Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Eine unterstützende Stellungnahme von Stadtbild Deutschland wäre sehr wünschenswert. Sicher kann diese einer der Nürnberger Forumer formulieren.

    Wir stehen natürlich mit den Altstadtfreunden in Kontakt und haben auch schon Unterstützung zugesagt. Ohne genauere Koordination mit denen wird von uns aber nichts unternommen!

  • Die Fassade des Schwarzen Pellerhauses muss mE. aber auch rekonstruiert werden! Ansonsten hoffe ich natürlich, dass dieses Vorhaben nun endlich gelingt, denn eine teuere Sanierung des Neuen Pellerhauses wäre einfach nur absurd.

  • Ich frage mich, was diese armen Architekturideologen ohne diesen Walt Disney täten... wenn sie ansonsten keine "Argumente" haben, dann steht die Pellerhoffassade wenigstens bald wieder ;)

    Man kann ja wirklich nicht jeden Nachkriegsplatzhalter erhalten und schon überhaupt nicht, wenn man bedenkt, dass das jetzige Frontgebäude als bloßes Provisorium gedacht war, wie ich bereits mehrmals las. Abgesehen von der Raumhöhe von derzeit 2,20 m (sic!)...

  • dass das jetzige Frontgebäude als bloßes Provisorium gedacht war, wie ich bereits mehrmals las.

    Diese Information ist mir neu, woher hast du das? Das ist /wäre eine äußerst wichtige Information!! Ich weiß nur,dass dieser 1957er Mayerbau nach den Bauvorschriften von 1950 nicht hätte gebaut werden dürfen, da diese damals eine Reko des Originalpellerhauses zwingend erforderlich sahen.

  • @Manuel Re

    Ich habe es jetzt auf die Schnelle leider nicht finden können, aber gelesen habe ich davon im deutschen-architekturforum und auch bei den Kommentaren im seinerzeitigen Zeitungsartikel zum Vorschlag der Altstadtfreunde das Pellerhaus und den Peststadel zu rekonstruieren. Zumindest klang es für mich danach, dass die Nachkriegsarchitekten womöglich selbst nur an eine Provisorium dachten, da das jetzeige Gebäude tatsächlich ja bis auf das 1. OG nicht nutzbar ist (maximal als Archiv...).

    Außerdem steht dieser momentane Neubau auf - bildlich gesehen und tatsächlich - auf falschen Fundamenten :-). Da man sogar auf dem noch vorhandenen EG aufbaute zeigt das das ganze Zwittergehabe dieses gänzlich unstimmigen Gebäudes.

    Wenn die Nürnberger das Pellerhaus wieder haben wollen, dann ist es xxxxxxegal, was Maly denkt, denn dann hat er nämlich zu spuren. Bis auf ein paar verbohrte Ideologen im Denkmalamt und der Architektenkammer (die Maly einflüstern) kennt doch kein Schlumpf das jetzige Gebäude. Selbst ein Nürnberger Studienkollege war ganz verwundert, wovon ich spreche als ich ihn auf den Pellerhof ansprach, da er davon noch nie gehört hat! Irre, ich weiß und ich war selbst schier erstaunt über diese Unkenntnis zur eigenen Kultur. Spannt den Tourismus mit ein und ihr habt einen starken Partner ;-). Ansonsten ziehen Frankfurt, Potsdam, Dresden und alle weiteren Städte der Rekobewegung dem nachkriegsmuffeligen Nürnberg noch weiter davon...

  • Zumindest klang es für mich danach, dass die Nachkriegsarchitekten womöglich selbst nur an eine Provisorium dachten, da das jetzeige Gebäude tatsächlich ja bis auf das 1. OG nicht nutzbar ist (maximal als Archiv...).

    Das wäre extrem wichtig, einen solchen Gedanken als Beleg zu finden. Aber ein "Zwitter"wesen, wie du den Nachkriegsbau nennst, würde diesem Gebäude ja dann tatsächlich die Einzigartigkeit verleihen, die seine Befürworter ihm auf Teufel komm raus zusprechen- natürlich tun sie das nur, um eine Reko zu verhindern.

