Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Auch wenn die eher theoriebezogenen Argumentationslinien zu diskutieren sind (und dabei die Gemüter nachhaltig erhitzen), entscheiden am Ende über die Rekonstruktion des alten Pellerhauses wohl ganz praktische Abwägungen.

    - Das heutige Gebäude ist ein Sanierungsfall und aufgrund seiner Konzeption (Deckenhöhe, Barrierefreiheit, Brandschutz usw.) in seiner angedachten Funktion heute nicht mehr wirklich "verwertbar"
    - Die Stadt hat sicher kein Interesse an einem denkmalgerecht teuer sanierten (nimmt man das Pochen auf den Denkmalstatus ernst), danach aber kaum nutzbaren Pellerhaus aus den 1950er Jahren
    - Derzeit diskutierte Zwischennutzungen sind auf Dauer sicher keine Lösung da das Gebäude so ja auch laufend ein Minimum an Investitionen benötigt
    - Nürnberg hat aktuell mit dem Volksbad eine finanziell ungleich größere Baustelle in welcher Denkmalschutz und Nutzung unter einen Hut zu bringen sind

    Daraus folgt aus meiner Beobachtung:
    - Die Stadt wird sich über kurz oder lang auf eine Reko einlassen. Voraussetzung ist ein durchdachtes, im Bestenfall wirtschaftlich ertragreiches oder mindestens kostenneutrales Konzept für die Rekonstruktion und die zukünftige Nutzung.
    Die Existenz von positiv besetzten Reko-Projekten in anderen Städten (mit entsprechenden Effekten für Tourismus und Städtemarketing) ist sicherlich auch von Nutzen.

    PS Der Bauereferent hat doch in seiner Aussage in dem Interview sich bereits ein Türchen offen gelassen. Man beachte die Schlussformulierung.

    d.

    Einmal editiert, zuletzt von dexter (6. April 2016 um 13:49)

  • Hallo,

    am morgigen Samstag, 9.4., findet über die "Altstadtfreunde Nürnberg" wieder von 11-15 Uhr eine Führung durch den Hof des Pellerhauses statt.

    Es ist davon die Rede, dass dieses Mal auch die Fassade des Pellerhauses ein Thema sein wird. Gruß

  • Am 09.04.2016 gab es für die Bürgerinnen und Bürger in Nürnberg und Umgebung wieder die Möglichkeit, sich die Baustelle am Egidienplatz (Pellerhaus) anzuschauen. Nürnberger Nachrichten (NN) hat es sich nicht nehmen lassen noch in der Wochenendausgabe bzw. Online- Ausgabe darüber zu berichten. Für alle die nicht dabei waren hat Nürnberger Nachrichten einen Bericht mit Bildergalerie zur Verfügung gestellt. Die Überschrift lautete: "Im Westen was Neues"!

    http://www.nordbayern.de/region/nuernbe…7?searched=true

  • Hallo ihr Lieben

    Habe gerade das erste Mal (Warum hab' ich das eigentlich nicht schon früher gemacht?) bei Wikipedia den Begriff "Pellerhaus" eingegeben. Und war, wie ich gestehen muss, doch sehr überrascht über die relative Dürftigkeit und Knappheit des Artikels, vergleicht man ihn beispielsweise mit dem hervorragenden Artikel zum (ehemaligen) Frankfurter Salzhaus.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Pellerhaus

    Daher nun meine Bitte: Könnte sich eventuell einer der Forumsmitglieder diesem Artikel annehmen und ihn modifizieren? Ich glaube außenstehende Personen, die keinen tieferen Einblick in die Materie haben, würden einen verbesserten Artikel begrüßen. Vor allen Dingen, wenn dieser ausreichend mit historischem sowie aktuellem Bildmaterial kombiniert wäre.

    Wenn ich die nötige Zeit hätte, würde ich das gerne übernehmen, allerdings bin ich momentan in der Endphase meines Studiums und dementsprechend zeitlich komplett gebunden.... :( Daher diese an alle gerichtete Bitte, die keinesfalls unverschämt erscheinen soll.

