Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Hallo zusammen,

    die neue Nordfassade im Hof des Pellerhauses hat mich mit ihrer Schönheit wie viele andere Besucher sehr beeindruckt. Den ersten Anblick des Steingiebels wird keiner mehr vergessen.

    Keine Kritik: Der Giebel hängt ohne das frühere Dach des Rückgebäudes (mit den beiden Dachfenstern) leider etwas in der Luft. Deshalb gestaltete ich ein 3-er-Panorama, das den jetzigen Bauzustand mit der "fehlenden" Baumasse zeigt. Neben der Geldfrage verhinderte wohl auch der mangelnde Platz bzw. Abstand zum "Scharrer-Gymnasium" eine Blend-Dachfassade. Es gibt einen schönen Blick in die Zukunft. Das fehlende Dach baute ich farbig ein. Zuerst der Blick vom 1. Stock auf die Nordfassade. Weiter unten dann die Optik vom 2. Stock aus.

    Der Blick vom 1. Stock. Die Farbe der Dachziegel übernahmen wir von den eingedeckten Arkaden.

    Der Blick vom 2. Stock auf den Giebel. Die hässliche Betonfront des "Scharrer-Gymnasiums" verschandelt etwas den Blick. Der Giebel rechts vom früheren Imhoff-Rückgebäude würde bei einer Rekonstruktion wegfallen.


    Unser Vorschlag für die Lösung des Eingangsproblems zum Hof des Pellerhauses: An der westlichen Arkadenmauer könnte/müsste man einen Durchgang brechen. Der erste Türbogen in der Mauer liegt genau am Treppenturm. Weiter hinten wäre ein Durchbruch wohl sinnvoller.

    Ergänzung zu meinem Eintrag: Den vorgeschlagenen Seiteneingang gibt es bereits (seit 1605/7) - siehe Foto. Dieser ist aktuell hinter einer Bretterwand (siehe Foto oben) verborgen. Der Hauteingang und die Halle im "Pellerhaus" wird in Zukunft wohl regelmäßig vom "Haus des Spiels" in Beschlag genommen. Über einen seitlichen Eingang zum Hof des "Pellerhauses" wäre ein ungestörter Zugang zum Hof möglich.

    4 Mal editiert, zuletzt von gropeltop (6. März 2019 um 16:06)

  • Hallo zusammen,

    anbei noch eine Ergänzung zum Nordgiebel: So eng ist der Platz zwischen dem Giebel und dem angrenzenden Gymnasium gar nicht - geschätzt sind es 8-9 Meter. Ganz rein theoretisch könnte man hier eine Dachschräge als "Kulisse" noch anbauen. Die eigentlichen Schulzimmer liegen wohl weiter nach Norden. Direkt am Giebel liegt nur ein Anbau mit kleinen Fenstern (siehe Foto).
    Denkbar wäre auch eine mobile, leichte und kostengünstige (Holz-)Konstruktion, die windstabil die frühere Dachschräge zum Hof hin abbildet.

    Einmal editiert, zuletzt von gropeltop (24. Februar 2019 um 16:57)

  • Im Hinblick auf die Pellerhausdebatte und dem NN-Dialog am 12. März stand gestern ein Interview in der NZ. Gefragt wurde der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler zu Architektur, Rekonstruktionen und dem Pellerhaus. Gefragt hat Dr. André Fischer, einer der Moderatoren des Dialogs am 12. März.

    Mäcklers Haltung war überwiegend kritisch gegenüber der modernen Architektursprache und von Verständnis gegenüber Rekonstruktionsbewegungen geprägt. Das fand ich sehr erfrischend. Er sagte z.B. sinngemäß, die ältere (seine) Architektengeneration sei überwiegend nicht mehr in der Lage, schöne Stadträume zu schaffen, die Dogmen der Architekturlehre, mit Verzicht auf Ornament und Fassade, die Abwendung vom öffentlichen Raum usw. könne keine schönen Stadträume schaffen, deshalb sei die Moderne so unbeliebt. Er kritisierte auch die politisierung von Architektur, und verteidigte die Bauhausbewegung. Sie sei nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs als Ausdruck eines Demokratieverständnisses in der Architektur nachvollziehbar gewesen, aber nun nach 100 Jahren und 70 Jahren Demokratie müsse man neue Wege finden. In diesem Zusammenhang lobte er den Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt und dort insbesondere die Neubauten junger Architekten, die sich trauten Dächer, Gauben, Ornamente und Fassaden zu bauen.