  • Aber "Zwitterwesen" gibt es in Nürnberg doch einige. Das Rathaus hat außen eine Reniassancefassade, innen ist es 50'er-Jahre. Die wiederaufgebaute Marthakirche ist teilweise 14. Jahrhundert, teilweise 2010'er Jahre. Ich wüsste nicht warum das Pellerhaus diesbezüglich einzigartig sein soll. Tatsächlich wäre aber ein Beleg dafür, dass der Pellerhaus-Bibliotheksbau nur als Provisorium gedacht war, sehr hilfreich. Ich persönlich kann das nicht belegen, lediglich subjektiv herleiten, denn mir ist nicht klar weswegen man einen Neubau mit Ewigkeitsgeltung errichtet und dessen Hof als Ruine belassen sollte, die stetem witterungsbedingten Verfall preisgegeben war (der Pellerhof). Die Architekten müssen sich doch irgendwas dabei überlegt haben als sie den täglichen Blick durch die Fenster auf den ruinösen Hof vor Augen hatten und was das bei den Betrachtern auslösen würde. Ich kenne auch nicht die Beweggründe der Stadt Nürnberg, die in den 1950'ern vorgenommene Widmung der Pellerhaus-Imhoffhausanlage als Stadtbibliothek um die Jahrtausendwende bewusst wieder aufzugeben. Das ganze muss ja in der Rückschau wie eine Zwischennutzung wahrgenommen werden, für die in den 1950'ern eben ein Behelfsbau notwendig war, der heute abgerissen werden kann. Nun hat der Imhoffhaus-Teil zwischenzeitlich einen Denkmalwert erworben, der im Innern durch das Treppenhaus und den alten Lesesaal begründet werden kann. Im Pellerhaus ist aber nichts vergleichbares, alles was dort als herausragend ist stammt noch vom Wolff'schen Pellerhaus:

    Zitat aus dem Bayerischen Denkmalatlas:
    "Ehem. Pellerhaus, errichtet als Bürgerhaus 1602-07, nach weitgehender Kriegszerstörung 1944/45 als Archiv- und Bibliotheksbau wiederaufgebaut: Reste des Bürgerhauses, bossiertes Sandsteinerdgeschoss mit dreischiffiger, sternrippengewölbter Erdgeschosshalle, Treppenturm und Teilen der Hofarchitektur, Spätrenaissance, von Jakob Wolff d. Ä., 1602-07, darüber fünf Obergeschosse in Stahlbetonskelettbauweise, von Fritz und Walter Mayer, 1955-57; Anbau, vierflügeliger, um einen Innenhof gruppierter Stahlbetonskelettbau mit Flachdach, Südflügel fünfgeschossig, restliche Flügel zweigeschossig, von Fritz und Walter Mayer, 1955-57."
    Quelle: geoportal.bayern.de

    Der Kurztext zeigt, dass hier jahrelang geschludert wurde indem man Pellerhaus und Imhoffhaus miteinander vermischt hat, das Imhoffanwesen ist damit quasi aus dem Bewusstsein fast verschwunden. Zugleich wurden dem Pellerhaus Qualitäten zugeschrieben, die eigentlich eine ganz andere Adresse betreffen. Das eigentliche Nachkriegspellerhaus wird lediglich mit "darüber fünf Obergeschosse in Stahlbetonskelettbauweise" beschrieben. Ich erkenne hier keine substanziierte Denkmalwürdigkeit, ja nicht einmal, dass dieser Gebäudeteil zwingend so erhalten bleiben müsste wie er heute ist.

    Sicherlich gibt es noch ein ausführliches Gutachten zur Denkmalwürdigkeit der Pellerhaus-Stadtbibliotheksanlage, das kenne ich aber nicht.

  • Aber "Zwitterwesen" gibt es in Nürnberg doch einige.

    Sicherlich. Dennoch wäre das im Zweifel ein Argument FÜR den Erhalt des aktuellen Zustandes. Wenn man Zwitterwesen als erhaltenswertes Kuriosum betrachtet, wie das scheinbar die aktuellen Denkmalpfleger vor Ort tun.

    Wichtiger erscheint mir die Frage, mit welchen öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen man die Phalanx aus ideologisch ausgerichteten Modernisten, die sich um OB Maly scharen -vor allem aber die restliche Öffentlichkeit - von der Richtigkeit unserer Argumente überzeugen kann.

