Frankfurt a. M. - sonstige Meldungen

  • Der herausgehobene Mittelteil wurde von BIG doch hauptsächlich deshalb integriert, weil sich dort Wohnungen mit Balkonen befinden sollen. Ist in dem Falle also nicht nur Gag-/Aha-Effekt. BIG-Bauten sehen gebaut eigentlich auch immer recht wertig aus, auch wenn ich ihre Entwürfe nun nicht so präferiere. Insbesondere einen richtigen Dachabschluss, eine Spitze oder eine sich verjüngende Form hätte ich bei dem neuen Turm von Tishman Speyer gut gefunden. Durch seine Dachschräge wirkt etwa der Taunusturm trotz seiner Schlichtheit elegant und angenehm. (Hier Bilder)

    Und was die Hochhausarchitektur in Frankfurt insgesamt angeht, muss ich sagen, liegt Frankfurt da _qualitativ_ in Europa eindeutig vorn. Es ist gut, dass viele Hochhäuser eher "langweilig" bzw. stringent in ihrem Design sind. Das macht die Skyline harmonisch und zeitlos. Es gibt ja noch die herausstechenden Landmarken wie den wunderschönen postmodernen Messeturm, das Kronenhochhaus, die Commerzbank und den MainTower. Wenn es zu viele dominante Türme gibt, die alle mit "interessanter/besonderer" Architektur auffallen wollen, entsteht Chaos. Wie z.B. bei den extrem zeitgeisten und mE hässlichen Türme der Moskau-City, in London oder auch, ganz schlimm, in Istanbul (von Dubai und anderen Geschmacklosigkeiten brauch ich nun nicht anfangen). Warschau ist auch nicht übel, kommt aber nicht an Frankfurt ran, Rotterdam ist ein Klotz-"Paradies", das einen zum brechen bringt. Paris hat eine gute Komposition im Stadtbild, allerdings ist dort die Einheitshöhe seltsam und es gibt zu viele unharmonische Architekturen. Frankfurt liegt in Europa mE deutlich vorne, und das noch auf absehbare Zeit.

  • Frankfurts Skyline mag zwar die meisten Hochhäuser in ganz Europa haben. Sie hat aber auch die langweiligsten. Außer dem verrutschten Mittelteil, ist das geplante Hochhaus wieder völlig gestaltungfrei. Könnte auch von 1970 sein.

    Ich würde sogar behaupten, ohne diesen gestalterischen Gag sähe der Turm deutlich besser aus.

    Ich muß gestehen, daß ich viele Hochhäuser der 1950er und 60er durchaus gelungen finde. Sie kommen allerdings erst als Gegenstücke zu älteren Wolkenkratzern richtig zur Geltung – und diese fehlen natürlich in Frankfurt. Hier ist m.E. der Begriff "spannender Kontrast" durchaus angebracht – und zwar ohne Sarkasmus. Gerade aus einer solchen heterogenen Mischung und der hohen Verdichtung entsteht z.B. im New Yorker Midtown ein besonderer Reiz.


    cc by Sue / flickr

  • Ich finde das BIG-Konzept für den Metzler-Turm durchaus schlüssig und ansehnlich. Für die sehr stark verdichtete Lage ist es die richtige Mischung aus ruhigem oberen Teil und etwas Auflockerung zum Straßenraum hin. Es entsteht auch ein neuer Park und öffentliche Nutzungen mit Gastronomie im Sockelbereich! Unabhängig von der Architektur wird das schon funktional ein großer Gewinn für Frankfurts bislang doch recht steriles und lebloses Bankenviertel.

    Auf der Architektenseite gibts weitere sehr hochwertige Ansichten und Pläne: http://www.big.dk/#projects-metz

  • Na sicher gibt es auch gute Hochhäuser der 1950er- und 1960er-Jahre. Mein Liebling ist das John Hancock Center in Chicago. Leider kenne ich aus dieser Zeit kein vergleichbares Haus in Deutschland.

    Ich würde mir schon Hochhäuser mit Wiedererkennungswert wünschen. Viele Häuser in Frankfurt sind nur hochgezogene Klötze. Die Höhe allein macht die Dinger nicht attraktiver.

