Potsdams historische Mitte - Allgemeines und Stadtpolitik

  • Bei der öff. Veranstaltung des Sanierungsträgers hiess es: Baustellenzufahrt und Leitungsarbeiten. Man erkennt jetzt Stück für Stück wieder den Blick zwischen dem Wilhelmplatz zum Fortunaportal - die Altstadt und die Neustadt verzahnen sich wieder.

  • Bei aller Ideologie, die zweifelsohne da war, hat es aber auch etwas mit Zeitgeist zu tun, leider. Und der war eben damals so und ist in der Analyse der meisten "Fachleute" heute eigentlich noch der gleiche. Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und mich in eine Architekturvorlesung gesetzt. Und wenn es nach den Leuten ginge, würde man heute immer noch so bauen.

    Der Zeitgeist, der sich in der Bevölkerung langsam wandelt, der hängt an diesen Leuten leider nach wie vor wie Klebstoff fest. Man muss in diesem Kontext einfach auch verstehen, dass diese Leute in großen Teilen aus ideologischer Überzeugung handeln, und Ideologie umfasste in der DDR wie in der BRD ja zwei Komponenten, nämlich die politische Ideologie, dass man etwas neues, modernes, ja etwas ganz anderes wollte. Aber die Ideologie betrifft zusätzlich ja auch das Bauen selbst. Denn während die politische Ideologie nicht mehr derart stark wirkt, hat sich an der Bauideologie selber ja bis heute wenig getan.
    Jeder sollte daher mal, wenn er die Chance hat, solch eine Veranstaltung besuchen, ist nämlich ganz witzig, dies sich mal anzuschauen. Denn diese Leute arbeiten mit völlig anderen Realitäten als wir dies tun würden. Ich dachte immer, Architektur wäre Kunst am Bau, aber davon haben die Leute heute gar keine Ahnung mehr, im Gegenteil, man hat Architektur derart technisiert und purifiziert, dass diese Kategorie völlig aus dem Gedankenfeld verschwunden ist. Es geht nur noch um Dämmung, Statik, Abstände und Lichteinfall. Ja, gerade der Lichteinfall scheint so ein Architektenfetisch zu sein. Dies erklärt auch immer deren Notwenigkeit zu riesigen Fenstern und Transparenz und was weiß ich was man sich da alles einfallen lässt.
    Wer sich diese Leute mal anhört, dass sich keine Ästheten mehr, das sind keine Schlüter oder Schinkel, nein, dass sind im Wesentlichen heute Ingenieure. Ich sehe da mit wenigen Ausnahmen kaum wirklich kreative Leute sitzen, sondern der Prozess der Genese eines heutigen Hauses ist derart vertechnisiert, dass selbst mir es schwer viel, bei den ganzen Normen, Verordnungen und Einspargeboten seitens der Investoren überhaupt an etwas wie Kunst zu denken. Und seien wir ehrlich, die heutige Struktur dieser Studiengänge zieht die wirklich kreativen Leute doch gar nicht mehr an.

    Daher kann man den Menschen an sich heute fast keinen Vorwurf machen, vielmehr müsste man einen grundsätzlichen Wandel in diesem Berufsbild erreichen und ich fürchte, das wird nur über Druck von der breiten Masse gehen, die einfach nicht mehr dabei mitmacht, dass irgendeine DIN-Norm wichtiger ist als die Ästhetik im Stadtraum. Letztlich werden wir uns selber unsere Städte zurückholen müssen, das wird niemand für uns tun.
    Daher ist das Engegement des Vereins, der vielen Sympathisanten vor Ort so derart wichtig, weil es eine Sache braucht, Sensibilisierung für das Thema, damit wir nämlich solche Bauten wie den Staudenhof in Zukunft eben nicht mehr sehen müssen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von wissen.de

    Daher kann man den Menschen an sich heute fast keinen Vorwurf machen, vielmehr müsste man einen grundsätzlichen Wandel in diesem Berufsbild erreichen und ich fürchte, das wird nur über Druck von der breiten Masse gehen, die einfach nicht mehr dabei mitmacht, dass irgendeine DIN-Norm wichtiger ist als die Ästhetik im Stadtraum. Letztlich werden wir uns selber unsere Städte zurückholen müssen, das wird niemand für uns tun.

