Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Die Nürnberger Nachrichten (NN) haben sich am 18.06.2018 mit dem Pellerhaus uns seinem Nachbargebäude in einem Artikel befasst. Das Pellerhaus am Egidienplatz haben die meisten Nürnberger schon einmal gesehen - im Inneren waren viele aber noch nie. Im Rahmen unserer Serie "Neues Leben in alten Hallen" geben wir Ihnen ein Einblick in das historische Gebäude.

    http://www.nordbayern.de/region/nuernbe…rhaus-1.7713732



    (Quelle: Ferdinand Schmidt/Stadtarchiv Nürnberg)

  • Vielen Dank, lieber Riegel. der Giebel war ungemein ausdrucksvoll, sein Fehlen ist ein beträchtlicher Wermutstropfen. Ich halte ja den Platzhalter oder wie man das bezeichnen will, für total misslungen, selbst unter Zugrundelegung moderner Prämissen. - fürchterlich plump und formal unschön, dazu noch auf unangenehme Weise mit vergangenen Stilen anbiedernd, die jedoch völlig unnürnbergerisch sind. Die Halbkreise auf der, nun ja, was den sonst, Attika (schon das völlig unpassend, N. war von Giebeln und steilen Satteldächern geprägt) erinnern an die Renaissance des Donauraumes: http://www.uebl.at/fotos/nordoestlich-der-landstrasse?page=5
    https://www.google.at/search?q=tulln…f=1529391727931
    Meister Lampes Bild zeigt wieder einmal, wie inkonsistent der Egedienplatz wirkte. Die Kirche wirkte in diesem mittelalterlichen Umfeld noch behäbiger - zweifellos keine Spitzenleistung des fränkischen Barocks.

    Aber heute wären wir trotzdem sehr froh über dieses Ensemble...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Und dazu auch wieder die gleichen Luegen im Artikel von “Nordbayern”: die “beruehmte” Lesesaal befindet sich ja im rechten Nachbarbau des Pellerhauses, und nicht im Pellerhaus selbst. Die Redaktion wurde darauf auch schon hingewiesen, und das Antwort war der Hammer: “Links daneben sieht man das Pellerhaus, also stimmt’s doch”... :wuetenspringen:

  • Ganz rechts auf dem Bild vom alten Platz sieht man uebrigens einen der wenigen Attikabauten des alten Nuernbergs, also ist diese Formensprache gerade hier doch nicht zu weit hergeholt. Ausser Frage steht aber natuerlich, dass das neue Pellerhaus einfach ein Ungetuem ist.

  • Die Bildergalerie ist echt der Knaller ... Die meisten Bilder sind doch gar nicht im Pellerhaus fotografiert.
    Speziell dieser Abschnitt ist fast schon Realsatire.
    "In dem hübschen Innenhof im ersten Stock, gleich neben dem Spielesaal, wird im Sommer machnmal gegillt."
    Ja, echt einladend ... Aber klar: Mit literweise fränkischem Bier zur Nürnberger kann man sich sicherlich die traurigste Ecke schön...trinken.

    Aber gut: Lasst den hochgelobten Innenhof stehen, beantragt für das wunderschöne Treppenhaus Weltkulturstatus ... dann kann man den Rest ja abreißen ... und problemlos das ECHTE Pellerhaus rekonstruieren.

  • Der Innenhof des Imhoffhaus ist tatsächlich recht ansehnlich (architektonisch gesehen), wenn auch sanierungsbedürftig. Was ihm aber fehlt ist eine dezente Bepflanzung, jetzt wirkt das ein wenig leer und leblos. Mit dem Pellerhaus hat das aber natürlich kaum bis nichts zutun. Ob die nun fast vollendete Rekonstruktion des Pellerhofes als Initialzündung für eine positive Entwicklung am Egidienplatz reicht, zweifle ich aber mittlerweile an.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Könnte man nicht eine Art "Schloss-Simulation" der Pellerhausfassade machen? Das ließe sich ziemlich einfach machen und könnte eine Initialzündung werden.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

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    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • So eine Fassadensimulation wird man nicht ohne Einwilligung des Eigentümers aufstellen können. Und der - nämlich, wenn ich richtig verstanden habe, die Stadt Nürnberg - ist strikt gegen eine Rekonstruktion. Ich sehe also nicht, wie das gehen sollte...

