkennt niemand, wie wichtig die Rettung dieser Häuser ist? Welchen Aufwand - finanzieller und zeitlicher Art - es bedeutet, eine einzige solche Baustelle zu haben? Wäre es euch lieber gewesen, dieses uralte Haus abgerissen zu sehen und dafür einen Neubau, dafür eine Rekonstruktion eines anderen Hauses an anderer Stelle? Das, liebe Leute, könnte ich nicht ertragen, bei aller Rekonstruktionsbegeisterung.

    Dennoch will ich nicht verhehlen, daß die Öffentlichkeitsarbeit der Altstadtfreunde, und das ist im wesentlichen die Vorsitzende, noch wesentlich profilierter für die Verhinderung sündiger Neubauten, die Bewahrung des Altstadtcharakters und des historisch getreuen Wiederaufbaus als bevorzugte Alternative zum Neubau eintreten sollte.

  • Zitat

    Zum anderen sind Rekonstruktionen nicht das alleinige Ziel der Altstadtfreunde. Ihre Leistungen sind derart großartig und ausfüllend, daß eine Kritik, sie würden zu wenig für Nürnbergs Altstadt tun, blanker Hohn wäre.


    Das kann man nur unterstreichen. Genauso wie man die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen nicht hoch genug einschätzen und loben kann.
    Es wäre aber immerhin schön, wenn die Altstadtfreunde sich Rekonstruktionen wenigstens auch zum Ziel setzen würden. Und nochmal: daß sie es nicht tun liegt nicht an den Mitgliedern!

    Zitat

    Wäre es euch lieber gewesen, dieses uralte Haus abgerissen zu sehen und dafür einen Neubau, dafür eine Rekonstruktion eines anderen Hauses an anderer Stelle?


    Mit Sicherheit nicht, aber ich sehe auch nicht, warum das die Alternative sein sollte. Die erhaltene Bausubstanz hat auf jeden Fall Vorfahrt.
    Aber das heißt doch nicht, daß man deshalb darauf verzichten müsste, für Rekonstruktionen zu werben, Investoren dafür zu interessieren, Kontakt mit den Immobilienbesitzern in der Altstadt aufzunehmen etc. Die AF sollen ja nicht aus eigenen Mitteln ganz Nürnberg rekonstruieren. Aber sich für Rekonstruktionen einzusetzen, wenn irgendwo in der Altstadt gebaut wird, wäre wohl kaum zu viel verlangt. Und da kommt eben von Frau Lauterbach rein gar nichts ... siehe Augustinerhof. Eben weil sie offenbar, wenn man nach ihren öffentlichen Äußerungen geht, Rekonstruktionen einfach ablehnt. Das wäre unter Mulzer mit absoluter Sicherheit anders gewesen.

  • Zitat von "Nämberch"

    Nachdem es nie wieder ein Vorkriegs-Nürnberg geben wird, stellen wir uns doch einmal die Frage wenn wir die Möglichkeit bekämen nur 10 Reko´s in Nürnberg verwirklichen zu können, welche wären die Wichtigsten aus Euerer Sicht?

    Ich fang mal an uns sage natürlich das
    1. Pellerhaus und Hof
    2. Topplerhaus
    3. Viatishaus
    4. evtl. das alte Gartenbauamt

    bitte weitermachen:

    Toplerhaus
    Grolandhaus
    Tucherstrasse (ja, die ganze!)
    Plobenhof
    Viatishaus
    Gebiet Herzgasse/Hans-Sachs-Gasse/Martin-Treu-Strasse
    Hauptmarkt
    Schildgasse (die bedeutenden Patrizierhäuser)

    Damit wäre das alte Stadtbild zumindest wieder zu erahnen.

    Im übrigen die Anwendung des hier skizzierten Gesamtkonzepts:

    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=3&t=1581&start=192">viewtopic.php?f=3&t=1581&start=192

    Zitat


    1.) Punktuelle Vollrekonstruktionen, wo das ohne größere Probleme möglich ist (z.B. Grolandhaus, dessen Standort heute unbebaut ist). Das muss nicht auf "bedeutende Bauten" beschränkt sein, diese wären aber natürlich vorrangig. Finanzierung sollte durch Investoren erfolgen.

    2.) Mittelfristig: gezielte Abrisse von Bausünden aus den 60'iger und 70'iger Jahren, die nicht Wohnbebauung sind, wie Parkhäusern, Deutsche-Bank-Gebäude am Hans-Sachs-Platz etc. und Ersetzung durch Vollrekonstruktionen.