    Ganz meiner Meinung!

  • Achja herrje, es gibt immer wieder diese Sache mit dem BERUFEN. Niemand lamentiert einem Bankkaufmann hinein wie er eine Bilanzierung zu machen hat. Dafür gibt es Regeln. Die Regeln hat der Bankkaufmann nicht gemacht. Wenn der Bankkaufmann in Ausbildung ist, lernt er diese Regeln. Kein Mensch stellt das in Frage. Der Bankkaufmann findet sicherlich auch nicht alles toll an diesen Regeln. Aber er will ja Geld verdienen. Also macht er mit. Er hat Frau und Kind. Er möchte ja Leben wie jeder andere.
    Beim Architekten ist das anders, da wird das grundsätzlich in Frage gestellt. Egal, das der Großteil der Architekten nicht Entwirft, sondern Organisiert und Ausführt. Egal das der Großteil der Gebäude nicht von Architekten errichtet wird. Egal das der Architekt keine Gebäude direkt baut - sondern der Bauherr und die dazugehörigen Firmen. Egal das man die Firmen oft nicht wählen kann. Egal das der Bauherr auch nein sagen könnte zu dem was auf dem Blatt Papier für einen Preis landet. Egal das der Bauherr oft das billigere will. Egal das der Bauingenieur den Architektonischen Entwurf unterminiert mit Technokratischen und unwiderlegbaren Zahlen. Egal das dass teure an Häusern nun einmal die Haustechnik ist und daher nicht viel für die Fassade die dann auch noch alles mögliche können muss, übrig bleibt.
    Ein Architekt lernt einen Beruf. Ein Bauingenieur lernt einen Beruf. Beide Berufe sind determiniert durch dritte. Determiniert wie andere Berufe. Was hat das mit Ideologie zu tun? Aber schon toll, solche Entmenschlichenden und auf fehlender Einblickbereitschaft basierenden Urteile. Wie verwunderlich das Architekten dann keinen Bock haben auf solchen unsachlichen Blödsinn einzugehen und selber dann den Ideologen-Spiegel aus der Tasche nehmen. Kennen sie ja sicherlich: Geschichtsrevisionisten, Stadtbildfaschisten, Postkartenanbeter ... und und und. Die Neologismen sind dahingehend grenzenlos. Wenn die besagten -> hier bitte den gewünschten Ideologen-begriff wie oben aufgeführt einsetzen <- dann auch noch so Arrogant und mit dem ruchlosen Investor auf einer Höhe kokettieren, braucht man sich über eine empörung von Öffentlichkeit wie zum Staudenhof nicht wundern. Keiner von Ihnen wohnt ja im Staudenhof. Keiner von Ihnen ist wahrscheinlich Architekt.

    2 Mal editiert, zuletzt von whywolf_larry (6. November 2017 um 03:23)

  • Wäre dann also an der Zeit, sich ehrlich zu machen und die Berufsbezeichnung "Architekt" zu streichen. Auch sollte dann keiner mehr behaupten (gerade BDA & Co.), das alles wäre noch "Architektur".

  • naja Konstantin, da wir seit Jahren in DAF rumgeistern, brauchen wir uns nicht wundern, wenn dann auch die Geister, die wir riefen, dann auch kommen...

