Potsdams historische Mitte - Allgemeines und Stadtpolitik

  • Als Ergänzung: Den Artikel "Interview von Saskia Hüneke im Spiegel-online" hatten wir hier schon mal diskutiert. Die ärgern sich bestimmt schon seit Ende Juni.

    Nun die Fotos, die mir dankenswerterweise überlassen wurden:

    Die Sicht aus der Bibliothek.

    Wie man sieht, wird der FH-Bau von allen Seiten bedroht. Da muss man doch was tun.

    Quelle: hm, 18.07.2017

  • Hmmmh... für die Berliner Mauer gab es doch am 9. November '89 auch noch keine Abrissgenehmigung... Trotzdem sind da welche mit ' nem Hammer...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • In Wirklichkeit hat der Abriss doch schon begonnen - hier am ehemaligen Übergang zur Bibliothek:


    :thumbup:

    Foto von mir vom 24.6.2017

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Nachdem bekannt geworden ist das die Fachhochschule (FH) mit Asbest belastet ist und man eine erneute Besetzung des Gebäudes vermeiden möchte, ist das Gebäude jetzt mit einem Bauzaun gesichert. Abrissgegner fordern inzwischen Einsicht in Akten über die Belastung des DDR-Gebäudes mit Schadstoffen.

    http://www.pnn.de/potsdam/1201546/
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 19.07.2017)

  • Langsam wird es wirklich lächerlich: es ist doch seit 10 Jahren bekannt, dass in den Sandwichdecken der FH Asbestplatten verbaut sind. Das hat sogar zigmal in den Medien gestanden. Da gibt es doch nichts "offenzulegen" sondern damit muss jeder umgehen, beim einem Abbruch wie bei einem Umbau.Sobald man an die Deckenrangeht, muss man Schutzkleidung tragen.

    Ebenso bizarr ist es, dass der OB zu Besetzung erklärt er habe sich so etwas "schon gedacht" und andererseits ein Abbruch u.a. wegen Ausschreibungsfristen für die Aufträge nicht vor November erfolgen kann. Wenn er sich das "gedacht" hat hätte er doch schon viel früher ausschreiben können - es gab doch in den letzten 12 Monaten keinen Wissenszuwachs bei den Grundlagen einer solchen Ausschreibung.

    Parallel erzählen die Stehenbleiber wieder Geschichten aus 1001 Nacht. Der Protagonist der Wählergruppierung "Die Anderen" (für die auch André Tomczak Politik macht), Lutz Böde, fabuliert etwas von unter 1.700 Euro, für die man die FH umbauen könne. Das sei an einem Neubau in Babelsberg, dem Projekthaus, bewiesen worden. Dass eine bautechnische, energetische und Schadstoff-Sanierung eines 70er-Jahre Betonbaus etwas anderes ist unterschlägt er geflissentlich.

    Es geht den Stehenbleibern durch die täglich neuen Meldungen ausschliesslich darum den Eindruck zu erwecken, das Schicksal des Bau sei noch immer eine knappe Sache, obwohl es das in Potsdam zu keinem Zeitpunkt war. Die Stadtveordneten haben zu rund 90 % (inkl. Linken) für den Abbruch gestimmt. Alternativen hatten nie den Hauch einer Chance.

    Dies liegt im übrigen zuvördert daran, dass auf dem Areal der FH und der ehem. Friedrich-Ebert-Straße statt der 12.500 qm BGF künftig fast 30.000 qm BGF entstehen, was neben den städtebaulichen Fragen und den tourismuswirtschaftlichen Vorteilen einer Neubebauung die Maßnahme auch wirtschaftlich interessant macht.

  • Dann ist eine Scheibe kaputt, es liegt ein Stein in der FH und die Person erhält Erwähnung in der Lokalpresse... und nen Bußgeld. huh:)

    Spaß beiseite. Es ist ja nur noch eine Frage der Zeit bis die FH fällt. Interessant werden jetzt die Entwürfe für die Objekte welche keine Leitbauten/ -fassade sind/haben.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Exakt. Leitbauten gibt es bei den 32 Parzellen nicht, nur drei Leitfassaden. Was oder wen diese anleiten sollen bleibt im Dunklen.

    Wenigstens sollen - nach Forderungen der Bürgerini Mitteschön - die Entwürfe vor Zuschlag öffentlich ausgestellt werden.

