Zitat von "MODERNE"Natürlich waren meine 5% nur aus der Luft gegriffen, aber damit waren die Bürger gemeint, die sich aktiv an diesem Aufbau beteiligen würden. Der Rest sagt macht nur oder lasst es. Ich meine nur, dass nicht jeder der bei einer Umfrage ja sagt, gleich ein großer Unterstützer ist. Ich denke der Anteil der Nürnbergerbevölkerung der das Pellerschloß am Herzen liegt ist hier im Forum.
Und jetzt offenbar auch der Anteil, dem das Pellerhaus nicht am Herzen liegt. (Übrigens steht das Pellerschloß in Fischbach, bitte um Verzeihung für diese kleine Besserwisserei.) Aber spielt es überhaupt eine Rolle? Schließlich wird die Meinung ja im Stadtrat gebildet. Und für die Frage nach der öffentlichen Meinung ist es doch egal, in welchem Maße zwischen innerer Einstellung und Schaufel-in-die-Hand-nehmen man etwas befürwortet oder ablehnt.
ZitatEin abschließender Satz, der auch hauptsächlich an die sture Meinung der Altstadtfreunde gerichtet ist. Ein Stadtbild verändert sich mit der Zeit - altes wird abgerissen und neues erbaut. Unsere Vorfahren haben sich beim Umbau/der Erweiterung von Gebäuden nicht immer auf den richtigen Stil oder so geachtet. Es war zweckdienlich und in ihren Augen vielleicht auch schön. Also nicht immer an Altem festhalten auch eine moderne Umgestaltung kann zu einem schönen Stadtbild führen. (und in 100 Jahren ist das auch wieder alt - und dann schützen wir es).
ZitatIch bin nicht der Meinung man soll in Nürnberg nichts aufbauen. Es gibt viel schützen wertes. Dies hebt Nürnberg auch von anderen Großstädten ab. Ich bin nicht der Meinung man solle es wie in Rotterdam machen, dass auch völlig vom Krieg zerstört war und jetzt den Charme einer Plattenbausiedlung hat.
ZitatIch denke es ist sehr schwer in Nürnberg einen Weg zu finden der Alle zufrieden stellt. Denn wenn eine Entscheidung ansteht bleibt jeder fest bei seiner Meinung. Wiederaufbau vs. Abriss/Neubau
Das mit der Sturheit ist ein Mißverständnis. Daß sich die Altstadtfreunde für Schutz und Wiederaufbau der Nürnberger Altstadt einsetzen, bedeutet nicht, daß sie schlichtweg jedes Bauprojekt in der Altstadt bekämpfen, wenn es keine Rekonstruktion des Vorkriegszustandes darstellt. Vielmehr wird die von keinem gebildeten Menschen bestrittene historische, kulturelle, künstlerische usw. Bedeutung der Nürnberger Altstadt fast ausschließlich durch das Stadtbild einschließlich der wenigen Gebäude, die den Krieg überstanden haben, und die wiederaufgebaut wurden, geprägt. Damit ist die Nürnberger Altstadt, deren Bewahrung im Interesse der Allgemeinheit steht, sehr verletzlich, weshalb bei Neubauten innerhalb der Altstadt ein hohes Maß an Rücksichtnahme erforderlich ist. Eben diese Rücksichtnahme wurde jedoch nach der ersten Phase des Wiederaufbaus aufgegeben und zum einen maßstabslose Großbauten in die Altstadt hineingesetzt, sowie andererseits noch historische Substanz und Strukturen der Entstehung belangloser Neubauten geopfert.
