Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Hinsichtlich der Dachfarbe kann man sicherlich noch intervenieren. Und möglichenfalls ist auch ein Schornstein drin. Also, kleine Nachbesserungen sind vermutlich noch möglich.

  • Was die USD/Patrizia aus dem "Haus" zu machen gedenkt, ist schlichtweg furchtbar und würdelos. Das Chiapponische Haus war ein Barockbau von ausgesuchter Noblesse, dessen ausgewogene Architektur einem den Atem raubte.
    Nun meint man, wahrscheinlich aus Gründen des Marketings, die Fassade aufgreifen zu müssen und sie, als eine Art Versatzstück schön zurechtgestutzt, einem Neubau vorblenden zu können, der an allen Ecken und Enden hervorlugt. Man meint fast, dass die Decke in Form der barocken Fassade zu klein zu sein scheint und deshalb überall ein Stück Rohbau herausschaut.
    Was hier gezeigt wird ist eine Vergewaltigung des Ursprungsbaus und dürfte der Rekonstruktionsbewegung zu einem Pyrrhussieg gereichen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hmm....hmmm... ||:wie:

    Sieht... komisch aus. Wenn auf der rekonstruierten Seite die Fassade des zusätzlichen Geschosses an den Rest angepasst werden würde (Fenster zB), wäre es zumindest ein guter Kompromiss. Die Planungen der Stadt würde es zumindest gut vorführen.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Ich hätte es außerordentlich interessant und innovativ gefunden, wenn man die fehlende Achse einfach "um die Ecke geklappt" hätte.


    P.S.: Wie viele Meter Abstand zum Kulturklotz mussten eingehalten werden?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Frage ist was die Alternative zum jetzigen Entwurf gewesen wäre. Es wäre die Fassade wie sie zum Kulturpalast zeigt auch in der Frauenstraße gewesen. Wäre das die bessere Lösung gewesen? Und da sage ich klar nein. Denn diese Fassadenart braucht am Neumarkt kein Mensch mehr.

    Und so wurden am Bau Anpassungen nötig die zunächst einmal der Schikanen des SPA geschuldet sind. Jetzt kann man sagen die fehlende Achse und das zusätzliche Geschoss machen es zu keiner Reko mehr. Da habt ihr vielleicht sogar recht. Der Neubau ist eher ein historisierendes Zitat als eine reko.

    Aber ist gerade solch ein Bau nicht ehrlicher und passt zur Gesamtdiskussion der letzten Jahre? Ich freue mich trotz der Modifikationen auf den Bau weil die Frauenstraße auf der Nordseite vollständig historisch bzw. historisierend wird. Eine gesamte Straßenseite ohne Brüche ist am Neumarkt sehr selten. Daher bin ich ganz klar für den Bau.

    APH - am Puls der Zeit

  • P.S.: Wie viele Meter Abstand zum Kulturklotz mussten eingehalten werden?

    Wenn die Kürzung der Fassade denn unbedingt sein mußte, dann mußten, im rechten Winkel vom Kulturpalast bis zur Hausecke gemessen, über 17 Meter Platz gelassen werden! Sollen dort 40-Tonner wenden können?

    Hier zu sehen:

    https://picload.org/image/rdwopgdo/kulti.png

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (18. November 2016 um 10:17)

  • Die Schleppkurve hätte die Fassade auch ohne Kürzung nicht mal berührt. Das Problem ergibt sich im hinteren Bereich der Brandwand. Man hätte den Winkel einfach ändern können und schon wäre die vollständige historische Fassade des Hauses möglich gewesen. Sollte die erste Fensterachse ein Problem darstellen, müsste auch das KIB-Vorhaben um mehrere Meter gekürzt werden. Aber bei KIB muss ja keine Rekonstruktion verhindert werden. Wie einer der Stadträte gestern erzählt hat, behauptete Frau Heckmann, die Fassade könne nicht verkürzt rekonstruiert werden. Erst als sich der Investor dazu bereit erklärt hat, hätte sie ihre Überzeugung geändert.
    Es liegt doch auf der Hand: Das Stadtplanungsamt wollte das Chiapponische Haus schon 2007 mit dubiosen Methoden verhindern. Nun haben wir einen Kompromiss, mit dem wir zufrieden sein können.