    3.) Hinsichtlich der bestehenden Wohnbebauung: Zunächst Identifikation, welche Bauten hinreichend die Kubatur und den Grundriß der Vorgängerbauten aufnehmen (a.) und welche nicht (b.). Dann
    - bei (a.): Fassadenumgestaltung in Rücksprache mit den Eigetümern
    - bei (b.): Eigentümer kontaktieren, über den Vorgängerbau informieren und für den Fall des Abrisses die Rekonstruktion vorschlagen.

    Langfristig wäre hier auch an eine Gestaltungssatzung zu denken, die für den Fall eines Abrisses "Vorfahrt für Rekonstruktionen" vorsieht (dazu müsste aber tatsächlich erst das Bewußtsein in der Politik verändert werden; daher nur eine langfristige Option).

  • Zitat von "Philon"

    ...


    Mit Sicherheit nicht, aber ich sehe auch nicht, warum das die Alternative sein sollte. Die erhaltene Bausubstanz hat auf jeden Fall Vorfahrt. ...

    Es war auch etwas überspitzt und provokativ ausgedrückt. Ich meinte nur, wenn sich niemand um das Haus kümmern würde, weil sich die Altstadtfreunde lieber um Rekonstruktionen bemühen sollten, wäre es wohl verloren. Ich wollte nur die Wertschätzung auch bestehender historischer Gebäude herauskitzeln, da sich die meisten hier hauptsächlich mit Rekonstruktionswünschen melden, aber gar nichts dazu sagen, was ihnen der Erhalt des Bestehenden überhaupt bedeutet. Grundsätzlich unterstelle ich selbstverständlich jedem, der sich für Wiederaufbauten einsetzt, auch für den Erhalt historischer Gebäude einzutreten.

    Ich glaube aber, daß wir etwas vom Thema abgekommen sind ... ich antworte auf die Reko-Vorhaben im Nürnbergs-Wiederaufbau-Faden.

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    Ich meine, daß jeder (auch) handeln sollte, das ist das einzig Wahre, und nicht nur reden. Insbesondere finde ich, daß das Beklagen des "fränkischen Understatements" die Legende von selbigem eher nährt denn bekämpft.

    Ich versuche schon zu handeln. Meine Zeit und Mittel sind aber auch beschränkt. Was die Altstadtfreunde betrifft schwanke ich zwischen Unterstützung und Ablehnung. Da muss ich mir erst darüber klar werden. Ich habe, einfach ausgedrückt, kein Bedürfnis mit meinen Vostellungen eher auf Ablehnung zu stoßen und ständig einen Argumentationsmarathon hinlegen zu müssen. Die (noch) schwankende Vorsitzende ist sicher mit ein Grund für meine Reserviertheit. Aber da bekomme ich auch noch Klarheit für mich.

    Und zum "fränkischen Understatement beklagen": Nein, das tue ich nicht! Im Gegenteil, das gehört zur fränkischen Lebensart dazu wie die Nürnberger Bratwurst. Oder woher kommts, dass die so klein ist wenn man immer hört: "Häddn siiees ned ä weng glenner?"
    Ich meine die vorauseilende Unterwürfigkeit oder vieles von vorneherein als minderwertig hinzustellen. Da müssen (um im Thema hier zu bleiben) auch einzelne Kunstobjekte einmal herausgehoben werden um letztlich auch Nürnberg als ganzes aus seinem "Dornröschenschlaf" zu wecken.

  • Nunja, ich denke die Altstadtfreunde haben damit das "Bestehende zu bewahren" schon genug zu tun. Um so Größenordnungen wie komplette Rekonstruktionen zu stemmen ist die Voraussetztung erstmal das die Stadtverwaltung von Nürnberg das auch will. Das es zu der Reko des Pellerhofes gekommen ist glänzt meiner Meinung nach an ein kleines Wunder. Vor allem da es den meisten Leuten egal ist. Sind wir doch mal ehrlich, die Nürnberger die wissen wie Nürnberg vor dem Luftkrieg aussah sind gezählt. Und es werden mit sicherheit nicht mehr sondern natürlich weniger. Die jüngeren interessieren sich nicht dafür. Für mich wäre es allerdings einmal interessant wie hoch das Durchschnittsalter der Altstadtfreunde ist. Ich war kürzlich auf einem wirklich schönem Altstadtfreunde-Vortrag über die Hochwasserkatastrophe und es waren in meinen Augen nur alte Leute dort. Ich dachte mir ja das es größtenteils Ältere sind, aber das meiner Meinung nach ich der einzige der Anwesenden unter 50 war hat mich schon gewundert. Nicht das ich etwas gegen diese Altersgruppe habe, nein überhaupt nicht, aber ich könnte mir denken, dass die Altstadtfreunde in den nächsten Jahren ein Problem mit dem altersbedingten Mitgliederschwund haben. Vielleicht sollte da mal an die Verjüngerung gedacht werden. Ich selbst bin übrigens Mitglied.