    Falls sich jemand finden würde, dies zu übernehmen, würde ich mich sehr freuen! Falls nicht könnte ich dies in spätestens 6 Wochen übernehmen, dann sollte ich ungebundener sein.

    Vielen Dank und beste Grüße aus Heidelberg

  • Zwei interessante Leserbriefe zur Pellerhausdebatte sind jüngst noch gedruckt worden. Der erste von Fr. Dr. Kluxen, einer berufsmäßigen Denkmalschützerin:

    Zu erwartender Weise wird allerdings lediglich das Kopie- und Disneyargument strapaziert und ein düsteres Bild gezeichnet von Denkmälern, die künftig in chinesischen Fabriken oder aus 3D-Druckern massenhaft unsere Städte vollstellen.

    Der andere Leserbrief setzt den Hebel an der Basis der Diskussion an, dem gesellschaftlichen Zweck des Denkmalschutzes:

    Die Debatte hat meines Erachtens damit eine stattliche Ausführlichkeit erreicht, in der die wesentlichen Argumente gesagt wurden. Die wichtigste Frage jedoch beantwortet niemand: Wer soll es bezahlen - egal ob die Reko oder die Sanierung des bestehenden Baus.

  • Es gibt zig Beispiele dafür, das Rekonstruktionen Denkmale werden. Die Berliner Staatsoper, das Berliner Kronprinzenpalais (beides Baudenkmale) oder der Pariser Platz (Gartendenkmal). Alle drei Beispiele sind 100-prozentige Kopien.

  • Vielen Dank für das Hochladen des Zeitungsartikels. Damit bekommt die Glut in dieser Diskussion neues Feuer - und erlöscht nicht. Momentan ist doch etwas die Luft aus dem Ballon...
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    Zum Anfachen der Glut schlage ich die "Blaue Nacht" 2017 vor (siehe Idee eines Forums-Mitglieds vom vergangenen April). Die alte Pellerhaus-Fassade könnte dabei auf den jetzigen "Tot-Bau" projiziert werden. Ich werde hierzu eine Bild-Fiktion gestalten.

  • Letzte Woche wurde der Nordgiebel entschalt. Man kann nun deutlich die Proportionen und das Raumgefühl des Hofes erkennen.
    Der Betonguss folgt aus statischen Gründen, da sich hinter der Nordwand erst mit einigem Abstand das Scharrergymnasium befindet. Vor die Betonwand wird der Sandsteingiebel in voller Mauerwerksstärke ausgeführt; sollte es einmal zu einer Rekonstruktion des Hinterhauses kommen, kann der Beton auch wieder entfernt werden ohne die Fassade statisch zu gefährden.
    Im Verlauf dieses Jahres wird noch das Dach auf den Westtrakt gestellt, dazu gehört auch die "welsche Haube" für das zweite Chörlein. Für die Chörlein werden noch insgesamt vier kupferne Wasserspeier in Drachenform erstellt, der erste Prototyp ist bereits in Arbeit. Als Termin für den Beginn der Sandsteinarbeiten am Nordgiebel meine ich den Herbst 2017 gehört zu haben.
    Es ist schön zu sehen wie langsam alles zusammenwächst und sich der Hof zu einer zukünftigen Top-Attraktion Nürnbergs entwickelt!


    B_Gesamtsicht

    C_Arkadengang

    F_Dach nach Süden

    G_Dach nach Norden

    2 Mal editiert, zuletzt von noricum (14. Juni 2016 um 11:42)

  • Diese Frage wird im nächsten Jahr entschieden. Diese Fassade ist nämlich dringend restaurierungsbedürftig. Auch deswegen haben haben wir uns die vergangenen Wochen und Monaten den Kopf zerbrochen. Es wurde ja auch stark in den Nürnberger Nachrichten und der Nürnberger Zeitung thematisiert.