  • Hey vitruv,

    schön mal wieder von dir zu hören. Ist ja gefühlt ewig her.

    Kann was du sagst nur voll unterstützen. Man muss dem Investor wirklich danken, dass er zumindest die verkürzte Variante baut. Er hätte es wesentlich stressfreier haben können und hätte einfach den stellwerk Entwurf gebaut. Kann mir vorstellen, dass es nicht leicht war, mit dem Entwurf beim SPA durchzukommen. Wenn ich sehe, was man Herr Kimmerle alles aufs Auge gedrückt hat und welche Energie das Stadtplanungsamt darauf verwendet hat, das Chiapponische Haus zu verhindern, ist das jetzige Resultat wirklich ein Wunder.

    APH - am Puls der Zeit

  • So ist es. Auch die Fassadenfront zum Neumarkt grenzt an ein Wunder. Nur mit Biegen und Brechen konnte wenigstens die annähernd historische Erscheinung entstehen. Rundherum wurde von Seiten der Stadtplanung versucht, die Zahl der Rekonstruktionen zu senken. USD muss wirklich sehr überzeugt davon sein, dass historische Fassaden die bessere Lösung sind. Bei aller Kritik sollten wir das würdigen.

  • Ich finde die Lösung PERFEKT - aufgrund aller Restriktionen die der Investor zu ertragen hat ist diese unsymetrische Lösung ein schönes Zeichen: "Spiegel vorhalten" denen die es verhindern wollten.*

    Letztlich ist doch am wichtigsten die Wirkung aus Fußgänger-Sicht und da stört nun ein weiteres Geschoss wirklich nicht! Es ist doch eher sogar wie bei sehr vielen Gründerzeitlern die im Krieg ausgebrannt, oder ihr Dach weggesprengt wurde und nun im Nachhinein auch ein weiteres Geschoss eingezogen wurde.

    Finde dass diese Art dem Bau sogar mehr Authentizität verleiht, man könnte denken die Fassade hat den Krieg bruchstückhaft überlebt.

    *am Neumarkt kann man sehr gut lernen was BAROCK überhaupt heißt und spätestens bei solch einem unsymetrischen Bau versteht es auch der Laie - ich finde der Neumarkt hat ein wunderbares Lehr-Potential.

  • Die USD hat heute eine Pressemitteilung über das Chiapponische Haus rausgegeben mit mehr Details und einer besseren Visualisierung.
    In der DNN war sie kurz zu sehen, ist aber nun wieder weg:
    DNN

    Bei einer Google Suche sieht man ganz klein noch die Visualisierung
    Google

    Es wird unter anderem erläutert wie es zu dem jetzigen Entwurf kam und das man dem Stadtplanungsamt für die Zusammenarbeit dankt.
    Auf Anregungen der GHND hat die USD sich für die Fassade mit dem schönen Erker eingesetzt.
    Man hat sich darauf geeinigt, dass auf Grundlage des Wettbewerbgewinners die Fassade zur Frauenstraße historisch gestaltet werden kann. Daher das Zusatzgeschoss. Der Übergang von historisch zu modern sollte klar sichtbar sein.
    Zum Kulturpalst hin ist es der Entwurf des Wettbewerbgewinners.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Also optimal ist die Lösung mit Chiapponischen Haus sicher nicht. Viel schlimmer ist aber das Ding daneben Richtung Jüdenhof. Ein weiterer Offenbarungseid in Sachen "zeitgenössische" Füllbauten.

  • Also das schlimmste ist mit Abstand dieser grausliche Kulturpalast an dem sich - laut GeKo -alles unterzuordnen hat. Ich werde eine Magnumflasche öffnen, wenn dieses monströse Teil einmal verschwinden sollte!