  • Ich kann das immer noch nicht ganz nachvollziehen. Frankfurt hat doch nun wirklich im Vergleich mit anderen Hochhausstädten (man schaue sich nur mal zB Vancouver oder -ganz heftig- Sao Paulo an) keinen übermäßigen "Klotz-Anteil". Im Gegenteil, ich finde eher, dass es einen auffallend hohen Formenreichtum gibt, vor allem durch die hohe Zahl von postmodernen Türmen.

    Vielleicht einfach noch mal genauer anschauen: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Hochhäuser_in_Frankfurt_am_Main

  • Eine kleine Nebenanmerkung:

    Jede weitere verdichtete Bebauung in der Frankfurter Innenstadt, vor allem noch mit Wohnbebauung, verstärkt das ohnehin bereits vorhandene Verkehrschaos in der mittelalterlichen Straßenstruktur der Stadt. Stau bestimmt das Stadtbild dann immer stärker, jedenfalls mehr als jede Hochhausfassade.

  • Warum gerade mit Wohnbebauung? Die Leute haben doch dann viel kürzere Wege, wenn sie z.B. im Bankenviertel arbeiten _und_ wohnen können, statt aus irgendeiner Villa am Rande des Taunus angefahren zu kommen. Überhaupt sollte man in Frankfurt und Umgebung vielleicht mal weniger autofixiert agieren und den ÖPNV und das Fahrrad nutzen, das ist gesünder und besser für Umwelt, Stadt und Geldbeutel.

  • Nachdem heute der Bürgerentscheid leider für die DFB-Akademie ausgefallen ist, würde mich mal interessieren, was mit den denkmalgeschützten Teilen der Galopprennbahn passieren soll? werden diese abgerissen oder in den Neubau integriert?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Warum gerade mit Wohnbebauung? Die Leute haben doch dann viel kürzere Wege, wenn sie z.B. im Bankenviertel arbeiten _und_ wohnen können, statt aus irgendeiner Villa am Rande des Taunus angefahren zu kommen. Überhaupt sollte man in Frankfurt und Umgebung vielleicht mal weniger autofixiert agieren und den ÖPNV und das Fahrrad nutzen, das ist gesünder und besser für Umwelt, Stadt und Geldbeutel.

    Die Argumentationskette ist etwas zu einfach. Es sind ja keine Werkswohnungen, die da entstehen. Somit ist nicht geklärt, dass die Leute, die in einen dortigen Wohnturm einziehen auch deshalb in einem benachbarten Bankenturm arbeiten. Sie könnten auch in Heidelberg oder Wiesbaden tätig sein. Ein Auto werden sie vermutlich so oder so mitbringen, das gelegentlich bewegt wird. Das ist zumindest bei Leuten in diesem Mietkostensegment nicht ungewöhnlich. Sozialwohnungen werden dort ja wohl keine entstehen. Abgesehen davon weiß ich nicht, was damit gemeint, ist, dass "man in Frankfurt und Umgebung" zu "autofixiert" agiert. Ist damit die Politik gemeint oder der Normalbürger, der Einheimische oder der Pendler? Also, die Politik agiert ja gerade nicht autofixiert, sondern nimmt den Dauerstau bewusst in Kauf bzw. fördert ihn noch. Viele Bewohner der Innenstadt und der innenstadtnahen Stadtteile haben bereits ihre Autos abgeschafft bzw. haben diese abgestellt und fahren mit der Bahn oder dem Rad zur Arbeit (sofern sie auch im halbwegs innerstädtischen Bereich arbeiten). Gleichwohl gibt es immer noch eine Menge Pendler, Geschäftskunden, Lieferanten usw. Schon jetzt sind die Straßen chronisch verstopft. Jede weitere Konzentration von Menschen (Wohnende und Arbeitende) im innerstädtischen Bereich bedeutet logischerweise weitere Schritte in Richtung Verkehrsinfarkt. Das trifft vor allem die Pendler, denn die ÖPNV-Verbindungen sind teils alles andere als gut. Die Fläche ist nun einmal begrenzt und sollte meiner Meinung nach schon aus Gründen der Lebensqualität nicht weiter verdichtet werden. Das betrifft auch den Frankfurter Grüngürtel, in dem die SPD zusätzlich große Trabantenstädte plant, denen viele Felder und Wiesen zum Opfer fallen sollen.