  • Da hast du Recht. Heute ist in der NZ eine ganze Seite zu dem Thema erschienen mit verschiedenen Meinungen. Und wie du prophezeit hast argumentiert der Denkmalschützer damit, dass man die barocke Egidienkirche gleich mit abreißen solle, weil es ein Zwitter sei.

    Ich kann die Denkweise nicht nachvollziehen, verstehe aber dass das Argument keines ist.

  • Eine sehr gute Visualisierung:
    https://25568.seu.cleverreach.com/m/12986549/136…e34c06d43e9de9a

    Als ich das Bild betrachtet hatte, kam mir sofort folgender Gedanke auf: kann die Fassade des Imhoffbaus alleine existieren? Denn diese wurde ja zusammen mit dem neuen Pellerhaus konzipiert und ordnet sich letzterem bewusst unter. Stilistisch gehören sie aber zusammen. Funktioniert aber dieses Zusammenspiel von rekonstruierter Pellerhausfassade und 50er Jahre-Imhoffffassade? Mindestens müsste ein Steildach daraufgesetzt werden, was dem Imhoffbau sicher nicht nachteilig wäre, aber dem Platzerscheinungsbild gut tun würde (stellt euch dieses Dach auf der Visualisierung vor). Steildächer sind ja ein typisches Nürnberger Element des Wiederaufbaus.

  • Ich muss mich jetzt wiederholen: ohne Translozierung der heutigen Fassade wird das alles leider Nichts. Warum nicht an der Stelle des Schwarzen Pellerhauses? Könnte jemand eine Visualisierung davon machen?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Genau. Nur so können wir einen Wiederaufbau der alten Fassade bekommen. Leider.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich kann mich für eine Translozierung der Bestandsfassade nicht begeistern. Das unterstreicht ja auch den Vorwurf des Disneylands, man nimmt die Fassade Huckepack und versetzt sie einfach dorthin wo sie nicht stört. Zumal das das Problem der geringen Geschosshöhen nicht löst, denn die niedrigen Fenster und Fensterabstände bleiben ja bestehen und beeinträchtigen jede Struktur dahinter. Wie beschreibt man dann das Endergebnis, dass man zwei Pellerhausfassaden am Egidienplatz hat? Nur diesmal auf Kosten des des schwarzen Pellerhauses? Ich finde das seltsam und bin vielmehr davon überzeugt, dass auch das heutige Imhoffhaus alleine ein Denkmal sein kann, mitsamt seiner an den Vorgängerbau erinnernden Fassade, dem Lesesaal und dem elegant gewundenem Treppenhaus. Der sog. Bücherturm daneben, in dem heute "zigtausende Brettspiele fein säuberlich in Regalen aufgeschichtet sind", wie der Denkmalschützer in der heutigen Nürnberger Zeitung schreibt, ist verzichtbar. Sowohl funktional als auch architekturhistorisch.

    Aber meinetwegen, wenn das der Preis sein soll, dann bitte.

    Hm....

  • Das würde ich auch völlig absurd finden. Vor allem weil das aktuelle Pellerhaus ja das historische Erdgeschoss besitzt. Was macht man dann damit? Bleibt das Original dann wo es ist und man dupliziert ein historisches direkt daneben nach und setzt dann die 50er Jahre Fassade auf ein rekonstruiertes Geschoss aus der Renaissance? Das wäre ja völlig grotesk.

    Nein. Man wird sich entscheiden müssen was man will. Diese Behelfsfassade oder das Original.

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (22. November 2018 um 16:30)

  • Ich finde eine Translozierung auch nicht optimal, aber ohne glaube ich nicht, dass es zu einem Wiederaufbau kommt.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Nein, dem Erhalt der Nachkriegsfassade an einem anderen Ort kann ich wenig abgewinnen, zumal das spezifische Probleme mit sich bringt. Hier geht es um Originale, und die hängen ja auch mit dem Ort zusammen. Ein Gebäude wird doch immer für einen bestimmten Ort entworfen und i.d.R. auch dort errichtet.