Denn ebenso, wie es gute neue Entwürfe gibt, gibt es auch schlechte neue Entwürfe. Und weil es aus nachvollziehbaren Gründen praktisch nur neue Entwürfe gibt, ist die Gefahr stets gegeben, daß einer der nicht so günstigen Entwürfe sich in der Altstadt verwirklicht. Und leider ist es auch so, daß man teils erst nach einiger Zeit die Qualität eines Gebäudes beurteilen kann. Meine Forderung nach Neubauten in der Altstadt ist daher diejenige, daß die entsprechenden Entwürfe einen so hohen Grad an Qualität aufweisen müßten, daß sie sich kongenial mit dem Unikat Nürnberger Altstadt ergänzen würden, aber sich nicht so wichtig nehmen, daß das Altstadtbild beeinträchtigt wird. Ohne eine primäre Stilvorschrift setzen zu wollen, ergeben sich daraus trotzdem starke Einschränkungen, die es Architekten zugegebenermaßen sehr schwer machen, etwas Zufriedenstellendes zu entwerfen. Daraus folgt deren Flucht nach vorne, und sie möchten plötzlich extreme Kontraste setzen, weil die Orientierung am Alten zu anstrengend ist und die künstlerische Freiheit zu sehr einengt. Das wiederum würde die Altstadt zu sehr verletzen, jedoch im kleinen Maßstab könnte es durchaus funktionieren - nicht aber, wenn das Neue die Hauptrolle spielen möchte.
Du schreibst selbst: eine moderne Umgestaltung kann zu einem schönen Stadtbild führen. Das erhebliche Risiko, daß es mißlingt, mit der Folge weiterer unersetzlichen Verluste, verbietet hier aber einen allzu freien Umgang mit dem Ortsbild.
Dagegen würde die Steigerung der Bildhaftigkeit der Nürnberger Altstadt und damit ihre Funktion durch Rekonstruktionen zweifellos gesteigert werden, da diese jedenfalls ohne Zweifel in die Altstadt passen und die Nachvollziehbarkeit des historischen Charakters der Stadt unterstützen würden. Weil die Stadt fast nur aus Nachkriegs-Neubauten besteht, und Rekonstruktionen gegen die Masse des nach dem Krieg Gebauten einen verschwindend geringen Anteil bedeuten würden, kann dies auch keine Gefährdung der Leistungen der Wiederaufbauzeit bedeuten.
Die Öffentlichkeit - und auch Skeptiker - sind den Altstadtfreunden heute dankbar, diese Gefahr sehr bald erkannt zu haben. Es ist (was nicht wenige bedauern) kein Ziel der Altstadtfreunde, die Neubauten abzureißen und dafür die ganze Altstadt wieder wie vor dem Krieg aufzubauen. Die Altstadtfreunde halten den Wiederaufbau der Nürnberger Altstadt nach dem Krieg für geglückt. Die wichtige Aufgabe der Altstadtfreunde ist es, dafür zu sorgen, daß das auch weiterhin beherzigt wird, kein weiterer Verlust historischer Aussagen eintritt, sondern das gerettete Leben dieser Altstadt, die schon klinisch tot war, zu pflegen und keine neuen Narben hinzuzufügen und die Annäherung an das verlorene Schöne zu fördern. Bei einem Menschen, dessen Gesicht entstellt war, würde man auch kein Metallventil mit Handrad anstelle der Nase sichtbar lassen, nur weil eine äußere Nasenprothese eine Lüge ist. Soweit man bei einer Stadt überhaupt von Würde sprechen kann, dann muß man diese achten und darf sich nicht in der seit der mit oberflächlich verstandenem Fortschritt eingehenden Freßwellenüberheblichkeit populär gewordenen Einstellung anmaßen, daß per se jeder neue Entwurf besser und schöner ist als das Gewesene. Schließlich hatten sich ja auch die Erbauer und Veränderer der früheren Zeiten Gedanken gemacht, wie man die gewünschte Funktion am konkreten Bauplatz ideal verwirklicht. Sie würden sich im Grabe herumdrehen, wenn sie wüßten, wie sie heute als Dilletanten verspottet werden; aber sie können sich ja nicht mehr wehren.
ZitatIch bin nur gegen den Wiederaufbau des Pellerhauses so wie er geplant ist.
Hältst du die Situation des Pellerhauses wirklich für glücklich? Ich meine jetzt nicht den Mayerbau, sondern das ganze Umfeld? Es ist doch ein Desaster, wenn man sich das mal anschaut. Selbst wenn man keinerlei Rekonstruktionen machen wollte, stößt einem der scheußliche Anblick im Hof, abgesehen von der Großartigkeit der Reste, bei einem Mindestmaß an Sensibilität übel auf. Was ist dein Konzept für den Pellerhof? Wie würdest du die überragende kunstgeschichtliche Bedeutung des Pellerhauses in angemessener Weise veranschaulichen?