    @ "Booni"
    Meines Wissens nach ist nur das Torgebäude denkmalgeschützt. Das soll erhalten bleiben. Alles andere kommt wohl weg, teils auf Kosten der Stadt.
    Siehe hier: http://www.faz.net/aktuell/sport/…n-13312611.html

  • "Die Argumentationskette ist etwas zu einfach" - das kann ich zurückgeben. Ist die Verdichtung in Manhattan, der Londoner City und Hongkong denn so schlecht? Manche finden das vielleicht, ich finde allerdings, das macht sie erst zu Weltstädten. Und Frankfurt hat definitiv Weltstadtpotenzial, mindestens im genannten Bereich. Wer generell keine Metropolen mag, sollte dort eben eher nicht wohnen und ggf. auch nicht arbeiten (genügend Wahlfreiheit gibts doch meistens). Ich finde sogar, man sollte rund um Frankfurt mutig eingemeinden, um eine Millionenstadt entstehen zu lassen und geordnet entwickeln zu können (á la "Groß-Berlin-Gesetz"). Überhaupt ist die Bevölkerungsdichte in deutschen Städten (selbst in Frankfurt) doch eher bescheiden, verglichen etwa mit französischen oder spanischen. Mir gefällt diese urbane Wuseligkeit, das blühende Leben in einer dichten Stadt. Raus in den ruhigen Taunus oder ins recht beschauliche Wiesbaden ists doch ein Katzensprung, wenn man Kontrastprogramm will.

  • "erbse", damit sind wir eben mal in einer klassischen Konfliktlinie, die schön zeigt, dass alles eine Frage der politischen Macht ist. Du befürwortest die "Wuseligkeit" und sagst, wem das nicht passt, der solle eben wegziehen. Im Gegenargument können diejenigen, die nicht in einem Neo-Tokio leben wollen, sagen, sie befürworten eine gewisse Beruhigung ihres Lebensumfelds, und jene, die unbedingt in New York leben wollen, mögen eben einfach dorthin ziehen.

    Zudem bin ich gegen weitere Eingemeindungen. Die umliegenden Gemeinden werden sich auch dagegen wehren, Frankfurter zu werden. Allenfalls massive finanzielle Probleme könnten sie dazu zwingen. Dann fällt aber z.B. schon mal das solvente Eschborn ganz weg. Und Frankfurt hat ja auch keine ganz so rosige Finanzlage, vor allem wenn die Gewerbesteuereinnahmen mal wieder nachgeben werden.

  • Es ist letztlich die Dynamik, die eine Metropole ausmacht. Aus meiner Sicht war Frankfurt historisch immer eine europäische Metropole.
    Was lieb(t)en wir denn als Stadtbildfreunde an der Frankfurter Altstadt? Nicht auch ihre großstädtische Erscheinung, ihre Dichte und "Enge", eben ihre Wuseligkeit? Für mich können dichte Hochhausviertel auch auf eine Art diesen Reiz weiterführen, eben auf andere, metropolische Art des 21. Jahrhunderts. Ich finde das faszinierend. Frankfurt ist doch seit der Nachkriegszeit dafür auch bekannt. Die Stadt hat längst (auch) den Charakter einer Hochhausstadt angenommen und weiter entwickelt. Und wie gesagt: wer es nicht mag, ist dann eben woanders besser aufgehoben. Zumal es ja auch deutlich weniger verdichtete Viertel gibt, wie etwa Höchst, die eher an Kleinstädte erinnern. In der Fläche muss dann auch weniger versiegelt werden, wenn an einzelnen Orten die Dichte höher ist - das ergibt mehr Natur und Freiräume insgesamt.

    Frankfurt hat sich grundsätzlich für hohe Verdichtung entschieden, und zwar schon vor Jahrzehnten. Der Individualverkehr mag darunter ächzen, aber das ist nun beileibe nicht frankfurtspezifisch.

  • Ist dieses Bauvorhaben in der Töngesgasse hier schon besprochen:

    http://www.der-toengeshof.de/der-toengeshof/

    Das Vorderhaus ist bereits abgerissen. Der Neubau wird auf jeden Fall eine Verbesserung der Situation darstellen.

    Schade nur, dass man das Projekt "Töngeshof" nennt und nicht "Schönborner Hof", wo doch dessen Hoffassade und Treppenturm Teil des Baues werden.

