Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Wahnsinn, dass dort Kobergers Werkstatt stand! Der Mann hat mit der Schedelschen Weltchronik Buchgeschichte geschrieben und mit die frühesten Stadtansichten überhaupt geliefert - der Nachdruck dieses Buchs von 1493 ist übrigens durchaus erschwinglich (Weltbild bzw. Lizenzausgabe Taschen) und ein absoluter Tipp für jeden Freund alter Stadtansichten...

    Sind die Buchdruckereigebäude eigentlich erst im Zweiten Weltkrieg untergegangen, oder schon viel früher?

  • Zitat

    Sind die Buchdruckereigebäude eigentlich erst im Zweiten Weltkrieg untergegangen, oder schon viel früher?

    Das hängt ein bißchen davon ab, in welchen Gebäuden sie genau waren. In der Mitte der linken Häuserflucht, wo im Stich eher kleinere Häuser mit Gärten und Toreinfahrten zu sehen sind, stand seit 1720 das barocke, hundert Jahre später dann klassizistisch überformte Tucherpalais. Das Palais wurde nach dem Krieg übrigens annähernd rekonstruiert. Die oberen Häuser der linken Flucht müssten bis zum Krieg gestanden haben.

    Sehr interessant ist übrigens auch der "hochhausartige" Bau in der rechten Häuserflucht (im Stich mit D bezeichnet).
    Heute steht da ein Nachkriegsbau mit exakt derselben Kubatur. Er hat zwar ein Flachdach, aber irgendwann im Lauf der letzten Jahrzehnte (oder von Anfang an?!) hat man die extravagante Dachform, die der Bau auf dem alten Stich zeigt, ebenso wie die interessante Fenstergestaltung der beiden oberen Stockwerke auf den Nachkriegsbau aufgemalt ... also eine Art Reko mit "Bordmitteln".

  • Wie der Zufall will ist gerade heute (05.12.2008) ein Artikel in der NZ.
    Dort werden ja in unregelmäßiger Folge Steinspender vorgestellt, dieses mal die Baufirma Schenk. Und in diesem Artikel wird in einem Satz eher nebenbei erwähnt, daß die Arbeiten begonnen haben:

    Zitat

    Nach Gerüstbau- und Sicherungsarbeiten hat man mit dem Entfernen von Betondecken begonnen.


    Quelle: http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=930876&kat=11

    Der erste Bauabschnitt umfaßt ja die Sanierung des Bestands und Korrektur von Fehlern des Wiederaufbaus, u. a. wie oben erwähnt die Entfernung der beim Wiederaufbau eingezogenen Betondecken.
    Mit dem zweiten Bauabschnitt beginnt dann mit der Errichtung des zweiten Obergeschosses die eigentliche Rekonstruktion.

  • Der gerade erschienene neueste Band der "Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg" beinhaltet auch zwei Aufsätze zum Thema Pellerhaus/Pellerhof.
    Quelle: http://www.nz-online.de/artikel.asp?art=939255&kat=317

    Ich habe sie aber noch nicht lesen können, da ich die Mitteilungen noch nicht habe. Ich hoffe, daß sie mir noch vor Weihnachten zugestellt werden. Vor allem auf den Artikel von Herbert May bin ich gespannt.

  • Ich bin leider erst jatzt dazu gekommen nachfolgendes Bild aus den 1850er Jahren (dieses Foto ist tatsächlich über 150 Jahre alt!!!) vom Pellerhaus einzustellen. Das Foto ist sehr interessant. Die Auflösung ist sehr gut für die damalige Zeit. Leider weiß ich nimmermehr, wer vor einiger Zeit den Link mit der Fotoauktion ins Forum gestellt hat. Dort habe ich unter anderen dieses Foto nämlich gefunden und auf meiner Platte abgespeichert. Ich weiß nicht, ob dieses Foto überhaupt ersteigert wurde? Auch der Platz an sich macht viel her. Im Gegensatz zu heute, aber zuerst der Hof, dann die Fassade, dann der Platz und dann die Stadt :zwinkern: .

  • Das Bild ist wunderbar. Man sieht auch, wie schön der sich links an dem Pellerhaus anschließenden Peststadel war..

    Zitat

    Auch der Platz an sich macht viel her. Im Gegensatz zu heute, aber zuerst der Hof, dann die Fassade, dann der Platz und dann die Stadt .


    Eine solche Extrapolierung der Rekonstruktion des Pellerhofes ist zu erhoffen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Brandmauer

    Meinst Du nicht, dass das Haus links neben dem Pellerhaus ein anderes Gebäude ist und sich erst dann das Peststadl anschließt? Das Portal gleich links neben dem Pellerhaus ist noch vorhanden.

  • Zwischen Pellerhaus und Peststadel befand sich das sogenannte Schwarze Pellerhaus. Martin Peller hatte es seinem Nachbarn kurzerhand abgekauft, nachdem sie des öfteren Nachbarschaftsstreitigkeiten hatten - zumindest wurde das beim Altstadtspaziergang Ende 2005, bei dem Harald Pollmann mit seiner Steinspende den Anstoß für die Hofrekonstruktion gegeben hat, erzählt.