  • Na ja... an sich reichen die Vorkriegsbilder aus. Renderings kämen ob des trostlosen Umfelds nicht so sehr zur Geltung. Vielleicht sollte man sich an den W-Hofgiebel wagen. Aber das ist wohl wegen Denkmalschutz, räuml. Verhältnisse etc genauso unmöglich wie die Fassade.
    @NL
    Ja, es wird schon den eine oder andere Attika-Bau in Alt-N gegeben haben, aber das rechtfertigt noch lange nicht eine derartige Anspielung an Stelle eines prägenden Bürgerhauses.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Mit W-Hogiebel meinst du die Hofseite des Vorderhauses, von dem ich kürzlich Fotos eingestellt habe? Der schaut gegen Norden. Die heutige Rückfassade steht genau anstelle der alten Fassade, da das ursprüngliche Erdgeschoss und die Balkonbrüstung immer noch bestehen. Es ist also leider nicht so wie beim Rathaus Wesel oder jetzt dem Hintergebäude des Pellerhofes, dass die rekonstruierte Fassade vor die aktuelle Fassade aus den Fünfzigern vorangestellt werden könnte.

    Ein Ersatz der bestehenden Hoffassade durch die ursprüngliche wäre bautechnisch nur schwer lösbar aufgrund der sehr unterschiedlichen Stockwerkshöhen. Innenarchitektonisch gäbe es sicher Lösungen dafür, da das Gebäude eh umgenutzt und umgebaut werden muss. Die Erlebbarkeit dieser Fassde ist allerdings nicht so immens wie beim Rückgebäude und der Fassade gegen den Egidienplatz, da der Hof sehr schmal und hoch ist. Immerhin sind bei der modernen Fassade das richtige Material und Feingliedrigkeit vorhanden. In diesem Link die untersten beiden Bilder:
    http://www.blauenacht.nuernberg.de/Pellerhaus

  • Das hab ich eh so befürchtet...
    Immerhin wäre der Widerstand in diesem Falle wohl geringer.
    dazu gälte es, ein Ensemble vollendet zu schließen (während die Außenfassade ein Fremdkörper im trostlosen Ambiente darstellen würde).
    was die Feingliedrigkeit der modernen Fassade betrifft, würde ich heftig widersprechen. Lediglich beim Material hast du recht, aber da wiederum stellt sich die Frage, inwieweit das von Vorteil sein muss, fällt doch die Wirkung des "spannenden Kontrastes" weg - was hat die Wiederaufbauarchitktur denn sonst zu bieten?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Feingliederig finde ich die Rückfassade schon. Ich verteidige zwar ungern ein modernes Gebäude, das der Rekonstruktion eines historischen Vorgängerbaus im Wege steht, weil das kontraproduktiv für die Rekonstruktion wäre (die momentane Stimmung halt gerade). Aber der Fairness Willen möchte ich mal klarlegen, dass ein modernes Gebäude nicht per se scheussllich ist, nur weil es am Platze eines untergegangenen, grandiosen Gebäudes steht. Würde man eine Rangliste aller Bauten im Strang Nürnberg realistisch in Bildern (Galerie) und dem neuen Pellerhaus erstellen, würde das Pellerhaus sicher den 1. Platz einnehmen. Aber keines der Gebäude dort wurde so tief abgetan wie das neue Pellerhaus... Als ich vor neun Jahren in Nürnberg weilte, fotografierte ich mit Freuden das Treppenhaus (das wie schon mehrfach erwähnt genau neben dem Pellerhaus steht, also im Nachbarhaus). Auch im (ebenfalls nebenan liegenden) 50er Jahre-Innenhof, der damals genau gleich trostlos leer wie in der Bilderserie

    Speziell dieser Abschnitt ist fast schon Realsatire.