  • @"erbse"
    Ich denke, es ist eben immer etwas anderes, ob man in einer Stadt lebt oder dauerhaft arbeitet, oder ob man sie aus der Sicht des zeitweiligen Besuchers wahrnimmt. Ich kann verstehen, dass man, gerade wenn man aus von Abwanderung betroffenen Regionen kommt, die "Wuseligkeit" der westlichen Großstadt sehr reizvoll findet. So wie ein guter Freund, der in Frankfurt lebt, immer von den fast ausgestorbenen sächsischen Kleinstädten schwärmt, die er so beruhigend empfindet. Ich kenne jedenfalls kaum einen Frankfurter, der nicht über die städtische Verkehrssituation schimpft, vor allem die Massen an Baustellen, die oft viele Monate, manchmal gar Jahre bestand haben. All dies ist eben eine Folge der offiziellen Verdichtungspolitik.

    @"Andreas"
    Der Hof stand vor einer Weile noch offen einsehbar, weil man das Nachkriegs-Vorderhaus abgerissen hatte. Derzeit ist nicht viel zu sehen, da die Fassade eingerüstet ist.

    Zwei Häuser westlich wurde dieses Bauprojekt nun fertig:

    Ich bitte die Bildqualität zu entschuldigen. Es sind nur Handypics, zudem in der einsetzenden Dämmerung geschossen.

  • So sieht die politische Realität aus. Ästhetik oder menschlicher Maßstab interessiert die derzeit Herrschenden kaum, "Energieeffizienz" lautet die alleinige Zielmarke. Da wird dann selbst der längst überwunden geglaubte Groß-Riegel zum neuen Fetisch.

    Aktiv-Plus-Haus in Frankfurt
    Ein Wohnhaus als Kraftwerk
    http://www.faz.net/aktuell/rhein-…t-13692757.html

    Aktiv-Stadthaus setzt Maßstäbe
    http://www.stadt-und-werk.de/meldung_21716_…st%C3%A4be.html

    Das neue ABG-Wunder
    Dieses Haus liefert mehr Energie, als es braucht
    http://www.bild.de/regional/frank…01166.bild.html

  • Ich finde das Projekt an sich sehr gut.
    Die longitudinale Form (160m x 9m) kommt durch die sehr unglücklichen Maße des Grundstücks zusammen, was aber den Vorteil hat, dass alle (!) Wohnungen südgerichtet sind und ebenso zum Süden eine große Fassadenfläche entsteht, die mit Photovoltaik verkleidet werden kann... Auch wenn es immer etwas unglücklich aussieht wenn Fassade + Dach mit Solarmodulen bestückt sind, sollte man doch glücklich sein, dass in dieser Richtung etwas getan wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Ortsbild (9. Juli 2015 um 09:34)

  • Gegenüber der unmittelbaren Nachbarbebauung ist der schlanke Neubau doch eine echte Wohltat, in optischer Hinsicht.


    Sehe ich auch so, in der Umgebung sieht das Gebäude doch gar nicht schlecht aus. "Energieerffizienz" ist zwar sicher nicht der alleinige Maßstab für gelungenes Bauen, aber für sich genommen auch nicht schlecht, im Gegenteil.

    Problematsich wird es doch dann, wenn die "Eneregieeffizienz" über Allem, insbesondere der Ästhetik steht oder - noch schlimmer - historische Bauten durch das Anbringen von Dämmung oder Anlagen zu Energiegewinnung verschandelt werden.

  • Ich habe diese Antworten leider schon erwartet. Ein wenig Schwung, eine etwas spitz zulaufende Gebäudekante, das alles noch mit dem "weichen Thema" der Energieeffizienz garniert, und schon fallen mittlerweile offenbar alle skeptischen Vorbehalte sogar im Bereich der eigentlichen Hardcore-Kritiker. Selbst der Großwohnblock steht somit vor seiner Renaissance, wenn er nur etwas pfiffiger designed wird. Das war es also mit kleinteiligem Maßstab, Ortsbezogenheit, Ornament, Urbanität, neuen Stadtgestaltungsideen. Der Modernismus lernt eben auch hinzu, und merkt, wie er mit wenigen Kniffen die Ansprüche so befriedigen kann, damit uns das System noch lange erhalten bleibt. Tja, leider scheint es so.