Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Man erinnere daran, dass Blobel sich sogar bei der Frauenkirche zurückzog, weil er mit der Orgel unzufrieden war, und dort eine 100% Reko gewünscht hätte. Jetzt eine Dekade später kaum noch ein Aufreger.

    Es wäre am besten, wenn Blobel seine Pläne offenlegen würde. Wenn der Streit jetzt Kulke gegen Blobel ist, dann ist gefühlt der Einsatz um den Neumarkt gewonnen. Im übrigen wage ich zu behaupten, dass die Gleichung nicht sein darf, das Historische habe Recht. Au Petit Barsar ist ja aus Barocksicht eine Assymmetrie, aus heutiger Sicht vielleicht sehr glücklich als Abwechslung. Das bedeutet aber nicht, dass es gestalterisch nicht besser geht, ohne mit der Formensprache zu brechen.

  • Hm also die Neuinterpretation des “au petit Bazar“ finde ich nicht so gut gelungen !Sie sieht monoton aus stört zwar nicht übermäßig, aber man hätte wenigstens können die Balkone rekonstruieren in einer meinetwegen vereinfachten Fassade, denn mE sind diese Balkone ein schöner Hingucker in der sonst ziemlich balkonarmen Altstadt!

  • Das stimmt. Zumal Balkone doch den Wert von Wohnungen erhöhen. Normalerweise stören sie den Neumarkt, hier aber könnte der Investor mal. Es wäre doch ungeschickt von ihm, bei dieser Gelegenheit nun darauf zu verzichten.


  • (Quelle: Beitrag 2116)

    Hat jemand eine Ahnung warum das Regimentshaus (Jüdenhof Mitte) in diesem Planungsbild auf dem Dach so einen Dachpavillon hat, der irgendwie ein wenig hat Florenz und die Toskana erinnert ?? huh:)
    Das Original-Regimentshaus hatte diesen Pavillon offenbar nicht:

    (Quelle: neumarkt-dresden.de)

  • Mir gefällt es auf jeden Fall und der Blick von dort oben dürfte auch geschmeidig sein!

    Seh ich auch so. Bis zu der Anmerkung wusste ich nicht, dass dieser Aufbau beim Ursprungsbau nicht existierte und empfand es gleich als außergewöhnliches Detail. So stelle ich mir eine harmonische Ergänzung vor.

    Als Schlafzimmer wäre es ein Traum. :rolleyes:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Sicher, daß das Belvedre nicht irgendwann im 19ten Jahrhundert rückgebaut wurde, vielleicht weil es baufällig war?
    War doch beim Romanushaus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nicht anders, zum Glück wurde es bei der Renovierung des Hauses in den 1990er Jahren wiedererrichtet, nach über 120 Jahren Fehlen.

    http://www.leipzig-info.net/Info/images/Romanushaus-g1.JPG

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (23. Januar 2016 um 03:40)

  • Es gibt lediglich einen Fassadenriss (abgebildet bei Hertzig / barockes Bürgerhaus I) des 18. Jh., wo man offensichtlich zeichnerisch ausprobierte, wie sich so etwas da oben auf dem Dach macht. Ausgeführt wurde er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, da er bei keinen Stadtansichten auftaucht, weder vor 1760 noch danach. Er hat eine Höhe das man ihn auf einen der Zeichnungen von Thiele oder Bellotto mal sehen müsste. Auch der Riss von Anckermann (1740) zeigt ihn nicht. Wenn könnte er nur kurz vor dem Siebenjährigen Krieg existiert haben (ca. 1750 bis 1760). Eine Parallele für diese Zeit wäre das Belvedere auf dem Alten Ballhaus, welches im Frühjahr 1756 der Erweiterung des Taschenbergpalais weichen musste. Siehe hierzu das entsprechende Bellotto Gemälde vom Zwingerhof. Dieses Belevedere wurde um 1750 für Maria Antonia Walpurgis errichtet. Für das Stadtmodell Neumarkt 2030 haben wir ihn mit aufgenommen. Hier ein Link zum Panorama von der Englischen Treppe des Johanneum am Neumarkt mit Blick zum Regimentshaus. Der Sockel wirkt dann in der Ausführung eher etwas heftig, da er in Abhängigkeit von der Dachschräge ist, an der ich nix ändern kann.