  • William

    Zitat

    Meinst Du nicht, dass das Haus links neben dem Pellerhaus ein anderes Gebäude ist und sich erst dann das Peststadl anschließt?


    Wie Norimbergus schreibt ja, aber auch so hat das Dach des Peststadels auf dem Bild eine gewaltige Wirkung. Vielleicht gerade weil es sich halbwegs "im Verborgenen" befindet und so vieles erahnen läßt.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Hallo an alle Forumsmitglieder,

    Erstmal vielen Dank dass es dieses Forum gibt. Seit ich vor ca. 2 Jahren dieses Forum entdeckt habe, schaue ich fast täglich rein. Allerdings habe ich lange damit gewartet mich anzumelden, da ich nicht aus dem Kreise der Architekten oder Bauexperten stamme. Wie mein Name schon sagt, wenn auch etwas „verfränkischt„ komme ich aus Nürnberg. Vielleicht entstehen einige interessante Gespräche zu denen ich meinen Senf beitragen kann.

    Interessieren würde mich was Ihr zu dem Plan sagt im Pellerhof das neue „Museum für bayerische Geschichte“ unterzubringen. Für die Altstadtfreunde würde das Geld aus München, welches dadurch zur Verfügung gestellt würde, viel bringen.

    Da ich auch zu den Befürwortern der Rekonstruktion des Vorderhauses gehöre, würde mich interessieren ob es wohl dafür förderlich wäre ein Museum darin unterzubringen.

    Herzlichst
    Nämberch

  • Hallo Nämberch, herzlich willkommen.

    Ich denke, die Chancen, daß das Museum nach Nürnberg kommt, sind recht gering. Wenn doch, wäre das für den Hof eventuell gut, aber für die Rekonstruktion des Vorderhauses sicher nicht. Meiner Meinung nach paßt es nicht so wirklich nach Nürnberg, da Nürnberg mit Bayern politisch und kulturell wohl nicht so viel verbindet wie andere Orte. Nürnberg hatte Bedeutung auf höherer Ebene, besser wäre dort z. B. ein Museum des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation untergebracht. Architektonisch böte das Pellerhaus aufgrund der nicht nutzbaren Speichergeschosse des Vorderhauses (2.-4. OG) ohnehin nur begrenzt Platz, allerdings im östlich anschließenden Bibliotheksbau schon.

  • Das macht doch nichts, dass Du kein Experte bist; ich auch nicht. Wenn Dir irgend etwas interessantes in oder zu Nürnberg einfällt, dann halte Dich nicht zurück.

  • Ich weiß nicht obs schon mal hier diskutiert wurde: Teile des Grundstückes auf dem das Pallerhaus steht wurden ja mit dem Scharrer-Gymnasium überbaut (Bausünde!) Demnach ist eine vollständige Rekonstruktion nicht denkbar. Jetzt habe ich gesehen, dass auf dem Grundstück des ehemaligen "Schwarzen Pellerhauses" und sehr wahrscheinlich auch Peststadel schon wieder gebaut wird! Weiß darüber jemand näheres? Eine gewagte Vorstellung von mir wäre, dem Pellerhaus (sowieso) die Fassade wieder zu geben, daneben das Haus wieder zu rekonstruieren und auch den Peststadel zu rekonstruieren. Im Hinblick auf die allgegenwärtige Verkehrsberuhigung sicher kein unmögliches Unterfangen. Schon eher ist der Scharrer-Neubau im Weg (das muss ich mir auf einem Plan mal ncoh genauer anschauen). Um dem ganzen die Krone aufzusetzen könnte ich mir eine Rekonstruktion des kleinen Ensembles "Grolandhaus" vorstellen. Das wird wohl nie in Erfüllung gehen, aber der Gewinn fürs Stadtbild und die Lebensqualität wäre enorm.

    Im übrigen frage ich mich, warum nicht, wie beispielsweise in Dresden bei der Frauenkirche, für die Rekonstruktion des Pellerhauses nicht alle Marketing-Register gezogen werden: "Bauhütte" vor dem Haus, Ausstellung in der Bauhütte, Souvenirverkauf, Führungen durch die Baustelle, Pressemitteilungen, "Wasserstandsmeldungen" des Baufortschritts, Spendenmöglichkeiten etc. etc. Sowas spült doch dringend benötigtes Geld in die Kassen. Stellen wir Franken unser Licht mal wieder schon vorsorglich unter den Scheffel?

    LG
    fury

  • Sicher ist hier schon einmal erwähnt worden, daß das Hinterhaus direkt nach der Hoffassade auf dem heutigen Grundstück des JSG stünde. Auf dem Nebengrundstück werden die Räume für die Mittagsbetreuung der Schüler gebaut, die im Rahmen von Ganztagesschule / G8 / Nachmittagsbetreuung notwendig sind.