  • Konstantin,ich rechne die Aktivitäten von Mitteschön in Potsdam hoch an.Aber was die Umsetzung historischer Fassadenrekos von "Bürgerhäuser"betrifft hat die Gesellschaft Historischer Neumarkt in DD deutlich mehr erreicht .Was nicht immer einfach war,wenn man bedenkt das die DD Stadtpolitik sich mit der Rekonstruktion von Fassaden bisher ziemlich schwer tat.Es sollten Ursprünglich nur eine Handvoll Rekos am Neumarkt entstehen.Aus diesem Grund gründete sich dann diese Gesellschaft HNm1999.Die Potsdamer Stadtväter hingegen,sind ja wenigsten für eine historische Wiederannäherung des Stadgrundrisses,aber was die Fassaden des Neuen Quartiers FH betrifft ist man an weiteren Rekos bis auf die Leitfassaden anscheinend leider nicht sonderlich interessiert.Man wünscht ja sogar nur moderne Fassaden.Bei der Fülle an modernen Fassaden werden leider dann die paar Leitfassaden(Eckbauten)etwas optisch untergehen.Der für mich ausgewogene Mix aus Alt und Neu am Neumarkt in DD ist die bessere Variante.Hingegen dann in Potsdam den aktuellen Planungen nach,ein zu starkes Ungleichgewicht(viel zuviel Modern)bei den Fassaden dann herrschen wird.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten hat sich am 25.07.2017 mit dem Abriss der Fachhochschule (FH) in einem Artikel beschäftigt. Die Initiative „Bitte stehen lassen“ verweist auf ihrer Internetseite auf die Rote Hilfe - eine Gruppe, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Laut der Behörde hat die Rote Hilfe zur Professionalisierung der gewaltbereiten autonomen Szene beigetragen. Auch der Bundestagsabgeordnete Norbert Müller (die Linke) ist dort Mitglied, dieser hatte ja auch die Besetzung der Fachhochschule verteidigt.

    http://www.pnn.de/potsdam/1203080/

  • Die Initiative „Bitte stehen lassen“ verweist auf ihrer Internetseite auf die Rote Hilfe - eine Gruppe, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Laut der Behörde hat die Rote Hilfe zur Professionalisierung der gewaltbereiten autonomen Szene beigetragen.

    Das passt alles ins Bild, die Grenzen zwischen den "Anderen" und Krawallmachern / Schwarzen Blöcken sind fließend. Durchgreifen! :aufdenkopf:

  • Man kommt mit diesen vielen Potsdamer Initiativen schon ganz durcheinander. :wie:
    "Potsdamer Mitte neu denken","Bitte stehen lassen","Potsdam ohne GK","Stadtmitte für alle",Wir entscheiden mit",....
    Warum so Irreführend?
    Am einfachsten wäre mit ihrem richtigen Namen aufzutreten,nämlich die Wählergruppe,"Die Andere" um A.Tomszak L.Boede und Co,die hinter all diesen Initiativnamen steckt.
    Auf ihrer Homepage brüsten sich diese Leute immer noch ständig mit ihren 15000 Unterschriften ihres glücklicherweise nicht Gerichtlich anerkannten.selbstinitierten"Bürgerbegehren".

  • Die FH sollte meiner Meinung nach so schnell wie möglich abgerissen werden.So lange sie steht werden die Neudenker für weitere Unruhe in der Stadt sorgen.Womöglich wird sie noch von der linken Szene zu einem Symbol ,nämlich zur"Kahlschlagpolitik"(von der Gegnerschaft gern benutztes Wort)der Stadtverantwortlichen von DDR Bauten stilisiert.-Und im schlimmsten Fall ,das es diesen Neudenkern mit der Zeit gelingen könnte,die Stimmung in der Stadt tatsächlich pro Erhalt von DDR Bauten zu lenken.Durch dieses bewusst ständige Getöse pro FH werden bald genug Potsdamer beinflusst sein und in das selbe Horn wie diese Neudenker dann blasen.Ich denke,das könnte dann die aktuelle Stadtplanung stark belasten.
    "Wer am lautesten schreit,hat in den Augen der Bürgermasse meistens Recht!"aber dieses Denken ist gefährlich.
    Es war doch von Anfang an klar,das man niemals einen Konsens mit diesen Leuten um A. Tomszak zur Stadtmitte finden kann.Dafür liegen die Sichtweisen beider Seiten zur Stadtgestaltung einfach Meilenweit auseinander.Und man darf nicht vergessen ,bei der Gegnerschaft handelt es sich überwiegend um linke Zeitgenossen die sowiso so ihre grundsätzlich eigene Weltanschauung zu allem haben,die wie man sie jetzt bei der FH sieht,sie auch erzwingen wollen.