  • Zitat

    Um so Größenordnungen wie komplette Rekonstruktionen zu stemmen ist die Voraussetztung erstmal das die Stadtverwaltung von Nürnberg das auch will [...] Sind wir doch mal ehrlich, die Nürnberger die wissen wie Nürnberg vor dem Luftkrieg aussah sind gezählt. Und es werden mit sicherheit nicht mehr sondern natürlich weniger. Die jüngeren interessieren sich nicht dafür.

    Aber wer, wenn nicht die Altstadtfreunde soll denn die Stadtverwaltung überzeugen?
    Wer wenn nicht die Altstadtfreunde soll die Jüngeren über das Alte Nürnberg vor dem Luftkrieg informieren?
    Wer wenn nicht die Altstadtfreunde soll auf die Stadt und die Investoren Druck in Richtung Rekonstruktionen ausüben?

    Was ich an der ganzen Diskussion nie verstehe: Sobald man irgendwo sagt, die Altstadtfreunde sollten sich auch für Rekonstruktionen einsetzen, kommt immer sofort das Argument: "Die Altstadtfreunde haben genug mit dem Erhalten des Bestehenden zu tun. Rekonstruktionen können sie nicht auch noch stemmen. Dafür reichen die finanziellen und personellen Kapazitäten nicht." Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft ich das schon gehört habe.

    Hallo, Leute: wer hat denn gesagt, die Altstadtfreunde sollen Rekonstruktionen selbst finanzieren oder sogar eigenhändig bauen?! Sie sollen sich für Rekonstruktionen einsetzen, d.h. Lobbyarbeit bei der Stadt, Investoren gewinnen, Ideen in den Ring werfen, Finanzierungsmodelle konzipieren, Eigentümer kontaktieren und sie für Rekonstruktionen begeistern, über das Alte Nürnberg informieren usw. Darum geht es doch. Bauen und Finanzieren müssen natürlich Privatinvestoren oder die Stadt.

    Zudem gibt es in Nürnberg tatsächlich auch nicht mehr soviel in Sachen Erhalt des Bestehenden zu tun. Das Erich-Mulzer-Haus in der Weißgerbergasse ist meines Wissens das letzte große Projekt in der Art. Der Rest der erhaltenen Nürnberger Altstadt-Bausubstanz ist schon recht gut in Schuss oder zumindest in den Händen von Personen, die sich selbst um die Sanierung kümmern. Was kommt also nach dem Mulzer-Haus?!

  • Oben war irgendwo davon die Rede, daß der heutige Bestand ein Problem für die Rekonstruktion des Toplerhauses darstellen würde.
    Der heutige Bestand sieht so aus:

    Quelle: http://www.stadtbild-deutschland.de">http://www.stadtbild-deutschland.de
    Es darf doch nicht wahr sein, daß dieses architektonisch völlig belanglose Häuschen die Rekonstruktion eines der schönsten Baudenkmale Nürnbergs dauerhaft im Wege steht?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Philon"

    Zudem gibt es in Nürnberg tatsächlich auch nicht mehr soviel in Sachen Erhalt des Bestehenden zu tun. Das Erich-Mulzer-Haus in der Weißgerbergasse ist meines Wissens das letzte große Projekt in der Art. Der Rest der erhaltenen Nürnberger Altstadt-Bausubstanz ist schon recht gut in Schuss oder zumindest in den Händen von Personen, die sich selbst um die Sanierung kümmern. Was kommt also nach dem Mulzer-Haus?!


    Letztes Jahr wurde mit der Sanierung von Pfeifergasse 9 begonnen.
    Hintere Ledergasse 43 wurde schon vor Jahren erworben und es wurden bisher nur Notmaßnahmen durchgeführt, damit eine weitere Verschlechterung verhindert wird.
    Geiersberg 13 gehört meines Wissens auch den Altstadtfreunden.

