Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Aufgrund der aktuellen Nachrichten kann einem ja Angst und Bange werden. Soll die Neumarkt-Westseite am Ende etwa nur aus pseudobarocken Phantasieprodukten (Blobel) und unproportionierten Neuschöpfungen (USD) bestehen? Gruselig!

    Bringt Blobel denn wenigstens die aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Fassade Frauenstraße 9?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Nein, exakte Rekos sind nicht so seine Sache.
    Es kommt ein Phantasia-Barockbau... Barocker denn je, größer denn je und prachtvoller denn je (als wäre das Dresdner Barock gerade dafür der Inbegriff)
    Wie gesagt: Ich denke, der Mehrheit hier wirds gefallen.... Dann ist der Neumarkt aber auch endgültig im Disneyland angekommen....


    Der Begriff "Disneyland" ist hier auch dann unsinnig und deplaziert, wenn er von einem ausgewiesenen Fachmann verwendet wird. Ansonsten sehe ich das aber ähnlich: Beliebige, frei erfundene Gebäude haben herzlich wenig mit Rekonstruktion zu tun. Warum kann man sich nicht einfach an das halten, was bis 1945 (bzw. als Ruine noch ein paar Jahre länger) dort gestanden hat? Würde man am Neumarkt sorgfältig 1:1 rekonstruieren und eine signifikante Menge an historischen Kellern einbeziehen, würde das Ergebnis am Ende den Reko-Gegnern und Modernisten kaum Luft zum Atmen lassen. Aber mit jedem beliebig variierten Nachbau und jedem vor 1945 entweder schon lange nicht mehr oder nie so vorhandenen Gebäude macht man das ganze Projekt mehr und mehr angreifbar.

    Wenn die Alternative natürlich modernistische Auswüchse sind, die das Ensemble komplett entstellen, bin ich mir allerdings auch nicht sicher, ob der "Phantasiebarock" nicht am Ende doch das kleinere Übel ist. Auf eine Gegenüberstellung von Original und Neubau bin ich gespannt.

  • Über so einen kurzen Artikel ohne jegliche Hintergrundinformationen würde ich mir jetzt keine Gedanken machen.

  • Die DNN berichten heute, am 20.01.2015, über ein Eilverfahren gegen die Baugenehmigung für den Umbau des Kulturpalastes.

    Das Verwaltungsgericht Dresden hat den Eilantrag einer zu Kondor Wessels gehörenden Projektentwicklungsgesellschaft gegen die Baugenehmigung für den Kulturpalast zurückgewiesen und den gleichzeitig beantragten Baustopp abgelehnt.
    Die Kläger hatten angeführt, dass der Bau ohne Rücksicht auf ihr Vorhaben durchgeführt werde. Insbesondere die Schallschutzmaßnahmen seien unzureichend und würden die Immissionsrichtwerte vor allem in der Nachtzeit deutlich überschreiten.
    Das Gericht entschied, dass der Kulturpalast und mithin seine Nutzung Bestandsschutz genießen und die zukünftig zu erwartenden Immissionsrichtwerte die der Vergangenheit nicht überschreiten würden. Außerdem könnten Schallschutzvorkehrungen in Zukunft nachgerüstet werden. Somit überwiege das Interesse der Landeshauptstadt Dresden am Vollzug der Baugenehmigung das private Interesse des Klägers, davon vorläufig verschont zu bleiben.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Auf dem Foto im obigen SZ-Artikel sieht man wunderbar, wie der "Kulturpalast" (weder Kultur noch Palast) immer mehr von Rekonstruktionen zugebaut wird. Man kann bereits jetzt sehen, wie er in der teilweise wiedererstandenen Altstadt langsam zum Fremdkörper wird. Ist er aber in wenigen Jahren erst einmal völlig umstellt von historischen Altstadtgebäuden, wird er praktisch gar nicht mehr zu sehen sein. Mich freut das ungemein. :biggrin: :cclap:) : :daumenoben:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Keine Sorge - Denkmalschutz, 80 Millionen Investition und spannende Fassadenübergänge zum Kulti hin werden dafür sorgen dass er uns noch weitere 50 Jahre erhalten bleibt und somit die Meisten hier überleben sollte.

  • @ Manometer

    Dir ist klar, dass es 2 Dinglingerhäuser gibt? Das jetzt im Bau befindliche große Dinglingerhaus hatte soviel ich weiß nie einen Hofbrunnen. Das kleine Dinglingerhaus in der Frauenstraße (Quartier 6) soll den jetzt am Gewandhaus angebrachten Brunnen soweit ich weiß zurückerhalten.

  • Hallo,

    hier noch mal eine alte Ansicht vom Dinglingerbrunnen aus unserer Galerie . Das rechte Bild zeigt unsere Visualisierung im alten Innenhof. Die reich gegliederte Fassade fand sich dabei nur auf der rechten Seite. Die anderen Seiten des Hofes hatten eher einfache Fassaden mit großen Segmentbogenfenstern. Die Breite des Hofes entsprach dabei der Breite des Brunnens. Nicht eben einfach für einen Wiederaufbau mit heutigen Vorschriften und Ansprüchen. Das rechte Bild zeigt den 1966 wieder aufgebauten Brunnen an der Rückseite des Gewandhauses (Link zum Pano ). Ob dieser vom Eigentümer des Gewandhauses zur Verfügung gestellt wird, um in einem Innenhof zu verschwinden, man eine Kopie anfertigt etc. - darüber habe ich leider keine Info. Später sind auf Arstempano noch Panoramen des Hofes im Zustand um 1800 und 1750 geplant (wird aber noch dauern).

    Beste Grüße

    Andreas

  • Man will ja nicht die Leistung der Rekonstruktion (von Hempel???) herabwürdigen, aber im Schlußstein und in den Köpfen der Putti obendrüber gibt es teilweise deutliche Abweichungen vom Original. Bei einer abermaligen Reko könnte man diese vielleicht korrigieren.