    Zum Pellerhaus meinte er die Nachkriegsfassade sei schön und müsse nicht abgerissen werden, in 20 Jahren würde man soetwas womöglich garnicht mehr diskutieren.

    In diesem Punkt finde ich blendet er leider ein paar wichtige Fakten aus, denn auch vor 20 Jahren hat niemand den Abriss des Pellerhauses diskutiert. Die Diskussion beruht einzig auf der Problematik, dass das Haus großteils leer steht und nur unter enormen Aufwand saniert und nutzbar gemacht werden könnte, und dabei sogar seine Denkmaleigenschaft einbüßen könnte. Aus diesem Grund muss man m.E. eine Diskussion immer und überall führen, ja führen müssen. Überall dort, wo ein Denkmal abgerissen wird, führt man sie.

  • Traue niemals dem Mäckler. Er ist kein Verbündeter unserer Sache, auch wenn es den Anschein hat. Letztlich gehört seine Loyalität nur seinem Berufsstand.

    In dubio pro reko

  • Mäckler ist wirklich so ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind da immer die Worte, die wohlfeil klingen und im Sinne von New Urbanism und Stadtbildbewegung argumentieren - und dann sind da logische Ungereimtheiten und eben das gebaute Werk Mäcklers, welches recht durchwachsen ist. Schwierige Kiste. Ich denke jedoch, dass sein Denken in der Architektenzunft durchaus Einfluss hat und einiges zum Besseren wenden kann. Dafür braucht's nunmal "Stallgeruch", damit sich da was tun kann - und Mäckler geht da u.a. mit der Ausbildung an der TU Dortmund gut voran. Das wird sich in einigen Jahren bemerkbar machen, wenn seine Absolventen überall wirken, wie auch jene der FH Potsdam und der neuklassischen Architekturschulen in UK und den USA.

  • Sehe ich auch so, man investiert besser in erklärende Worte, in denen Verständnis und Nachvollziehbarkeit transportiert wird, als in radikaler Kritik und vollständiger Ablehnung. Immerhin ist es Wesen der Architektur bis zum Bauhaus gewesen, sich langsam und organisch zu transformieren und nicht von heute auf morgen alles in Abrede zu stellen und zu verdammen. Man sollte eher froh sein über Mäcklers kritische Auseinandersetzung mit sich und den seinen, als sie zu kritisieren. Da gibt es leider ganz andere Figuren, die unsere Umwelt bauen und offensichtlich keinerlei Interesse an Evaluation haben, auch in der Hochschullandschaft.

  • FH Potsdam

    Dachte ich anfangs auch, als ich deren Werbung im Internet sah für Rekos. Doch dem ist leider nicht so in der Realität. War extra letztes Jahr dort hinfahren um es mir anzuschauen, und war total enttäuscht: die meisten gezeigten Modelle waren modernisische Schuhkartons, vlt 10 % so halbwegs tragbar... Bei einem Rundgang durch die Fakultät war auch der Geist des Bauhauses zu spüren, es gab eigentlich nichts neuklassisches. Auch die Dozenten, bei denen ich mich sogar vorgestellt hatte, waren eher abgeneigt von meinen klassischen Ideen. Und wenn man auch schaut, wer dort das Sagen hat bei den Profs, nämlich, dass in den wichtigen Fächern wie Gestaltung und den Praktischen Modernisten sitzen (u.a. die Architektin des Bauhausmuseums in Weimar, der Architekt des BND Baus in Berlin), und nur wenige Profs wie im Fch Kunstgeschichte, Soziologie, die nicht ausschlaggebend sind leider im unseren Sinne sind, dann kann man zu den Schluss kommen, dass diese FH auch nicht wirklich viel besser ist wie die anderen, leider. War auch sehr enttäuscht, nach dieser weiten Anreise...

  • Eine klassische Architekturschule gibt es in DE bislang nicht. Soweit sind wir hierzulande doch gar nicht, es sind sowohl in Dortmund als auch Potsdam erst ein paar Personen, die umdenken. Was hast du denn erwartet, hast du dich vorab nicht informiert?