    In meinen leider nicht maßgeblichen Augen ist der Entwurf des Nachkriegspellerhauses qualitativ nicht hochwertig genug um dauerhaft zu bestehen. Nicht nur gestalterisch und konstruktiv, sondern auch weil noch so viel originales vom echten Pellerhaus übrig ist - sowohl an Substanz als auch aussagekräftige historische Pläne - dass der Nachkriegsbau dem gebotenen Wiederaufbau im Wege steht. Ich habe mal eine Aussage unseres Nürnberger Denkmalschützers gelesen, wonach er definiert hat, dass mind. 10 % eines Denkmals erhalten sein müssten, um seine komplette Wiederherstellung zu fordern. Die damalige Aussage war gegen Unkenrufe gerichtet, die meinten es wäre leicht ein Denkmal loszuwerden, man müsse es nur anzünden und abbrennen lassen und dürfe dann die rauchenden Trümmer einfach abräumen. Was für eine Brandstiftung gilt muss auch für einen regulären Wiederaufbau gelten, und vom Pellerhaus waren einst über 10 % der Mauern erhalten, deshalb war nach dem Krieg ja auch der Wiederaufbau vorgesehen. Das muss nun nachgeholt werden, da die Bedingungen günstig sind. Um die Nachkriegsfassade tut es mir dabei nichtmal wirklich leid.

    Mich erinnert das an diese seltsame Diskussion um ein Bauwerk in Berlin, in dem vor 20 Jahren für den Wiederaufbau des Schlosses geworben wurde, irgend ein Kubus war das. Nach einigen Jahren haben Leute gefordert man müsse diesen stadtbildprägenden Bau dauerhaft belassen und unter Denkmalschutz stellen... Das ist doch völlig absurd, da das Stehenlassen diametral dem entgegen gelaufen wäre, wofür geworben wurde, nämlich die Vervollständigung des barocken Stadtbildes durch die Schlossfassade, denn der Bau wäre mitten in der Sichtachse von Unter den Linden gestanden. Er ist ja jetzt auch weg und niemandem fehlt er.

    Am Egidienplatz geht es für mich nun darum den Mut zu haben, was begonnen wurde auch fortzusetzen, um damit eine historische Fehlentscheidung zu korrigieren anstatt sie unter fragwürdigen Denkmalschutz zu stellen und der Egidienkirche und dem Platz das dritte platzprägende Element zurück zu geben.

    Erst heute sagte mir eine Zugezogene, die sich neulich das Fembohaus ansah, dass dadrin alles mögliche zu sehen sei und immer wieder zu lesen war, dies und jenes sei eigentlich aus dem Pellerhaus. Muss denn so viele historische Originalsubstanz über die ganze Stadt verstreut disloziert gezeigt werden, dass einem überall der Begriff "Provisorium" in den Sinn kommt? Nürnberg, echt jetzt? Vom Pellerhaus sind Teile im Fembohaus eingebaut und ausgestellt, andere Teile im GNM und sicherlich schlummern noch Dinge in irgendwelchen Depots. Ein rekonstruiertes Pellerhaus hätte bei einem konsequenten Wiederaufbau mehr Originalsubstanz zu bieten als so manches "echtes Denkmal" oder die Rekos in Dresden, Frankfurt oder Hildesheim. Beim Gedanken an eine Rekonstruktion müsste doch jedem Denkmalschützer das Herz höherschlagen!

  • Abgesehen von den niedrigen Geschosshöhen, dem originalen Pellerhaus-Erdgeschoss und bautechnischen Schwierigkeiten - aber schon rein aus architekturtheoretischen Gründen kann die neue Pellerhausfassade nicht an diesem Platz irgendwohin versetzt werden. Sie wurde in 50er Jahren bewusst mit einer Dominanz konzipiert. Wenn nun diese Dominante durch die rekonstruierte Pellerhausfassade ersetzt werden soll, kann die alte Dominante nicht einfach daneben weiterbestehen. Zumal es schon mehrere Solitäre am Egidienplatz gibt - die Egidienkirche, ehem. Melanchthon-Gymnasium, Nachfolgebau des mittelalterlichen Wohnturmes an der Südostecke des Platzes (Name?) sowie das Tuchersche Palais.