    Was die tatkräftige Unterstützung der Altstadtfreunde beim Voranbringen des Pellerhofs betrifft, so wärst Du sicher im Arbeitskreis herzlich willkommen. Das Licht unter den Scheffel zu stellen ist dagegen Schall und Rauch.

  • Wisst ihr was das Schlimmste an der ganzen Sache mit dem Pellerhof ist. Die meisten Nürnberger die ich kenne wissen nichtmal wo der Pellerhof ist, geschweige denn was dort im Moment passiert. Die 50er Jahre Architektur der Fassade hat ganze Arbeit geleistet und leider zum vergessen dieses Ortes beigetragen.

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    Sicher ist hier schon einmal erwähnt worden, daß das Hinterhaus direkt nach der Hoffassade auf dem heutigen Grundstück des JSG stünde. Auf dem Nebengrundstück werden die Räume für die Mittagsbetreuung der Schüler gebaut, die im Rahmen von Ganztagesschule / G8 / Nachmittagsbetreuung notwendig sind.

    Was die tatkräftige Unterstützung der Altstadtfreunde beim Voranbringen des Pellerhofs betrifft, so wärst Du sicher im Arbeitskreis herzlich willkommen. Das Licht unter den Scheffel zu stellen ist dagegen Schall und Rauch.

    Darüber denke ich schon nach. Momentan stehe ich den Altstadfreunden aber noch etwas differenziert gegenüber..

    Was meinst Du mit "Schall und Rauch"? Denn:

    Zitat von "Nämberch"

    Wisst ihr was das Schlimmste an der ganzen Sache mit dem Pellerhof ist. Die meisten Nürnberger die ich kenne wissen nichtmal wo der Pellerhof ist, geschweige denn was dort im Moment passiert. Die 50er Jahre Architektur der Fassade hat ganze Arbeit geleistet und leider zum vergessen dieses Ortes beigetragen.

    Das ist genau das Problem!
    Durch das Licht Nürnbergs "unter den Scheffel stellen" ist das Vergessen doch eingeleitet worden. Also dann doch lieber etwas "auf den Putz hauen"! (das passt auch als Wortspiel...)

    Die ganze Problematik Nürnbergs wird hier am Pellerhof exemplarisch deutlich! Nürnberg hat letztlich nur mehr geringe touristische und damit überregionale oder über Deutschland hinausgehende Bedeutung. Hier wurde und wird immer noch versäumt Einzelobjekte stärker heraus zu heben. Nürnberg kann nicht mehr wie früher als Gesamtkunstwerk funktionieren. Hier muss sich auf Verbliebenes gestützt werden und - noch besser - mehr rekonstruiert werden.

    LG
    fury

  • Da muss ich Dir wirklich recht geben, diesbezüglich dürfen wir in Nürnberg froh sein die Altstadtfreunde zu haben, die reden nicht nur, die langen auch wirklich hin. Allerdings ist auch die Finanzielle Unterstützung nötig bei so großen Projekten. Und die könnte meiner Meinung nach erhöht werden indem das ganze Projekt etwas bekannter gemacht wird. Ich finde zum Beispiel den am Hauptmarkt aufgestellten Kahn mit den Bildern der Hochwasserkatastrophe von 1909 sehr gut. Da stehen immer sehr viele Menschen herum und sehen sich das an. Nachdem kaum ein Nürnberger weiss wo das Pellerhaus überhaupt ist, wäre das doch eine gute Möglichkeit den Bekanntheitsgrad des Hofs (und der nötigen Reko) zu erhöhen.

  • Zitat

    Da muss ich Dir wirklich recht geben, diesbezüglich dürfen wir in Nürnberg froh sein die Altstadtfreunde zu haben

    Wenn sie sich halt nur zu einem Pro-Reko-Kurs durchringen könnten. Was musste Harald Pollmann da nicht an mühseliger Kleinarbeit leisten, bis sie wenigstens die Reko des Pellerhofs zu ihrer Sache gemacht haben?!

    Und selbst hinsichtlich sagt Frau Lauterbach bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, daß die Reko des Pellerhof die absolute Ausnahme bleiben müsse und auch nur deshalb gerade noch so akzeptabel wäre, weil noch Ruinen übrig waren. Ansonsten kämen für sie Rekonstruktionen überhaupt nicht in Tüte.
    Insofern wird man fury (und mir) sicherlich eine differenzierte Sicht auf die Altstadtfreunde unter der gegenwärtigen Vorsitzenden zugestehen dürfen. Unter Mulzer hätte das alles ganz anders ausgesehen: der hätte die Reko-Bewegung mit Freuden angenommen, unterstützt, wo es nur möglich gewesen wäre und ihre Sache zur Sache der Altstadtfreunde gemacht! Gegenwärtig erleben wir genau das Gegenteil. Das frustiert die Engagierten und Wohlmeinenden auch einfach.