    Willkommen Larry

    Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (5. November 2017 um 22:47)

  • Habe jetzt nicht so richtig verstanden, was Larry überhaupt sagen will. Dass Architekten keine Schuld an den versauten Bauten und Stadtbildern tragen, weil sowieso das Geld fehlt(e) und die wenigsten Architekten überhaupt entwerfen? Wo ist dann der Sinn? Planen und Optimieren kann jeder Ingenieur. Und viele moderne Bauten sind durchaus mit einem künstlerischen Anspruch entworfen worden, allerdings meistens um eine abgehobene Architektenszene zu beeindrucken und nicht den durchschnittlichen Passanten.

    Übrigens: http://www.das-dass.de/

  • Das ist das Kernproblem bei Larrys Beiträgen. Krude. Nicht selten wirr. Logik meist nicht zu erkennen. In der Rubrik "Potsdam und seine historische Mitte" hat das eh' nichts zu suchen.
    Hinzu kommt die schwere Lesbarkeit der Beiträge durch die durchgehende Rechtschreibung nach Gehör oder Füllstand der Sternburg-Flasche neben dem Rechner. Gemischt werden die Statements in der Regel mit intellektuell klingenden Fremdwörtern bei gleichzeitig wirkungsaufhebender Nutzung von Kraftausdrücken.
    Wer sich also mit solchem Quatsch wie dem Vorwurf von "Stadtbildfaschisten" rumschlagen will - bitte. Ich rate ab - völlig sinnlos.

  • ^
    Das Thema wurde von jemand anderen eingebracht und Ich habe es extra in kurzen prägnanten Sätzen geschrieben. Keine Ahnung was am Simplen vergleich zweier Berufe und deren Deutung, so schwierig ist. Aber nachdem ich einen eurer Vorsitzenden (oder was der auch immer darstellen sollte) in Dresden erleben durfte, wundert es mich nicht wenn eine gewisse Begriffsstutzigkeit vorherrschen sollte. Daher finde ich den Duperlativ "Stadtbildfaschist" gar nicht mehr so übertrieben, nachdem ich den wirren Entgleisungen, inklusive des Anbrüllens eines Alten Herrns: "DAS ER GANZ VIELE MITGLIEDER VON SEINEM VEREIN KENNE, DIE IM STUDIUM ZUM BAUHAUS GEDRÄNGT WURDER ODER SCHLECHTE NOTEN BEKAMEN!!!!" zeuge wurde. Auch war er immer so bemüht, nicht gestellte Fragen gleich zu beantworten in seinen Ausführungen unter ständigen Zitieren von ominösen Quellen.


    Zitat

    Wäre dann also an der Zeit, sich ehrlich zu machen und die Berufsbezeichnung "Architekt" zu streichen. Auch sollte dann keiner mehr behaupten (gerade BDA & Co.), das alles wäre noch "Architektur".

    Architekt heißt im Originalzusammenhang soviel wie Herrscher über die Zimmermänner. Es war also schon immer ein Organisatorischer Beruf. Die meisten Bauaufgaben wurden auch eher von Handwerkern erledigt. Erst in der Neuzeit wurde die Architektur als Kunstform eingegrenzt, nur um mit zunehmender Verteilung der Ressourcen und der verbürgerlichung der Bauaufgaben, eben auch wieder vom Thron gestoßen zu werden. So ist unsere jetzige Auffassung von Architektur wieder am Ursprung angelangt mit der Besonderheit, das der Bauingenieur als gesonderter Techniker entgrenzt wurde, statt wieder mit dem "Architekten" zu verschmelzen. Aber das ist ja mit zunehmender Computerisierung auch wieder irgendwann negiert. Es ging mir ja auch vor allem um das ständige Architektenbashing was an der Realität vorbeigeht. Ich arbeite z.b. in einem 45 Mann Büro, davon ist der überwiegende Teil in der Leistungsphase 5 - Ausführung - beschäftigt, viele in meinem aktuellen Projektteam haben seit dem Studium nichts anderes gemacht. Es ist halt wie in jedem anderen Beruf. Auch das Entwerfen ist so eine Sache, wie angedeutet werden die Details im Laufe des Projekts immer mehr verbilligt.Da man Wettbewerbe zur Akquise gewinnen muss, ist man einem allgemeinen Standard ausgesetzt. Das heißt was ist gerade "In". Dabei geht es nicht um einen Stil sondern um Preislich abgegrenzte Referenzen, also welche Projekte wurden im Budget X bereits realisiert. Daran orientieren sich dann Bauherrn, wenn diese sich auch am ehesten für den Fertigstellungstermin interessieren. Das ist die traurige Realität und da Architekturbüros sich nun mal vermarkten müssen, da sie halt auch wie jeder andere Berufszweig etwas erwirtschaften müssen, machen Sie gute Miene zum Bösen Spiel. Den keiner sägt an seinem Ast und lästert hinterher in der Fachöffentlichkeit über sein Projekt. Aber wie gesagt das beschreibt nur Architekten, welche am Gesamtbauvolumen nur um die 20% haben. Den Rest produzieren Bauingenieure, die keiner für ihren Beruf scheltet. Und das sind im Alltag betrachtet die wahren Halsabschneider ...