    Die positiven Resonanzen auf eine Wiederherstellung der Pellerfassade war gewaltig. Zum Schluss wird auf jeden Fall der Freistaat Bayern und die Stadt Nürnberg entscheiden wie die Zukunft des Gebäudes aussehen wird.

    http://blog.nz-online.de/senf/2016/03/0…ukion-sinnvoll/
    (Quelle: Nürnberger Zeitung, 07.03.2016)

    Einmal editiert, zuletzt von Meister Lampe (14. Juni 2016 um 21:22) aus folgendem Grund: Wurde durch einen Zeitungsbericht ergänzt, der ebenfalls die Frage des Forumsmitglieds aufwirft!

  • Wenn es gelingt, auch die Fassade des Pellerhauses zu rekonstruieren, so wäre dies die kunstgeschichtlich wohl wichtigste Rekonstruktion in Deutschland seit der Dresdner Frauenkirche und der Orgel von St. Katharinen in Hamburg.
    Auf dem Zerstörungsbild von Sir Moc oben sieht man, daß die Außenmauern des Stadels westlich vom Pellerhaus fast insgesamt noch standen. Eigentlich hätte es nach Nürnberger Praxis also unbedingt wiederhergestellt werden müssen. Es gehörte zur Grundstruktur der Nürnberger Altstadt ebenso wie die Mauthalle, das Unschlitthaus oder die Kaiserstallung auf der Burg. Wahrscheinlich fand man wegen der abseitigen Lage, daß ein Wiederaufbau sich hier weniger lohnte?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Meine Familie mütterlicherseits kommt aus Nürnberg, ich war in meiner Kindheit praktisch jedes Wochenende da, und ich muss schon sagen: was diese Leute an Aufbauarbeit bis ca. 1968 geleistet haben, grenzt schon an ein
    Wunder! Hätten sie damals so weitergemacht, Nürnberg wäre heute genauso schön oder noch schöner als vorher! Leider ist danach das Engagement ziemlich zum Erliegen gekommen.

    Zum Pellerhaus: Jeder, der einigermassen klar bei Verstand ist muss doch einsehen, dass dieses unter Denkmalschutz stehende, durchaus im Rahmen der damaligen Möglichkeiten gut ausgeführte Provisorium keine langfristige Zukunft haben kann! Es gibt genug anständige Beispiele für "Wideraufbauleisungen nach dem Krieg". Also weg damit! und den Egidienplatz endlich wieder zu einem Platz machen, an dem sich Menschen gerne aufhalten!

  • so wäre dies die kunstgeschichtlich wohl wichtigste Rekonstruktion in Deutschland...

    Finde ich auch; mit platzbestimmender Wirkung. Vergleichbar wären wohl nur die alte Schule in Wismar und das Pfeilerhaus am Hildesheimer Andreasplatz!

  • ..und wenn ich hier "platzbestimmend" durch "ortsbestimmend" ersetzen darf, die große Orgel von St. Marien in Lübeck. Orgeln sind aber neben Architektur natürlich an erster Stelle Musikinstrument und gehören also nicht ganz in dieser Reihe. Das Pfeilerhaus mit Zuckerhut in Hildesheim ist eine identische Situation zum Pellerhaus in Nürnberg. Auch hier verhindert ein fehl am platz verwendeter Denkmalschutz die Wiederherstellung der großartigen historischen Gesamtsituation.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • ..und wenn ich hier "platzbestimmend" durch "ortsbestimmend" ersetzen darf, die große Orgel von St. Marien in Lübeck.

    Ich hätte auch nichts gegen eine Rekonstruktion vom Lettner in der Marienkirche: ein kleiner Teil steht ja noch, und 5 von den steinernen Figuren (aus 6) haben überstanden. Der barocke Hauptalter ist immer noch ausgelagert!

  • Hallo,
    hier ein interessantes Video zum Thema der Rekonstruktion des Pellerhauses:

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    Viel Vergnügen!