    Es macht doch nur Sinn zu Bernd Albers und Ludger Brands zu gehen.

    https://www.fh-potsdam.de/studieren/fach…ektur/personen/

  • Was hast du denn erwartet, hast du dich vorab nicht informiert?

    Natürlich habe ich mich informiert. Nur hatte ich wirklich angenommen, dass mehr die traditionelle Linie das Sagen hätte, wie auf der Netzseite ich fälschlicherweise entnommen habe... Dem ist in Realität nicht so, leider

  • Dieser Prozess hat ja erst jüngst begonnen. Es sind wie gesagt erste zarte Pflänzchen. Die müssen gestärkt werden. Da bringts nix mit einem Riesenkoffer voller Erwartungen anzureisen - sondern der kleinen Truppe Engagierter muss der Rücken gestärkt werden. Aber gut, will jetzt keinen Vorwurf machen. Insgesamt brauchen wir da mal eine Strategie zum Umbau der Lehrstühle.

    Zurück zum Pellerhaus...

  • Dachte ich anfangs auch, als ich deren Werbung im Internet sah für Rekos. Doch dem ist leider nicht so in der Realität. War extra letztes Jahr dort hinfahren um es mir anzuschauen, und war total enttäuscht: die meisten gezeigten Modelle waren modernisische Schuhkartons, vlt 10 % so halbwegs tragbar... Bei einem Rundgang durch die Fakultät war auch der Geist des Bauhauses zu spüren, es gab eigentlich nichts neuklassisches. Auch die Dozenten, bei denen ich mich sogar vorgestellt hatte, waren eher abgeneigt von meinen klassischen Ideen. Und wenn man auch schaut, wer dort das Sagen hat bei den Profs, nämlich, dass in den wichtigen Fächern wie Gestaltung und den Praktischen Modernisten sitzen (u.a. die Architektin des Bauhausmuseums in Weimar, der Architekt des BND Baus in Berlin), und nur wenige Profs wie im Fch Kunstgeschichte, Soziologie, die nicht ausschlaggebend sind leider im unseren Sinne sind, dann kann man zu den Schluss kommen, dass diese FH auch nicht wirklich viel besser ist wie die anderen, leider. War auch sehr enttäuscht, nach dieser weiten Anreise...

    Der beste Mann in Dortmund ist derzeit Werner Sonne als Architekturtheoretiker. Paul Kahlfeldt ist auch relativ aufgeschlossen. In Potsdam ist die Fraktion der Traditionsanhänger, glaube ich, größer: Albers, Brands, Malcovati (Entwurf), Tubbesing (Denkmalpflege, Entwurf), Stephan (Architekturtheorie), Burg (Baugeschichte).

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Anbei zwei Bildmontagen, die den ausreichenden Platz für eine Dachschräge hinter dem Nordgiebel im Hof des "Pellerhauses" zeigen:

    Für das erste Motiv nutzten wir das große Schnittmodell des "Pellerhauses" im Nürnberger Stadtmuseum "Fembo-Haus". Für das zweite das "gröbere" Modell des Egidienplatzes im "Fembo-Haus". Hier ist die Detailgenauigkeit beim "Pellerhaus" auf Grund des kleineren Maßstabs wohl geringer.

    Fazit: Das komplette Dach müsste hinter dem Nordgiebel nicht errichtet werden. Es reicht ein halbes "Schau-Dach". Der Platz hinter dem Nordgiebel zum benachbarten "Scharrer-Gymnasium" wäre ausreichend breit genug. Mit einer Holzkonstruktion ließe sich die Dachschräge gut auf- und auch wieder abbauen.

    Die eingebaute Dachschräge des großen Modells

    Die eingebaute Dachschräge des kleinen Modells (das Dach sitzt niedriger an der Giebelspitze; das Dachfenster wirkt kleiner)

    4 Mal editiert, zuletzt von gropeltop (4. März 2019 um 17:06)

  • Zum rekonstruierten "Nordgiebel" des "Pellerhauses" habe ich nun insgesamt drei Postkartenmotive gestaltet (siehe unten). Mir fehlt das frühere Dach hinter dem Giebel. Dieses fügte ich auf den Motiven mit ein. Und es gibt eine Ansichtskarte, die die frühere Südfassade im derzeitigen Hof zeigt. Die Bildunterschriften sind in "Sütterlin" geschrieben. Auf Ansichtskarten der 1930-er-Jahre ist "Sütterlin" wiederholt zu lesen. Bei Interesse an den stabilen und versandfähigen Ansichtskarten bitte bei mir melden.