  • hm, ich dachte Architekt heißt Baumeister, oder Bogenbauer,

    von lateinisch arcum - Bogen und tectus- befestigt!

    Bin kein Lateiner, aber soviel blieb mir in Erinnerung. Lateiner bitte korrigieren, falls nötig!? :lehrer:

  • Und viele moderne Bauten sind durchaus mit einem künstlerischen Anspruch entworfen worden, allerdings meistens um eine abgehobene Architektenszene zu beeindrucken und nicht den durchschnittlichen Passanten.


    Das ist so ähnlich wie bei der "Neuen Musik", die auch in erster Linie dazu da ist, damit sich ihre elitären Hörer an der eigenen "Gebildetheit" ergötzen können.

    Einmal editiert, zuletzt von Klinker (6. November 2017 um 11:07)

  • @Schortschibär: dann würde der Architekt Arkitekt heißen (und "Bogenbedecker" bedeuten). Nein, das ist mit 100% Sicherheit kein Latein (Latein kennt kein ch), das ist Griechisch. Archi~ von archein, ein Wort, das auch im "Erzbischof" und "Erzengel" (archbishop, archangel, hat nichts mit Metallerzen zu tun) vorkommt. Leider habe ich kein Griechisch gelernt, kann die Wortbestandteile deswegen nicht sicher herleiten. "Archein" ist vermutlich sowas Richtung "leiten", bei "tekt" muß ich völlig passen. (Wobei, "Tektonik" ist sowas wie "räumlicher Aufbau", ~tekt wird dann Ähnliches sein). -> der Architekt ist also schätzungsweise "der Leiter des räumlichen Aufbaus".
    (Kaum jemand weiß, daß "Klinik" ein griechisches Wort ist, und sich von "kline"=Liege, Bett ableitet: "der Ort, wo die Betten sind" bzw. "Bettenhaus".)

    4 Mal editiert, zuletzt von Loggia (6. November 2017 um 11:24)

  • Die Etymologie des Begriffes "Architekt" ist eine interessantes Thema - jedoch ohne besonderen Bezug zur Potsdamer Mitte. Und was "einer eurer Vorsitzenden" hier gesagt hat ebenso - in diesem Forum sind nicht alle Mitglied im Stadtbild e.V. und nicht alle Mitglieder verantwortlich für das, was "ihre" Vorsitzenden sagen. Wir informieren und diskutieren hier über Architektur zu verschiedenen Orten und Projekten.

    Die allgemeine Kritik am Beruf und an der Ausbildung von Architekten gehört in "Allgemeines" - bitte dorthin verschieben.

  • Ja, "Allgemeines" wär passender. Kann von mir aus ruhig verschoben werden, dann kann man auch noch ein bißchen so allgemein beim Thema bleiben. Mit Potsdam hat es wirklich nichts zu tun.