    war, begannen ich zu überlegen, was man denn mit diesem trostlosen Innenhof anfangen könnte, damit er sein architektionisches Potential ausspielen kann - Architektenkrankheit halt. Denn Qualitäten hat er unweigerlich, und ich war zweimal eine zeitlang drin. Wie das Treppenhaus liegt er neben dem Pellerhof. Beide wären also von einer Rekonstruktion nicht betroffen. Auf der Google-Ansicht sieht man das leicht; das Treppenhaus befindet sich im linken, westlichen Flügel an der Nahtstelle von neuem Pellerhaus, Vorderhaus des Magazinbaus und 50er Jahre-Innenhof (beim Schriftzug "Pellerhaus"):
    https://www.google.ch/maps/@49.45652…t/data=!3m1!1e3

    Hier nochmals der Link zu meinen damaligen Innenaufnahmen:
    Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

    Und hier ein Link zu einem interessanten, bebilderten Beitrag von baukunst-nbg, wo man unseren "APH-Stein" (hatte ich bereits vergessen!!) sowie den Preis des eben aufgesetzten Obelisken sehen kann:
    Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

    Die Denkmalpflege betrachtet das neue Pellerhaus als Ikone der 50er Jahre-Architektur. Aber weder hat darin ein Geschehen stattgefunden, weshalb der originale Schauplatz unbedingt erhalten werden müsste, noch hat es Architekturgeschichte geschrieben. In diesem Sinne müsste auch ein toller 50er Jahre-Bau einem grandiosen Renaissance-Bau geopfert werden dürfen.

    Zuguterletzt noch ein genau zehn Jahre alter, interessanter Beitrag von Brandmauer:
    Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Entschuldigt bitte, wenn ich hier immer wieder ältere Beiträge verlinke oder zitiere. Aber eine Erinnerung an unsere edlen Spender hat einen separaten Beitrag verdient:

    Hier sieht man den APH-Stein ganz knapp:

    Er befindet sich über dem linken der vier Erkerfenster im Dachgeschoss: zuunterst ist ein Fenstersturz-Stein mit plastischem Schmuck, darüber folgt "unser" Stein mit einfacher Profilierung, aber leider grösstenteils durch das Gerüstbrett verdeckt, und darüber ein Kranzgesims-Stein mit starker Profilierung.

  • Dann verewigen wir diese Spender hier auch nochmals:


    + Eduard: 20 €
    + Villa1985: 250 € (!!!)


    Der Stifterbrief inklusive Steinplan ist da:

    Pellerhof Steinplan2-1

  • Die Gerüste sind gefallen!!

    Erste Bilder gibt es auf Facebook hier und hier.

    Wow! Was für eine Pracht!

    Das ist der Moment, auf den wir schlappe 10 Jahre gewartet haben. Unzählige Arbeitsstunden der Altstadtfreunde und verschiedenster Steinmetzfirmen können jetzt ihr gesamtes Potenzial entfalten und den Besucher in Staunen versetzten. Von den Zeiten in denen der Pellerhof ein Geheimtipp war, werden wir uns langsam aber sicher verabschiedern müssen. :smile:
    Ich bin gespannt, wie sich die öffentliche Meinung bezüglich der Vorderhausfassade entwickeln wird. Der Renaissancehof spricht in jedem Fall Bände und wird seinen Teil zur Diskussion beitragen.
    Nachdem die Gerüste gefallen sind, muss man sich keine Balken, Dächer und Metallstangen mehr wegdenken, um die Architektur genießen zu können. Jetzt werden alle Besucher auf den ersten Blick sehen, was der Pellerhof ist: Ein Stück Weltarchitektur vom Feinsten!

    Bis zur Einweihung am 14. Juli wird es bestimmt eine Reihe von begleitenden Zeitungsartikeln und Fernsehberichten geben, man darf gespannt sein, wie sie berichten werden. :cool:

    2 Mal editiert, zuletzt von noricum (25. Juni 2018 um 23:43)

  • Einfach wunderbar - ich bin auch bereit jetzt fur die Fassade zu spenden....

    Aber im ernst - eine die grossartigste Rekonstruktionen die letzte zehn Jahren