    Für die USD (Unser schönes Dresden) ist ihr Name anscheinend wieder Programm geworden! Größter Dank hierfür gebührt WIEDER einmal der GHND und seinen Dresdner Bürgern, die mit Argusaugen darauf achten, dass die Neubauzerstörungen am Neumarkt möglichst eingedämmt werden.

  • Zitat

    Die Krönung sei jedoch, dass das Gebäude über Eck vom Retrobarock zur Postmoderne „grußlos überschnappt“. Dem Investor sei kein Vorwurf zu machen, findet Wirtz, die USD Immobilien GmbH übe sich einmal mehr in Pragmatismus und bediene den ausgeprägten Wunsch nach Architekturfolklore. „Mit Baukultur hat das nichts zu tun“, erklärte der Stadtrat.

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…ne-von-der-GHND

    Dafür gibt es genügend andere Beispiele, siehe z.B. das "Furunkel" im KIB-Quartier. Wieso fragt sich Hr.Wirtz hier nicht öffentlich "was das für eine Baukultur sein soll". Und das ein Bruch nunmal grußlos rüberkommt, liegt in der Natur der Sache. Ansonsten würde ja auch kein spannender Kontrast geschaffen und gerade solche sind in der heutigen Baukultur en vogue. Womit wir wieder bei der Frage wären was 1) das eigentlich für eine Baukultur sein soll, welche sich auf Brüche, Disharmonien und spannende Kontraste gründet und 2) darüberhinaus gerade solche in die eigene Himmelsrichtung NICHT zulassen will, siehe Abgrenzung zum Kulturpalast hin... :gehtsnoch:

  • Im Prinzip hat der Wirtz ja Recht, nur geht es Ihm nicht um die ästhetische Rettung einer Reko und deren optimales architektonisches Erscheinungsbild. Seine Wortwahl verrät ja, daß es ihm darum ging der GHND eine Spitze zu versetzen.
    Objektiv ästhetisch betrachtet haben wir hier ein völlig disharmonisch verbautes Haus. Hinter einer barocken Restfassade wurde ein postmodernes Haus implementiert. Wenn man wenigstens den Übergang an der Eckkante noch einmal überarbeiten würde. Das sieht ja grausam aus. Führt wenigstens die Gesime um die Kante herum...!
    (Und dann gibt das wieder nur eine Betonwand mit Styropor und reingehängten Sandsteinelementen, oh nee... !? Na gut, aber wenigstens eine Erinnerung an das alte Dresden und den reichen Signore Chiappone biggrin:) )

    Einmal editiert, zuletzt von SchortschiBähr (21. November 2016 um 18:42)

  • Sieht aus als ob der Architekt beim Chiapponischen Haus wollte , und konnte nicht (die Fenster passen gar nicht dazu) :kopfschuetteln: . Wenigstens die eine Fensterachse muss noch hin , er Dachte wahrscheinlich was Links weg ist , pack ich Obendrauf ... sieht echt Krank aus.

    3 Mal editiert, zuletzt von Manometer (21. November 2016 um 19:05)

  • Objektiv ästhetisch betrachtet haben wir hier ein völlig disharmonisch verbautes Haus. Hinter einer barocken Restfassade wurde ein postmodernes Haus implementiert. Wenn man wenigstens den Übergang an der Eckkante noch einmal überarbeiten würde. Das sieht ja grausam aus. Führt wenigstens die Gesime um die Kante herum...! (Und dann gibt das wieder nur eine Betonwand mit Styropor und reingehängten Sandsteinelementen, oh nee... !? Na gut, aber wenigstens eine Erinnerung an das alte Dresden und den reichen Signore Chiappone biggrin:) )

    „Das Ergebnis spiegelt den Diskussionsprozess und die unterschiedlichen Auffassungen von Stadtplanungsamt, Investor und Bürgerschaft zur städtebaulichen Einbindung des Kulturpalastes wider“, so der GHND-Vorstand.

    Die Kritiker hier an der jetzt gefundenen Lösung sollten sich die Worte des GHND- Vorstandes bewusst machen!