    Einmal editiert, zuletzt von gropeltop (4. März 2019 um 15:06)

  • Es hat sich eine Initiative gegen die Rekonstruktion der historischen Pellerfassade gegründet. Der Name "Finger weg vom Pellerhaus", ist schon irreführend. Es müsste viel eher heißen, "Finger weg vom Mayerhaus".

    (...) Zu den 15 Gründungsmitgliedern zählt unter anderem die
    Stadtheimatpflegerin Claudia Maué und die Architektur-Fakultät der
    Technischen Hochschule Nürnberg. Initiatoren sind der Verein Baulust und
    der Bund Deutscher Architekten. (...)

    (...) In ihrem Positionspapier bezeichnen die Architekten das heutige Pellerhaus als herausragendes Beispiel für den gelungenen Wiederaufbau Nürnbergs nach dem Zweiten Weltkrieg. "Ein Abriss würde die Erfahrungswelten zweier Generationen mit Füßen treten. (...)

    (...) "Nichts wäre schlimmer, als in die Reihe der echten historischen Bauten Kopien einzuschmuggeln, die auch bei raffiniertester ,Echtmachung‘ stets nur Peinliches an sich haben." (...)


    In dem Bericht begegnen einem die üblichen heuchlerischen und verlogenen Begründungen der Reko-Gegner. Da bekomme ich fast einen Brechreiz.

    Die Stimmung scheint in Nürnberg derzeit nicht gerade in unserem Sinne zu sein. Zumindest nicht, was die Stadtverwaltung betrifft. In der Bevölkerung mag das anders sein.

  • Ich lese mir den Quatsch lieber nicht durch. Klingt mal wieder nach dem typischen BDA-framing gegen Rekos.

    Dass die Nürnberger Stadtheimatpflegerin an vorderster Front der Gegner des alten Nürnberg mitmarschiert, sagt mal wieder alles über diese Stadt.

  • Ich nehme an, es ist längst aufgefallen, aber wurden bei der 3 Variante nicht die Wechstaben verbuchtelt?
    Da steht doch "Das Pellerhuas" statt "Das Pellerhaus". In der Postkarte 39 ist es richtig geschrieben.

  • Zitat

    "In ihrem Positionspapier bezeichnen die Architekten das heutige Pellerhaus als herausragendes Beispiel für den gelungenen Wiederaufbau Nürnbergs nach dem Zweiten Weltkrieg. "Ein Abriss würde die Erfahrungswelten zweier Generationen mit Füßen treten."

    Diese "Erfahrungswelten" werden Tag ein Tag aus mit Füßen getreten, wenn eine schlichte aber stilvolle Wohnhausfassade der 50er nach der anderen hinter zentimeterdicker Dämmung verschwindet, ohne dass sich auch nur eine Hand in der Fachwelt regt. Sich am sog. Pellerhaus hochzuziehen, ist Heuchelei. Es taugt wohl aufgrund der historischen Bedeutung des Ursprungsbaues als Symbol, was doppelt fatal ist. Es verhindert den Wiederaufbau der Renaissancefassade und verschwendet Energie für wirklich erhaltenswerte Bausubstanz aus den 50ern.

  • Worauf die Hysteriker natürlich nicht eingehen, dass hier Steuergeld für die Sanierung eines anschließend NICHT nutzbaren Gebäudeteils erst einmal aufgebracht...wie war das bei dem Bauhausfetischisten noch einmal mit „Form folgt der Funktion“...2m Raumhöhe...Schildbürger, aber passt zum heutigen Gesamtbild Deutschlands irgendwie, wenn ich das anmerken darf.

    Außerdem: Zwei Generationen mussten sich am traurigen Bild der Ruine der Dresdner Frauenkirche abarbeiten...jetzt erfreuen sich wieder dutzend Generationen und das weltweit an der wiederaufgebauten Barockkirche!