  • Wohlweislich taucht das Belvedere auch in Yadegar Asisis Panorama "Dresden 1756" nicht auf.
    Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass die USD zu einer Errichtung eben dieses schmucken Belvederes bereit ist. Immerhin bringt es zusätzlichen Wohnraum, der sich in dieser Lage und mit diesem Ausblick teuer vemieten/verkaufen lässt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Auf jeden Fall waere dieses Haeuschen am Haus ein Hingucker! Soll uns nur recht sein. Viel mehr Sorge bereitet mir das Nachbarhaus rechts vom Regimentshaus, aber die USD wird sich hoffentlich von der GK nicht hereinschxxxxx lassen wir beim Eckhaus vom Kimmerle-Quartier.

  • Also ich hoffe auch sehr dass das Regimentshaus dieses herrliche Florentiner Belvedere als Krone bekommt!
    Ich frage mich nur wann sich das Belvedere jemals auf dem Dach befunden hat. Nicht einmal diese Zeichnung aus dem Jahre 1740 (also wenige Jahre nach der Erbauung) enthält das Belvedere. Was für ein Rätsel! :S

  • Mich würde vielmehr brennend interessieren welches Trauma Hr. Blobel in den vergangenen Jahren, seit seiner großzügigen Spende für die Frauenkirche, durchlebt hat um sein Grundstück jetzt mit (Zitat GHND) "einer stark vom historischen Vorbild abweichenden Architektur" zu bebauen? Da bin ich wirklich fassungslos..... =O

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Wir haben ein neues Outfit, wir haben neue Smileys, die man auch fleißig nutzen sollte, wir sind aufgebrezelt und sexy as you never seen before.
    Das Regimentshaus ist nicht irgendein Haus, sondern ist als ein Pöppelmann für das gesamte Gebiet der inneren Altstadt von enormer Wichtigkeit. Nicht vergessen sollte man auch, daß es als eines von nur einer Hand voll Gebäuden schon etwa um 1981 zum Wiederaufbau vorgesehen wurde und innerhalb dieser Gebäude das einzige ist, das bis dato noch nicht wiederaufgebaut wurde. Es ist nicht unbedingt notwendig, die Gründe für die Notwendigkeit des Wiederaufbaus noch einmal darzulegen, da diese sich ja schon durch das lesen der weiteren Beiträge hier im Strang ergeben.
    Das Rekonstruieren von Gebäuden sollte trotz des vielen Herzblutes, das dahintersteckt, in seinem Erscheinungsbild nüchtern betrachtet werden. Ein Gebäude kann nur dann als würdiger Nachfolger des zerstörten Originals angesehen werden, wenn sich der Wiederaufbau so nah als möglich am Original hält und dessen Wesensart und Erscheinung wieder aufgreift. Das Regimentshaus wurde in seiner Erscheinung wesentlich auch von der Breite seiner Fassade geprägt, die dem lagernd wirkenden Bau erst sein Bild verlieh. Mit Recht darf man es als eines der schönsten und wichtigsten des ganzen Neumarktes ansehen und so kann der Anspruch nur sein, es wieder in diesem Geist aufzubauen. Gemeinsam mit dem Dinglingerhaus wird es für den Jüdenhof eine enorme Strahlkraft entwickeln.
    Daß das Romanushaus auch solch ein Belvedere besitzt und daß einmal mit einem solchen Aufbau gespielt wurde, dieser aber dann offensichtlich doch nicht gebaut wurde, kann für das Regimentshaus nur schädlich sein; und den Wiederaufbau dürften solche Verhübschungen, die offensichtlich völlig ahistorisch sind, nur Wasser auf deren Mühlen sein. Wirtschaftliche Aspekte im Hinblick auf eine noch bessere Vermietbarkeit lassen sich sicher auch bei vielen weiteren Gebäuden aufzählen.
    Eine Darstellung der ganzen Hintergründe durch unsere Dresdner Freunde wäre zum besseren Verständnis sehr zu wünschen.