    Über die Altstadt verteilt gibt es durchaus noch einige Häuser, die in erbärmlichem Zustand sind, beispielsweise Adlerstraße 36, ein Torso, für den vor Jahren schon eine Abrißgenehmigung erteilt wurde, oder Pfeifergasse 17 (Nr. 13 und 15 stehen nicht im Denkmalverzeichnis, könnten aber auch historisch sein). Daß es solche Fälle gibt heißt natürlich nicht, daß die Altstadtfreunde auch die Möglichkeit haben, diese Häuser zu erwerben, aber ich bin mir sicher, daß sich auch in Zukunft alle paar Jahre solche Möglichkeiten bieten werden oder die Altstadtfreunde sogar gezwungen sind ein Haus zu kaufen, um einen Abriß zu verhindern. Ich befürchte, den Altstadtfreunden wird so bald die Arbeit in ihrem traditionellen Betätigungsbereich nicht ausgehen.

  • Zitat von "Philon"

    Aber wer, wenn nicht die Altstadtfreunde soll denn die Stadtverwaltung überzeugen?
    Wer wenn nicht die Altstadtfreunde soll die Jüngeren über das Alte Nürnberg vor dem Luftkrieg informieren?
    Wer wenn nicht die Altstadtfreunde soll auf die Stadt und die Investoren Druck in Richtung Rekonstruktionen ausüben?

    Was ich an der ganzen Diskussion nie verstehe: Sobald man irgendwo sagt, die Altstadtfreunde sollten sich auch für Rekonstruktionen einsetzen, kommt immer sofort das Argument: "Die Altstadtfreunde haben genug mit dem Erhalten des Bestehenden zu tun. Rekonstruktionen können sie nicht auch noch stemmen. Dafür reichen die finanziellen und personellen Kapazitäten nicht." Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie oft ich das schon gehört habe.

    Hallo, Leute: wer hat denn gesagt, die Altstadtfreunde sollen Rekonstruktionen selbst finanzieren oder sogar eigenhändig bauen?! Sie sollen sich für Rekonstruktionen einsetzen, d.h. Lobbyarbeit bei der Stadt, Investoren gewinnen, Ideen in den Ring werfen, Finanzierungsmodelle konzipieren, Eigentümer kontaktieren und sie für Rekonstruktionen begeistern, über das Alte Nürnberg informieren usw. Darum geht es doch. Bauen und Finanzieren müssen natürlich Privatinvestoren oder die Stadt.

    Zudem gibt es in Nürnberg tatsächlich auch nicht mehr soviel in Sachen Erhalt des Bestehenden zu tun. Das Erich-Mulzer-Haus in der Weißgerbergasse ist meines Wissens das letzte große Projekt in der Art. Der Rest der erhaltenen Nürnberger Altstadt-Bausubstanz ist schon recht gut in Schuss oder zumindest in den Händen von Personen, die sich selbst um die Sanierung kümmern. Was kommt also nach dem Mulzer-Haus?!

    Das trifft es haargenau!

    Speziell die Punkte Lobbyarbeit, Investoren gewinnen, Ideen entwickeln, etc. sind für die Zukunft und eine weitere Arbeit der AF wichtig! Ich gehe sogar soweit, dass die AF eigene oder beauftragte Entwürfe einreichen sollten (Augustinerhof!), beispielsweise über den Weg, Architekturbüros für rekonstruktions-orientierte Vorschläge zu begeistern.

    Was kommt nach dem Mulzer Haus? Ich hoffe, dass die Altstadtfreunde sich auf Rekonstruktionen besinnen, angefangen bei den Noch-Provisorien die "zu Ende" rekonstruiert werden sollten. Im Übrigen ist der 3-Punkte Plan von Philon eine sehr gute Basis. Zusammen mit dem Wertstufenplan von 1942 könnte man leicht einen "Fahrplan" entwickeln, wie es weiter gehen kann.

    Dieser Strang ist schon ziemlich Off-Topic und sollte eigentlich im Wiederaufbau-Starng weitergeführt werden. Trotzdem noch kurz meine Meinung zum jetzigen Toplerhaus: Ehrlich gesagt finde ich das Haus gar nicht so schlecht. Aber eben nicht an diesem Ort! Hätten wir mehr solcher "Füllbauten" wäre die qualitative Anmutung viel besser als die mehr als schlichte 50er Jahre Architektur, die ja schon fast nichtssagend ist. Im Hinblick darauf, dass die Restruine erst spät nach dem Krieg abgebrochen wurde erscheint es uns heute natürlich umso unverständlicher, dass hier nicht rekonstruiert wurde. Es wurde (vereinfacht gesagt) den Sakralbauten weitaus mehr Wichtigkeit eingeräumt. Leider.

    LG
    fury