  • Sicht des Burgstraßenviertels von 1956:


    Rechts unten der Blücherplatz, rechts hinten der Turm der Heiliggeistkirche. Heute steht hier das Plattenbauviertel der nördl. Innnestadt.

    Un wenige Jahre später (1964) waren dann schon die drei Riegelbauten entlang der ehem. Burgstraße, beginnend ab Blücherplatz hochgezogen und hineingeprügelt, welche heute dort noch stehen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sehr interessante Bilder Vulgow.Gerade der vor und nachhervergleich.Auffällig,wie viele alte Häuser noch 1964 am Kanal stehen.Hier sieht man ganz deutlich wie ein ganzes innerstätisches Altbauqartier völlig ausgelöscht wurde.Wenn auch beschädigt.
    Es sind zwar sehr viele moderne Wohnungen direkt hinter dem Alten Rathaus entstanden aber städtisches Leben kommt dort bis heute nicht auf.
    Vulgow,ich würde es ganz gut finden wenn wir mal eine Weile unter der Rubrik"Potsdam und seine historische Mitte" beim aktuellenThema FH bleiben würden(Meister Lampe weist ja nun schon auf die Zeitungsmeldungen hin).Zur FH gibt es ja eine Meldung nach der anderen.Und sicher genug interessante Meinungen dazu.Ein stärkereren Meinungsaustausch vermisse ich hier im Forum etwas .Ein Diskussionsforum ist nicht dazu da nur die eigenen Kommentare abzuliefern ohne Rückmeldung. Man kann ja wenigstens mit einem Satz auf den Vorkommentator eingehen,als völlig abrupt das Thema zu wechseln.
    Ist kein Vorwurf nur eine Feststellung von mir.

  • Wenn man sich die Bilder aus dem Beitrag 2039 so anschaut, hat man zum damaligen Zeitpunkt nicht wirklich versucht das übriggebliebene Altstadtquartier in das neue Quartier zu integrieren. Ganz im Gegenteil, man hat die Verbindungsstraße zur Heilig- Geist- Kirche gekappt, die Häuser abgerissen und eine Grünfläche angelegt. Somit war der Blücherplatz Geschichte, genauso wie später die Reste der Heilig- Geist- Kirche.

  • Richtig, sehr begrüßenswert. Zwar kann ich das Bedürfnis verstehen, sich mal den Zorn von der Seele zu schreiben, dieses therapeutische Beitragsverfassen hilft nur nicht weiter und informiert niemanden. Wir werden bis zum November noch viele Aktionen der Stehenbleiber erleben und es steht kaum zu vermuten, dass die Stadtverwaltung in der Sache deutlich dynamischer werden wird. Ich weiss allerdings, dass ich mitunter auch nicht frei von diesem Bedürfnis bin.

    Zu den Bilder ist dies pars pro toto zu verstehen. Die meisten Menschen meinen, dass die alte Stadt 1945 in Schutt und Asche viel und hernach die Moderne begann. Das ist eben falsch: die historische Stadt hat, in vielen Bereichen und gerade im ältestens Teil Potsdams durchaus überlebt. Die Neubebauung rund um die Heilig-Geist-Straße der endenden 50er-Jahre orientierte sich noch am historischen Stadtgrundriß. Erst in der zweiten Hälfte der 60er kam die Radikalmoderne mit ihren Flächenabrissen und dem Großsiedlungsbau. Das waren innerhalb der Geschichte nur maximal 20 Jahre - eine Marginalie der Architekturgeschichte.

    Ich glaube, dass das "Zentrum Süd" zwischen Heilig-Geist-Straße und Altem Markt bald in den Focus rücken wird, da es hier bis zur Straße Am Kanal die meisten Nachverdichtungspotenziale gibt. Einige Projekte sind ja schon auf dem Weg: das Hotel Am Kanal Ecke Französische Straße, eine Bebauung der Grünfläche an der ehem. Berliner Brücke, Nachverdicktung des Gewoba-Blockes an der Ecke Burgstraße (das Grundstück mit den Fischen im Zaun). Auch wird man nach dem Alten Markt schnell merken, dass der Blücherplatz so als schmuddeliger Hinterhof so nicht bleiben kann. Hier stellen sich die Fragen nach dem Palast Burlington, dem Salzhaus usw.

    Hier ein Beispiel aus der Burgstraße von 1967 in zwei Richtungen...