    Interessant wird sicherlich auch die Entwicklung auf Hrn. Blobels werden. Auch hier kann man nicht anders, als eine frei historisierende Neubebauung nur mit Schmerzen wahrzunehmen. Der Abschluß des NM nach Westen wird hier gemeinsam mit seinem Nachbarn, nach einer außerordentlich sensiblen und wohlausgewogenem Gesamtbild verlangen, und im Hinblick auf das Erscheinungsbild bis 1945 auch eine Symmetrie der Gebäude notwendig machen. Auch hier sollte man sich bewußt sein, daß sich auch an diesem Gebäude die Kritiker jeglicher Rekonstruktion bestätigt sehen können. Auch hier wäre es ein großer Gewinn, wenn möglichst viele Stimmen dazu beitragen würden, am Ende ein perfektes Gebäude entstehen zu lassen.

  • hm - von Pöppelmann stammen wohl nur die beiden Portale, ansonsten weiß man nicht zu viel was die Baugeschichte anbelangt wirklich genau. Ansonsten denke ich - wenn die USD das Belvedere in ihrer Visualisierung drauf hat, wird es wohl kommen, den es dürfte in der Vermietung ein Schmankerl sein. Da hätte man vor Jahren bei den Grundlagen klarere Vorgaben machen müssen, aber um dieses Detail hat sich offensichtlich keiner gekümmert. Hab noch einmal recherchiert. Besagte Bauzeichnung scheint mir aus der Zeit um 1750 zu stammen. Damals wurde das Regimentshaus quasi als Palais der Reichsgrafen von Hennicke benutzt, deren Landsitz das Schloss Wiederau bei [lexicon='Leipzig'][/lexicon] war. Spätestens Ende 1746 hatte der verwitwete Sohn (die ärmste war nur 21 geworden) wieder eine neue Frau, den 1747 kam das Töchterchen zur Welt. Wenn ist das Belvedere für die junge Frau auf´s Dach gekommen. Dem Alten dürfte so was wurscht gewesen sein. Freude hatten sie, wenn es den je existiert hatte, jedenfalls nicht lange dran. 1752 ging der Alte mit 66 dahin, 1753 erst die junge Frau (29) und dann Sohnemann selbst (33). Da war das kleine Ding mit 6 auf einmal ohne Eltern und Großeltern... Da lob ich mir die heutige Zeit, wo das Gesundheitswesen glücklicherweise ein völlig anderes ist! Für die Zeit nach 1753 hab ich keine Infos. Irgendwer wird das Palais aber schon genutzt haben. 1760 hatte es beim Beschuss vor allem in den rückwärtigen Teilen (wo der Festsaal war) gelitten. Wenn es das Belvedere je gegeben hat, flog es bei der Reparatur wieder runter oder vielmehr die Reste davon. Später heiratete das Töchterchen wieder in die Familie ihrer Mutter ein, in dem sie einen von Berlepsch, kurfürstlich polnischer Küchenmeister, heiratete. Dessen Mutter stammte wiederum aus dem Hause Brühl. Ende des 18. Jh. ging das Gebäude in bürgerliche Hände und firmierte im 19. Jh. als Hauboldts Hotel am Neumarkt.

    Hab mir mal die Mühe gemacht, den Ausblick im Panorama zu visualisieren.

    Link zum Panorama

  • Hab mir mal die Mühe gemacht, den Ausblick im Panorama zu visualisieren.

    Super Danke. :thumbup: Das wird definitiv ein Highlight. Ich stell mir das gerade in der Nacht bei hellem Mondschein, oder im Winter mit Weihnachtsmarkt vor. :rolleyes:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (25. Januar 2016 um 20:42)

  • Arstempano,

    wunderbar! Weisst du, was das beste an dem Ausblick von dort oben ist? Genau, es ist kein haesslicher Neubau oder "Fuellbau" a la GK von dort wahrzunehmen. Dieser Blick ist goldwert!

  • Langsam aber sicher scheint sich etwas auf dem Quartier zu bewegen, sodass man vielleicht wirklich noch in diesem Jahr mit dem Beginn der Bauarbeiten rechnen darf. Für den Neumarkt wäre es trotz aller Befürchtungen sicher ein Gewinn, würde doch so endlich die offene Westseite geschlossen.


    Blick von der Galeriestraße über das Baufeld zum Neumarkt.

    Blick vom gleichen Standpunkt zum Altmarkt.


    An der Frauenstraße finden derzeit zwei Grabungskampagnen statt.


    Hier werden die Keller des Chiapponischen Hauses freigelegt.



    Und hier sehen wir die Ausgrabungsarbeiten auf Herrn Blobels Flurstück.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe